Mehr zu #All Eyes on Papua: Wird die Justiz für den Regenwald von Papua sprechen?

Awyu in traditioneller Kleidung mit Federschmuck und Körperbemalung Sie kommen aus dem fernen Regenwald bis nach Jakarta: die indigenen Awyu und die Moi aus dem Land der Papua (© Pusaka) einige Menschen protestieren vor dem Obersten Gerichtshof Die Solidarität zu den Indigenen wächst, damit der Regenwald Papuas gerettet wird. (© Pusaka) schwarz-weiß Bild eines Auges mit Schrift All Eyes on Papua Das Foto eines Auges mit der Aufschrift "Alle Augen auf Papua" und der Hashtag #AllEyesonPapua gehen in Indonesien viral (© Instagram)

22.07.2024

Mehr als Hunderttausend Hektar Regenwald wollen die indigenen Awyu und Moi aus Papua retten. Dafür ziehen sie vor Gericht. Ihr Auftreten in Jakarta erregt große Aufmerksamkeit.

Die Begeisterung für das Foto "Alle Augen auf Papua" mit dem Hashtag #AllEyesOnPapua, der vor einiger Zeit viral ging, beweist, dass der Kampf der Awyu und der Moi vielen Menschen am Herzen liegt“, sagt Tigor Hutapea, Jurist und Mitarbeiter unserer Partnerorganisation Pusaka. 

Ende Mai hatten Awyu und Moi in Jakarta alle Augen auf sich gezogen, als sie mitten im Stadtzentrum in traditioneller Kleidung und mit Federn geschmückt ihre Rituale um Mutter Erde ausführten. Ihr Auftreten - eine Performance mit Tanz, Musik, Gebet und Ritual - vor dem Gebäude des Obersten Gerichtshofs hat einen tiefen Eindruck hinterlassen.

Wie im Mai sind nun wieder alle Augen auf Papua gerichtet, „All Eyes on Papua“.

Papua oder Papua-Land bezeichnet den zu Indonesien gehörenden westlichen Teil der Insel Neuguinea, der nach Grönland größten Insel der Erde. Der Ostteil der Insel ist der eigenständige Staat Papua-Neuguinea.

Die Insel Neuguinea ist zur letzten Front für die Ausbeutung der Naturressourcen geworden. Die Wälder weichen in rasantem Tempo Minen und Plantagen für Palmöl, Papier und Zucker.

Die Awyu und die Moi kämpfen an vorderster Linie um ihre Wälder – und sogar in Jakarta, um auf dem Rechtsweg gegen die Zerstörungen zu kämpfen. Sie warten darauf, dass der Oberste Gerichtshof endlich ihre Klagen gegen die Vergabe des Regenwaldes an Palmölunternehmen behandelt. 

Unter die exotisch wirkenden Papuas haben sich im Juli nun bekannte indonesische Persönlichkeiten, Studierende und Umweltaktivisten gemengt. Sie tragen Banner und Plakate mit Botschaften wie „All Eyes on Papua“ und „Rettet die Wälder der Indigenen und die Indigenen von Papua“.

 

Die Awyu leben in Boven Digoel, dem östlichsten Bezirk Indonesiens im Süden von Papua. Ihr Wald gehört zu den letzten wirklich großen Regenwäldern im asiatisch-pazifischen Raum. Hier leben Baumkängurus und Paradiesvögel und viele noch unbeschriebene Arten.

Die Awyu sind entschlossen, 100.000 Hektar Regenwald zu retten, den drei Unternehmen abholzen und mit Ölpalmen bepflanzen wollen. Hendrikus Woro, ein bekannter Umweltverteidiger vom Stamm der Awyu, hat gegen eine Umweltgenehmigung über 36.094 Hektar im Wald des Woro-Clans an das Unternehmen PT Indo Asiana Lestari (IAL) geklagt. Andere Clans der Awyu wehren sich gegen zwei weitere Palmölunternehmen, PT Kartika Cipta Pratama und PT Megakarya Jaya Raya, die ebenfalls in die „weltgrößte Palmölplantage der Welt“ in Boven Digoel expandieren wollen. In ihrem Fall geht es um 65.415 Hektar Regenwald.

Das Schicksal von 100.000 Hektar Regenwald im Süden Papuas liegt nun im Ermessen des Obersten Gerichtshofs in Jakarta.

Die Moi aus Sorong im Westen Papuas wiederum wehren sich gegen das Unternehmen PT Sorong Agro Sawitindo (SAS), das 18.160 Hektar Urwald bei Sorong für Ölpalmplantagen abholzen will. Die Regierung hat die Genehmigung widerrufen, doch PT SAS hat die Berufung gewonnen und klagt nun gegen die Regierung.

Das Schicksal von 18.160 Hektar Regenwald im Westen Papuas liegt nun ebenfalls im Ermessen des Obersten Gerichtshofs.

„Bis heute haben wir, die Awyu und die Moi, keine Informationen erhalten, ob unsere Klagen beim Obersten Gerichtshof überhaupt registriert worden sind. Wir möchten das Gericht fragen, wie unsere Klagen vorankommen, ob das Gericht sie bearbeitet oder nicht. Wir sind zweimal den ganzen Weg von Papua hergekommen, weil wir auf eine Entscheidung warten, die unseren Wald rettet“, sagt Hendrikus Woro.

 

Diana Klafiyu, eine indigene Moi-Frau, ist dankbar für die Unterstützung ihrer Sache. „Ich freue mich über die Solidarität und hoffe, dass das Gericht eine Entscheidung zu unseren Gunsten, den indigenen Moi und Awyu, treffen wird“, sagt sie.

Kiki Nasution, eine bekannte indonesische Podcasterin, erklärte, warum sie die Awyu und die Moi unterstützt. „Umweltzerstörung und Ungerechtigkeit gegenüber indigenen Völkern sind eng verbunden“, sagt sie. „Früher habe ich geglaubt: Wer kein Plastik benutzt, rettet die Erde. Aber nachdem ich von indigenen Völkern gelernt habe, ist mir klar geworden, dass die Klimakrise mit Ungleichheit und Ungerechtigkeit zusammenhängt. Die Wälder der Awyu und Moi sind riesige Kohlenstoffspeicher. Wenn die Wälder den Indigenen weggenommen werden, werden die Auswirkungen überall zu spüren sein.“

Für die Awyu- und die Moi-Gemeinschaften sind die Wälder das Erbe ihrer Vorfahren, das sie seit Generationen ernährt. Sie sind auf den Wald als Jagdgebiet und „Supermarkt“ für Nahrung und Medizin angewiesen. Der Wald ist auch ihre soziale und kulturelle Identität.

„Wenn die Wälder Papuas gerettet werden, stärkt das unser Bollwerk gegen die Klimakrise und das Aussterben der biologischen Vielfalt. Mehr noch, auch unsere Zivilisation mit ihren sozialen und kulturellen und Natur-Schätzen kann bewahrt werden. Wir haben erlebt, wie schnell sich die Solidarität für Papua entwickelt hat. Nun ist der Oberste Gerichtshof an der Reihe und muss seine Überzeugung und sein Herz einsetzen", so Sekar Banjaran Aji von Greenpeace Indonesia.

Mehr zum Engagement der Awyu zur Rettung der Regenwälder von Papua

Der geplante Kahlschlag für die größte Palmöl-Plantage der Welt schockierte uns schon 2020 – wir berichteten im Regenwald Report

Hendrikus Woro, Indigenenältester der Awyu, klagte nach vielen Mühen und Schikanen gegen Waldrechte, wegen der Vergabe einer Umweltgenehmigung für eine Ölpalmplantage.

267 Organisationen aus aller Welt haben den Offenen Brief "In Dubio Pro Natura" geschrieben, darunter Rettet den Regenwald, und das Gericht gebeten, im Zweifel für die Natur zu sprechen.

Doch das Gericht entschied gegen den Wald der Awyu in Boven Digoel, Süd-Papua.

Hendrikus Woro ging in Berufung - bis zum Obersten Gericht in Jakarta. Es ist dieser Prozess, auf den die Awyu warten. Alle Augen sind jetzt auf Papua gerichtet.

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Mit Papua oder Tanah Papua (Papua-Land) bezeichnen wir den zu Indonesien gehörenden Teil im Westen der Insel Neuguinea. Im englischen Sprachgebrauch ist auch die Bezeichnung West Papua geläufig. Der Ostteil der Insel ist der eigenständige Staat Papua-Neuguinea.

  • Gesamtgröße der Insel Neuguinea = 785.753 km² (mehr als doppelt so groß wie Deutschland)
  • Papua / Tanah Papua (Indonesien) = 418.708 km² (größer als Deutschland und Österreich zusammen)

Papua wurde 1962 als eine Provinz namens Irian Barat Indonesien einverleibt.

  • 1973, mit der Eröffnung der Freeport-Gold-und Kupfermine, erfolgte die Umbenennung in Irian Jaya.
  • 2002, vier Jahre nach dem Ende der Suharto-Diktatur, erhielt das Gebiet den Namen Papua.
  • 2003 erfolgte die Teilung in die zwei Provinzen Papua und Papua Barat.
  • Zur Verwirrung trägt bei, dass Papua heute in sechs Provinzen unterteilt ist: Papua, Papua Barat, Papua Pegunungan, Papua Tengah, Papua Barat Daya und Papua Selatan

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