Kein Mountainbike-Park im Wald der Wildkatzen!
Die Europäische Wildkatze ist eine streng geschützte Art. Für ihr Überleben ist sie auf große Wälder angewiesen, in denen sie nicht gestört wird. Ausgerechnet in solch einem ausgewiesenen Schutzgebiet im Hunsrück soll jetzt ein Mountainbike-Park gebaut werden. Das könnte dort das Aus für die Wildkatze bedeuten.
AppellAn: Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Umweltministerin Ulrike Höfken, Behördenvertreter, Vertreter von Stipshausen und Rhaunen
„Im Naturpark Saar-Hunsrück leben bedrohte Europäische Wildkatzen. Ihr Überleben darf nicht für einen Mountainbike-Park aufs Spiel gesetzt werden.“
Wer hoch hinaus will in der Natur von Rheinland-Pfalz, dem sei der Idarkopf empfohlen. 745 Meter hoch, von einem Aussichtsturm gekrönt, markiert er den nördlichen Zipfel des Naturparks Saar-Hunsrück. Die Wälder und Wiesen am Fuße des Turms sind ein ausgewiesenes Schutzgebiet nach europäischen Standards, ein FFH-Gebiet im Wortschatz der Experten, ein Refugium für Naturgenuss in der Stille. Hier sind scheue Wildkatzen daheim, die gesetzlich streng geschützt sind. Ihr Bestand erholt sich in Deutschland langsam, weil vielerorts ihr Lebensraum bewahrt wird.
Genau das Gegenteil droht jetzt am Idarkopf, falls dort ein geplanter Mountainbike-Park gebaut wird. Bei der Anlage wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Es handelt sich nicht um ein paar schmale Radwege im Wald, sondern um ein 23 Kilometer langes Netz aus Trails inklusive Sprungschanzen und Rampen, „Pumptrack“ und Schlepplift. 8-9 Hektar Natur werden versiegelt oder verdichtet, weitere rund 36 Hektar werden in Mitleidenschaft gezogen.
27.000 Besucher sollen pro Jahr anreisen. Sollte der Park tatsächlich „der beste Deutschlands“ werden, dürften innerhalb von fünf Jahren doppelt so viele kommen. Hinzu kommen turbulente Events – mit zusätzlichen 30.000 Personen. Umweltschützer fürchten, dass einige Mountainbiker Wege auch im Naturpark, wo Erholung in der Natur durchaus erwünscht ist, verlassen und Schäden verursachen.
Um den Bike-Park trotzdem in der Kernzone des Naturparks und in einem FFH-Gebiet durchzusetzen, sind Gemeinde und Behörden bereit, den Naturschutz durch Ausnahmegenehmigungen auszuhebeln. Die Regierung von Rheinland-Pfalz hat sogar eine Bürgschaft für das Millionenprojekt in Aussicht gestellt.
Wir bitten alle Beteiligten, Naturschutz Ernst zu nehmen: Der Bike-Park ist eine Bedrohung für die Natur und darf nicht Wirklichkeit werden.
HintergründeEuropäische Wildkatze
Das Bundesamt für Naturschutz schreibt:
„Nachdem die Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) im Laufe der vergangenen Jahrhunderte in ihrer Verbreitung stark zurückgegangen war, ist sie heute wieder in vielen Regionen Deutschlands heimisch.
Sie ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz eine streng geschützte Art und im Anhang IV der FFH-Richtlinie gelistet. Der Erhaltungszustand der Wildkatze ist aktuell ungünstig. In der Roten Liste der gefährdeten Wirbeltiere wird die Art als gefährdet eingestuft. Die Wildkatze hat hohe Ansprüche an ihren Lebensraum. Sie benötigt strukturreiche, störungsarme Lebensräume, die ausreichend miteinander vernetzt sind.
Als Hauptgefährdungsfaktoren gelten der Rückgang strukturreicher, störungsarmer Lebensräume, die Fragmentierung und Zerschneidung von Lebensräumen und die Mortalität im Straßenverkehr.
Naturpark Saar-Hunsrück
Der Naturpark Saar-Hunsrück ist im Jahr 1980 eingerichtet worden und umfasst in Rheinland-Pfalz und im Saarland eine Fläche von 2055 Quadratkilometern. Träger des Naturparks ist der Verein „Naturpark Saar-Hunsrück“.
Nach Überzeugung von Umweltschützern gibt es trotz der Größe des Naturparks keine Ausgleichsflächen, wohin Wildkatzen und andere Tiere nach dem Bau des Bike-Parks ihren Lebensraum verlagern könnten. Der Verlust von Biotopen wie Bergmähwiesen und montane Bergheiden ist ebensowenig ausgleichbar.
Firma ecoparc concepts UG
Die Firma ecoparc concepts UG hat im Septmebr 2018 in der Nähe des geplanten Bike-Parks die Veranstaltung Audi Nines organisiert - das laut Hompage „weltweit größte Mountainbike Freeride Medienevent“.
Dieser bei ecoparc concepts UG verlinkte Beitrag des SWR zeigt, mit welchem Aufwand ein ehemaliger Steinbruch dafür umgestaltet wurde, und endet mit der Aussage, dass der Betreiber die nächste Auflage des Events am Idarkopf ausrichten möchte.
Vorbild für das Projekt ist der Bike-Park in Whistler (Kanada).
An: Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Umweltministerin Ulrike Höfken, Behördenvertreter, Vertreter von Stipshausen und Rhaunen
Sehr geehrte Ministerpräsidentin Malu Dreyer,
sehr gehrte Umweltministerin Ulrike Höfken,
sehr geehrte Behördenvertreterinnen und -vertreter,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter von Stipshausen und Rhaunen,
wir schreiben an Sie alle, weil es jeder von Ihnen in der Hand hat, ein für die Umwelt schädliches Projekt im Naturpark Saar-Hunsrück und FFH-Gebiet Idarkopf zu beenden beziehungsweise zu verhindern.
In Stipshausen/Verbandsgemeinde Rhaunen plant die Firma ecoparc concepts einen Bike-Park mit einem 23 Kilometer langen Netz aus Trails, einem Schlepplift und weiteren Einrichtungen. Direkt betroffen ist eine Fläche von rund 45 Hektar. 27.000 Besucher pro Jahr werden erwartet, die Zahl soll sich innerhalb von fünf Jahren verdoppeln.
Die Schäden für die Umwelt werden beträchtlich sein und sich nicht auf den eigentlichen Bike-Park – großteils im FFH-Gebiet Idarkopf gelegen – beschränken, sondern weit in den Naturpark Saar-Hunsrück ausstrahlen.
Besonders für die Europäische Wildkatze könnte das Projekt in der Region das Aus bedeuten. Die scheuen Tiere sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) eine streng geschützte Art und reagieren besonders sensibel auf Störungen in ihrem Lebensraum. Weitere Spezies wie Westliche Haselhühner und Zauneidechsen sind bedroht.
Die Bergmähwiese und montane Bergheide, die sich dank der Aufgabe eines Ski-Lifts entwickelt haben, werden durch das Projekt zerstört.
Für Flora und Fauna gibt es keine wirksamen Ausgleichsmaßnahmen.
Die Europäische Kommission hat ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet, weil die Bundesrepublik ihren Verpflichtungen im Arten- und Naturschutz etwa nach der FFH-Richtlinie nicht nachkommt. Die Genehmigung des Bike-Parks und damit der Zerstörung eines FFH-Gebiets wäre auch vor diesem Grund unverantwortlich.
Sehr geehrte Ministerpräsidentin Dreyer, bitte gewähren Sie keine Landesbürgschaft für Naturzerstörung.
Sehr geehrte Ministerin Höfken, sehr geehrte Behördenvertreterinnen und -vertreter, bitte respektieren Sie Umweltgesetze und Verordnungen, statt sie mit Ausnahmegenehmigungen oder Befreiungen auszuhebeln.
Sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter von Stipshausen und Rhaunen, bitte geben Sie das Projekt „Bike und Naturerlebnispark Idarkopf“ auf.
Mit freundlichen Grüßen