Der Luchs will keinen Staudamm!
Einer der ältesten Nationalparks Europas ist in Gefahr. Mit Geld der Weltbank und der Europäischen Entwicklungsbank will Mazedonien im Mavrovo Nationalpark Wasserkraftwerke bauen. Das Gebiet ist Lebensraum der letzten Balkanluchse. Fordern Sie die Banken und den Premierminister auf, die Projekte zu stoppen!
AppellAn: Ministerpräsident Mazedoniens Nikola Gruevski, die Verantwortlichen der Weltbank und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD)
„Im mazedonischen Nationalpark Mavrovo sollen Staudämme gebaut werden. Dadurch werden Balkanluchse gefährdet. Regierung und Finanziers müssen die Pläne aufgeben.“
Der Mavrovo Nationalpark ist einer der ältesten Nationalparks Europas. In dieser Berglandschaft mit ihren Urwäldern, Bächen und Flüssen leben Bären, Fischotter, Wölfe, seltene Fischarten und ein ganz besonderes Tier: der Balkanluchs. Er ist eine stark bedrohte Unterart des Eurasischen Luchses. Nur wenig mehr als 50 Exemplare dürften bis heute überlebt haben - die meisten davon im Mavrovo Nationalpark.
Doch dem Balkanluchs droht das endgültige Aus. Mitten im Nationalpark sollen zwei große Wasserkraftwerke gebaut werden. Unter dem Deckmantel der „Erneuerbaren Energien“ wollen die Weltbank und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) die Projekte mit insgesamt 135 Millionen Euro unterstützen. Dadurch finanzieren sie die Zerstörung des Nationalparks und das Aussterben des Balkanluchses.
„Jeder Druck auf die Kernpopulation der Tiere kann dazu führen, dass eine der gefährdetsten Säugetierarten Europas ausstirbt“, sagt Dr. Urs Breitenmoser von der IUCN-SSC Cat Specialist Group.
Mit dem Bau der Kraftwerke droht dem Mavrovo Nationalpark sogar die Aberkennung des Status als Nationalpark, warnt die IUCN in einem Schreiben an die Banken.
„Diese Projekte gefährden nicht nur den Mavrovo Nationalpark, sie sind auch generell ein Angriff auf den Schutzstatus Nationalpark“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der Naturschutzstiftung EuroNatur. Ulrich Eichelmann von der Naturschutzorganisation Riverwatch ergänzt: „Wenn wir die Natur und die Biodiversität selbst in Nationalparks nicht schützen können, wo sollen wir sie dann erhalten?“
Ohne die Unterstützung der Weltbank und der EBRD dürfte die mazedonische Regierung die Projekte kaum realisieren können. Fordern Sie daher deren Verantwortliche und den Premierminister Mazedoniens auf, die Projekte zu stoppen.
HintergründeDer Mavrovo Nationalpark ist einer der ältesten Nationalparks Europas. Er ist 73.000 Hektar groß und liegt im Westen Mazedoniens an der Grenze zum Kosovo und Albanien.
Zwei große Wasserkraftprojekte bedrohen den Park:
Wasserkraftprojekt Boskov Most
Staudammhöhe: 33 Meter
Maximaler Schwall: 22 m³/s (durchschnittlicher Durchfluss im Fluss Mala Reka: 5,75 m³/s)
Bau/Erweiterung neuer Straßen: 16 Kilometer
Neue Versorgungsleitungen: 19 Kilometer
Beeinträchtigte Fläche: 935 ha
Installierte Leistung: 68 MW
Baukosten: 84 Millionen Euro, davon 65 Millionen Euro finanziert von der EBRD
Wasserkraftprojekt Lukovo Pole
Staudammhöhe: 71 Meter
Maximaler Schwall: 6 m³/s
Bau/Erweiterung/Asphaltierung von Straßen: 20 Kilometer
Neue Versorgungsleitungen: 20 Kilometer
Beeinträchtigte Fläche im Nationalpark: 3.546 ha
Energieproduktion: 159 GWh pro Jahr
Baukosten: 83 Millionen Euro, 70 Millionen Euro davon will die Weltbank finanzieren.
Fakten & Daten zu den Staudämmen und Staudammplanungen gibt es hier: http://riverwatch.eu/uber-staudamme
Staudämmen speziell am Balkan http://balkanrivers.net
An: Ministerpräsident Mazedoniens Nikola Gruevski, die Verantwortlichen der Weltbank und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD)
Sehr geehrter Herr Premierminister Nikola Gruevski, sehr geehrte Frau Ellen Goldstein, sehr geehrter Sir Suma Chakrabarti,
Sie planen und unterstützen den Bau von zwei großen Wasserkraftwerken im mazedonischen Mavrovo Nationalpark, einem der ältesten Europas.
Die Projekte widersprechen dem Sinn und den Grundregeln eines Nationalparks, in dem der Schutz der Natur oberste Priorität hat und eine wirtschaftliche Nutzung ausgeschlossen ist. Nach Einschätzung der Weltnaturschutzunion IUCN könnte der Bau zur Aberkennung des Status als Nationalpark führen.
Diese Projekte gefährden zudem eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten, darunter den seltenen Balkanluchs. Der Mavrovo Nationalpark ist das einzige Gebiet, in dem sich die Balkanluchse noch erfolgreich fortpflanzen. Laut IUCN könnten die Wasserkraftprojekte zu seinem Aussterben führen.
Wir ersuchen daher die EBRD und die Weltbank, sich nicht an der Zerstörung des Nationalparks und Ausrottung des Balkanluchses zu beteiligen und die Finanzierung zu verweigern. Wir ersuchen Sie, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, den geplanten Bau der Wasserkraftwerke zu stoppen und stattdessen den Nationalpark zu stärken.
Mit freundlichen Grüßen