Auf Sumatra brennen die Wälder – EU gießt noch Öl ins Feuer
20.06.2013
Auf der indonesischen Insel stehen die Regenwälder in Flammen. Großbrandstifter sind Palmölfirmen. Menschen, Tiere und Pflanzen sind den Feuern ausgeliefert. Der Umweltausschuss des EU Parlaments entscheidet über Regenwaldbeimischung zum Sprit.
Singapur schlägt Alarm. Indonesiens Nachbarstaat erlebt seit ein paar Tagen die schlimmsten Luftverschmutzungen, die dort jemals gemessen wurden. Der Index stieg bis auf 321 – Werte über 100 gelten als ungesund.
Verursacher sind vor allem die Palmölfirmen, die Platz für ihre riesigen Monokulturen schaffen. Mehr als 100 Brandherde zeigen die Satellitenbilder. Brandrodung ist in Indonesien verboten – gilt aber als der schnellste Weg, um Regenwälder zu vernichten. Und Palmöl ist der billigste Stoff, der als „Biosprit“ in unsere Dieseltanks fließt – im letzten Jahr waren es europaweit 1,9 Millionen Tonnen.
Zurzeit verhandeln diverse EU-Ausschüsse über Agrospritpolitik. Heute tagte der Industrie-Ausschuss und goss mit seinem Votum noch Öl in die Feuer. So soll z. B. der Anteil von Biosprit aus Nahrungsmitteln nicht, wie geplant, auf 5 Prozent begrenzt sein, sondrn auf 6,5 Prozent steigen. Auch der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen durch ILUC soll weder angerechnet noch überhaupt ermittelt werden. ILUC bedeutet Indirekte Landnutzungsänderung – das heißt, die Bevölkerung muss neues Land urbar machen, weil auf ihrem Land statt Nahrungsmittel jetzt Pflanzen für Agrosprit wachsen.
Im Norden Sumatras gab es erst im letzten Jahr eine große Tragödie: In der Provinz Aceh starben rund einhundert Orang-Utans bei Brandrodungen für Ölpalmplantagen.
Der gefährliche Smog hat Singapurs Regierung jetzt dazu veranlasst, Indonesiens Umweltminister zum sofortigen Handeln aufzufordern. Eine Delegation ist deshalb heute zu einem Krisengipfel nach Jakarta gereist. „Indonesien muss dringend und endgültig dafür sorgen, das Problem an der Quelle zu beseitigen“, so Singapurs Umweltminister Vivian Balakrishnan. Die Firmen, die illegal Feuer legen, müssten hart bestraft werden. „Kein Land und kein Unternehmen hat das Recht, die Luft auf Kosten der Einwohner Singapurs zu verpesten“.
Indonesische Regierungsvertreter versuchen jedoch, ihre Verantwortung abzuschieben: Ausländische Palmöl-Investoren würden für einen Teil der Feuer verantwortlich sein, einschließlich Firmen mit Sitz in Singapur. Was diese natürlich sofort zurückweisen.
Zu den größten Palmölkonzernen mit Hauptsitz in Singapur gehört zum Beispiel Wilmar International – berüchtigt für die Verletzung von Menschenrechten und Umweltschutz.
Wir können noch handeln: Am 10. Juli tagt der EU-Umweltausschuss und am 10. September das Plenum des Parlaments über die Agrosprit-Politik.
Hier können Sie unsere Petition an die EU unterschreiben:
www.regenwald.org/aktion/908/biosprit-eu-vernichtet-700-000-hektar-regenwald
Biosprit vernichtet nicht nur Regenwälder und die Lebensgrundlage von Menschen und Tieren, sondern verschärft den Hunger auf der Welt. Das ist seit langem bekannt – wird in einer aktuellen Studie aber gerade wieder bestätigt: Theoretisch könnten sogar zehn oder elf Milliarden Menschen ernährt werden, meint Joel Cohen von der New Yorker Rockefeller University. Das Getreide sei schon heute vorhanden - aber nur etwa die Hälfte davon werde gegessen. Der Rest ende als Tierfutter, Biosprit oder Schmierstoff.
Quelle: spiegel online vom 20. Juni 2013: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/ernte-ertraege-steigen-zu-langsam-fuer-kuenftige-welternaehrung-a-906860.html
http://www.taz.de/Brandrodungen-in-Indonesien/!118971