Urzeitfisch: Schützt die Quastenflosser-Bucht

Vom Aussterben bedroht: der Quastenflosser (Foto © Arnaz Mehta)
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Dieser Fisch ist eine biologische Sensation: Eigentlich dachte man, der Quastenflosser sei vor 65 Millionen Jahren ausgestorben. Doch einige dieser lebenden Fossilien schwimmen weiter vor der Küste Tansanias. Nun könnte ihr Schutzgebiet für einen neuen Tiefseehafen zerstört werden. Bitte fordern Sie den Schutz des Quastenflossers.

Appell

Dieser Fisch ist eine biologische Sensation. Eigentlich dachte man, der Quastenflosser sei vor 65 Millionen Jahren mit den Dinosauriern ausgestorben. Doch einige dieser lebenden Fossilien schwimmen weiter in den tropischen Gewässern Tansanias. Hier in der Mwambani Bucht wurde deshalb 2009 der Tanga Quastenflosser Marine Park errichtet. Doch ein Hafen-Bauprojekt könnte nun den Lebensraum des Urzeitfischs und damit die Population vor Ort vernichten.

Tansania ist eigentlich zum Artenschutz verpflichtet

Für einen Tiefseehafen plant die zuständige Behörde (TPA), die flache Mwambani Bucht erheblich zu vertiefen. Diese Bauarbeiten würden das sensible Wasserschutzgebiet aus Korallenriffen, Mangroven- und Küstenwäldern zerstören. Die hier lebenden, vom Aussterben bedrohten Quastenflosser würden diese Maßnahmen wohl nicht überstehen. Dabei genießt diese Fischart gemäß dem internationalen CITES-Abkommen einen besonders hohen Schutzstatus.  

Mehr Informationen  

Bitte schreiben Sie der Hafenbehörde und der Regierung Tansanias und fordern Sie den Schutz des Quastenflossers.

Hinter­gründe

Der Quastenflosser galt als lange ausgestorben, bis er 1938 vor der afrikanischen Küste wiederentdeckt wurde. Viele Wissenschaftler halten den Urzeitfisch für den einzigen Überlebenden einer Tiergruppe, aus der sich vor vielen Millionen Jahren Wirbeltiere mit vier Gliedmaßen entwickelt haben.

Seine Statur ist beachtlich: Bis zu zwei Meter wird der Urzeitfisch lang und bis zu 90 Kilo schwer. Außerdem ist er außerordentlich langlebig - bis zu 100 Jahre wird er alt und wahrt dabei bis zuletzt sein jugendliches, oft bläulich schimmerndes Äußeres.

Neben der Population vor Tansania sind nur zwei weitere Orte bekannt, an denen noch Quastenflosser leben: Die Komoren in der Nähe Madagaskars und Sulawesi, Indonesien. Bei Fischern gilt er als ungeliebter Beifang: Sein öliges Fleisch schmeckt unangenehm und hat eine abführende Wirkung. 

 

Zwangsumsiedlungen durch die Hafenbehörde Tansanias 

Nicht nur die Tiere und die Umwelt leiden unter den Plänen der Hafenbehörde Tansanias. Auch die Bewohner der umliegenden Dörfer sind massiv betroffen. Von den tausenden Küstenbewohner wurden bereits 200 Familien zwangsumgesiedelt. Nur eine Minderheit erhielt die versprochene Entschädigung.

Die Hafenbehörde Tansanias hat bereits mit den Umsiedlungen begonnen, da sie sich durch den Hafenbau einen immensen Preisanstieg des Baulandes erhofft.

Dabei ist das Tiefseehafenprojekt in der Mwambani Bucht höchst umstritten und noch nicht einmal wirtschaftlich: Selbst die Weltbank hat sich aus den Planungen zurückgezogen. Eine unabhängige Einschätzung von Experten der Schifffahrtslinien und der Hafennutzer kommt zu dem Ergebnis, dass der Hafenneubau ökonomisch unsinnig ist. Denn es gibt wesentlich verträglichere Alternativen – für die Umwelt und für die Menschen Tansanias. So belegen die Experten in einer Wirtschaftsprüfung, dass der Ausbau des bereits vorhandenen Hafens im acht Kilometer entfernten Tanga wesentlich günstiger wäre. 

Die Hafenbehörde hält derzeit dennoch am Neubau in der Mwambani Bucht fest, drängt auf einen zeitnahen Baubeginn und sucht weiterhin nach Investoren. 

Übrigens: Deutschland und Tansania haben gerade ihre künftige Entwicklungszusammenarbeit ausgehandelt. Von 2013 bis 2015 wurden 176 Millionen Euro zugesagt, die transparente und wirksame Verwendung dieser Steuergelder wird dabei regelmäßig überprüft. Es bleibt zu hoffen, dass auch auf dieser Ebene das Hafenprojekt an der Mwambani Bucht auf harsche Kritik stößt.  

An­schreiben

An:
President Jakaya Mrisho Kikwete,

Office of the President
P.O. Box 9120
Dar es Salaam
Tanzania
Fax: +255 22 2113425

Prime Minister Mizengo Kayanza Peter Pinda,

Office of the Prime Minister
Permanent Secretary
P.O.Box 3021
Dar es Salaam
Tanzania

Director General TPA: Mr. Ephraim Mgawe,
Chairman TPA: Mr. Raphael Mollel,
P.O.Box 9184, Dar Es Salaam, Tanzania

Sehr geehrte Exzellenzen,

mit Sorge verfolge ich die Hafenbaupläne der Regierung in der Mwambani Bucht. Die Pläne wurden entgegen den gesetzlichen Vorschriften ohne Beteiligung der von Enteignung betroffenen Bevölkerung in der Mwambani-Bucht und der Hafennutzer ausgearbeitet. Selbst das zuständige National Environment Management Council (NEMC) wurde nicht in den Entscheidungsprozess mit einbezogen. Eine unabhängige Einschätzung von Experten der Schifffahrtslinien und Hafennutzer kommt zu dem Ergebnis, dass ein Hafenneubau in der Mwambani Bucht wirtschaftlich nicht sinnvoll ist. Stattdessen empfehlen sie den Ausbau und verbessertes Management des schon vorhandenen Hafens in Tanga. Dieser verfügt bereits über eine geeignete Infrastruktur und ließe sich mit einem geringen Bruchteil der Kosten erweitern und erheblich verbessern.

Zudem führte die TPA bisher keine rechtlich vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsprüfung für den Hafenbau in der Mwambani Bucht durch. Die Realisierung des Baus würde das 2009 eingerichtete Meeresschutzgebiet für die geschützten Quastenflosser negativ beeinflussen und deren Schutzstatus erheblich verletzen. Für den Ausbau des geplanten Tiefseehafens müssen die Korallenriffe, Mangroven- und Küstenwälder der Bucht großflächig zerstört werden. Diese Ökosysteme sind sehr artenreich und haben eine immens wichtige Funktion für die Fischerei und den Tourismus. Insbesondere die vor der Mwambani Bucht gefundene Population der Quastenflosser ist vom Hafenbau bedroht. Diese extrem seltene Fischart steht auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten und genießt daher einen besonders hohen Schutzstatus unter CITES I.

In Verbindung mit dem geplanten Hafenbau kam es bereits zu unrechtmäßigen Vertreibungen der ansässigen Bevölkerung, insbesondere des Dorfes Ndumi von der Halbinsel Ras Nyamakuu. Die rechtlich vorgeschriebenen Entschädigungen für den Verlust des Landes und der Häuser wurden nur zu einem kleinen Teil geleistet. Den teilweise neuangesiedelten Bewohnern von Ndumi droht jetzt eine zweite Vertreibung, und benachbarte Dörfer sind ebenfalls von Enteignungen für den Hafenbau bedroht. Dieses Vorgehen verstößt gegen geltendes Landrecht in Tansania.

Angesichts der dargestellten intransparenten Entscheidungsprozesse, der sie begleitenden korrupten Landspekulation und der umfangreichen Rechtsverstöße im Zusammenhang mit dem geplanten Hafenbau fordere ich Sie auf:

– Vom Hafenbau in der Mwambani Bucht abzusehen und stattdessen die von Experten vorgeschlagenen Alternativen zu prüfen.

– Den Schutzstatus des Meeresschutzgebietes Tanga Coelacanth Marine Park (TACMP) in der Mwambani Bucht zu respektieren und zu gewährleisten.

– Die drohende Vertreibung und Enteignung der lokalen Bevölkerung abzuwenden und die bereits von Enteignungen betroffenen Familien angemessen zu entschädigen.

Mit freundlichen Grüßen


ORIGINAL-SCHREIBEN AUF ENGLISCH

To:
President Jakaya Mrisho Kikwete,

Office of the President
P.O. Box 9120
Dar es Salaam
Tanzania
Fax: +255 22 2113425

Prime Minister Mizengo Kayanza Peter Pinda,

Office of the Prime Minister
Permanent Secretary
P.O.Box 3021
Dar es Salaam
Tanzania

Director General TPA: Mr. Ephraim Mgawe,
Chairman TPA: Mr. Raphael Mollel,
P.O.Box 9184, Dar Es Salaam, Tanzania

Your Excellencies,

it is with great concern that I am observing the TPA plans for building a harbour at the Mwambani Bay. Although legally required, no environmental impact assessment has been conducted so far. Implementing these plans would infringe the conservation status of the Marine Protected Area (MPA) established in 2009. The population of coelacanths found at the Mwambani Bay would quite certainly not survive the harbour construction. However, this fish is classified on the Red List of Threatened Species as being highly endangered and enjoys a particular conservation status according to CITES I.

In order to construct the planned deepwater port, coral reefs, mangroves and coastal forests along the bay would have to be destroyed. These ecosystems are very species-rich and prevent flooding.

Contrary to common democratic practices, plans for harbour construction were made without prior consultation of the local population or other competent authorities. Even the responsible agency, the National Environment Management Council (NEMC), was not involved in the decision-making process. An independent expert's assessment of the nautical routes and port users shows that the construction of a new port at Mwambani Bay lacks economic reason. Instead, the development of the existing port in Tanga is recommended. Here an appropriate infrastructure is already available.

Associated to the construction plans, unrightful displacement of local people has already taken place. The promised compensations for their loss of homes and land were only partially paid. More inhabitants of the surrounding villages are threatened by expulsion due to the construction of the harbour. This procedure violates existing Tanzanian land rights.

In the light of the outlined non-transparent decision-making processes and the extensive violations of the law connected to the planned construction of this port I ask you

– to dismiss the plans for the construction of a port at Mwambani Bay and rather take into account the alternatives presented by experts.

– to respect and ensure the conservation status of the coelacanth and the Marine Protected Area (MPA) at the Mwambani Bay

– to put an end to the repression of the local people and to compensate already expropriated families in due manner.

Yours faithfully

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