Gold bedroht Gorillas
Gorillas, Schimpansen, Waldelefanten – das Schutzgebiet Itombwe in der Demokratischen Republik Kongo bietet eine überwältigende Artenvielfalt. Trotzdem will die Firma Banro Gold abbauen. Umweltschützer fürchten Schlimmes für die Natur und die Bevölkerung. Banro ignoriere alle Kritik. Deshalb müssen wir international Druck aufbauen.
AppellAn: CEO der Firma Banro, Brett A. Richards
„Die Itombwe Nature Reserve beherbergt eine große Zahl vom Aussterben bedrohter Gorillas. Bitte stoppen Sie das Projekt einer Goldmine in Itombwe.“
Die Gier nach Gold – sie verschärft die Gefahr, in der die Gorillas im Osten des Kongo-Beckens schweben. Seit Jahren schrumpft der Lebensraum der Primaten. Die menschliche Bevölkerung wächst und macht ihnen den Lebensraum streitig, Jäger töten die Menschenaffen für deren Fleisch, Milizen erschweren effektiven Schutz und halten Touristen fern, die etwas Geld bringen würden. Grauergorillas, eine Unterart des östlichen Gorillas (Gorilla beringei ssp. Graueri), sind mittlerweile vom Aussterben bedroht.
Jetzt also Gold: Die kanadische Firma Banro ist offenbar im Juni 2018 in das Schutzgebiet Itombwe vorgedrungen, einem der letzten Rückzugsgebiete der Grauergorillas in der Demokratischen Republik Kongo. Einheimische fotografierten heimlich Hubschrauber des Unternehmens und informierten die Behörden.
Banro hat sich bereits seit Mitte der 1990er Jahre Bergbaukonzessionen über mehr als 2.600 Quadratkilometer im Kongo gesichert und betreibt seit einigen Jahren in Twangiza und Namoya zwei Goldminen. Die Bevölkerung klagt über Landraub und Vertreibung.
Im Jahr 2014 hatte das Unternehmen zugesichert, das Schutzgebiet Itombwe nicht anzutasten. Doch das Versprechen gilt offenbar nicht mehr, seit die Regierung Rohstoffausbeutung Vorrang vor Naturschutz einräumt. Der damalige Präsident Joseph Kabila gab im Mai 2018 sogar die berühmten Nationalparks und UNESCO-Welterbegebiete Virunga und Salonga für die Förderung von Erdöl- und Gas frei.
Umweltschützer haben Alarm geschlagen, gegen den Goldbergbau demonstriert und eine Deklaration verfasst. Ohne Erfolg. Deshalb setzen sie jetzt auf internationale Unterstützung. Denn der Schutz der Menschenaffen geht uns alle an.
Bitte fordern Sie die Bergbaufirma Banro auf, das Projekt einer Goldmine in Itombwe zu stoppen.
HintergründeWeiterführende Links zu Gorillas und Itombwe
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0162697
https://www.hrw.org/report/2005/06/01/curse-gold
Weiterführende Links zur Firma Banro
https://www.finanzen.net/bilanz_guv/Banro_1
https://www.oecdwatch.org/cases/Case_469
https://mining-atlas.com/operation/Twangiza-Gold-Mine.php
http://www.miningweekly.com/article/tsx-nyse-american-to-delist-banro-equities-2017-12-28
http://www.miningweekly.com/article/banro-temporarily-suspends-namoya-operations-2017-09-26
https://www.tsbreview.com/banro-blueprint-for-ethical-mining-in-the-drc/
https://resourceprojects.org/country/Congo,%20the%20Democratic%20Republic%20of%20the
https://www.bloomberg.com/research/stocks/private/snapshot.asp?privcapId=269759945
An: CEO der Firma Banro, Brett A. Richards
Sehr geehrter Brett A. Richards,
die Itombwe Nature Reserve in der Demokratischen Republik Kongo beherbergt eine große Zahl vom Aussterben bedrohter östlicher Tiefland-Gorillas, neben Schimpansen, Waldelefanten und vielen weiteren Arten.
Dennoch treibt Banro Pläne für eine Goldmine innerhalb dieser ökologisch wichtigen und fragilen Region voran.
Das Projekt ist zudem geeignet, die Lebensgrundlage der örtlichen Bevölkerung zu zerstören und ihre Menschenrechte zu verletzen.
Aufgrund dieser ökologischen und sozialen Risiken bitten wir Sie, das Goldbergbau-Projekt in der Itombwe Nature Reserve zu beenden.
Das Überleben der Gorillas und weiterer bedrohter Tierarten darf nicht gefährdet werden.
Mit freundlichen Grüßen
Ausgangslage – Schmutziges Gold
Goldvorkommen gibt es fast überall auf der Erde.
Das kostbare Metall wird mit 55 Prozent hauptsächlich zu Schmuck verarbeitet, 25 Prozent dienen zu Spekulationszwecken als private finanzielle Wertanlage und 11 Prozent werden von staatlichen Zentralbanken in Tresoren gelagert. Die US-Regierung besitzt mit 8.134 Tonnen mit Abstand den größten Goldbestand. Die Deutsche Bundesbank kommt mit 3.369 Tonnen an zweiter Stelle. Nur etwa 8 Prozent des Goldes gehen in die der Elektronikindustrie für Handys, Laptops und andere elektronische Geräte.
Gold kann als körnerartige Goldseifen (Nuggets), die mechanisch vom Bodensubstrat getrennt werden, vorkommen. Weitaus häufiger findet sich das Edelmetall jedoch in feinsten Spuren in der Gitterstruktur der Gesteinsminerale oder als Goldstaub in den Sedimenten von Flüssen. Um das Gold herauszulösen und zu binden, werden die Gesteine zermahlen und dann mit Chemikalien versetzt.
Im großindustriellen Goldabbau wird das äußerst umweltschädliche Zyanid-Lauge-Verfahren angewandt. Um eine Tonne Gold zu fördern, müssen durchschnittlich 150 Tonnen Zyanid eingesetzt werden. Bereits wenige Milliliter davon sind tödlich für den Menschen.
Das Quecksilber-Verfahren kommt häufig bei Kleinschürfern zur Anwendung. Die goldhaltigen Erze werden zunächst stundenlang im Wasser gesiebt, bis der Goldstaub im Bodensatz konzentriert ist. Dieser goldhaltige Gesteinsschlamm wird dann mit Quecksilber gemischt, das mit dem Gold eine flüssige Legierung (Amalgam) eingeht. Diese Legierung wird erhitzt, das toxische Schwermetall verdampft und übrig bleibt reines Gold. Schutzanzüge gegen das Nervengift oder Rückgewinnungsvorrichtungen für das verdampfende Quecksilber sucht man beim Goldabbau durch Kleinschürfer oft vergeblich. Lukrative Geschäfte mit dem Edelmetall machen vor allem Kapitalgeber, Transportunternehmen und Chemikalienhändler. Menschen und Natur leiden unter dem Goldabbau.
Auswirkungen –Toxische Wüsten statt artenreicher Regenwälder
Durch Zyanid und Quecksilber werden Böden und das Grundwasser auf ewig verseucht. Selbst wenn Goldminen stillgelegt werden, gibt zyanidbehandeltes Gestein viele Jahrzehnte später giftige Schwefelsäuren ab.
Der industrielle Goldabbau benötigt zudem Unmengen an Wasser. Das kontaminierte Wasser wird zusammen mit den Gesteinsschlämmen in riesige Auffangbecken unter freiem Himmel gepumpt. Permanent versickern dabei große Mengen giftiger Abwässer in die Böden und werden in Bäche geleitet. Durch mangelhafte Konstruktion der Dämme oder nach starken Regenfällen kommt es immer wieder zu Dammbrüchen, bei denen sich innerhalb von Minuten Millionen Tonnen der toxischen Schlämme in die Umwelt und Flüsse ergiessen. Im Jahr 2000 in Rumänien verseuchten schwermetallhaltige Schlämme die Theiss, den größten Zufluss der Donau. Jegliches Leben in den Gewässern wurde ausgerottet. Die Giftbelastung war bis in die mehrere hundert Kilometer entfernte Donau nachzuvollziehen.
Im Regenwald kommt die Abholzung der Urwaldriesen für den Goldabbau hinzu. Bagger wühlen die Erde um, mit Wasserpumpen werden die Böden weggespült und durchsiebt, um goldstaubhaltigen Schlamm anzureichern und dann das Edelmetal mit Quecksilber zu binden. So entstehen entlang der Flüsse verseuchte Mondlandschaften. Um nur 0,24 Gramm Gold zu erhalten, entstehen 1000 Kilo Sondermüll und Abraum. Ein einzelner Goldring produziert demnach 20 Tonnen lebensgefährlichen Giftmüll.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warnt, dass Kinderarbeit in der Goldgewinnung weit verbreitet ist. Kinder können in enge Schächte klettern und waschen mit bloßen Händen die goldhaltigen Erze in Quecksilberlaugen.
Die Lösung – Vier Goldene Regeln zum Schutz von Mensch und Natur
Wurde auch mein Goldschmuck unter diesen menschenunwürdigen und umweltverpestenden Bedingungen hergestellt? Den verschlungenen Goldpfad nachzuverfolgen, ist aufgrund der Vielzahl der Akteure äußerst schwierig. Die Goldraffinerien, die mehrheitlich in der Schweiz sitzen und zusammen 70 Prozent der Weltproduktion ausmachen, geben an, den Rohstoff von zertifizierten Händlern zu beziehen. Auf den zweiten Blick zeigt sich allerdings, dass viele Verkäufer Scheingeschäfte mit falschen Adressen führen (Filmtipp: „Dreckiges Gold - Die glänzenden Geschäfte mit dem edlen Metall“).
Auch wir tragen für die Auswirkungen Verantwortung: Was kann jeder einzelne also tun?
1. Konsum überdenken: Braucht man jedes Jahr ein neues Smartphone? Nutzen Sie Elektronikgeräte wie Handys und Laptops möglichst lange. Wenn die Funktionen versagen, können Sie das Gerät aussortieren – aber dann bitte in einer Recyclingstelle abgeben. Wussten Sie, dass laut einer UNO-Berechnung in nur 49 Handys soviel Gold enthalten ist wie in einer Tonne Golderz?
2. Schmuck umarbeiten: Goldschmuck, der aus der Mode gekommen ist oder einfach nicht mehr gefällt, lässt sich problemlos umarbeiten. Der Regenwald wird es danken.
4. Gold taugt nicht als Investition: Ist Gold wirklich ein sicherer Anker in Finanzkrisen? Experten raten davon ab. Und außerdem: Eine ethische und verantwortungsvolle Finanzanlage ist Gold nicht.
5. Wissen in die Welt transportieren: Machen Sie auf die umweltschädlichen Giftstoffe beim Tagebau, den Raubbau an der Natur und die unmenschlichen Arbeitsbedingungen aufmerksam, indem Sie unseren kostenlosen Regenwald Report mit fundierten Artikeln zu Regenwaldthemen beim Friseur oder Arzt auslegen. Gerne senden wir Ihnen hierfür ausreichend Exemplare zu.