Über 100.000 Unterschriften für den Elefantenschutz

Ein Elefantenkalb versucht vergeblich mit seinem Rüssel seine am Boden liegende vergiftete Mutter zu wecken Ein Elefantenkalb betrauert seine vergiftete Mutter. Foto: picture alliance / dpa (© picture alliance / dpa)

19.03.2013

Das Foto eines kleinen Elefantenwaisen, der vergeblich mit seinem Rüssel seine tote Mutter zu wecken versuchte, bewegte Anfang des Jahres die Menschen weltweit. Die Vergiftung von 14 vom Aussterben bedrohten Borneo-Zwergelefanten im malaysischen Bundesstaat Sabah stieß auf Unverständnis und Entrüstung.

Allein über 100.000 Personen haben an unserer Protestaktion „Malaysia opfert seine Elefanten für Palmöl” teilgenommen, so viele wie nie zuvor.

Vor Ort in dem südostasiatischen Land zeigen die Proteste erste Wirkung. So zitiert die malaysische Tageszeitung Daily Express den Forstminister von Sabah (auf Englisch), der auf unsere Protestaktion verweist, mit den Worten: „Die Bilder haben so viel weltweite Aufmerksamkeit erregt, dass sogar der Premierminister des Landes und der Premierminister von Sabah Petitionen von Webseiten mit fast 100.000 Besuchen erhalten. Plötzlich steht Sabah aus den falschen Gründen in den weltweiten Schlagzeilen. Und in angesehenen internationalen Zeitschriften gibt es schon Boykottaufrufe für Palmöl aus Sabah. Wir müssen jetzt noch härter arbeiten, um unseren beschädigten Ruf wiederherzustellen.”

Internationale Unterstützung stärkt lokale Umweltschützer

Während die Regenwald-Vernichtung für Ölpalmplantagen in Indonesien schon seit vielen Jahren rund um den Globus in den Schlagzeilen steht, gelang es Malaysia lange Zeit, die Situation zu kaschieren. Beide Länder produzieren zusammen etwa 90 Prozent des weltweit gehandelten Palmöls.

Nun steht auch Malaysia im öffentlichen Rampenlicht und kann die Regenwaldabholzung nicht weiter verbergen. Die öffentliche Aufmerksamkeit aus dem Ausland stärkt die Verhandlungsposition der im Land tätigen Umweltorganisationben gegenüber den Palmölfirmen. Diese können es sich nun nicht mehr leisten, die Forderungen von Umweltgruppen und Artenschützern zu ignorieren. Am 28. Februar hat sich zudem der Premierminister von Sabah, Musa Aman, mit sechs Umweltgruppen getroffen. Über das Gespräch berichtet die Borneo Post unter dem Titel „Die Regierung setzt auf Zusammenarbeit mit Naturschutzorganisationen" (auf Engl.).

Die Hauptforderung der Umweltschützer lautet, mehr Waldgebiete auf der staatlichen Yayasan Sabah Konzession unter Schutz zu stellen. Premierminister Aman hat sich demnach positiv über die Forderungen geäußert und will an deren Umsetzung arbeiten. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob es sich um ernsthafte Absichten oder Wahlkampfgetöse handelt. Spätestens im Juni sind Wahlen und die innenpolitische Situation in Sabah ist sehr angespannt. Die Opposition hat erstmals Chancen, die Wahlen zu gewinnen.

Es dürfen keine weiteren Regenwälder abgeholzt werden

Bisher wurden auf der staatlichen Yayasan Sabah Konzession knapp Zweidrittel der Fläche, insgesamt zirka 600.000 Hektar, in verschiedene Schutzkategorien eingeteilt. Zumindest deren vollständige Rodung und beispielsweise die Umwandlung in Palmöl-Plantagen soll danach nicht mehr möglich sein. Auf den verbleibenden 400.000 Hektar sind schon fast 200.000 Hektar mit industriellen Monokulturen bepflanzt, vor allem Ölpalmen und Akazien, weitere 200.000 Hektar sollen folgen.

30 Jahre lang hat der von Sabahs Premierminbister Musa Aman geführte staatliche Yayasan Sabah Konzern die Waldgebiete auf der gleichnamigen eine Million Hektar großen Konzession geplündert. Fast alle großen Regenwaldbäume wurden dort umgesägt und das Tropenholz in alle Welt verkauft. Die angeblich nachhaltige Tropenwaldbewirtschaftung hat es nicht gegeben, sondern lediglich einen reinen Abholzungs- und Kahlschlagbetrieb. Millionen Dollar aus dem Geschäft zweigte Musa Aman ab und verschob das Geld in alle Welt, darunter über die Schweizer UBS.

Industrieplantagen breiten sich auf Kosten der Wälder aus

Mit ihren Plünderungen hat sich die Yayasan Sabah Gruppe selbst die Geschäftsgrundlagen zerstört. Nun ist der Konzern massiv ins Geschäft mit industriellen Ölpalm- und Akazien-Plantagen eingestiegen. Allein etwa 135.000 Hektar Palmöl-Monokulturen haben die Tochterunternehmen der Gruppe bereits in die Regenwälder geschlagen: Benta Wawasan Sdn Bhd etwa 30.000 Hektar, Sri Jaya Industri Sdn Bhd 20.000 Hektar, Asas Juta Sdn Bhd 35.000 Hektar, B. W. Plantations Sdn Bhd 5.380 Hektar, Jeroco Plantations Sdn Bhd 14.000 Hektar und Sabah Softwoods Bhd. 25.000 Hektar. Hinzu kommen tausende Hektar mit Akazien-Monokulturen.

Nun sollen nach dem Willen von Musa Aman 100.000 Hektar Ölpalmen in den nächsten drei Jahren dazu kommen. Der von ihm geführte staatliche Yayasan Sabah-Konzern rodet dazu bereits den Regenwald. Die Borneo-Zwergelefanten und viele Tausende weiterer Tier und Pflanzenarten verlieren dadurch nicht nur ihren Lebensraum, sie werden offensichtlich sogar gezielt dezimiert.

Wildtiere werden zugunsten der Industrieplantagen dezimiert

Die 14 toten Zwergelefanten wurden ganz in der Nähe der neuen Rodungen sowie bereits bestehender Ölpalmplantagen gefunden. „Die Elefanten haben Rattengift gefressen. So wollen die Arbeiter der Plantage verhindern, dass die Tiere die Früchte der Ölpalmen fressen", vermutet der Direktor der lokalen Naturschutzbehörde, Laurentius Ambu.

Es ist überdies ein ständiges Problem. Einzelne vergiftete Elefanten werden rund ums Jahr im Regenwald gefunden, rufen aber nicht so viel Aufmerksamkeit hervor, wie die ganze vergiftete Herde, berichtet der Daily Express unter dem Titel Die Vergiftung von Elefanten ist nichts Neues (auf Engl.).

Kritiker sind in Malaysia unerwünscht

Umweltschützer beklagen, dass es in Malaysia anscheinend schwarze Listen von kritischen Aktivisten gibt. Ausländer müssen mit der sofortigen Abschiebung rechnen, wenn sie sich öffentlich kritisch über die Palmölindustrie und Regenwaldrodungen äussern. Sogar ein australischer Senator wurde deshalb kürzlich schon ausgewiesen.

Rettet den Regenwald fordert die Regierung auf, die Kritik ernst zu nehmen anstatt sie zu unterdrücken. Nicht die offenen Worte von Bürgern und Umweltschützern schaden dem Ansehen von Malaysia, sondern die Politik der Regenwaldvernichtung und die Machenschaften der Holz- und Plantagenunternehmen. Gegen diese muss die Regierung vorgehen, nicht gegen besorgte Bürger.

Siehe auch: Verbraucherbetrug: Tropenholz aus Malaysia nicht nachhaltig

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