Palmöl: PR-Show des Ölkonzerns Total

Collage - Total Brandrodung für Palmöl Regenwälder werden zerstört, um Palmöl für Biodiesel zu produzieren (© fotolia.com & Feri Irawan / Collage RdR)

07.07.2021

Der französische Ölkonzern Total, der sich seit Mai TotalEnergies nennt, will ab 2023 auf Palmöl als Rohstoff für Biokraftstoffe verzichten. Die Ankündigung ist offenbar Teil einer Werbekampagne, um sich öffentlich als umweltfreundlich darzustellen. Denn der Ölmulti kommt damit lediglich gesetzlichen Bestimmungen zuvor, die ein Ende von Palmöl im Biokraftstoff vorsehen.

Der französische Ölkonzern Total, einer der weltweit größten Produzenten von Erdöl und Erdgas, gibt sich einen grünen Anstrich. Im Mai hat sich das Unternehmen in TotalEnergies umbenannt und behauptet, in diesem Jahr 20% seiner Investitionen in erneuerbare Energien wie Solarparks oder Windkraftanlagen im Meer zu stecken.

Nun hat Konzernchef Patrick Pouyanne in einem Interview angekündigt, ab 2023 kein Palmöl für die Herstellung von Biokraftstoffen einsetzen zu wollen. TotalEnergies hat die Erdölraffinerie La Mède bei Marseille für die Produktion von Biokraftstoff umgerüstet und verwendet als Rohstoff überwiegend Palmöl und Palmölderivate.

Gegen den Einsatz von Palmöl bei Total protestieren Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen schon seit Jahren, darunter Rettet den Regenwald mit der Petition „Regenwald für Biosprit abholzen? TOTAL verkehrt!“, an der fast 290.000 Menschen teilgenommen haben.

2020 hat die französische Regierung reagiert und schließlich bisherige steuerliche Vergünstigungen für Palmöl gestrichen. Um die Entscheidung zu verhindern, hatte Total massive Lobbyarbeit betrieben und vor dem französischen Verfassungsrat geklagt – und verloren. Die Herstellung von Biodiesel und hydriertem Kraftstoff (HVO) aus reinem Palmöl war damit in der Raffinerie La Mède nicht mehr rentabel.

Doch die Regierung hatte Ölkonzernen ein Schlupfloch gelassen. Da sogenannte Palmölfettdestillate (PFAD) weiter steuerbefreit blieben, hatte Total seine Biokraftstoffproduktion mit diesem Nebenprodukt der Palmölindustrie fortgeführt. Nun will der französische Gesetzgeber auch diese Lücke schliessen und zukünftig auch PFAD besteuern.

TotalEnergies ist mit seiner Ankündigung also nur der gesetzlichen Entscheidung zuvorgekommen. Teile eines in der Zeitung La Tribune veröffentlichten interviews mit Pouyanne lassen zudem durchblicken, dass dem Konzernchef der Schutz der Regenwälder offensichtlich völlig egal ist und es schlicht um wirtschaftliches Kalkül geht:

"Warum Palmöl? Weil es das billigste Pflanzenöl war. Es stimmt, dass wir nicht gedacht haben, dass die Kontroverse solche Ausmaße annehmen würde. Als das Parlament die Besteuerung von Palmöl ändern wollte, waren wir besorgt über die Wirtschaftlichkeit des Projekts. Also haben wir es verteidigt", zitiert die Zeitung Pouyanne.

Biokraftstoff blieben weiterhin ein Irrweg

Leider wird vermutlich auch nach 2023 die Produktion von Biokraftstoffen in La Mède die tropischen Regenwälder zerstören. Denn Total verwendet dazu nach eigenen Angaben zunehmend gebrauchte Frittieröle (Altspeisefette, Used Cooking Oil - UCO) und Schlachtabfälle aus der Lebensmittelindustrie. Fraglich ist allerdings, ob es überhaupt ausreichend  Mengen an Altspeisefetten gibt und aus welchen Quellen sie stammen.

Brancheninsider berichten bereits seit Jahren, dass mit großen vor allem aus Südostasien eingeführten Mengen solcher Altspeiseöle offenbar Subventionsbetrug betrieben würde. Ein Drittel der in Europa benutzten Altspeisefette ist Betrug, berichtet  Euractiv unter Berufung auf Industriequellen.

Dazu würde frisches Palmöl in den Handelspapieren zu gebrauchtem Frittieröl umdeklariert werden, weil dessen Einsatz als Rohstoff zur Produktion von Biokraftstoffen in der EU mit hohen Subventionen finanziert wird und damit sehr lukrativ ist. In den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich laufen Ermittliungsverfahren wegen Betrugsverdachts. Ob solches umdeklariertes Palmöl auch bei Total zum Einsatz kommt, ist allerdings nicht bekannt.

Das Institut für Umwelt- und Energieforschung Heidelberg (IFEU) hat in einer Studie die Verfügbarkeit und nachhaltige Bereitstellung von Biokraftstoffen aus gebrauchtem Speiseöl und Tierfett untersucht. Der größte Teil - bis zu 80 %, des Altspeiseöls wird demnach in die EU und nach Deutschland zu hohen Preisen importiert. Das IFEU fasst diesbzgl. zusammen: "Gerade gegenüber UCO aus dem südostasiatischen Raum gab und gibt es Vorwürfe in Bezug auf die Herkunft des UCO. So kann nicht sicher ausgeschlossen werden, dass es sich tatsächlich um UCO und nicht um Frischpflanzenöle auf Basis von Palmöl handelt. Dies wird nicht nur von einer steigenden europäischen Gesamtnachfrage, sondern vor allem auch durch höhere Marktpreise für UCO gegenüber frischem Palmöl begünstigt."

Ein weiteres Problem ist der zunehmende Einsatz von Sojaöl. Die französischen Importe für diesen Zweck haben sich innerhalb von fünf Jahren auf 670.000 t pro Jahr verfünffacht, berichtet die Umweltorganisation Canopee.

Für die Anlage von Millionen Hektar Sojamonokulturen werden in Südamerika die Tropenwälder und Savannen abgeholzt und abgefackelt. Sojaöl ist deshalb genauso umweltschädlich wie Palmöl. Deshalb überlegt die französische Regierung, die Einfuhren auf den Stand des Jahres 2017 zu deckeln, was etwa 140.000 t/a entspräche.

Fazit

Den Worten des Konzernchefs von TotalEnergies lässt sich kein wirkliches Umdenken entnehmen. Das Standbein des Konzerns bleibt weiterhin das Geschäft mit Erdöl und Erdgas – von der Erschließung und Förderung der Vorkommen über den Transport, die Lagerung, Verarbeitung und den Verkauf über eigene Tankstellen. TotalEnergies ist und bleibt damit ein Konzern, der mit dem sehr umweltschädlichenGeschäft mit Erdöl und Erdgas und dem damit verbundenen Ausstoss von Unmengen klimaschädlichen Emissionen viel Geld verdient.

Weitere Informationen

Bestellen Sie jetzt unseren Newsletter

Bleiben Sie mit unserem Newsletter am Ball – für den Schutz des Regenwaldes!