Goldförderung bedroht Mensch und Umwelt
19.03.2008
Beispiele für Umweltzerstörung und Krankheit durch Goldgewinnung
Brasilien: Massaker an Yanomami-Indianern
19 Yanomami-Indianer wurden im August 1993 von Goldsuchern brutal ermordet, ein ganzes Dorf im Dschungel Amazoniens wurde von den „Garimpeiros" ausgelöscht. Offenbar war das Massaker ein Racheakt, denn wiederholt hatten brasilianische Behörden versucht, die Goldschürfer aus dem Reservat zu entfernen. Seit Jahren wehren sich die Yanomami gegen die illegalen Goldsucher, die ihre Wälder mit Quecksilber verseuchen und tödliche Krankheiten einschleppen. Seit 1988 fordern die Indianer von der Regierung die vollständige Demarkierung und den Schutz ihrer Gebiete.
Guyana: Zyanid verseucht Flüsse
Vier Milliarden Liter giftiger Zyanidbrühe strömten im August 1995 in die Flüsse Omai und Essequibro. Die Mine gehört dem kanadischen Unternehmen Cambior und dem amerikanischen Konzern Golden Star. Tagelang trieben massenhaft tote Fische und unzählige Kadaver vergifteter Urwaldtiere, Wasservögel und Vieh den Fluss hinunter. Zwei Tage nach dem Unfall wurde die Verseuchung schon 80 Kilometer flussabwärts registriert. Mehr als 18.000 Bewohner der Region waren ohne Trinkwasser und mussten auf ihr Hauptnahrungsmittel Fisch zwangsweise verzichten. Surinam: Militär schießt auf Bauern In dem kleinen Nachbarstaat Brasiliens wird das Volk der Saramaka Maroons aus dem Nieuw Koffiekamp regelrecht wie Vieh vertrieben. Grund: Das Nieuw Koffiekamp liegt in der sogenannten Gros Rosebel-Goldmine, die 1994 den Firmen Golden Star und Cambior zugesichert wurde. Als die Saraka Maroons sich weigerten, ihr Land zu verlassen, wurden sie gewaltsam vertrieben und die Minenbetreiber errichteten Zäune und Erdwälle, um das Gebiet gegen „Eindringlinge" abzuriegeln. Den Bewohnern wurde der Zugang, zu ihren Feldern, religiösen Stätten und Jagdrevieren verwehrt. Schwerbewaffnete Sicherheitstruppen verteidigen das Areal gegen seine rechtmässigen Bewohner. Wiederholt schossen Patroullien mit scharfer Munition über die Köpfe von Bewohnern, während diese ihre Felder bestellten oder auf Feuerholzsuche im Wald waren.
Costa Rica: Bischof gegen Gold
Über fünf Prozent der Landesfläche Costa Ricas sind vom Goldabbau bedroht. Das Gebiet um den Fluss San Juan ist Teil des grössten mittelamerikanischen Feuchtwaldes, auch der berühmte Tortuguero Nationalpark ist in Gefahr. Den Löwenanteil der Goldminen will sich der kanadische Konzern Placer Dome sichern, der das Grundwasser in Montana, USA 1994 mit 90 Tonnen Zyanidlösung und Arsen verseuchte und auch in Papua Neuguinea für die Vergiftung von Flüssen mit Zyanid und Quecksilber verantwortlich ist. 50 Gemeinden protestieren gegen die todbringenden Minen, auch der Bischof unterstützt die Einwohner. 14 lokale und nationale Organisationen haben die „Mining Action Front" gebildet, um die Minen zu verhindern. Angeführt wird die Kampagne von der Umweltgruppe AECO. Ein Sprecher der Organisation: „Wir haben dauerhaftere Lösungen zu bieten als die Konzerne. Man muss uns nur zu Wort kommen lassen". Landbau und Ökotourismus hätten durch die Goldminen keine Zukunft mehr.
Ghana: Goldrausch außer Kontrolle
Im afrikanischen Ghana vergiften Schwefeldioxid und Arsentrioxid die Natur. Die Substanzen stammen aus der Mine der Ashanti Goldfields Corporation (AGC) in Obuasi. Hier handelt es sich nicht um einen Unfall. Es sind einfach „ungünstige Windverhältnisse", die das giftige Gasgemisch aus den Schloten der AGC wieder nach unten bringen. Zahlreiche Hügel und Kämme sind bereits völlig kahl, weil die Giftwolken dort jegliche Vegetation abgetötet haben. Bei Einwohnern von Obuasi und Arbeitern von AGC wurden klinische Symptome von Arsenvergiftungen festgestellt und auch im Trinkwasser wurde Arsen nachgewiesen. Die Neue Zürcher Zeitung berichtet über schwere Schlachten, die sich Bewohner mit dem Sicherheitsdienst der Minenfirma im April 1996 geliefert haben. Außer Zerstörung hätten sie nichts von dem Goldabbau klagten die Einwohner bei Protesten in der Stadt Akrofoum. Viele von ihnen müssten jetzt selbst Gold suchen, um zu überleben, weil ihre Quellen versiegt und ihre Felder zerstört seien. Die Polizei brauchte mehrere Tage, um den Aufstand unter Kontrolle zu bringen.
Indonesien: Gold nur für Minenmultis
In einigen Ländern hat Goldschürferei schon lange Tradition - zum Beispiel in Indonesien. Dort betreiben Einheimische die Suche nach Gold als Nebenjob zur Farmarbeit, wobei auch ungiftige traditionelle Methoden angewendet werden. Seitdem die indonesische Regierung immer mehr Konzessionen an ausländische Minengesellschaften vergibt, spitzen sich die Konflikte zu. Die kleinen Goldschürfer werden als illegal abgestempelt und von den Konzessionen der Multis vertrieben - egal, ob sie schon vor oder erst nach Erwerb einer Konzession durch einen Konzern dort geschürft haben. Türkei: Dresdner Bank macht mit An 560 Plätzen entlang der ganzen Ägäisküste ist Goldförderung geplant, die das beliebte Ferienziel in eine riesige Gifthalde zu verwandeln droht. Über 80 Prozent der Bevölkerung sind gegen den Goldabbau in ihrem Land. Sie befürchten, dass ihre landwirtschaftliche Existenz und vom Tourismus abhängige Arbeitsplätze vernichtet und Luft, Gewässer und Boden verseucht werden. „Unser Gold sind die Oliven" sagen die Bewohner. Einige Dörfer wehren sich seit zwei Jahren erfolgreich gegen diese Projekte. In der Stadt Pergamon wurden bereits Massenproteste gegen das grösste der Goldprojekte organisiert, auch gegen die Dresdner Bank, die das zerstörerische Vorhaben mitfinanziert.
Papua Neu-Guinea: Dorfbewohner legen Mine still
40.000 Tonnen Abraum schüttet der kanadische Goldkonzern Placer Dome jeden Tag in die Flüsse des Hochlandes von Westpapua. Der Gehalt an hochgiftigen Schwermetallen und Zyanidverbindungen übersteigt die in Papua gesetzlich zugelassene Grenze um das 3.000fache. Die Organisation der Kulini Landbesitzer hatte die Regierung aufgefordert, die Kontrollen für den giftigen Müll aus der Mine zu verschärfen. Von der Firma forderten die Landbesitzer eine unabhängige Untersuchung der angerichteten Schäden. Die Proteste und Forderungen der Betroffenen verhallten ungehört, die Lizenz für den kanadischen Multi sogar noch ausgeweitet. Den Einheimischen platzte nun der Kragen. Im August 1996 machten sie die Mine eigenhändig dicht. Dabei wurden Teile der Ausrüstung beschädigt, die wütenden Bauern steckten sieben Minenfahrzeuge in Brand. Die australischen Aktionäre des Konzerns wurden bereits gewarnt vor einem „möglichen Gerichtsverfahren gegen die Firma wegen ihrer Umwelt-Praxis".
China: Massenflucht nach Giftunfall
Mehr als hundert Menschen sind laut Zeitungsmeldungen im Oktober 1996 an den Folgen eines Minen-Unfalls in Südchina gestorben. Seit Monaten lief giftiges Zyanid aus einem Leck und vergiftete Fischgründe und Grundwasser in der Umgebung der Goldgräberstadt Yaogu. Die Verseuchung löste eine regelrechte Massenflucht aus, Tausende liessen ihr Hab und Gut zurück. Die Panne war zwar schon frühzeitig bekannt, doch die Behörden reagierten erst, als Arbeiter sich über die hohe Zahl der Todesfälle beklagten und sich in Nachbardörfern Meldungen über seltsame Krankheiten häuften. Nach den Todesfällen wurde die' Mine vorerst geschlossen.
USA: Western Shoshone wehren sich
Die größte Zyanidanlage der Welt befindet sich in der Round Mountain Goldmine in Nevada. Das Gebiet ist Heimat der Western Shoshone. Das gesamte Indianergebiet ist bereits durchpflügt mit Goldminen Nevada hat weniger als 30 Zentimeter Niederschläge pro Jahr. Täglich werden allein um den Humboldt River neun Millionen Liter Wasser abgepumpt, um die Gruben unterhalb des Grundwasserspiegels trocken zu halten. Der Verbrauch der Sprinkleranlagen, die die Halden mit Zyanid besprühen, kommt noch hinzu. Den Indianern wird buchstäblich das Wasser abgegraben. Wasser gilt in vielen indianischen Kulturen als heilig und verlangt einen respektvollen Umgang. Mit Hilfe von Umweltorganisationen konnten die Western Shoshone das größte Projekt, das sogenannte „Pipeline-Projekt", bereits um ein Jahr hinauszögern und damit wertvolle Zeit für die Organisation des Widerstandes gewinnen. Sie sind gegen die Genehmigung des Projekts in Berufung gegangen und haben 1996 bei der Aktionärsversammlung der Muttergesellschaft RTZ in London protestiert.