Bulldozer raus aus unserem Regenwald

Ein am Körper bemaltes und mit Federschmuck ausgestattetes indigenes Kind umarmt einen riesigen BaumstammKind aus dem Volk der Paiter Suruí Brasilien
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Mit einem verzweifelten Appell wenden sich die indigenen Paiter Surui an die Welt: Bewaffnete illegale Holzfäller, Gold- und Diamantenschürfer dringen scharenweise in ihren Regenwald ein. Sie roden die Bäume und bedrohen die Einwohner. Fordern Sie die brasilianische Regierung auf, unverzüglich zu handeln und die Abholzung zu stoppen.

Appell

An: Regierung Brasiliens, Präsident Bolsonaro und zuständige Minister

„Die brasilianische Regierung soll den Regenwald und die indigenen Paiter Surui unverzüglich vor Holzfällern, Gold- und Diamentenschürfern schützen!“

Ganzes Anschreiben lesen

Die Paiter Surui leben in ihrem 250.000 Hektar großen Territorium im Amazonasregenwald. Hier die gekürzte Übersetzung des Originalschreibens der Indigenen auf Portugiesisch an die Weltöffentlichkeit:

Rondônia, Brasilien, 13. Oktober 2016

Ich heiße Almir Narayamoga Surui und bin der Führer des indigenen Volkes der Surui. Wir leben im Bundesstaat Rondônia in Brasilien.

Dies ist ein Notruf! Bitte Handeln Sie sofort!

Seit Anfang 2016 leiden wir unter der Invasion unseres Landes durch Holzfäller sowie Gold- und Diamantenschürfer. Jeden Tag verlassen 300 Lastwagen mit Tropenholz unser Gebiet. Dies entspricht 600 Hektar Regenwald. Nach der brasilianischen Verfassung ist es illegal, ein indigenes Reservat zu roden.

Die Invasoren benutzen schwere Maschinen wie Bulldozer. In drei Flüssen des Surui-Territoriums haben wir Quecksilber und Zyanid gefunden, die die Goldsucher zur Bindung des Metalls einsetzen.

Die Auswirkungen sind furchtbar: Neben den Umweltschäden, die unsere traditionelle Lebensweise zerstören, bedrohen die Eindringlinge unsere Familien mit Waffengewalt! Damit wir uns nicht widersetzen, halten sie uns Pistolen an die Köpfe. Andere Einwohner versuchen sie mit Geld zu schmieren. Die Lage ist furchtbar!

Trotz unserer Hilfsappelle, gegen diese Mafia vorzugehen, reagiert die brasilianische Regierung nicht. Durch ihr Schweigen macht sie sich zum Komplizen der Zerstörung des Regenwaldes und der Vernichtung unseres Volkes!

Wir wissen nicht mehr, was wir noch tun können. Bitte helft uns!

  1. Schreiben Sie an die brasilianischen Botschaften in ihren Ländern.

  2. Boykottieren Sie alle brasilianischen Produkte.

  3. Öffentliche Institutionen sollen eine internationale Mission in den Regenwald entsenden.

  4. Verbreiten Sie den Hilferuf an alle ihre Kontakte und über die sozialen Netzwerke.

Hinter­gründe

Paiter Surui

Die Paiter Surui sind eines der mehr als 240 indigenen Völker in Brasilien. Ihr Territorium liegt im brasilianischen Bundesstaat Rondônia etwa 30 Kilometer nördlich der Stadt Cacoal. 

1969 kamen die bis dahin isoliert im Regenwald lebenden Paiter Surui in Kontakt mit der sogenannten modernen Welt. Mit ihrer traditionellen, umweltschonenden Lebensweise haben die Indigenen die Natur bis heute erhalten. Dazu gehören die Jagd, der Wanderfeldbau auf kleinen Parzellen, der Fischfang und das Sammeln von Früchten, Honig, Medizinalpflanzen und Palmenwedeln als Dacheindeckung.

Die Rodungen von Holzfällern, Siedlern, Großgrundbesitzern und Landspekulanten haben bereits großte Teile des Regenwaldes in Rondônia vernichtet. Wo noch vor wenigen Jahren artenreicher Urwald stand, erstrecken sich jetzt öde Viehweiden, Zuckerrohr- und Sojaplantagen, Abraumhalden sowie erodierte Landflächen. Rondônia ist der brasilianische Bundesstaat mit einer der höchsten Abholzungraten im Amazonasgebiet. Bereits die Hälfte der ursprünglich 200.000 Quadratkilometer Regenwald wurden gerodet.

Das anerkannte 250.000 Hektar große Reservat "Sete de Setembro" der Paiter Surui ist heutzutage eines der letzen intakten Regenwaldgebiete in Rondônia - umringt von Rodungen, Straßen und Siedlungen (siehe Satellitenaufnahme).

Luftbild Pater Suruí Territorium in Brasilien Das 250.000 ha große Regenwald-Territorium der Paiter Surui (dunkelgrüne Fläche in der Bildmitte) im brasilianischen Bundesstaat Rondonia wird von Abholzungen (hellgrün), Straßen und Siedlungen umringt

Der 41-jährige Almir Surui widmet sein Leben dem Erhalt des Regenwaldes. Er war einer der ersten Einwohner seines Volkes, der an einer Universität studiert hat. Almir hat Kontakte rund um den Globus geknüpft. Auch die kartografische Erfassung und Vermessung des Territoriums gehören dazu. Hier ein ausführlicher Artikel des Smithsonian Institute "Rain Forest Rebel".

Zudem betreiben die Paiter Surui seit 2013 ein sogenanntes REDD+-Projekt. Hinter REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation) verbirgt sich ein Konzept zum Schutz des globalen Klimas, das die Finanzierung des Erhalts von Wäldern als Kohlenstoffspeicher vorsieht. Die Verursacher von klimaschädigenden Emissionen zahlen an die Besitzer von Wäldern Geld, damit diese die Natur schützen.

Ob das Konzept dem Weltklima und dem Erhalt der Wälder hilft, ist umstritten. Das REDD+-Projekt der Paiter Surui mit der brasilianischen Kosmetikfirma Natura hat interne Konflikte unter den Einwohner geschürt, beklagen einige. Sie fordern, das REDD+-Projekt zu beenden.

Alle Bemühungen zum Schutz des Regenwaldes und dem Erhalt der Lebensweise der Indigenen sind letztendlich zum Scheitern verurteilt, wenn der brasilianische Staat nicht für die Einhaltung von Gesetz und Ordnung sorgt. Die Regierung und die Behörden schauen offenbar weitgehend tatenlos zu, wie die Regenwaldgebiete und die Reservate der Indigenen von Holzfällern, Siedlern, Spekulanten, für den Abbau von Bodenschätzen geplündert und die Einwohner bedroht und entrechtet werden. Zudem werden Indigene, Umweltschützer und sogar staatliche Beamte häufig ermordet, wenn sie gegen die Regenwaldzerstörung protestieren.

Video : Povo Paiter Surui

Vollständige Übersetzung des Schreibens

Gamebey (Associação Metareilá do Povo Indígena Surui)

Rua Geraldo Cardos Campos Nr. 4343, Cacoal, Rondônia, Brasilien

VEREINIGUNG DES INDIGENEN VOLKES PAITER SURUI

Cacoal, Rondônia, Brasilien, 13. Oktober 2016

Ich heiße Almir Narayamoga Surui und bin der Führer des indigenen Volkes der Surui. Wir leben im Bundesstaat Rondonia in Brasilien.

Dies ist ein Notruf! Bitte Handeln sie sofort!

Seit Anfang 2016 leiden wir unter einer Invasion unseres Landes durch Holzfäller sowie Gold- und Diamantensucher. Jeden Tag verlassen 300 Lastwagen mit Tropenholz unser angestammtes Territorium. Dies entspricht 600 Hektar Regenwald, die immer schneller abgeholzt werden. Nach der brasilianischen Verfassung ist es illegal, ein indigenes Reservat zu roden. Die Invasoren benutzen schwere Maschinen wie Bulldozer. In drei Flüssen des Surui-Territoriums haben wir Quecksilber und Zyanid gefunden, die die Goldsucher zur Bindung des Edelmetalls einsetzen.

Die Auswirkungen sind furchtbar: Neben den Umweltschäden, die unsere traditionelle Lebensweise zerstören, gefährden die Eindringlinge direkt unsere Familien und Kinder. Sie bedrohen uns mit Waffengewalt! Damit wir uns nicht widersetzen, halten sie uns Pistolen an den Köpfe. Einige der Einwohner versuchen sie mit Geld zu schmieren. Weil sie keinen Ausweg sehen, nehmen einige der Einwohner Geld an, obwohl sie eigentlich den Regenwald schützen wollen. Wir befinden uns in einer furchtbaren Lage!

Wir, die Surui, sind das erste indigene Volk, das ein REDD+-Projekt zum Schutz des Amazonasregenwaldes, der grünen Lunge der Erde, geschaffen hat. Die Invasionen bedrohen den REDD-Vertrag und laufen den Vereinbarungen der COP21 (UN-Klimakonferenz) zuwider!

Trotz unserer Hilfsappelle, gegen diese Mafia vorzugehen, reagiert die neue brasilianische Regierung nicht. Durch ihr Schweigen und ihre Untätigkeit macht sie sich zu Komplizen der Zerstörung des Regenwaldes und der Vernichtung unseres Volkes!

Wir wissen nicht mehr, was wir noch tun können. Bitte helft uns!

Als BürgerIn, Organisation oder Institution können Sie folgendes tun:

1. Wir bitten an die brasilianischen Botschaften in Ihren Ländern zu schreiben. Drücken Sie Ihre Empörung über die Situation aus und bitten Sie die brasilianische Regierung sofort zu handeln.

2. Boykottieren Sie alle brasilianischen Produkte, solange die brasilianische Regierung nicht reagiert.

3. Wir fordern öffentliche Institutionen auf, eine internationale Mission zur Untersuchung der Regenwaldabholzung zu entsenden.

4. Zuletzt bitten wir im Namen des Volkes der Surui und aller indigenen Völker, die versuchen, den Amazonasregenwald zu schützen sowie im Namen unseres Kampfes, eine Zukunft für alle Kinder auf der Erde zu erhalten, im Namen der Hoffnung und der Zukunft, diesen Hilferuf an alle Ihre Kontakte und über die sozialen Netzwerke zu verbreiten.

Hochachtungsvoll

Almir Narayamoga Surui

Führer des indigenen Volkes der Surui

Weitere Informationen

- Hilferuf der Paiter Surui auf Facebook

- Originalschreiben auf Portugiesch

- Artikel in der Zeitschrift The Ecologist "This is my cry of alarm, please listen to me!"

- Webseite der indigenen Organisation Paiter Surui

Artikel "Rain Forest Rebell" des Smithonian Institute

- Artikel bei REDD-Monitor "Leaders of the Paiter Suruí ask that the carbon project with Natura be terminated"

- Artikel Regulators collude with farmers to legalise illegal plots within indigenous reservation in Brazil

An­schreiben

An: Regierung Brasiliens, Präsident Bolsonaro und zuständige Minister

Sehr geehrter Herr Präsident Bolsonaro sehr geehrte Herren Minister, Direktoren der zuständigen staatlichen Institutionen,

die indigenen Paiter Surui haben sich mit einem verzweifelten Appell an die Weltöffentlichkeit gewandt. Ihr angestammtes Territorium im Bundesstaat Rondônia wird seit Monaten von bewaffneten, illegalen Holzfällern, Gold- und Diamantenschürfern geplündert.

300 Lastwagen mit Tropenholz verlassen täglich das Gebiet. Die Flüsse werden mit Quecksilber und Zyanid verseucht, die Einwohner mit Waffen bedroht.

Die brasilianische Regierung ignoriert die Hilferufe der Einwohner und macht sich mit ihrem Schweigen zum Komplizen der Zerstörung des Regenwaldes und der Vernichtung des Volkes der Paiter Surui, schreibt der Führer der Indigenen in dem Appell.

Wir bitten Sie daher im Namen der Paiter Surui und als besorgte BürgerInnen der Welt: Leiten Sie unverzüglich alle notwendigen Maßnahmen ein, um die 250.000 Hektar Regenwald der Paiter Surui langfristig vor der Zerstörung zu bewahren sowie die Rechte und das Überleben der Einwohner zu sichern.

Mit freundlichem Gruß

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