GANZ DRINGEND: Kein Freihandel mit Palmöl!
Die Schweiz verhandelt mit Indonesien und Malaysia über Freihandelsabkommen. Palmöl spielt dabei eine wichtige Rolle. Die beiden südostasiatischen Länder sind weltweit die größten Exporteure des tropischen Pflanzenöls – und die größten Regenwaldabholzer. Am 25. September 2018 entscheidet der Ständerat über den Freihandel mit Palmöl.
News und Updates AppellAn: Schweizer Bundesrat und Parlament
„Keine Freihandelsabkommen mit Indonesien und Malaysia. Die Schweiz braucht kein Palmöl und Tropenholz aus Regenwaldzerstörung.“
Die Palmölindustrie und ihre Kunden wollen den Schweizer Markt mit dem billigen Palmöl überfluten – auf Kosten des heimischen Rapsanbaus und der Regenwälder Südostasiens. Allein der Schweizer Nestle-Konzern verbraucht weltweit 445.000 Tonnen Palmöl pro Jahr für Marken wie KitKat, Maggi, Wagner und Yes.
Indonesien und Malaysia sind mit großem Abstand die Hauptproduzenten von Palmöl. 85 Prozent des rund um den Globus gehandelten Palmöls stammt von dort – insgesamt 55 Millionen Tonnen Palmöl pro Jahr. Schon jetzt sprießen Ölpalmen in Indonesien und Malaysia auf einer Fläche fast fünfmal so groß wie die Schweiz. Und bis 2025 soll sich laut dem indonesischen Landwirtschaftsministerium die Fläche auf 26 Mio. Hektar verdoppeln.
Um Platz für immer neue Ölpalmplantagen zu schaffen, werden die Regenwälder abgeholzt und die Einwohner vertrieben. Jedes Jahr stehen in Indonesien Tausende Hektar Regenwald in Flammen. Die Menschen ersticken im dichten Qualm, der ganze Regionen bedeckt.
Die Schweizer Entwicklungsorganisationen Alliancesud, Bruno Manser Fonds, PublicEye und die Bauerngewerkschaft Uniterre kritisieren den Freihandel mit Palmöl. Auch die Schweizer Politiker sind sich der Probleme bewusst: Bei den Verhandlungen sei Palmöl der sensibelste Verhandlungspunkt, antwortet der Bundesrat auf die Anfrage von Mitgliedern des Schweizer Bundesparlaments.
Der Schweizer Nationalrat hat sich für einen Ausschluss von Palmöl aus den Freihandelsabkommen ausgesprochen, doch die außenpolitische Kommission des Ständerates lehnt das ab. Am 25. September 2018 entscheidet der Ständerat. Dann geht der Kampf gegen Palmöl-Freihandelsabkommen in seine voraussichtlich letzte und entscheidende Runde.
Bitte erteilen sie dem Freihandel mit Palmöl, der Regenwaldabholzung und dem Landraub für Ölpalmplantagen eine Absage.
HintergründeWeitere Informationen:
- PublicEye, 29.8.2018, Freihandel mit Malaysia und Indonesien: Neues Dossier zur Palmölfrage: https://www.publiceye.ch/de/news/freihandel_mit_malaysia_und_indonesien_neues_dossier_begruendet_forderung_nach_ausschluss_von_palmoel/
- Alliancesud, 27.8.2018, Kein Freihandel für Palmöl!: http://www.alliancesud.ch/de/politik/handel-und-investitionen/freihandelspolitik/kein-freihandel-fuer-palmoel
- Bruno Manser Fonds, 5.9.2018, Fauler Kompromiss im Ständerat: Palmöl-Koalition reagiert mit Petition http://www.bmf.ch/de/news/fauler-kompromiss-der-staenderatskommission-palmoel-koalition-reagiert-mit-petition
- Schweizer Bundesversammlung, Mitteilung vom 3.9.2018: https://www.parlament.ch/press-releases/Pages/2018/mm-apk-s-2018-09-03.aspx
- Schweizer Nationalrat, Meldung vom 28.2.2018: https://www.parlament.ch/de/services/news/Seiten/2018/20180228174712079194158159041_bsd192.aspx
- ZDF-Beitrag, mit Einschätzung von "Rettet den Regenwald": Überall ist Palmöl
Ölpalmanbau in Indoneisen und Malaysia
Schon jetzt sprießen Ölpalmen in Indonesien auf 14 Millionen Hektar und in Malaysia auf 5 Mio. Hektar. Bis 2025 soll sich laut dem indonesischen Landwirtschaftsministerium die Fläche auf 26 Mio. Hektar verdoppeln. 55 Millionen Tonnen Palmöl produzieren beide Länder derzeit pro Jahr. Der Wert der Palmölexporte Indonesiens liegt bei umgerechnet etwa 16 Milliarden Euro, Malaysia kommt auf ca. 13 Milliarden Euro.
Die Palmöl-Importe der Schweiz haben sich zwischen 1998 und 2008 verdreifacht und erreichen inzwischen über 60.000 Tonnen, gibt der Schweizerische Getreideproduzentenverband an. Der Palmölkonsum einiger Schweizer Unternehmen ist noch wesentlich höher. Allein der Nestle-Konzern verbraucht weltweit 445.000 Tonnen Palmöl pro Jahr.
Palmöllabel RSPO ist Etikettenschwindel
Das Palmöllabel Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO) wurde von Firmen wie der Schweizer Supermarktkette Migros, dem Unilever-Konzern und der Schweizer Umweltorganisation WWF entwickelt. Seit Gründung des RSPO-Labelsim Jahr 2008 haben die Regenwaldrodung für Ölpalmplantagen und Landkonflikte mit der lokalen Bevölkerung weiter zugenommen.
Wälder von angeblich schlechter Qualität dürfen beispielsweise mit dem Segen des Siegels abgeholzt und in Ölpalmmonokulturen umgewandelt werden. Nur sogenannte Gebiete mit hohem Schutzwert (High Conservation Value Areas - HCVA) sind geschützt. Darüber, was schützenswerte Regenwälder sind oder nicht, entscheiden im Rahmen der Zertifizerung von den Palmölfirmen bezahlte Consultingunternehmen. 256 Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen aus aller Welt lehnen RSPO als Etikettenschwindel und Greenwashingh ab.
Unilever ist mit einem Jahresverbrauch von 1,5 Millionen Tonnen der weltweit größte Verbraucher des tropischen Pflanzenöls. Der WWF finanziert sich neben privaten Spenden und öffentlichen Geldern aus Unternehmenskooperationen. Die Organisation hat eine ganze Reihe von Industriesiegeln geschaffen, darunter für Gensoja (Roundtable for Resposbale Soy), Genbaumwolle (Better Cotton Initiative), Fischfang (Marine Stewardship Council) und Aquakulturen (Aquaculture Stewardship Council). Die Label bieten den Firmen ein Schutzschild, mit dem sie ihren schädlichen Aktivitäten einen grünen Anstrich verpassen und die Kritik von Umweltorganisationen abwehren.
An: Schweizer Bundesrat und Parlament
Sehr geehrte Damen und Herren Politiker,
bitte beenden Sie die Verhandlungen mit Indonesien und Malaysia über Palmöl-Freihandelsabkommen.
Die in den Ländern hergestellten Produkte sind vielfach mit gravierender Umweltzerstörung und schweren Menschenrechtsverletzungen verbunden. Besonders die Palmölindustrie zerstört die Regenwälder zur Anlage immer neuer Plantagen. Auch die Menschen werden dafür von ihrem Land vertrieben und ihrer Lebensgrundlagen beraubt.
Die von Ihnen gegenüber dem Schweizer Parlament am 28. Aug. 2015 angegebenen Maßnahmen wie die Umsetzung des Aktionsplans Grüne Wirtschaft, freiwillige Zielvereinbarungen und die Steigerung der Nachfrage nach Palmöl, das gemäß den Kriterien des Runden Tisches für nachhaltiges Palmöl (RSPO) angebaut wird, können die gravierenden Probleme nicht verhindern oder beheben.
Das Palmöllabel RSPO ist ein Etikettenschwindel. Seit seiner Gründung im Jahr 2004 haben sich die durch die Palmölindustrie verursachten Probleme dramatisch verschärft und die Regenwaldrodung hat weiter zugenommen.
Kein Palmöl-Freihandelsabkommen mit Indonesien und Malaysia.
Mit freundlichem Gruß
Die Ausgangslage – Regenwald im Tank und auf dem Teller
Mit 66 Millionen Tonnen pro Jahr ist Palmöl das meist produzierte Pflanzenöl. Inzwischen dehnen sich die Palmölplantagen weltweit auf mehr als 27 Millionen Hektar Land aus. Auf einer Fläche so groß wie Neuseeland mussten die Regenwälder, Mensch und Tier bereits den „grünen Wüsten“ weichen.
Der niedrige Weltmarktpreis und die von der Industrie geschätzten Verarbeitungseigenschaften haben dazu geführt, dass Palmöl inzwischen in jedem zweiten Supermarktprodukt steckt. Neben Fertigpizza, Keksen und Margarine begegnet uns Palmöl auch in Körpercremes, Seifen, Schminke, Kerzen und Waschmitteln.
Was kaum einer weiß: Mittlerweile gehen in der EU 61 % des Palmöls in die Energieerzeugung: 51 % (4,3 Millionen Tonnen) für die Produktion von Biodiesel sowie 10 % (0,8 Millionen Tonnen) in Kraftwerke für die Strom- und Wärmeerzeugung.
Deutschland importiert 1,4 Millionen Tonnen Palmöl und Palmkernöl: 44% der Palmölimporte (618.749 t) wurden für energetische Zwecke eingesetzt, davon 445.319 t (72 %) Palmöl für die Produktion von Biodiesel sowie 173.430 t (28 %) für die Strom- und Wärmeerzeugung.
Die fehlgeleitete erneuerbare Energien Politik von Deutschland und der EU ist damit eine wichtige Ursache der Regenwaldabholzung. Die 2009 von der EU beschlossene Erneuerbare Energien Richtlinie schreibt die Beimischungspflicht von Agrosprit in Benzin und Diesel vor.
Immer wieder forderten Umweltschützer, Menschenrechtler, Wissenschaftler und zuletzt auch die EU-Parlamentarier, Palmöl für Biosprit und Kraftwerke ab 2021 auszuschließen – vergeblich. Am 14. Juni 2018 haben die EU-Mitgliedsländer beschlossen, das tropische Pflanzenöl als „Bioenergie“ weiterhin bis 2030 zuzulassen.
Die Alternativen: Bitte lesen Sie die Inhaltsangaben auf den Verpackungen und lassen Sie palmölhaltige Produkte im Laden stehen. An der Zapfsäule haben Sie keine Wahlmöglichkeit, hier sind das Fahrrad und der öffentliche Transport die Lösung.
Die Auswirkungen – Waldverlust, Artentod, Vertreibung, Erderwärmung
Ölpalmen gedeihen nur in den feucht-warmen Tropen nahe den Äquator. In Südostasien, Lateinamerika und Afrika werden Tag um Tag riesige Regenwaldflächen gerodet und abgebrannt, um Platz für die Plantagen zu schaffen. Der in der Urwaldvegetation und den Böden gespeicherte Kohlenstoff wird dabei freigesetzt. Riesige Mengen klimaschädlicher Gase in die Atmosphäre. CO2- und Methanemissionen sorgen dafür, dass der aus Palmöl produzierte Biosprit drei mal so klimaschädlich ist wie Treibstoff aus Erdöl.
Doch nicht nur das Klima leidet: Mit den Bäumen verschwinden seltene Tierarten wie Orang-Utan, Borneo-Zwergelefant und Sumatra-Tiger. Kleinbauern und Indigene, die den Wald über Generationen bewohnen und beschützen, werden oft brutal von ihrem Land vertrieben. In Indonesien stehen mehr als 700 Landkonflikte in Zusammenhang mit der Palmölindustrie. Auch auf sogenannten „nachhaltig bewirtschafteten“ oder „Bio“-Plantagen kommt es immer wieder zu Menschenrechtsverletzungen.
Wir Verbraucher bekommen von all dem wenig mit. Unser täglicher Palmölkonsum hat jedoch auch für uns persönlich direkte negative Auswirkungen: In raffiniertem Palmöl sind große Mengen gesundheitsschädlicher Fettsäureester enthalten, die das Erbgut schädigen und Krebs verursachen können.
Die Lösung – Tank-und-Teller-Revolution
Nur noch 70.000 Orang-Utans streifen durch die Wälder Südostasiens. Die EU-Biospritpolitik bringt die Menschenaffen immer weiter an den Rand des Aussterbens. Um unseren baumbewohnenden Verwandten zu helfen, müssen wir den Druck auf die Politik erhöhen. Doch auch im Alltag lässt sich viel bewegen.
Diese einfachen Tipps helfen, Palmöl zu erkennen, zu meiden und zu bekämpfen:
- Selbst kochen, selbst entscheiden: Mandel-Kokos-Birnen-Kekse? Kartoffel-Rosmarin-Pizza? Frische Zutaten, gemixt mit ein bisschen Fantasie, stellen jedes (palmölhaltige) Fertigprodukt in den Schatten. Zum Kochen und Backen eignen sich europäische Öle aus Sonnenblumen, Oliven, Raps oder Leinsamen.
- Kleingedrucktes lesen: Auf Lebensmittelpackungen muss seit Dezember 2014 angegeben werden, wenn ein Produkt Palmöl enthält. In Kosmetik-, Putz- und Waschmitteln versteckt sich der Regenwaldfresser hingegen hinter einer Vielzahl chemischer Fachbegriffe. Per Internetrecherche lassen sich leicht palmölfreie Alternativen finden.
- Der Kunde ist König: Welche palmölfreien Produkte bieten Sie an? Wieso verwenden Sie keine heimischen Öle? Nachfragen beim Verkaufspersonal und Briefe an die Produkthersteller lassen Firmen um die Akzeptanz ihrer Produkte bangen. Der öffentliche Druck und das gestiegene Problembewusstsein haben schon einige Produzenten zum Verzicht auf Palmöl bewegt.
- Petitionen und Politikerbefragungen: Online-Protestaktionen üben Druck auf die Politiker aus, die für Biosprit und Palmölimporte verantwortlich sind. Haben Sie bereits alle Petitionen von Rettet den Regenwald unterschrieben? Auf abgeordnetenwatch.de kann jeder die Bundestagsabgeordneten mit den Folgen der Biospritpolitik konfrontieren.
- Laut werden: Demonstrationen und kreative Straßenaktionen machen den Protest für Menschen und Medien sichtbar. Dadurch wird der Druck auf die politischen Entscheidungsträger noch größer.
- Öffentlich statt Auto: Wenn möglich zu Fuß gehen, mit dem Fahrrad fahren oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen.
- Wissen und Wissen weitergeben: Wirtschaft, Handel und Politik wollen uns glauben machen, Biosprit sei klimafreundlich und Palmölplantagen könnten nachhaltig sein. Regenwald.org informiert über die Folgen des Palmölanbaus. Der kostenlose Regenwald Report kann an Freunde weitergegeben oder in Schulen, Arztpraxen und Bioläden ausgelegt werden.
Die Reportage Asimetris
Die Reportage Asimetris zeigt, warum die Menschen zu den Verlierern des Palmölbooms gehören. Sie können den Film in unserem Shop kaufen.
Freihandelsabkommen Schweiz-Indonesien: Palmöl bleibt drin!
Bis 2020 wird das Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und Indonesien ratifiziert. Der Umweltschutz hat gegen Wirtschaftsinteressen und Liberalisierung der Märkte verloren.
Freihandelsabkommen und der Boom von Palmöl
Die Schweiz verhandelt mit Malaysia und Indonesien über ein Freihandelsabkommen, bei dem es auch um Palmöl geht. Unsere Petition dagegen war für Radio Dreyeckland der Anlass, mit uns über die verheerenden Folgen von Palmölplantagen zu sprechen.