Ecuador: In unserem Wald ist kein Platz für eine Kupfermine
Bergbauprojekte bedrohen die Naturschätze Ecuadors – eines der größten ist eine geplante Kupfermine in der Region Intag. Die Einwohner der Bergregenwälder nordwestlich der Hauptstadt Quito bitten um unsere Hilfe. Bitte unterstützen Sie deren Petition.
AppellAn: Herr Lenin Moreno, Präsident von Ecuador; Minister für Bergbau
„Schützen Sie die Natur und die Rechte der Einwohner, Herr Präsident. Kein Bergbau im Intag – annullieren Sie die Bergbaukonzessionen.“
Die Bergregen- und Nebelwälder des Intag sind die Heimat von Jaguaren, Brillenbären und Klammeraffen – und auch für kleine, besonders sensible Lebewesen wie Amphibien ein wichtiges Refugium, erklärt die Umweltorganisation DECOIN.
2016 wurde dort eine bereits als ausgestorbene geglaubte Art der Stummelfußfrösche wiederentdeckt. Der winzige, bis vier Zentimeter große nachtaktive Frosch Atelopus longirostris lebt im Waldschutzgebiet des Dorfes Junin, das mit Spendengeldern von Rettet den Regenwald geschaffen wurde.
Tief darunter im Gestein des Toisangebirges liegt ein Kupfervorkommen, das die ecuadorianische Regierung in klingelnde Münze verwandeln möchten. 5.800 Euro pro Tonne kostet das Metall auf dem Weltmarkt – es steckt in großen Mengen in allen elektrischen Geräten – vom Handy bis zum Stromgenerator.
Junin und Nachbardörfer liegen mitten über der Kupferlagerstätte und müssten für den Tagebau weichen. Seit zwanzig Jahren wehren sich die Einwohner des Intag nordwestlich der Hauptstadt Quito gegen die Pläne.
Mit Erfolg: Mehrere internationale Bergbauunternehmen mussten aufgeben. Nun planen die staatlichen Bergbaufirmen ENAMI (Ecuador) und CODELCO (Chile) das Kupfer auszubeuten.
Bereits die Sondierungsarbeiten verursachen Bergstürze und verseuchen die Bachläufe mit Bohrschlämmen, erklärt die Einwohnerin Marcia Ramírez.
Immer weniger Wild ist zu beobachten, die Tiere können wegen der Kontamination oft nicht mehr das Wasser trinken, berichtet Israel Pérez.
Auch die Mitglieder der lokalen Kooperative AACRI für Biokaffee sind gegen den Kupferabbau im Intag. Sie exportieren ökologischen Kaffee in alle Welt. Der Bergbau ist nicht mit unserem Lebensstil vereinbar, er zerstört unsere fruchtbaren Böden und unsere Wasserquellen, so die AACRI.
Bitte unterstützen Sie die Petition der Menschen in Ecuador:
AnschreibenAn: Herr Lenin Moreno, Präsident von Ecuador; Minister für Bergbau
Sehr geehrter Herr Präsident Moreno,
sehr geehrter Herr Bergbauminister,
wir wenden uns an Sie, um unsere Sorge über die zunehmende Expansion von Bergbauprojekten in der Region Intag auszudrücken.
Das in der andinen Chocó-Region gelegene Gebiet des Intag beherbergt Tausende Hektar Urwälder mit einer einzigartigen Biodiversität. 25 unberührte Flussläufe wurden in den letzten Jahrzehnten von den Einwohnern bewahrt.
Der Bergbau verursacht gravierende Auswirkungen auf die Umwelt und Bevölkerung auf der ganzen Welt. Dazu gehören u.a. die Zerstörung der Natur, die Verseuchung der Wasserquellen sowie die Räumung und Verdrängung der bäuerlichen Gemeinden.
Von den 150.000 Hektar Fläche des Intag sind 80% von insgesamt 33 Bergbaukonzessionen in Beschlag genommen. Seit mehr als zwei Jahrzehnten widersetzen sich die Einwohner gegen diese Pläne. Im Jahr 2017 hat das Bergbauministerium 80.000 Hektar Land an ausländische Bergbaukonzerne vergeben. Die gesetzlich vorgeschriebenen vorherigen Einwohnerbefragungen wurden nicht durchgeführt. Aus diesen Gründen halten wir die Bergbauprojekte für illegal, unangemessen und nicht verfassungskonform.
Nach den von der japanischen Agentur für Internationale Zusammenarbeit in den 1990er Jahren im Intag durchgeführten Umweltstudien verursacht der großflächige Bergbau die Zerstörung von Tausenden Hektar Wald, Desertifikation, Änderungen des lokalen Klimas, die Verseuchung des Wasser mit Schwermetallen und die Räumung von Hunderten von Familien sowie weitere schwere Umwelt- und Sozialauswirkungen.
Die Gemeinderegierung von Cotacachi hat seit 1997 verschiedene politische und administrative Maßnahmen ergriffen, um das Gebiet zu verteidigen. Dazu gehören Aktivitäten zur Förderung von nachhaltiger Produktion. Mit einem Beschluss hat sie kürzlich die Nationalregierung aufgefordert, die Vergabe von Konzessionen zum Abbau von Metallen im Bezirk Cotacachi auszusetzen. Der Bergbau erschwert es der Provinz sich im Bereich des Tourismus und der Landwirtschaft zu positionieren. Das IV. Parlament von Imbabura hat diese Forderung in seinen Anträgen und Beobachtungen aufgenommen.
Wir appellieren an Sie, die Ereignisse im Intag zu untersuchen und angemessene Maßnahmen zu ergreifen, damit ein reales Verfahren der Bürgerbefragung durchgeführt wird, das die demokratischen Prinzipien und die in diesem Rahmen getroffenen Entscheidungen für die zukünftige Entwicklung gewährleistet. Bitte schützen Sie die wertvollen Bergregenwälder für die zukünftigen Generationen.
Hochachtungsvoll
Ausgangslage – Schmutziges Gold
Goldvorkommen gibt es fast überall auf der Erde.
Das kostbare Metall wird mit 55 Prozent hauptsächlich zu Schmuck verarbeitet, 25 Prozent dienen zu Spekulationszwecken als private finanzielle Wertanlage und 11 Prozent werden von staatlichen Zentralbanken in Tresoren gelagert. Die US-Regierung besitzt mit 8.134 Tonnen mit Abstand den größten Goldbestand. Die Deutsche Bundesbank kommt mit 3.369 Tonnen an zweiter Stelle. Nur etwa 8 Prozent des Goldes gehen in die der Elektronikindustrie für Handys, Laptops und andere elektronische Geräte.
Gold kann als körnerartige Goldseifen (Nuggets), die mechanisch vom Bodensubstrat getrennt werden, vorkommen. Weitaus häufiger findet sich das Edelmetall jedoch in feinsten Spuren in der Gitterstruktur der Gesteinsminerale oder als Goldstaub in den Sedimenten von Flüssen. Um das Gold herauszulösen und zu binden, werden die Gesteine zermahlen und dann mit Chemikalien versetzt.
Im großindustriellen Goldabbau wird das äußerst umweltschädliche Zyanid-Lauge-Verfahren angewandt. Um eine Tonne Gold zu fördern, müssen durchschnittlich 150 Tonnen Zyanid eingesetzt werden. Bereits wenige Milliliter davon sind tödlich für den Menschen.
Das Quecksilber-Verfahren kommt häufig bei Kleinschürfern zur Anwendung. Die goldhaltigen Erze werden zunächst stundenlang im Wasser gesiebt, bis der Goldstaub im Bodensatz konzentriert ist. Dieser goldhaltige Gesteinsschlamm wird dann mit Quecksilber gemischt, das mit dem Gold eine flüssige Legierung (Amalgam) eingeht. Diese Legierung wird erhitzt, das toxische Schwermetall verdampft und übrig bleibt reines Gold. Schutzanzüge gegen das Nervengift oder Rückgewinnungsvorrichtungen für das verdampfende Quecksilber sucht man beim Goldabbau durch Kleinschürfer oft vergeblich. Lukrative Geschäfte mit dem Edelmetall machen vor allem Kapitalgeber, Transportunternehmen und Chemikalienhändler. Menschen und Natur leiden unter dem Goldabbau.
Auswirkungen –Toxische Wüsten statt artenreicher Regenwälder
Durch Zyanid und Quecksilber werden Böden und das Grundwasser auf ewig verseucht. Selbst wenn Goldminen stillgelegt werden, gibt zyanidbehandeltes Gestein viele Jahrzehnte später giftige Schwefelsäuren ab.
Der industrielle Goldabbau benötigt zudem Unmengen an Wasser. Das kontaminierte Wasser wird zusammen mit den Gesteinsschlämmen in riesige Auffangbecken unter freiem Himmel gepumpt. Permanent versickern dabei große Mengen giftiger Abwässer in die Böden und werden in Bäche geleitet. Durch mangelhafte Konstruktion der Dämme oder nach starken Regenfällen kommt es immer wieder zu Dammbrüchen, bei denen sich innerhalb von Minuten Millionen Tonnen der toxischen Schlämme in die Umwelt und Flüsse ergiessen. Im Jahr 2000 in Rumänien verseuchten schwermetallhaltige Schlämme die Theiss, den größten Zufluss der Donau. Jegliches Leben in den Gewässern wurde ausgerottet. Die Giftbelastung war bis in die mehrere hundert Kilometer entfernte Donau nachzuvollziehen.
Im Regenwald kommt die Abholzung der Urwaldriesen für den Goldabbau hinzu. Bagger wühlen die Erde um, mit Wasserpumpen werden die Böden weggespült und durchsiebt, um goldstaubhaltigen Schlamm anzureichern und dann das Edelmetal mit Quecksilber zu binden. So entstehen entlang der Flüsse verseuchte Mondlandschaften. Um nur 0,24 Gramm Gold zu erhalten, entstehen 1000 Kilo Sondermüll und Abraum. Ein einzelner Goldring produziert demnach 20 Tonnen lebensgefährlichen Giftmüll.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warnt, dass Kinderarbeit in der Goldgewinnung weit verbreitet ist. Kinder können in enge Schächte klettern und waschen mit bloßen Händen die goldhaltigen Erze in Quecksilberlaugen.
Die Lösung – Vier Goldene Regeln zum Schutz von Mensch und Natur
Wurde auch mein Goldschmuck unter diesen menschenunwürdigen und umweltverpestenden Bedingungen hergestellt? Den verschlungenen Goldpfad nachzuverfolgen, ist aufgrund der Vielzahl der Akteure äußerst schwierig. Die Goldraffinerien, die mehrheitlich in der Schweiz sitzen und zusammen 70 Prozent der Weltproduktion ausmachen, geben an, den Rohstoff von zertifizierten Händlern zu beziehen. Auf den zweiten Blick zeigt sich allerdings, dass viele Verkäufer Scheingeschäfte mit falschen Adressen führen (Filmtipp: „Dreckiges Gold - Die glänzenden Geschäfte mit dem edlen Metall“).
Auch wir tragen für die Auswirkungen Verantwortung: Was kann jeder einzelne also tun?
1. Konsum überdenken: Braucht man jedes Jahr ein neues Smartphone? Nutzen Sie Elektronikgeräte wie Handys und Laptops möglichst lange. Wenn die Funktionen versagen, können Sie das Gerät aussortieren – aber dann bitte in einer Recyclingstelle abgeben. Wussten Sie, dass laut einer UNO-Berechnung in nur 49 Handys soviel Gold enthalten ist wie in einer Tonne Golderz?
2. Schmuck umarbeiten: Goldschmuck, der aus der Mode gekommen ist oder einfach nicht mehr gefällt, lässt sich problemlos umarbeiten. Der Regenwald wird es danken.
4. Gold taugt nicht als Investition: Ist Gold wirklich ein sicherer Anker in Finanzkrisen? Experten raten davon ab. Und außerdem: Eine ethische und verantwortungsvolle Finanzanlage ist Gold nicht.
5. Wissen in die Welt transportieren: Machen Sie auf die umweltschädlichen Giftstoffe beim Tagebau, den Raubbau an der Natur und die unmenschlichen Arbeitsbedingungen aufmerksam, indem Sie unseren kostenlosen Regenwald Report mit fundierten Artikeln zu Regenwaldthemen beim Friseur oder Arzt auslegen. Gerne senden wir Ihnen hierfür ausreichend Exemplare zu.