Costa Rica: Staudamm bedroht Regenwald und seine Bewohner
Costa Rica plant den größten Staudamm Zentralamerikas. Für das El Diquis Projekt müssen knapp 7000 Hektar Land überflutet werden. Ein Drittel dieser Fläche ist unberührter Regenwald, der vom Volk der Teribe bewohnt und bewirtschaftet wird. Ihr Reservat soll nun im Stausee versinken. Helfen Sie mit, den Regenwald als unberührten Lebensraum für die Teribe zu retten.
AppellSeit Jahren schon wehren sich die indigenen Gruppen gegen den geplanten Staudamm im bewaldeten Térraba-Tal im Süden Costa Ricas. Er war 2006 über ihre Köpfe hinweg entschieden worden.
Das El Diquis Wasserkraftwerk soll 680 Megawatt Strom produzieren, wovon 90 Prozent für den Export bestimmt sind. Für den Stausee würden mehr als 2200 Hektar Regenwald zerstört. Der Wald im Térraba-Tal ist das geschützte Reservat der Teribe, einer indigenen Gruppe von noch 750 Personen. Die Teribe siedeln seit Jahrhunderten in dem Gebiet, das einst 9000 Hektar umfasste. Nur zehn Prozent sind ihnen von dem Land geblieben, der Rest wurde illegal von nicht indigenen Siedlern besetzt. Der costaricanische Staat ließ die Siedler gewähren. Wenn der Staudamm gebaut wird, hat die Gemeinschaft der Teribe keine Zukunft mehr – ihr Regenwald würde in den Fluten untergehen.
In den letzten Tagen besuchte James Anaya, der UN-Sonderberichterstatter zur Lage der Menschenrechte und Grundlegenden Freiheiten indigener Völker, das Térraba-Tal, um sich ein Bild über die Situation zu verschaffen. Nach Gesprächen mit Vertretern der Teribe und dem staatlichen Energiekonzern ICE (Instituto Costarricense de Electricidad), stoppte letzteres vorläufig Baumaßnahmen auf 20 Hektar im indigenen Reservat.
„Wir haben ein Recht darauf mitzuentscheiden, welche Projekte auf unserem Land umgesetzt werden“, sagt Manuel Villanueva, Vertreter der indigenen Organisation ASODINT (Territoria Indigena Térraba). „Wir haben unsere eigenen Vorstellungen von Entwicklung und wie unsere Umwelt geschützt werden kann.“ Die Minderheit der indigenen Bevölkerung in Costa Rica wird von der Regierung systematisch benachteiligt.
Die ILO-Konvention 169 (International Labour Organisation) verpflichtet Costa Rica, den Indigenen einen Zugang zu vorherigen, frei verfügbaren und vor allem umfassenden Informationen über die sozialen und ökologischen Folgen von Wirtschaftsprojekten auf ihrem Territorium zu gewähren. Doch Costa Ricas Regierung blieb den Teribe die Umsetzung dieses Versprechens schuldig, da keine vollständigen Informationen über das Bauprojekt zur Verfügung gestellt worden und keine Konsultationen stattfanden. Das Recht auf autonome Selbstverwaltung indigener Territorien wird dadurch nicht nur verwehrt, es besteht darüber hinaus die akute Gefahr, dass die Lebensgrundlage und kulturelle Identität der indigenen Völker verschwindet.
Die Teribe leben seit Jahrhunderten im und vom Wald, sie bewirtschaften ihn nachhaltig und betrachten ihn als ihr spirituelles Zentrum. Der Staudamm würde mit der Zerstörung des Regenwaldes im Térraba-Tal nicht nur viele Pflanzen- und Tierarten vernichten, sondern mit 300 archäologischen Stätten auch das kulturelle Erbe der Teribe.
Bitte schreiben Sie an den Botschafter Costa Ricas in Berlin und an das zuständige Ministerium in Costa Rica. Die Rechte indigener Gruppen auf autonome Selbstverwaltung müssen respektiert und die Regenwälder als natürlicher Lebensraum erhalten bleiben. Zudem müssen alle Informationen über das Projekt veröffentlicht werden.
Übersetzung des Briefes ins Deutsche
Update: In seinem Bericht bestätigte James Anaya, der UN-Sonderberichterstatter zur Lage der Menschenrechte und Grundlegenden Freiheiten indigener Völker, die Rechtsverletzungen der Teribe. Daraufhin stoppte das verantwortliche Unternehmen ICE erst einmal alle Baumaßnahmen auf dem Gelände der Teribe und zog alle Arbeiter aus dem Reservat ab. Nun will die Regierung in einen Dialog mit den Teribe eintreten und gemeinsam nach Lösungen suchen. Siehe Rubrik "Erfolge" auf dieser Seite.
HintergründeBetreff: Das Staudammprojekt El Diquis verstößt gegen internationales Recht
Protestschreiben
Botschaft von Costa RicaJosé Joaquín Chaverri Sievert
Botschaft von Costa Rica
Dessauer Str. 28-29D-10963
emb@embajada-costarica.de
Ministerio de Ambiente, Enérgia y Telecomunicaciones (Minaet)
Sr. Teófilo de la Torre Minister für Umwelt, Energie und Telekommunikation
ministrominae@minae.go.cr
Sehr geehrter Herr Botschafter Chaverri, sehr geehrter Herr Minister de la Torre,
mit großer Sorge vernahm ich, dass im Térraba-Tal im Süden Costa Ricas das Staudammprojekt El Diquis ohne vorherige Konsultation der betroffenen indigenen Gruppen gebaut wird.
Der Diquis-Staudamm bedroht das Territorium der Teribe. Obwohl der Staat Costa Rica den Teribe ein Reservat von 9000 Hektar rechtlich zugesichert hatte, sah er tatenlos zu, wie Siedler 90 Prozent des Gebietes illegal besetzten und die Teribe auf ein verbleibendes Stück Land von 700 Hektar verdrängten. Dieser letzte Rückzugsort ist nun vom Staudammprojekt bedroht.
Nach dem Besuch des UN-Sonderberichterstatter zur Lage der Menschenrechte und Grundlegenden Freiheiten indigener Völker, James Anaya, teilte das Bauunternehmen Instituto Costarricense de Electricidad (ICE) am 27. April 2011 mit, dass es die Bauarbeiten am Wasserkraftwerk El Diquis auf 20 Hektar des indigenen Territoriums vorläufig stoppen wolle.
Daher bitte ich Sie, das Recht auf Autonomie der indigenen Völker Costa Ricas zu respektieren und sich speziell im Fall des Diquís-Staudamms für die bedrohten Teribe einzusetzen.
Stellen Sie sicher, dass das Recht der Teribe auf den Zugang zu wahrheitsgetreuer, umfassender Information über Folgen und Auswirkungen des Projekts, die Konsultation und letztlich die Mitbestimmung gewährleistet wird. Dafür muss die Regierung garantieren, dass das Unternehmen ICE, wie versprochen, alle Baumaßnahmen auf dem Territorium der Teribe einstellt und das Reservat verlässt.
Ferner muss die costaricanische Regierung zu einem Entschluss über die Gesetzesvorlage für die Autonomie der indigenen Völker und den Schutz ihres natürlichen Lebensraumes gelangen. Dieses ist seit nunmehr 17 Jahren überfällig.
Mit freundlichen Grüßen,
Embajada de Costa Rica, Sr. José Joaquín Chaverri Sievert
Dessauer Str. 28-29D-10963
botschaftcr-berlin@hotmail.com
Ministerio de Ambiente, Enérgia y Telecomunicaciones (Minaet)
Sr. Teófilo de la Torre, Ministro de Medio Ambiente
ministrominae@minae.go.cr
Estimado Sr. Embajador Chaverri, Estimado Sr. Ministro de la Torre:
con gran preocupación he podido saber, que en el Valle de Térraba al sur de Costa Rica, existe un plan para la construcción de la represa hidroéléctrica El Diquis, sin que los grupos indígenas que van a ser afectados hayan sido previamente consultados.
Aunque el estado de Costa Rica se ha comprometido a asegurar los derechos de los Teribe a un territorio de 9000 hectáreas, permitió que el 90 de estas tierras fueran ilegalmente ocupadas, mientras los Teribe fueron confinados en tan sólo 700 hectáreas de tierras. Este último refugio se ve amenazado ahora por el proyecto hidroeléctrico El Diquis.
Tras la visita del Relator de las Naciones Unidas para los Pueblos indígenas, Sr. James Anaya, el Instituto Costarricense de Electricidad ICE comunicó que detendrá temporalmente el proyecto hidroeléctrico El Diquís.
En consonancia con esta decisión, le pido que respeten la autonomía de los pueblos indígenas de Costa Rica y que se comprometan especialmente con los Teribe, amenazados por el proyecto El Diquís.
Por favor, aseguren el derecho a los Teribe de expresar su consentimiento, libre, previo e informado antes de cualquier nuevo plan de continuar con el Proyecto El Diquis. Para ello deben contar con la información completa y verdadera sobre los impactos y consecuencias del proyecto que debe ser puesta a su inmediata disposición. El proyecto deberá ser además consultado con los afectados. Para ello, el gobierno debe garantizar en primer lugar, que la empresa ICE cumpla con la promesa de abandonar la reserva y retirar toda su maquinaria.
Y finalmente, el gobierno costarricense debe sacar adelante el proyecto de ley para la autonomía de los pueblos indígenas y la protección de su hábitat natural. Esto ha sido retrasado por más de 17 años.
Atentamente,