Schützt das Leben - Kein Biogas
Kennen Sie noch den Gesang der Lerche? Oder den Revierruf des Rebhuhns? Monokulturen bedrohen nicht nur die tropische Artenvielfalt. Auch die Vögel, die einst so zahllos auf unseren Äckern brüteten, sind nun selten. Mais für Biogasanlagen begräbt ihre Lebensräume. Es ist Zeit, die Artenvielfalt zu fördern – nicht die Energiepflanzen.
News und Updates AppellDie tropischen Regenwälder liegen uns sehr am Herzen. Aber auch direkt vor unserer Haustür müssen wir uns für den Schutz der Natur einsetzen.
„Allein in Deutschland sind seit 1990 mehr als eine Million Feldlerchen verstummt. Eine Entwicklung, die besorgniserregend ist.“ Das sagte Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), als sie gemeinsam mit dem Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) die neue Studie über den Bestand der Ackervögel vorstellte: Seit 1980 haben wir Europäer gut die Hälfte unserer heimischen Feldvögel verloren. Ganz oben auf der Liste stehen Rebhuhn, Feldlerche, Feldsperling, Kiebitz und Star.
Wissenschaftler machen vor allem den Maisanbau für diese Entwicklungen verantwortlich. In den Maiswüsten können die bodenbrütenden Vögel nicht überleben. Außerdem gefährden Pestizide und Düngemittel in besonderem Maße das Grundwasser.
Immer mehr Biogasanlagen gibt es in Deutschland - aktuell sind es schon über 9.000. In 80 Prozent der Anlagen vergärt Mais zu brennbarem Methangas. Als sogenanntes Biogas wird es in Blockheizkraftwerken verbrannt. Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) subventioniert die Verbrennung von Biomasse für Strom und Wärme.
Dies ist die Hauptursache für den zunehmenden Maisanbau. Die Maismonokulturen bedecken schon 1,35 Millionen Hektar Ackerland. Insgesamt sind derzeit über 2,4 Millionen Hektar Fläche mit Energiepflanzen belegt – über 20 Prozent der deutschen Äcker.
Auf der Strecke bleiben die Feldvögel. Sie finden zwischen den Monokulturen keinen Schutz, keinen Nistplatz und kein Futter. Helfen Sie, den Biogaswahn zu stoppen.
Hintergründe2010 war das Jahr der Artenvielfalt – doch alle Bemühungen, den Reichtum an Tieren und Pflanzen auf unserem Planeten zu bewahren, scheiterten. Die Organisation BildLife International und der European Bird Census Council haben gemeinsam die auf Europas Ackerlandschaften brütenden Vögel gezählt – es waren 300 Millionen weniger als vor 30 Jahren. Der Verlust an Biodiversität wird immer größer. Allein in Deutschland soll die Fläche der Energiepflanzen sogar auf vier Millionen Hektar wachsen. Alles im Namen des Klimaschutzes.
Doch die Erzeugung von Energie aus Biomasse ist nicht klimaneutral. Wo Energie-Mais angebaut wird, wachsen keine Futterpflanzen mehr. Die müssen dann beispielsweise aus Südamerika importiert werden. Dafür und für den Anbau weiterer Energiepflanzen wie Zuckerrohr, Soja, Ölpalmen wird Regenwald zerstört wird.
Die Nationale Akademie Leopoldina warnt in einer Studie vor der "Nutzung von Bioenergie". Die Analyse ist die neueste in einer ganzen Reihe von wissenschaftlich belegten Warnrufen zur verheerenden Förderung von Bioenergie.
Weitere Informationen:
Artikel "Die Lerche singt nicht mehr" im Regenwald Report 3/2010
Artikel "Unheimliche Feldruhe" in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Unsere Themenseite zu Agrarenergien und Biodiesel
Positionspapier zur aktuellen Bestandssituation der Vögel der Agrarlandschaft der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft und des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten
Auf Englisch
Artikel 300 million farmland birds lost since 1980 von Birdlife International
European wild bird indicators, 2012 update des European Bird Census Council
An: Bundeskanzlerin Angela Merkel
Sehr geehrte Frau Merkel,
die Organisation Bird Life International und der European Bird Census Council haben mit Unterstützung der EU-Kommission Europas Feldvögel gezählt und stellen fest: Unsere Ackerlandschaften haben mehr als die Hälfte aller dort heimischen Vögel verloren – insgesamt 300 Millionen Tiere. Schuld ist laut Bundesamt für Naturschutz die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen – gefördert durch Bundesregierung und EU.
Energiepflanzen für die Herstellung von Strom, Wärme und Kraftstoff spielen bei dieser Entwicklung eine entscheidende Rolle: Schon heute wachsen Mais, Raps und Stärkepflanzen auf 2,4 Millionen Hektar, also auf über 20 Prozent der deutschen Ackerfläche. Und diese Monokulturen will Ihre Regierung ausweiten, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen.
Doch Energiegewinnung aus Biomasse kann den Klimawandel nicht bremsen. Im Gegenteil: Sie kann ihn sogar indirekt befeuern. Außerdem zerstört sie die Natur, schmälert die Artenvielfalt und verschärft den Hunger auf der Welt.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina als bislang letzte in einer langen Reihe von Untersuchungen zu den weltweit verheerenden Folgen des massenhaften Biomasse-Anbaus. Bioenergie kann als nachhaltige Energiequelle für Deutschland heute und in Zukunft keinen quantitativ wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten, so die Forscher.
Es ist Zeit, auf die immer zahlreicher werdenden Warnrufe der Wissenschaftler zu hören. Nicht nur bei uns wird für unseren Energiehunger die Natur zerstört, sondern weltweit. Denn ohne Importe lässt sich schon jetzt der Bedarf an Biomasse nicht decken. Die heimischen Quellen werden überschätzt.
Bitte berücksichtigen Sie, dass Biomasse in diesem Mix nichts zu suchen hat. Denn sie zerstört die Zukunft aller Lebenwesen der Erde.
Mit freundlichen Grüßen