Gitarrenholz aus Madagaskar: Gibson zahlt Geldbuße
07.08.2012
Teilerfolg im Fall Gibson: Der US-amerikanische Nobelgitarrenhersteller hat sich mit der Justiz auf die Zahlung einer Geldbuße von 300.000 Dollar geeinigt. Weitere 50.000 Dollar soll Gibson an eine Umweltorganisation überweisen. Das von den Behörden beschlagnahmte Palisanderholz wird von der Regierung konfisziert.
Mit der Zahlung endet ein dreijähriger Rechtsstreit, den der Gitarrenbauer zu einer einzigartigen Medienkampagne gegen angebliche Behördenwillkür ausgeweitet hatte. Gibson-Chef Henry Juszkiewicz wetterte monatelang lautstark in Zeitungen, Radio und Fernsehkanälen des Landes gegen die Untersuchungen der Behörden und hatte dafür sogar die erzkonservative Tea-Party-Bewegung eingespannt.
Der sogenannte Lacey Act, ein Bundesgesetz, das den Handel und Import von Wildtieren und Hölzern aus illegalen Quellen in den USA unter Strafe stellt, war dem Konzernchef ein Dorn im Auge. Das Gesetz gefährde amerikanische Arbeitsplätze und freien Handel, so die Argumente. Mit seiner Kampagne wollte Gibson nicht nur das laufende Verfahren beeinflussen, sondern sogar das Gesetz kippen, also die Grundlage der Ermittlungen. Das ist nun misslungen.
Die Menschenrechtsorganisationen Environmental Investigation Agengy (EIA) und Global Witness haben im Auftrag der madagassischen Nationalparkverwaltung und mit Finanzierung der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) den Einschlag der Edelhölzer im Regenwald der Insel untersucht. Der Tropenholzeinschlag und die undurchsichtigen Lieferbeziehungen sind in der umfangreichen Studie zum internationalen Handel mit Eben- und Palisanderholz zusammengefasst.
Die Spur liess sich zu einer Mafia skrupelloser Tropenholzhändler, darunter die Société Thunam Roger und das Hamburger Holzhandelshaus Theodor Nagel bis zu Gibson in die USA zurückverfolgen. Diese holzen seit Jahren die Tropenwälder und Nationalparks der Insel gesetzwidrig ab, um mit den seltenen Edelhölzern Kasse zu machen. Hunderte von Containern stapeln sich in Lagerhallen und Häfen, gefüllt mit vom Aussterben bedrohtem Eben- und Palisanderholz für den Export. Die Firma Nagel befindet sich mittlerweile im Konkursverfahren.
Für Umweltschützer und Menschenrechtler ist und bleibt der Gitarrenbauer ein unverantwortlicher Abholzer. Mit jedem Gitarrenakkord kreischen auch die Motorsägen im Regenwald mit. Die meisten Musiker möchten sicher keine Gitarre mit einem Edelholz-Griffbrett aus Regenwaldplünderung haben. 35.000 Menschen aus aller Welt haben an der Protestaktion „Gitarrenhersteller Gibson will Naturschutzgesetz kippen" von Rettet den Regenwald teilgenommen.
Weitere Informationen: Gibson-Gitaren: Illegales Tropenholz für Nobelgitarren?