Nestlé, stoppt den Flaschen-Irrsinn!
Nestlé pumpt im französischen Ort Vittel Mineralwasser ab, während die Einwohner bald per Pipeline versorgt werden müssen. Auch ökologisch ist das Geschäft schädlich: Der Grundwasserspiegel fällt rapide. Das Wasser wird in Plastikflaschen Hunderte Kilometer weit transportiert. Das unnötige Geschäft mit Wasser muss aufhören.
News und Updates AppellSitzt der französische Ort Vittel bald auf dem Trockenen? Der Konzern Nestlé pumpt dort sein bekanntes Mineralwasser ab. Eine Million Kubikmeter jährlich haben die Behörden erlaubt. Umweltschützer und Einheimische schlagen Alarm: Der Grundwasserspiegel kann sich nicht regenerieren und sinkt jährlich um 30 Zentimeter. Einst lag er 10 Meter höher als heute.
Den Dorfbewohnern geht das Trinkwasser aus. Am öffentlichen Brunnen dürfen sie „höchstens 6 Flaschen pro Tag“ abfüllen, im Sommer wird das Wasser sogar per Tanklaster in den Ort gebracht. Jetzt ist eine 12 Kilometer lange Pipeline geplant – für bis zu 50 Millionen Euro Steuergeld.
Nestlé weist die Kritik von sich. Man kenne das Problem und habe die Fördermenge „freiwillig“ um 20 Prozent reduziert. Gleichzeitig räumt der Konzern ein, dass diese Reduktion nicht genügen wird.
Der Handel mit Wasser ist weit mehr als ein lokales Problem: Ein Großteil des Mineralwassers wird in Plastikflaschen abgefüllt, deren Produktion Ressourcen verschlingt, was selbstverständlich auch für Mehrwegflaschen gilt.
Anschließend werden die Flaschen über große Strecken zu den Kunden gebracht. Von Vittel nach Sassnitz: 1.141 Kilometer, von Vittel nach Berchtesgaden: 701 Kilometer. Extremer sind die Ausmaße beispielsweise in Kanada. Von der Nestlé-Abfüllstation Aberfoyle nach St. John‘s sind es 3.147 Kilometer. Andere beliebte Wassersorten werden noch weiter transportiert. So ist Wasser von den Fidschis selbst in Berlin zu haben.
Das Geschäft mit Mineralwasser ist vielerorts unnötig: In Deutschland ist Leitungswasser zumeist von bester Qualität. Es wird sogar strenger kontrolliert als Mineralwasser.
Bitte fordern Sie von Nestlé, aus dem Geschäft mit Wasser auszusteigen.
HintergründeNestlé nicht allein verantwortlich
Neben Nestlé pumpt der Käsehersteller Ermitage 500.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr in Vittel ab. Die beiden Firmen zusammen nutzen damit 47 Prozent des Wassers, 22 Prozent gehen in den privaten Konsum.
Wasser-Gigant Nestlé
Nestlé verkauft Wasser unter mehr als 50 Markennamen auf allen Kontinenten. Dazu gehören Acqua Panna und S.Pellegrino aus Italien, Contrex, Perrier und Vittel aus Frankreich.
Globales Wasser-Problem
Der Handel mit Wasser durch Konzerne wie Nestlé und Co ist nur ein Teil der Wassermisere rund um den Globus. In weit größeren Mengen wird Wasser durch Pestizide, Herbizide und Nitrate aus der industriellen Landwirtschaft verschmutzt oder beispielsweise für Eukalyptus-Plantagen oder Avocado-Pflanzungen verschwendet - mit verheerenden ökologischen Konsequenzen. Viele Staudammprojekte gefährden die Wasserversorgung der Menschen am Unterlauf von Flüssen. Wasser für Golfplätze, Pools und Autowäsche – die Liste dessen, wie Wasser belastet oder verschwendet wird, ist lang. Nestlé und andere Konzerne dürfen jedoch nicht aus der Verantwortung entlassen werden, nur weil es Schlimmeres gibt.
Wasser als Allgemeingut
Für das Geschäft mit Wasser wird ein Allgemeingut privatisiert. Wirtschaftliche Interessen stehen damit im Vordergrund, die Versorgung der lokalen Bevölkerung ist zweitrangig. Kritiker lehnen das als Neoliberalismus ab. Gleichwohl wurde in Frankreich im Jahr 2006 ein Gesetz verabschiedet, wonach die wirtschaftliche Nutzung keine Priorität bei der Wasserversorgung hat.
Französischsprachige Links
https://www.60millions-mag.com/2018/04/18/nestle-accuse-d-epuiser-l-eau-de-vittel-11729
http://www.rallumerlesetoiles.com/2018/03/a-vittel-l-eau-de-nestle-ne-coule-plus-de-source.html
https://lafranceinsoumise.fr/2018/03/20/question-ecrite-nappe-phreatique-de-vittel/
An: die Konzernleitung von Nestlé
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ihr Unternehmen pumpt im französischen Ort Vittel derzeit jährlich 750.000 Kubikmeter Wasser ab. Der Grundwasserspiegel kann sich damit nicht regenerieren und fällt jährlich um 30 Zentimeter.
Ihr Unternehmen weiß von der Problematik, hat die Entnahme bereits um 20 Prozent reduziert und zugleich eingeräumt, dass dies nicht ausreicht, um das Grundwasser zu schonen.
Das Mineralwasser aus Vittel und von anderen Brunnen Ihres Unternehmens wird zumeist in Plastikflaschen gefüllt und zuweilen Hunderte bis Tausende Kilometer zu Ihren Kunden transportiert.
Alles dies ist ökologisch äußerst bedenklich.
Wir bitten Sie daher: Steigen Sie aus dem Geschäft mit Wasser aus.
Mit freundlichen Grüßen