Kamerun – Umweltschützer Nasako Besingi sofort freilassen!
In Kamerun haben Polizisten und Soldaten das Büro der Organisation SEFE durchsucht und den Umweltschützer Nasako Besingi verschleppt. Seitdem gibt es kein Lebenszeichen von ihm. Besingi kämpft seit Jahren gegen Ölpalmprojekte im Regenwald und wurde deshalb schon wiederholt inhaftiert. Bitte fordern Sie seine sofortige Freilassung.
News und Updates AppellAn: Herrn Philémon Yang, Premierminister und Regierungschef von Kamerun, Primature du Cameroun, Yaunde, Kamerun
„Verfolgung und Einschüchterung von Menschenrechtlern und Umweltschützern in Kamerun beenden. Nasako Besingi sofort freilassen!“
Montag, 25. September 2017, 6.30 Uhr morgens in der Stadt Mudemba im Südwesten Kameruns: Eine Gruppe von Polizisten und Soldaten dringt in das Büro der Organisation SEFE (Struggle to Economize the Future Environment) ein. Sie durchsuchen die Räume, konfiszieren Dokumente, Laptop, Handy, Personalausweis und Reisepass des Umweltschützers Nasako Besingi.
Dann führen sie Besingi ab und bringen ihn zur Polizeiwache. 20 Minuten später wird Besingi auf der Ladefläche eines Geländewagens der Gendarmerie weggeschafft. Seitdem ist er verschwunden, es gibt kein Lebenszeichen von ihm, berichtet die Menschenrechtsorganisation Front Line Defenders.
Auf welchen Befehl die Polizisten und Soldaten gehandelt haben, ob es einen offiziellen Haft- und Durchsuchungsbefehl gibt, ist unklar.
Was fest steht, ist: Nasako Besingi kämpft seit Jahren friedlich für den Regenwaldschutz und die Rechte der lokalen Bevölkerung in Kamerun. Bereits mehrmals wurde er im Zusammenhang mit seiner Arbeit gegen die Regenwaldrodung sowie den Landraub für industrielle Ölpalmplantagen verhaftet und vor Gericht gestellt. Organisationen aus aller Welt, darunter auch Rettet den Regenwald, haben bereits in der Vergangenheit gegen diese Verfolgungen protestiert.
Erwirkt wurde diese durch das Unternehmen Sithe Global Sustainable Oils Cameroon (SGSOC), die lokale Tochter der Firma Herakles Farms aus New York, hinter der US-amerikanischen Investoren stecken. Unter dubiosen Umständen hatte SGSOC 2009 von der Regierung Kameruns für das Palmölprojekt eine Konzession über 73.000 Hektar Land im Urwald erhalten. 2013 annullierte die Regierung den Vertrag.
Bitte fordern Sie die Freilassung von Nasako Besingi und unterstützen Sie auch unsere Petition Keine Palmölplantage in diesem Wald!
HintergründeWeitere Informationen:
Die Organisation Front Line Defenders hat einen dringenden Aktionsaufruf auf Englisch gestartet. Dort finden Sie auch weitere Informationen. Bitte unterstützen: https://www.frontlinedefenders.org/en/case/nasako-besingi-arbitrarily-arrested-and-detained-incommunicado
Artikel aus der Zeitung Jeune Afrique vom 26. Sept. 2017: Cameroun - arrestation du militant écologiste Nasako Besingi en zone anglophone
- Petition von Rettet den Regenwald von 2016: Keine Palmölplantage in diesem Wald!
- Beendete Petition von Rettet den Regenwald von 2014: Bitte helfen Sie den Umweltschützern in Kamerun!
An: Herrn Philémon Yang, Premierminister und Regierungschef von Kamerun, Primature du Cameroun, Yaunde, Kamerun
Sehr geehrter Herr Präsident,
wir wurden darüber informiert, dass am 25. September 2017 Polizisten, Gendarmen und Soldaten das Büro der Organisation SEFE in Mundemba, Ndian Division, in Kamerun durchsucht haben. Sie konfiszierten Dokumente sowie elektronische Geräte und führten den Menschenrechtler und Umweltschützer Nasako Besingi auf die lokale Polizeistation ab.
Von dort wurde er 20 Minuten später auf der Ladefläche eines Geländewagens der Gendarmerie weggeschafft. Seitdem ist er verschwunden, es gibt kein Lebenszeichen von ihm, berichten zahlreiche Quellen wie die irische Menschenrechtsorganisation Front Line Defenders.
Die rechtlichen Grundlagen für die Polizeiaktion erscheinen uns sehr fragwürdig. Es wurden soweit bekannt weder ein Durchsuchungs- noch ein Haftbefehl vorgelegt. Es besteht der begründete Verdacht, dass es sich um eine Aktion handeln könnte, die legitime Arbeit von Nasako Besingi zu behindern und ihn zu kriminalisieren.
Wir sind wegen des Verschwindens von Nasako Besingi in großer Sorge. Wir bitten Sie daher unverzüglich,
1. Nasako Besingi an einem sicheren Ort freizulassen,
2. seine Familie und seinen Anwalt über seinen aktuellen Aufenthaltsort zu informieren,
3. dass, solange Nasako Besingi festgehalten wird, alle Bedingungen strikt eingehalten werden, wie sie der von der UN-Vollversammlung beschlossene Grundsatzkatalog für den Schutz aller in irgendeiner Form von Haft oder Strafgefangenschaft unterworfenen Personen in der Resolution 43/173 vom 9. Dez. 1988 festlegt, und
4. dass alle Maßnahmen zur Einschüchterung, Behinderung oder Kriminalisierung von Menschenrechtlern und Umweltschützern in Kamerun eingestellt werden.
Hochachtungsvoll
Die Ausgangslage – Regenwald im Tank und auf dem Teller
Mit 66 Millionen Tonnen pro Jahr ist Palmöl das meist produzierte Pflanzenöl. Inzwischen dehnen sich die Palmölplantagen weltweit auf mehr als 27 Millionen Hektar Land aus. Auf einer Fläche so groß wie Neuseeland mussten die Regenwälder, Mensch und Tier bereits den „grünen Wüsten“ weichen.
Der niedrige Weltmarktpreis und die von der Industrie geschätzten Verarbeitungseigenschaften haben dazu geführt, dass Palmöl inzwischen in jedem zweiten Supermarktprodukt steckt. Neben Fertigpizza, Keksen und Margarine begegnet uns Palmöl auch in Körpercremes, Seifen, Schminke, Kerzen und Waschmitteln.
Was kaum einer weiß: Mittlerweile gehen in der EU 61 % des Palmöls in die Energieerzeugung: 51 % (4,3 Millionen Tonnen) für die Produktion von Biodiesel sowie 10 % (0,8 Millionen Tonnen) in Kraftwerke für die Strom- und Wärmeerzeugung.
Deutschland importiert 1,4 Millionen Tonnen Palmöl und Palmkernöl: 44% der Palmölimporte (618.749 t) wurden für energetische Zwecke eingesetzt, davon 445.319 t (72 %) Palmöl für die Produktion von Biodiesel sowie 173.430 t (28 %) für die Strom- und Wärmeerzeugung.
Die fehlgeleitete erneuerbare Energien Politik von Deutschland und der EU ist damit eine wichtige Ursache der Regenwaldabholzung. Die 2009 von der EU beschlossene Erneuerbare Energien Richtlinie schreibt die Beimischungspflicht von Agrosprit in Benzin und Diesel vor.
Immer wieder forderten Umweltschützer, Menschenrechtler, Wissenschaftler und zuletzt auch die EU-Parlamentarier, Palmöl für Biosprit und Kraftwerke ab 2021 auszuschließen – vergeblich. Am 14. Juni 2018 haben die EU-Mitgliedsländer beschlossen, das tropische Pflanzenöl als „Bioenergie“ weiterhin bis 2030 zuzulassen.
Die Alternativen: Bitte lesen Sie die Inhaltsangaben auf den Verpackungen und lassen Sie palmölhaltige Produkte im Laden stehen. An der Zapfsäule haben Sie keine Wahlmöglichkeit, hier sind das Fahrrad und der öffentliche Transport die Lösung.
Die Auswirkungen – Waldverlust, Artentod, Vertreibung, Erderwärmung
Ölpalmen gedeihen nur in den feucht-warmen Tropen nahe den Äquator. In Südostasien, Lateinamerika und Afrika werden Tag um Tag riesige Regenwaldflächen gerodet und abgebrannt, um Platz für die Plantagen zu schaffen. Der in der Urwaldvegetation und den Böden gespeicherte Kohlenstoff wird dabei freigesetzt. Riesige Mengen klimaschädlicher Gase in die Atmosphäre. CO2- und Methanemissionen sorgen dafür, dass der aus Palmöl produzierte Biosprit drei mal so klimaschädlich ist wie Treibstoff aus Erdöl.
Doch nicht nur das Klima leidet: Mit den Bäumen verschwinden seltene Tierarten wie Orang-Utan, Borneo-Zwergelefant und Sumatra-Tiger. Kleinbauern und Indigene, die den Wald über Generationen bewohnen und beschützen, werden oft brutal von ihrem Land vertrieben. In Indonesien stehen mehr als 700 Landkonflikte in Zusammenhang mit der Palmölindustrie. Auch auf sogenannten „nachhaltig bewirtschafteten“ oder „Bio“-Plantagen kommt es immer wieder zu Menschenrechtsverletzungen.
Wir Verbraucher bekommen von all dem wenig mit. Unser täglicher Palmölkonsum hat jedoch auch für uns persönlich direkte negative Auswirkungen: In raffiniertem Palmöl sind große Mengen gesundheitsschädlicher Fettsäureester enthalten, die das Erbgut schädigen und Krebs verursachen können.
Die Lösung – Tank-und-Teller-Revolution
Nur noch 70.000 Orang-Utans streifen durch die Wälder Südostasiens. Die EU-Biospritpolitik bringt die Menschenaffen immer weiter an den Rand des Aussterbens. Um unseren baumbewohnenden Verwandten zu helfen, müssen wir den Druck auf die Politik erhöhen. Doch auch im Alltag lässt sich viel bewegen.
Diese einfachen Tipps helfen, Palmöl zu erkennen, zu meiden und zu bekämpfen:
- Selbst kochen, selbst entscheiden: Mandel-Kokos-Birnen-Kekse? Kartoffel-Rosmarin-Pizza? Frische Zutaten, gemixt mit ein bisschen Fantasie, stellen jedes (palmölhaltige) Fertigprodukt in den Schatten. Zum Kochen und Backen eignen sich europäische Öle aus Sonnenblumen, Oliven, Raps oder Leinsamen.
- Kleingedrucktes lesen: Auf Lebensmittelpackungen muss seit Dezember 2014 angegeben werden, wenn ein Produkt Palmöl enthält. In Kosmetik-, Putz- und Waschmitteln versteckt sich der Regenwaldfresser hingegen hinter einer Vielzahl chemischer Fachbegriffe. Per Internetrecherche lassen sich leicht palmölfreie Alternativen finden.
- Der Kunde ist König: Welche palmölfreien Produkte bieten Sie an? Wieso verwenden Sie keine heimischen Öle? Nachfragen beim Verkaufspersonal und Briefe an die Produkthersteller lassen Firmen um die Akzeptanz ihrer Produkte bangen. Der öffentliche Druck und das gestiegene Problembewusstsein haben schon einige Produzenten zum Verzicht auf Palmöl bewegt.
- Petitionen und Politikerbefragungen: Online-Protestaktionen üben Druck auf die Politiker aus, die für Biosprit und Palmölimporte verantwortlich sind. Haben Sie bereits alle Petitionen von Rettet den Regenwald unterschrieben? Auf abgeordnetenwatch.de kann jeder die Bundestagsabgeordneten mit den Folgen der Biospritpolitik konfrontieren.
- Laut werden: Demonstrationen und kreative Straßenaktionen machen den Protest für Menschen und Medien sichtbar. Dadurch wird der Druck auf die politischen Entscheidungsträger noch größer.
- Öffentlich statt Auto: Wenn möglich zu Fuß gehen, mit dem Fahrrad fahren oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen.
- Wissen und Wissen weitergeben: Wirtschaft, Handel und Politik wollen uns glauben machen, Biosprit sei klimafreundlich und Palmölplantagen könnten nachhaltig sein. Regenwald.org informiert über die Folgen des Palmölanbaus. Der kostenlose Regenwald Report kann an Freunde weitergegeben oder in Schulen, Arztpraxen und Bioläden ausgelegt werden.
Die Reportage Asimetris
Die Reportage Asimetris zeigt, warum die Menschen zu den Verlierern des Palmölbooms gehören. Sie können den Film in unserem Shop kaufen.
Kamerun – Umweltschützer Nasako Besingi ist frei
Am 27. November hat ein Militärrichter in Kamerun den Regenwaldschützer Nasako Besingi von allen Anschuldigungen frei gesprochen und seine sofortige Haftentlassung angeordnet. Über zwei Monate war Besingi unschuldig eingesperrt gewesen. Besingi kämpft gegen ausländische Firmen, die den Regenwald für Ölpalmplantagen abholzen wollen.
Erstes Lebenszeichen von Nasako Besingi
Offenbar erstes Lebenszeichen von Nasako Besingi: Umweltschützer aus Afrika berichten, dass er anscheinend in die Stadt Buea geschafft wurde und dort in einer Zelle der Polizei festgehalten wird. Rettet den Regenwald fordert zusammen mit Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen aus aller Welt seine sofortige Freilassung.