Malaysia: Regenwaldbewohner wollen keine Staudämme
Im malaysischen Bundesstaat Sarawak auf Borneo protestieren die Regenwaldbewohner gegen die Zerstörung ihrer Natur und Lebensgrundlage: Zwölf Mega-Staudämme will die Regierung dort bauen lassen. Die indigenen Penan haben mehrere der Bauplätze besetzt. Bitte protestieren Sie beim beteiligten Schweizer ABB-Konzern
AppellAn: Ulrich Spiesshofer, CEO von ABB
„Die Zusammenarbeit mit der Firma Sarawak Energie muss beendet werden; die Menschenrechte der Indigenen und der Regenwald sind zu schützen.“
Der schweizerisch-schwedische Energie-Konzern ABB beteiligt sich seit 2009 am Bau von mehreren Staudämmen im Regenwald von Borneo. Im malaysischen Bundesstaat Sarawak sind zwölf Mega-Wasserkraftwerke geplant. Sie würden mehr als 1.600 km² Regenwald überfluten.
Zehntausende Einwohner, vor allem Penan, Kenyah und Kayan, drohen durch diese riesigen Anlagen zur Stromerzeugung ihre Heimat und ihre Lebensgrundlagen zu verlieren. Deshalb besetzten sie die Bauplätze und Zufahrtsstraßen des Murum- und des geplanten Baram-Staudammprojekts. An letzterem musste die malaysische Entwicklungsfirma Sarawak Energy nun auch offiziell die Arbeiten einstellen.
Der ABB-Geschäftspartner Sarawak Energy verletzt systematisch die Rechte der Menschen. Sehr ernst ist die Lage am Murum-Staudamm, für den die ABB die Turbinen-Steuerung und andere technische Elemente liefert, berichtet die Schweizer Organisation Bruno Manser Fonds (BMF). Sie setzt sich für den Schutz der bedrohten Regenwälder und die Rechte der Indigenen in Sarawak ein.
Die vom Murum-Staudamm betroffenen Penan haben genug von den leeren Versprechungen und der Missachtung ihrer Rechte. Deshalb blockieren sie seit September die Bauarbeiten am fast fertig gestellten Murum-Staudamm. Er würde 250 km² Regenwald überfluten und 1.500 Indigene vertreiben. Die Penan wollen die Blockade erst auflösen, wenn die Regierung und Sarawak Energy auf ihre Forderung nach fairer Entschädigung eingehen.
Ende Oktober errichteten auch Ureinwohner aus dem Baram-Bezirk zwei Blockaden gegen den geplanten Baram-Staudamm. Über 200 Indigene verlangen von Sarawak Energy einen sofortigen Bau- und Planungsstopp und den Rückzug der Baumaschinen.
Bitte unterstützen Sie die Menschen auf Borneo und unterzeichnen Sie die nebenstehende Petition an die ABB:
HintergründeBisher ließen sich Sarawak Energy und die Regierung nicht auf Verhandlungen ein. Im Gegenteil, die Polizei entsandte eine Spezialeinheit, um die friedlichen Proteste beim Murum-Staudamm aufzulösen. Die Polizei versucht, die Protestierenden einzuschüchtern. Bei der Verhaftung des Protestanführers Ngang Buling schoss die Polizei auch in die Luft. Die Penan haben ihrerseits Anzeige gegen Sarawak Energy erstattet.
Bereits vor einem Jahr blockierten Penan wochenlang die Bauarbeiten am Murum-Staudamm. Die darauffolgenden Verhandlungen mit der Regierung und Sarawak Energy scheiterten. Am 21. September veranlasste Sarawak Energy die Flutung des Reservoirs, ohne die Penan darüber in Kenntnis zu setzen.
Dies ist nur die letzte in einer ganzen Reihe von Verfehlungen: So wurden Konsultationen und eine Umweltverträglichkeitsstudie erst nach dem Baubeginn durchgeführt. Von den Bedingungen ihrer Umsiedlung erfuhren die Penan vor einem Jahr dank einer durchgesickerten Kopie des Umsiedlungsplans – offiziell wurde das Dokument erst diesen Mai herausgegeben, nicht einmal einen Monat vor dem offiziellen Termin für den Beginn der Umsiedlung.
Auf der Webseite von ABB Malaysia wird Sarawak Energy als „Major Customer" bezeichnet. ABB Malaysia-Chef Stephen Pearce posiert auf Facebook mit Taib Mahmud, dem Potentaten von Sarawak, der seit 1981 ununterbrochen Regierungschef ist.
Die ABB führte bereits in den 1990er Jahren ein internationales Konsortium zum Bau des umstrittenen Bakun-Staudammes in Sarawak an, zog sich dann aber aus dem Projekt zurück. Transparency International bezeichnete den Bakun-Staudamm als einen der größten Staudämme Asiens, als ein „Monument der Korruption".
Die Zusammenarbeit mit Sarawak Energy könnte sich für die ABB zu einem Bumerang entwickeln. Internationale Konzerne wie Rio Tinto, Norsk Hydro und Hydro Tasmania haben sich nach eingehenden Analysen der Menschenrechtssituation, der Wirtschaftlichkeit sowie der Risiken rechtlicher Verfolgung bereits aus Sarawak zurückgezogen.
In einem Brief vom August forderte der Bruno Manser Fonds von ABB eine Stellungnahme zu ihren Aktivitäten und der Menschenrechtslage in Sarawak. ABB ging bisher aber nicht auf die Fragen der Umweltorganisation ein. Der Bruno Manser Fonds verlangt von ABB einen Rückzug aus den Staudamm-Projekten in Sarawak.
Der Bruno Manser Fonds setzt sich für den Schutz der bedrohten Regenwälder und die Rechte der Indigenen ein. Die Organisation arbeitet in Sarawak, dem malaysischen Teil von Borneo, wo auch der Gründer, der Schweizer Umweltaktivist Bruno Manser, mit dem nomadischen Volk der Penan mehrere Jahre lebte bis er 2000 im Regenwald verschwand.
Mehr Infos auf den Webseiten des Bruno Manser Fonds:
Bruno Manser Fonds lanciert Kampagne gegen 12 geplante Staudämme im Regenwald von Borneo
Massenproteste gegen Mega-Staudämme während internationalem Wasserkraft-Kongress in Malaysia
Auf Englisch:
An: Ulrich Spiesshofer, CEO von ABB
Sehr geehrter Herr Spiesshofer,
wir sind äußerst besorgt über die Geschäftsbeziehungen der ABB zu Sarawak Energy in Malaysia.
Im Rahmen der Realisierung von zwölf Staudämmen verletzt Sarawak Energy systematisch die Menschenrechte der indigenen Bevölkerung und trägt zur Zerstörung von Sarawaks einmaligen Regenwäldern bei. Durch die Zusammenarbeit mit Sarawak Energy ist die ABB daran beteiligt.
Wir möchten Sie als CEO von ABB dazu auffordern, die Zusammenarbeit mit Sarawak Energy umgehend einzustellen und sich aktiv für die Erhaltung des Regenwaldes und die Verbesserung der Menschenrechtssituation für die Betroffenen am Murum-Staudamm in Sarawak einzusetzen.
Mit freundlichen Grüßen