Neuer Vorschlag gegen die globale Entwaldung

15.09.2006

Neuer Vorschlag gegen die globale Entwaldung
Kein Geld gibt es bisher dafür, bestehende Urwälder zu erhalten. Das will Brasilien nun ändern und schlägt einen internationalen Fonds gegen die Abholzung von Tropenwäldern und damit für den Klimaschutz vor.

Von Cris Vieira / Johannes Beck, Deutsche Welle, 15.9.06

Alle Länder, die das Roden von Urwäldern bremsen können, sollen in Zukunft Geld bekommen. Das ist Kern des Plans für einen neuen internationalen Fonds zum Tropenwaldschutz, den Brasilien im November 2006 auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Nairobi offiziell vorstellen möchte. Das Geld für den Fonds sollen die Industrieländer zur Verfügung stellen - freiwillig wohlgemerkt. Empfänger sollen die Entwicklungsländer sein, die ihre Entwaldungsraten unter eine vorher definierte Grenzmarke drücken können.

"Vom Start an wird beim Fonds eine Art Girokonto für jedes Land eingerichtet. Je nachdem ob die Entwaldungsrate in dem Land sinkt oder steigt, geht der Betrag auf dem Girokonto dann nach oben oder nach unten", erklärt Fernando Líryo vom brasilianischen Umweltministerium die Idee. Das soll einen Anreiz bieten, die Wälder in Zukunft zu erhalten und somit das Weltklima zu schonen, anstatt sie abzuholzen.

Einfach nur umschichten
Umweltschützer Carlos Rittl von Greenpeace Brasilien ist allerdings der Meinung, dass ein solcher Fonds nur dann wirken könne, wenn er finanziell sehr gut ausgestattet sei. Es gäbe nun mal sehr viele Länder wie Brasilien, Malaysia oder Indonesien, die stark abholzen und von einem solchen Fonds profitieren können müssten. Aber auch bei der vorgesehenen freiwilligen Einzahlung durch die Industriestaaten geht die brasilianische Regierung von einem Erfolg des Fonds aus. Schließlich würden zahlreiche Länder - darunter auch Deutschland - bereits jetzt hohe Summen für den Tropenwaldschutz ausgeben. Diese Mittel müssten nur in den Fonds umgeschichtet werden.

Was das deutsche Umweltministerium über den brasilianischen Vorschlag denkt, war auch nach einer Anfrage der Deutschen Welle nicht zu erfahren. Die brasilianische Regierung selbst konnte vor wenigen Wochen Positives melden. Von Juli 2005 bis August 2006 konnte die Entwaldungsrate in Brasilien um 31 Prozent gesenkt werden. Allerdings waren in den vergangenen Jahren so viele Bäume gefällt worden, wie schon lange nicht mehr. Auch die derzeitige Entwaldungsrate bleibt weiter hoch: Jedes Jahr geht in Brasilien eine Fläche an Urwäldern verloren, die doppelt so groß ist wie der Libanon.

Falsche Politik
Carlos Rittl von Greenpeace fordert neben mehr internationaler Unterstützung auch mehr Engagement der brasilianischen Regierung. Sie habe zwar gute Programme entwickelt, um die Amazonas-Wälder zu retten. Allerdings dürfe der Umweltschutz nicht nur Sache des Umweltministeriums bleiben. Bei allen politischen Entscheidungen in Brasilien müsse die Umwelt eine stärkere Rolle als bisher spielen, erklärt Rittl und gibt ein Beispiel: "Das Landwirtschaftsministerium müsste eigentlich die Landwirtschaft in den Gegenden fördern, die bereits entwaldet sind. Da ist aber fast nichts passiert. Die Regierung gibt immer mehr Finanzmittel für die Förderung der Landwirtschaft aus, ohne dass die Umweltfragen berücksichtigt würden."

Greenpeace kritisiert seit langem, dass vor allem für den Anbau von Soja und die Rinderzucht immer neue Urwälder im Amazonas und dem Pantanal gerodet würden. Die Zeit drängt, um das Abholzen zu stoppen. Denn je mehr Bäume gefällt werden, desto mehr Treibhausgase entweichen in die Atmosphäre - abgesehen vom Aussterben von Pflanzen- und Tierarten. In den vergangenen Jahrzehnten sind insgesamt 700.000 Quadratkilometer Amazonas-Wald vernichtet worden - das entspricht der achtfachen Fläche Portugals.

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