Nationalpark Yasuní in Ecuador: Leben statt Öl
Der Nationalpark Yasuní in Ecuador hält den Weltrekord der Artenvielfalt. Doch im Regen-waldboden lagern große Schwerölvor-kommen. Ecuador will auf deren Förderung verzichten, wenn die Welt das Land finanziell unterstützt. Die Bundesregierung stellt sich jedoch quer. Bitte unterzeichnen Sie unser Schreiben an Entwicklungsminister Niebel.
AppellAn keinem anderen Ort der Erde wurden mehr Arten nachgewiesen als in den Regenwäldern am Yasuní Nationalpark in Ecuador. Zu diesem Schluss kommen internationale Wissenschaftler: „Dank seiner einmaligen Lage am Äquator im Nordwesten Amazoniens liegt Yasuni im Zentrum der reichsten biologischen Zone der westlichen Hemisphäre. Es ist die einzige Stelle, wo sich maximale Vielfalt der Amphibien, Vögel, Säugetiere und Pflanzen überschneiden“, erklärt der Biologe Dr. Matt Finer.
Doch unter dem Urwald gibt es bedeutende Ölvorkommen. Bei deren Ausbeutung macht die Ölindustrie selbst vor den Schutzgebieten nicht halt. Die Fördertürme, Pipelines und Straßen fressen sich in den Regenwald hinein. Die größten bisher noch unerschlossenen Reserven – geschätzte 846 Millionen Barrel - liegen im Feld Ispingo Tambococha Tiputini (ITT) an der Grenze zu Peru. Das 190.000 Hektar große Gebiet im äußersten Osten Yasunís ist noch völlig unberührt.
Weitere Informationen
Überhaupt erst ermöglicht hat die Erschließung der Ölvorkommen die Westdeutsche Landesbank (WestLB). Die öffentlich-rechtliche Bank aus Düsseldorf hat mit einem 900-Millionen-Dollar-Kredit den Bau der OCP-Schwerölpipeline in Ecuador finanziert. Sie ermöglicht, das Öl Yasunís quer über die Anden bis zum Exporthafen Balao am Pazifik zu pumpen.
Mittlerweile möchte die ecuadorianische Regierung sich von ihrer fatalen Abhängigkeit vom Erdöl lösen. 2007 wandte sich Präsident Rafael Correa an die Weltöffentlichkeit mit der bahnbrechenden Yasuni-ITT-Initiative. Während die reichen westlichen Länder wie Kanada, Norwegen und die USA das Erdöl um jeden Preis und mit enormen Schäden für die Umwelt fördern, wolle Ecuador die Vorkommen im ITT-Feld für immer unangetastet lassen.
Doch ausgerechnet der zuständige deutsche Entwicklungsminister Dirk Niebel weigert sich, die Initiative zu unterstützen. Er hat nicht einmal Zeit, die aus Südamerika angereisten Regierungsdelegationen zu empfangen. Die Beteiligung Deutschlands ist lebenswichtig für die Initiative. Bis zum Dezember 2011 müssen umgerechnet 70 Millionen Euro auf dem UN-Treuhandkonto eingegangen sein. Bitte unterzeichnen Sie unser nachfolgendes Schreiben an den Minister. Wir sammeln die Unterschriften und werden sie in kürze dem Minister übergeben.
Weiterhin fordert Rettet den Regenwald die Regierung Ecuadors und die Erdölunternehmen generell dazu auf, die Ölförderung im Yasuni-Nationalpark sowie den übrigen Regenwald- und Indianergebieten einzustellen und kleine neuen Bohrungen mehr vorzunehmen.
Hintergründe
Dorthin haben sich wohl auch zwei Indianergruppen zurückgezogen, die Tagaeri und die Taromenane. Sie lehnen jeden Kontakt mit der sogenannten zivilisierten Welt ab. Als Jäger und Sammler leben sie in freiwilliger Isolation im Regenwald. Für viele Indianer würde die geplante Ölförderung den Tod bedeuten. Die Ureinwohner haben keine Antikörper gegen eingeschleppte Krankheiten wie Masern und Grippe.
Die Herausforderung für ein relativ kleines und armes Land wie Ecuador ist enorm, ein so großes Gebiet unangetastet zu lassen und die Ölfelder nicht anzubohren. Umgerechnet 2,5 Milliarden Euro soll die internationale Gemeinschaft dafür als Beitrag leisten – dies entspricht 50 Prozent der Öleinnahmen für den Staat im Fall einer Förderung. Zu diesem Zweck soll ein Kapitalstock geschaffen werden, der von dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) verwaltet wird. 100 Millionen Euro werden dazu bis zum Jahresende gebraucht.
Die Weltgemeinschaft und ganz besonders Deutschland stehen in der Verantwortung. Westliche Konzerne fördern das Öl im Regenwald und exportieren es in alle Welt, Banken wie die WestLB finanzieren das Geschäft und vor allem die Industrieländer haben mit dessen Verbrennung die globale Klimaerwärmung verursacht. Deren Folgen werden in den Ländern des Südens besonders katastrophal sein.
Das dort lagernde Schweröl ist von minderer Qualität und dessen Verbrennung besonders umweltschädlich. Es hat zwar einen aktuellen Marktwert von zirka fünf Milliarden Euro, aber global gesehen ist das Vorkommen unbedeutend. Es würde den Ölverbrauch der Welt für lediglich 10 Tage decken. Verbleibt das Erdöl im Boden, werden gewaltige Mengen an CO2-Emissionen und daraus entstehenden Folgekosten vermieden: 410 Millionen Tonnen durch die Verbrennung des Schweröls und 800 Millionen Tonnen über die vermiedene Entwaldung.
„Die Yasuni-ITT-Initiative braucht unbedingt internationale Spender. Weiter im Herzen von Yasuní nach Öl zu bohren, wäre eine Tragödie“, meint der Biologe Matt Finer. Privatpersonen können sich nun auf der Webseite des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) mit Spenden an der Initiative beteiligen.
Eine ausführlichen Artikel mit vielen Hintergrundinformationen finden Sie in der Zeit: Niebel und die Indianer
An
Herrn Entwicklungsminister Dirk Niebel
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Postfach 12 03 22, 53045 Bonn
Tel.: 02 28 - 9 95 35-0; Fax: 02 28 - 9 95 35-35 00
E-Mail: info@bmz.bund.de
Der Nationalpark Yasuní in Ecuador braucht unsere Hilfe
Leben statt Öl
Ihre Verantwortung, Herr Minister Niebel!
Die Regierung Ecuadors will sich von der fatalen Abhängigkeit von der Ölindustrie befreien. Das Land will auf die Ölförderung verzichten und den Amazonasregenwald erhalten, wenn sich die internationale Staatengemeinschaft an dem Projekt beteiligt.
Deutschland hat die Schwerölförderung im Yasuni Nationalpark und den angrenzenden Regenwaldgebieten überhaupt erst ermöglicht. Die öffentlich-rechtliche Westdeutsche Landesbank (WestLB) hat mit einem 900-Millionen-Dollar-Kredit den Bau der OCP-Schwerölpipeline in Ecuador finanziert. Die 513 Kilometer lange OCP-Pipeline wurde von sechs internationalen Ölkonzernen gebaut.
Deutsche Politiker haben die fatale Pipeline abgesegnet und der WestLB gegen die jahrelangen internationalen Proteste volle Rückendeckung gegeben. Nun lehnen Sie die Beteiligung an der Yasuní-Initiative mit der Begründung ab, keinen Präzedenzfall schaffen zu wollen.
Der Deutsche Bundestag hat die Bundesregierung bereits 2008 mit den Stimmen aller Fraktionen aufgefordert, die Yasuní-Initiative zu unterstützen. Die Vereinten Nationen haben im August 2010 einen Treuhandfonds für Yasuní eingerichtet.
Jetzt muss Deutschland seine besondere Verantwortung übernehmen und sich an der Yasuní-Initiative angemessen finanziell beteiligen. Der Regenwald muss erhalten und das Schweröl im Boden bleiben.
Freundliche Grüße