SOS für den Mekong
Die Regierungen von Laos, Kambodscha und Thailand planen, elf große Staudämme im Mekong zu errichten. Der Fluss ist die Lebensader Südostasiens. Die Dämme hätten verheerende Folgen für das Ökosystem und die Menschen. So könnten die Fische ihre jährlichen Wanderungen nicht mehr fortsetzen. Millionen Menschen entlang des Mekong aber leben vom Fischfang. Sie würden ihre Nahrungsquelle und ihr Einkommen verlieren. Deshalb lehnen sie die Staudämme ab und bitten um unsere Hilfe.
AppellDas Xayaburi-Kraftwerk am Unterlauf des Flusses soll das Erste sein. Es liegt in Laos und wird 1.260 Megawatt Strom für das Nachbarland Thailand erzeugen. Bereits Anfang des Jahres hat Rettet den Regenwald zusammen mit Umwelt- und Sozialgruppen aus der Mekong-Region erfolgreich gegen das Projekt protestiert. Im April hatte der Verein 15.000 Unterschriften gegen Xayaburi in den Botschaften von Laos und Thailand in Berlin und Paris übergeben. Die vier Regierungen von Kambodscha, Laos, Thailand und Vietnam hatten wenig später die Entscheidung über das Projekt vertagt. Auf späteren Treffen auf Ministerebene sollte über das Projekt weiter beraten werden.
Doch nun hat Laos einseitig bekannt gegeben, mit dem Bau des Xayaburi-Staudamms Ende des Jahres zu beginnen. Das Land verstößt damit gegen die Vereinbarungen, die Zukunft des Mekongs gemeinsam mit den Nachbarländern abzustimmen. Die vier Länder haben dazu bereits 1950 die Mekong-Fluss-Kommission (MRC) gegründet. Als zwischenstaatliche Agentur soll sie die Interessen der Mitgliedsstaaten am Unterlauf des Stromes sowie dessen „nachhaltige Entwicklung“ koordinieren.
Angesichts der gravierenden Risiken durch die Staudämme hat Vietnam gefordert, die Entscheidungen über die Projekte für mindestens zehn Jahre zu verschieben. Bis dahin sollen umfangreiche Studien die Verträglichkeit der Projekte für Mensch und Umwelt prüfen. Die Regierungen von Kambodscha und Thailand geben sich bedeckter, haben aber auch Zeit für weitere Untersuchungen und Konsultationen gefordert. Die Regierung von Laos scheint den Xayaburi-Staudamm durchdrücken zu wollen und macht scheinbar auch hinter den Kulissen Druck für das Projekt.
Die MRC hat bisher nichts getan, um die katastrophalen Staudammprojekte zu verhindern. Finanziert wird sie über internationale Entwicklungshilfe u.a. aus Deutschland, Frankreich, den Vereinigten Staaten, Japan und Australien. Deutschland ist seit 1997 wichtiger Entwicklungspartner der MRC und hat zu Beginn des Jahres 2011 erneut weitere Unterstützung angekündigt. Rettet den Regenwald fordert, dass die Bundesregierung sich in der Mekong-Fluss-Kommission für den Schutz der Natur und die Rechte der Menschen stark machen muss. Die Menschen am Mekong haben sich in der Mekong-Fluss-Koalition zusammengeschlossen. Sie fordern ihre Regierungen auf, dass der Mekong weiterhin ohne Staudämme frei fließen kann.
Bitte schreiben Sie an die Präsidenten von Laos und Thailand und an die Deutschen Vertreter in der Mekong-Fluss-Kommission (MRC). Weitere Informationen auf Englisch finden Sie auf der Webseite der Mekong-Fluss-Koalition. Das Originalschreiben auf Englisch finden Sie hier.
HintergründeDear Madam and Sir,
We the undersigned are writing to express our grave concern over the proposed Xayaburi Dam in Northern Laos, and the fate of the Mekong River Basin.
The Xayaburi Dam threatens the lives and food security of millions of people. The Mekong River is home to the world’s most productive freshwater fishery and is a vital resource for the entire Mekong Region.
Scientists agree that the Xayaburi Dam would have severe environmental, social and economic impacts in the region, impacts which cannot be mitigated.
There are still critical knowledge gaps in understanding the dam’s far-reaching impacts and the Mekong River Commission’s own Strategic Impact Assessment calls for a 10-year deferment of all decisions about whether to proceed with Mekong Mainstream Dams, allowing time for more studies to be done.
We are aware that a decision about whether to proceed with the Xayaburi Dam will be made in the coming months. At a critical time of ever-growing water and food shortages and with so much at stake in the Mekong Region, we urge the Governments of Laos and Thailand to:
Cancel the Xayaburi Dam and defer all decisions on whether to proceed with Mekong Mainstream Dams for a period of at least ten years, until further studies can be conducted.
Additionally we call on the Government of Thailand to cancel its plans to purchase Electricity from the Xayaburi Dam and any other Mekong Mainstream Dams.
The German government as an important donor of the Mekong River Commission should promote that the ecosystem of the Mekong River will not be destroyed by the construction of dams and that the food security of the people of the region will not put at risk.
Sincerely,
Betreff: Der Mekong soll leben: Keine Staudämme in der Lebensader Südostasiens
An
- Frau H.E. Yingluck Shinawatra, Premierministerin von Thailand
- Herrn H.E. Thongsing Thammavong, Premierminister von Laos
- H.E. Mr. Choummaly Sayasone, Präsident von Laos
- Herrn Dr. Josef Füllenbach, Leiter des Referats Südostasien des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Sehr geehrte Frau Premierministerin Shinawatra, sehr geehrte Herr Premierminister Thammavong, sehr geehrter Herr Präsident Sayasone, sehr geehrter Herr Dr. Füllenbach,
wir, die Unterzeichner, schreiben Ihnen, um unsere große Sorge über den geplanten Xayaburi-Staudamm im Norden von Laos und das Schicksal des Mekong-Flussgebietes auszudrücken.
Die Xayaburi-Damm bedroht das Leben und die Ernährungssicherheit von Millionen von Menschen. Der Mekong ist das weltweit produktivste Binnenfischereigebiet und eine lebenswichtige Ressource für die gesamte Region.
Wissenschaftler sind sich einig, dass der Xayaburi-Damm schwere ökologische, soziale und wirtschaftliche Auswirkungen in der Region hätte, die nicht abgemildert werden können.
Das Wissen über die weitreichenden Folgen des Staudamms ist immer noch völlig unzureichend. Die eigenen strategischen Analysen der Mekong-Fluss-Kommission fordern, alle Entscheidungen über die Staudämme im Mekong für zehn Jahre aufzuschieben, damit genügend Zeit für weitere Studien besteht.
Wir sind uns bewusst, dass eine Entscheidung über den Xayaburi-Damn in den kommenden Monaten getroffen wird. Doch gerade jetzt steht in der Mekong-Region viel auf dem Spiel – so haben die Anrainer gegen ständig steigende Wasserpegel und Nahrungsengpässe zu kämpfen. Deshalb fordern wir die Regierungen von Laos und Thailand auf:
- Stoppen Sie den Xayaburi-Damm und verschieben Sie alle Entscheidungen über die Staudämme im Mekong für einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren, damit weitere Studien erarbeitet werden können.
- Außerdem fordern wir die Regierung von Thailand auf, keinen Strom aus den Xayaburi-Kraftwerk und von anderen Dämmen im Mekong zu beziehen.
Die Bundesregierung soll sich als wichtiger Finanzgeber der Mekong-Fluss-Kommission dafür einsetzen, dass das Ökosystem des Mekong bewahrt und die Ernährung der Menschen in der Region gesichert bleibt.
Mit freundlichen Grüßen