Namibia: Bitte keine Büsche und Bäume in Kraftwerken verfeuern!

Giraffen © Pixabay / frei

Das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) treibt die Rodung von Millionen Büschen und Bäumen in Namibia voran. Um die Savannen von einer „Verbuschung“ zu befreien, sollen sie zu Holzpellets für den Export verarbeitet und in deutschen Kraftwerken wie Tiefstack in Hamburg angeblich klimafreundlich verfeuert werden.

News und Updates Appell

An: Entwicklungsministerin Svenja Schulze sowie den Senat und die Umweltbehörde in Hamburg

„Die Savannen in Namibia müssen erhalten werden – Büsche und Bäume sind keinesfalls als Brennmaterial für deutsche Kraftwerke geeignet.“

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Etwa die Hälfte Namibias – eine Fläche so groß wie Deutschland und Österreich zusammen, sei mit dichtem Busch zugewuchert, schreibt die mit der Durchführung des Projekts beauftragte staatliche Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Dieser verdränge nicht nur das Weidegras der Rinderzüchter, sondern vermindere auch die Bildung von Grundwasser und reduziere die biologische Vielfalt.

Ziel des Projekts sei es, das Holz gewinnbringend zu nutzen und die Savannen als Weideflächen für Rinderherden wiederherzustellen. BMZ und GIZ planen, jährlich Millionen Tonnen Büsche und Bäume mit schweren Maschinen zu roden und in bis zu 105 geplanten Biomasse-Industrie-Parks weiterzuverarbeiten.

Da über 80 % des jährlichen Zuwachses im Land keine Abnehmer finden, unterstützt die GIZ auch dabei, die Holzschnitzel außerhalb Namibias zu vermarkten. Zu Holzpellets verarbeitet sollen sie Schiffe nach Deutschland transportieren.

Bildschirmfoto aus Video „Wirtschaftlicher Nutzen der Buschverdünnung in Namibia“

Hamburg hat dazu eine „Biomassepartnerschaft mit Namibia“ geschlossen, nachdem die GIZ mit der Idee auf die Umweltbehörde der Stadt zugekommen ist, das Buschholz in Hamburger Kohlekraftwerken klimafreundlich zu verfeuern.

Die Klima- und Ökosystemforscher Prof. Dr. Ibisch und Dr. Schick von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde kritisieren in einem Gutachten das Projekt und die Argumente scharf: „Der derzeitige Wissensstand stützt in keiner Weise die Annahme, dass ein nachhaltiger Export von Buschbiomasse aus Namibia möglich und sinnvoll ist – schon gar nicht, wenn das Ziel ein Beitrag zum Klimaschutz ist!“

Nach Protesten von Umweltorganisationen - darunter Rettet den Regenwald, hat Hamburg den Prüfprozess für das Projekt ausgesetzt und dem BMZ zur weiteren Beurteilung übergeben.

Hinter­gründe

Sind Büsche und Bäume ein ökologisches Problem?

Die Savannen Namibias sind der Lebensraum einer enormen Artenvielfalt. Viele der Wildtiere verbeißen Gehölzpflanzen. Antilopenarten fressen beispielsweise die Triebe in Bodennähe, während Elefanten und Giraffen in luftiger Höhe Äste und sogar die Baumkronen beweiden. Die Tierwelt in den Schutzgebieten, die knapp 20% der Landesfläche Namibias bedecken, ist eine für das Land wichtige Touristenattraktion.

Die GIZ und die Umweltbehörde Hamburgs führen an erster Stelle ökologische Gründe an, um die massenhafte und flächendeckende Rodung von Millionen Büschen und Bäumen zu rechtfertigen. Durch negativ behaftete Begriffe wie Verbuschung, Gestrüpp, überwuchert usw. versuchen sie zu suggerieren, dass die Gehölze schlecht und ein Problem seien. Doch bei den Büschen und Bäumen handelt es um dort heimische, für Savannen typische Arten wie Akazien, die Hauptnahrung von vielen Wildtieren wie Giraffen.

So leitet die Umweltbehörde der Stadt Hamburg auf ihrer Webseite die Biomasse-Partnerschaft mit den Worten ein: „In Namibia ist die Verbuschung der Savanne ein großes ökologisches Problem. Große Teile der Grassavanne werden von Dornakazien überwuchert, mit schwerwiegenden Folgen für heimische Tiere, Pflanzen und Weidewirtschaft.“

In dem Hintergundartikel „Verbuschung in Namibia – ein ökologisches Problem“ schreibt die Umweltbehörde sogar:“Die Verbuschung bedroht angestammte Lebensräume für Tiere und Pflanzen der natürlichen Savanne. Einheimische Büsche, wie die Schwarzdorn-Akazie (Senegalia mellifera), breiten sich auf Kosten der Grasvegetation in der Savanne massiv aus. Betroffen sind in Namibia heute ca. 450.000 km² von eigentlich produktivem Farmland. Jährlich nimmt diese Fläche um ca. 3% auf Kosten von Savannenlandschaften bzw. Weideland zu, d.h. ca. 1,3 Mio ha/a! (im Vergleich: etwas weniger Fläche als Schleswig-Holstein).“

Doch ob es sich tatsächlich um ein „ökologischen Problem“ handelt, ist aus wissenschaftlicher Sicht überhaupt nicht gesichert. Die Klima- und Ökosystemforscher Prof. Dr. Pierre Ibisch und Dr. Axel Schick von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde kritisieren in einem unabhängigen Gutachten das Projekt und die Aussagen der Projektbetreiber scharf:

„Vegetationsveränderungen ließen sich weltweit in verschiedenen Trockengebieten beobachten. Die Ausbreitung von Gehölzen ist jedoch ein komplexes und vielschichtiges Phänomen, welches ein entsprechend ganzheitlicheres Verständnis erfordert. Weder die genannten Zuwachsraten noch die angegebenen Flächen von namibischen Gehölzen decken sich mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Das Vorhaben beruhe somit auf falschen Annahmen. Von der Idee, Buschholz aus Namibia zu importieren, wird dringend abgeraten.“

Die Forscher bezeichnen auch den Begriff der „Verbuschung“ als „vorurteilsbehaftet“. Er fände sich demnach in „Studien, die sich auf Weideland konzentrieren und die negativen Auswirkungen auf die Futterproduktion hervorheben“. Aus einer neutralen ökologischen Perspektive betrachtet sei der Begriff voreingenommen. Sie sprechen stattdessen von "Gehölzausbreitung" oder "Vegetationsveränderung".

Auch die Behauptung, die Büsche und Bäume verminderten die Bildung von Grundwasser, ist wissenschaftlich nicht abgesichert. Die Angaben entstammen offenbar einer einzigen, lokal begrenzten Forschungsarbeit und können keinesfalls flächendeckend auf weite Teile Namibias angewendet werden.

Massenhaft Bäume zu verbrennen, ist weder umwelt- noch klimafreundlich, schreiben 800 Wissenschaftler und 120 Umweltorganisationen - darunter Rettet den Regenwald, an die EU.

Die angeführten Zahlen sind sehr fraglich

Auch die von den Befürwortern der Projekte angeführten Zahlen hinsichtlich der von „Verbuschung“ in Namibia betroffenen Flächen und die jährlichen Zuwachsraten der Büsche und Bäume sind sehr fraglich. So wurden flächendeckende Erhebungen der Vegetation nicht vorgelegt und die angegebene Zahl von 450.000 km² angeblich von Verbuschung betroffener Landfläche ist offenbar aus der Luft gegriffen. Die mit 3% angegebene jährliche Zuwachsfläche stammt wiederum aus einer Diplom-Arbeit und ist lediglich eine Schätzung, die wissenschaftlichen Kriterien nicht standhält.

Die geplanten Methoden zum Fällen der Büsche und Bäume und deren Abtransport sind ganz sicher alles andere als ökologisch verträglich. Wie in zahlreichen Studien, Artikeln, Projektpräsentation und Videos zu sehen ist, sollen die Büsche und Bäume mit schweren Maschinen wie Kettenfahrzeugen und Bulldozern entfernt werden, um die Vegetation abzuholzen, zu zerkleinern und abzutransportieren.

Screenshot aus Youtube-Video Namibia

Bildschirmfoto aus einem Projektvideo der GIZ auf Youtube: GIZ: De-bushing Namibia: Scaling Up. 2015 (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=udDLWEKOoQc)

Millionen Hektar Land flächendeckend mit diesen viele Tonnen schweren Maschinen zu befahren, hätte ohne Zweifel gravierende Auswirkungen auf die Böden und die dort gedeihende übrige Vegetation. Bis zu 105 Biomasse-Industrie-Parks sollen errichtet und mit Maschinen, Lagereinrichtungen usw. ausgestattet werden.

Ein weiteres Problem ist, dass die Büsche und Bäume nach dem Beschneiden aus den Stümpfen und Wurzeln rasch ausschlagen und in kurzer Zeit dicht aufwachsen. Um das zu verhindern, werden auf den Flächen zum Teil die Stubben und Wurzeln mit Bulldozern aus der Erde gerissen und die Flächen planiert, wie die GIZ in einer beim Southern African Institute for Environmental Assessment (SAIEA) beauftragten Studie „Strategic Environmental Assessment of Large-Scale Bush - Thinning and Value-Addition Activities in Namibia“ vom Jahr 2015 dokumentiert. Oder sie werden mit Herbiziden besprüht, die sämtliche Vegetation zum Absterben bringen und die Natur vergiften.

Welche Rolle spielt die Rinderzucht?

In weiten Teilen der Savannen Namibias wurden die Wildtiere abgeschossen, vertrieben oder durch Weidezäune ausgesperrt. Vor allem Rinderzüchter haben große Teile der Savannen zu Rinderweiden umfunktioniert. Sie produzieren dort Rindfleisch für den Export.

Fast 28 Millionen Hektar Land - 70% der landwirtschaftlichen Fläche Namibias - befinden sich laut des Statistischen Amts von Namibia im Besitz von sogenannten vormals begünstigten Namibiern (Previously advantaged Namibians). Damit sind Farmbesitzer mit europäischen Wurzeln gemeint, deren Vorfahren sich während der Kolonialzeit das Land angeeignet haben.

Zwischen 1884 bis 1915, als Namibia eine deutsche Kolonie war, wurden von den deutschen Besatzern die Herero und Nama von ihrem Land vertrieben und mit einem Völkermord gezielt beseitigt. Aktuell verhandelt die Bundesregierung mit Namibia um die öffentliche Anerkennung des Genozids durch Deutschland und die Zahlung von Entschädigungen. Die Herero und Nama lehnen die Verhandlungen ab, weil sie davon ausgeschlossen wurden. Verhandlungen ohne die Nachkommen der Opfer sind eine Farce. 

Heutzutage betreiben etwa 2.250 kommerzielle Rinderzüchter in den Savannengebieten auf riesigen Farmen (im Durchschnitt jeweils viele Tausend Hektar groß) extensive Rinderzucht für den Export. Rinder ernähren sich von Weidegräsern und und Wildkräutern, sie verbeißen keine Gehölzpflanzen. Die Ausbreitung der Gehölze reduziert die Tragfähigkeit der Rinderweiden und damit die Anzahl der Rinder auf den Flächen. Sie ist das Ergebnis von schlechtem Landmanagement, also ein Zeichen der Degradation der Savannen. Wenn die Büsche und Bäume beseitigt werden, können die Großgrundbesitzer ihre Rinderherden vergrößern und bessere Geschäfte machen, so die Rechnung.

Ursprünglich regulierten auch natürliche, durch Blitzschlag ausgelöste Savannenbrände die Ausbreitung der Büsche und Bäume. Doch auf den Weideflächen werden Feuer normalerweise von den Besitzern unterdrückt. Auch Änderungen der Niederschläge durch den Klimawandel sowie die höheren Konzentration von CO2 in der Atmosphäre scheinen das Wachstum der Gehölze zu begünstigen

Welche Interessen stecken hinter den Biomasse-Projekten in Namibia?

Die Hamburger Umweltbehörde schreibt: "Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die seit Jahrzehnten in Namibia engagiert ist, und das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement der Universität Trier (IFAS) kamen 2019 erstmals mit der Idee auf die Umweltbehörde zu, Buschholz aus Namibia in Hamburger Kraftwerken zu verfeuern." Im Mai 2020 hat die Umweltbehörde Hamburg ein Memorandum of Understanding mit IFAS) für eine Biomasse Partnerschaft mit Namibia (Biomass partnerships with Namibia) unterzeichnet.

In Namibia werden die Biomasse-Projekte maßgeblich von der GIZ vorangetrieben. Das bundeseigene Unternehmen setzt im Auftrag und mit Finanzierung über 24 Millionen Euro des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seit Oktober 2013 das Projekt „Nutzung von Busch-Biomasse“ in Namibia um. Das dort definierte Projektziel lautet: „Ein Biomasse-Sektor, der zur wirtschaftlicher Entwicklung und Wiederherstellung von Weideland beiträgt, ist etabliert.“

Geschäfte für die deutsche Industrie und Investoren?

Nicht nur in Namibia, auch bei uns in Deutschland versprechen die Geschäfte, die sich mit der Biomasse, den benötigten Maschinen, Anlagen, der Infrastruktur und dem technischen Know-how machen lassen, klingende Münze. So sucht der Bundesverband Bioenergie e.V. im Auftrag der GIZ Maschinenhersteller, Anlagenbauer und Investoren in Deutschland, die in Namibia die geplanten bis zu 105 Biomasse-Industrie-Parks konstruieren, und schreibt: „Wir werden zusammen mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH lokale Initiativen dabei unterstützen, mit neuen Partnern aus Europa die ökonomischen Perspektiven der Farmer und Landeigentümer zu verbessern.“

Die Industrie- und Handelskammer Reutlingen organisiert Workshops mit Titeln wie „Biomasse aus Namibia – Chancen für deutsche Unternehmen“, die dazu dienen, "Kooperationsmöglichkeiten für baden-württembergische Unternehmen und Wirtschaftsvertreter aus den Sektoren Holz, Biomasse und Bioökonomie" zu schaffen.

Eine wichtige Rolle in dem Biomasseprojekt in Namibia spielt auch die Firma UNIQUE land use and forestry GmbH aus Freiburg im Breigau. Die Firma, die auch in anderen vom BMZ finanzierten Entwicklungsprojekten in Erscheinung tritt, hat die CO2-Bilanz des Projekts Biomasse-Partnerschaft errechnet. Die britische Umweltorganisation Biofuelwatch hat sich die Studie von Unique, die dem Projekt eine angeblich positive CO2-Bilanz attestiert, genauer unter die Lupe genommen. In der Analyse kritisiert Biofuelwatch u.a., dass Unique zahlreiche der angeführten wissenschaftlichen Studien falsch wiedergeben und somit unweigerlich zu nicht korrekten Aussagen kommen würde.

Das World Rainforest Movement (WRM) denunziert, dass Unique an dem Investmentfonds Arbaro mit Sitz in Luxemburg beteiligt sei, der 75.000 Hektar industrielle Holzplantagen  in Sierra Leone, Ghana, Uganda, Äthiopien, Peru, Ecuador und Paraguay anlegen will. In Paraguay kontrolliert der Arbaro Fund demnach das Holzplantagenunternehmen Forestal Apepú SA.

Bei Unique ist es offensichtlich, dass Interessenkonflikte bestehen könnten, denn die Firma ist selbst im Holz- und Biomassegeschäft tätig. UNIQUE hat in die Firma PAYCO investiert, die ein groß angelegtes Eukalyptusbaum-Plantagenprojekt in Paraguay betreibt. WRM schreibt, dass die für die Plantagen in Beschlag genommenen Landflächen zu Konflikten mit den angestammten lokalen Einwohnern sowie durch den Einsatz von Pestiziden zur Vergiftung des Wassers führen würden. Unique argumentiert dagegen, mit den Plantagen degradiertes Land zu renaturieren und dort nachhaltige Forstwirtschaft durchzuführen. 

Weltweit werden tropische und subtropische Trockengebiete großflächig zerstört. Etwa auf dem gleichen südlichen Breitengrad, auf der anderen Seite des Atlantiks in Paraguay, roden auch Firmen und Großgrundbesizter mit Bulldozern auf vielen Millionen Hektar die Vegetation des Chaco zur Produktion von Holzkohle und zur Anlage von Rinderweiden für den Export von Fleisch und Leder und vertreiben die dort lebenden Indigenen.

Der Hamburger Energietisch e.V. (HET) hat sich ausführlich mit dem Biomasseprojekt auseinandergesetzt, die Argumente kritisch analysiert und zahlreiche Artikel und Dokumente aufgelistet: https://www.hamburger-energietisch.de/biomasse-statt-kohle/

Quellen und weitere Informationen:

An­schreiben

An: Entwicklungsministerin Svenja Schulze sowie den Senat und die Umweltbehörde in Hamburg

Sehr geehrte Frau Schulze, sehr geehrte Damen und Herren,

wir begrüßen es sehr, dass Sie klimafreundliche Energien fördern wollen.

Wir lehnen es jedoch entschieden ab, aus Büschen und Bäumen hergestellte Holzpellets in Kraftwerken zu verfeuern.

Die Aktivitäten des BMZ-Projekts „Nutzung von Busch-Biomasse“ in Namibia können wir daher keinesfalls unterstützen.

Die Büsche und Bäume in weiten Teilen der Savannen Namibias abzuholzen, in Biomasse-Industrie-Parks in Holzpellets für den Export umzuwandeln, um diese dann in Kraftwerken in Deutschland zu verbrennen, ist keine umweltfreundliche Art der Energiegewinnung.

Die afrikanischen Savannen sind für den Erhalt der Artenvielfalt und als wichtige und natürliche Kohlenstoffspeicher für den Klimaschutz unerlässlich – und keinesfalls als Brennmaterial für Kraftwerke geeignet.

Bitte STOPPEN Sie die Pläne, die Büsche und Bäume großflächig für den Export abzuholzen und in Kraftwerken zu verbrennen!

Mit freundlichem Gruß

News und Updates

23. November 2022

"Die Verbuschung auf den Pilotflächen ist heute schlimmer als zuvor"

"Das Biomasseprojekt in Namibia "Bush-to-Energy" konnte zwar seine direkten Ziele nicht erreichen, hatte allerdings Wirkungen außerhalb der Projektgrenzen" und "war grundsätzlich ein kluger Ansatz", schreibt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) nun in einem Evaluierungsbericht (Ex-post-Evaluierung – Südliches Afrika).

Als Erfolg sieht das öffentlich-rechtliche Finanzinstitut, das im Auftrag der Bundesregeirung die Biomasse-Projekte in Namibia finanziert, dass "eine namibische Brauerei heute Dampf mithilfe von "Invader Bush" erzeugt". So treibt also der Alkoholkonsum die Abholzung der Bäume in den Savannen im südlichen Afrika voran.

Als Misserfolg hält die KfW dagegen fest, dass "die Verbuschung auf den Pilotflächen heute schlimmer ist als zuvor." Damit wurde das Hauptziel des Entwicklungsprojekts, "die verbuschten Flächen durch die Auflichtung wieder landwirtschaftlich nutzbar zu machen" nicht erreicht.

Als Verantwortliche für das Scheitern nennt die KfW "örtliche Landwirte", die die Verträge nicht eingehalten hätten. Bei letzteren handelt es sich allerdings um Rinderfarmer mit überwiegend europäischen Wurzeln, deren Vorfahren sich während der Kolonialzeit das Land auf Kosten der ursprünglichen Einwohner angeeignet haben. Diese betreiben in den Savanne Rinderzucht für den Export von Rindfleisch.

"Das Subprojekt in Namibia erreicht zwar seine direkten Ziele nur sehr begrenzt, diente jedoch als Initialzündung für die Entwicklung des Busch-Biomasse-Sektors in Namibia und hat somit tendenziell einen nachhaltigen Entwicklungseffekt", resumiert die KFW in dem Evaluierungsbericht abschließend.


Aktuelles · 15.09.2022

Wärmeversorgung in Hamburg: Biomasse aus Namibia offenbar vom Tisch

Buschland Namibia

Nach heftigen Protesten von Umweltorganisationen – darunter Rettet den Regenwald, rückt die Stadt Hamburg anscheinend davon ab, ein großes Heizkraftwerk im Hafen von Steinkohle auf Holz aus Namibia umzurüsten. Millionen Büsche und Bäume in dem afrikanischen Land sind damit erst einmal vor der Abholzung für unseren Energiebedarf gerettet.

weiter
Fußnoten

Ziel des ProjektsGIZ, ohne Datum: Projektdaten NUTZUNG VON BUSCH-BIOMASSE: https://www.giz.de/projektdaten/projects.action?pn=201720648


105 geplanten Biomasse-Industrie-ParksIfaS, April 2021: Road Map to a Biomass Industrial Park - Biomass Partnership with Namibia: https://www.dasnamibia.org/?wpfb_dl=117


Video „Wirtschaftlicher Nutzen der Buschverdünnung in Namibia“De-bushing Advisory Service Namibia, Mai 2017: Economic benefits of bush thinning in Namibia. The film is produced by the Economics of Land Degradation Initiative in cooperation with the Support to De-bushing Project both implemented by the Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH: https://www.youtube.com/watch?v=jk6fTC4Eyhk


Biomassepartnerschaft mit Namibia

Umweltbehörde Hamburg, ohne Datum: Projekt Biomasse-Partnerschaft Hamburg-Namibia: https://www.hamburg.de/energiewende/namibia-biomass-partnership/



in einem Gutachten

Gutachten der Klima- und Ökosystemforscher Prof. Dr. Pierre Ibisch und Dr. Axel Schick von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe vom April 2021: Namibian ‘Bush encroachment’ in context: an ecological perspective on current and future dryland greening, its causes and consequences: https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Projektinformation/Kohlekraftwerke/DUH-Gutachten_Namibian.Bush.encroachment.in.context.pdf


Protesten von UmweltorganisationenRobin Wood, Feb. 2021: Holz statt Kohle? Klimaschwindel bei der Energiewende nicht fördern! Protest gegen Projekt zur Verfeuerung von Holz aus Namibia in deutschen Kraftwerken / Offener Brief an Bundesminister Gerd Müller: https://www.robinwood.de/pressemitteilungen/holz-statt-kohle-klimaschwindel-bei-der-energiewende-nicht-fördern



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