Keine Luxus­wohnungen am Strand der Meeres­schildkröten

Olive Ridley Meereschildkröte © Nature Picture Library/Alamy
250.151 Teilnehmer

Ein geplantes Projekt zur Landaufschüttung für Luxuswohnungen am Meer bedroht Nistgebiete von Meeresschildkröten und einen Hotspot für die biologische Vielfalt. Das Bauprojekt zerstört auch die Lebensgrundlagen der Kleinfischer. Bitte unterschreiben Sie unsere Petition an den Premierminister von Malaysia!

News und Updates Appell

An: Tan Sri Muhyiddin Yassin, Premierminister von Malaysia

„Rettet die Meeresschildkröten und schützt die Lebensgrundlage der Kleinfischer! Schützt die malaysische Küstenregion – verhindert die Landaufschüttungen!“

Ganzes Anschreiben lesen

Die Olive Bastardschildkröte (Lepidochelys olivacea) schwimmt Tausende von Kilometern zwischen ihren Nahrungsgebieten im Indischen Ozean und ihre Brutstränden an der Küste. In Malaysia sind 15 Kilometer Sandstrände im Süden der Insel Penang ein wichtiger Landeplatz der Meeresschildkröten.

Die kleinste und in malaysischen Gewässern seltene Meeresschildkröte ist in der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten als „verletzlich“ eingestuft.

Die flachen Küstengewässer vor den Orten Gertak Sanggul und Teluk Kumbar sind sehr fischreich. Auch Chinesische Weiße Delfine und Glattschweinswale kommen dort vor.

Korallenriffe, kleine Schiffswracks und künstliche Riffe bilden bis zu der unbewohnten Insel Pulau Kendi sehr artenreiche Lebensräume, die das Potenzial haben, in einen Nationalpark umgewandelt zu werden.

Doch schon bald könnte dieser Hotspot der Biodiversität im Meer durch Landaufschüttungen zerstört werden. Im Rahmen des Penang South Reclamation Projekts will die malaysische Regierung drei künstliche Inseln anlegen, um Bauplätze für Luxuswohnungen zu schaffen.

Trotz der enormen Auswirkungen auf die Umwelt und Einwohner - das Bauvorhaben betrifft 1.821 Hektar Fläche – gibt es keine öffentlichen Konsultationen und Informationen.

Dabei hätte das Projekt auch fatale Auswirkungen auf die Lebensgrundlagen von 4.817 Kleinfischern aus Penang, die dort seit Generationen fischen.

Weitere 6.080 Fischer im benachbarten Bundesstaat Perak wären ebenso betroffen – hier soll der für die künstlichen Inseln benötigte Sand abgebaut werden.

An den Stränden von Perak – darunter in Pasir Panjang entlang des empfindlichen Küstenökosystems von Segari - landet die gefährdete grüne Schildkröte (Chelonia Mydas) an.

Bitte unterschreiben Sie die Petition von mehr als 45 malaysischen Organisationen.

An­schreiben

An: Tan Sri Muhyiddin Yassin, Premierminister von Malaysia

Sehr geehrter Herr Premierminister,

die malaysische Regierung plant, drei riesige Inseln mit einer Fläche von 1.821 Hektar (7 Quadratmeilen) vor Permatang Damar Laut an der Südküste der Insel Penang aufzuschütten. Die künstlichen Inseln sollen Bauplätze für Luxuswohnungen schaffen. Sie sind nicht durch Landmangel verursacht.

Angesichts von dessen Umfang und Größe ist der Mangel an öffentlichen Konsultationen und detaillierten Informationen über das Projekt schockierend.

Das Gebiet des Penang South Reclamation (PSR)-Projekts ist der Lebensraum von Chinesischen Weißen Delfinen und Glattschweinswalen. Die Strände im Süden Penangs und die Küstenregion von Permatang Damar Laut, Gertak Sanggul und Teluk Kumbar drohen durch die Landaufschüttungen und die damit verbundene Verschmutzung durch Sedimente zerstört zu werden. Auch die Korallen um die Insel Pulau Kendi und die Biodiversität des Meeresgebietes sind davon bedroht.

Penang verfügt über Berge, das Meer und die von der UNESCO anerkannte Altstadt von George Town, aber nun befinden wir uns an einem Scheideweg: Wir brauchen Strategien für eine nachhaltige Entwicklung, die finanziell umsichtig und sozial integrativ ist. Wir haben die Verantwortung, einen besseren Planeten für heutige und zukünftige Generationen zu hinterlassen!

Wir fordern Sie auf, unsere Fischer zu retten! Retten Sie unsere Küstenumwelt! Lehnen Sie das Landaufschüttungsprojekt ab!

Mit freundlichen Grüßen

5-Minuten-Info zum Thema: Zement und Beton

Die Ausgangslage – Naturzerstörung für Zement

Zement ist als Bindemittel ein wichtiger Bestandteil von Beton. Er wird aus den Grundstoffen Kalkstein, Lehm, Sand und Eisenerz gebrannt. In einem energieintensiven und aufwändigen Prozess werden diese Grundstoffe auf 1.450°C erhitzt (gesintert) gekühlt und anschließend zermahlen.

Weltweit wird heute jährlich dreimal so viel Zement hergestellt wie im Jahr 2001. Gründe sind große Infrastrukturprojekte und allgemeine Bautätigkeit. Besonders stark ist die Nachfrage nach Baumaterialien in China, wo 51 Prozent der global produzierten Zementmenge verbraucht werden. Der Bauboom und die damit einhergehende Nachfragesteigerung führen dazu, dass sich Großkonzerne weltweit Karstgebiete als Rohstoffquelle für Kalk- oder Gipsgesteine sichern.

Karstgebiete sind allerdings für das Gleichgewicht des Ökosystems wesentlich. Durch Verwitterungsprozesse (Regen und CO₂) entstehen besondere Landschaftsformen wie Höhlen, Senken und Türme. Da sich das Regenwasser in tiefliegenden Erdschichten sammelt, sind Karste vitale Wasserspeicher. Ihre Rolle kommt besonders in Trockenzeiten zur Geltung, wenn sie Menschen und Tiere mit Wasser zum Trinken und zum Bewässern der Felder versorgen. Außerdem speichern Karstgebirge insgesamt 0,11 Milliarden Tonnen CO₂ im Jahr und tragen somit bedeutsam zur Verringerung der Treibhausgasemissionen bei. Neben seinem wirtschaftlichen und ökologischen Wert hat der Karst durch die besonderen Gesteinsformationen auch kulturelle und spirituelle Bedeutung für die Bevölkerung.

Die Auswirkungen – Grauer Klimakiller

An die Stelle des Kalksteinabbaus mit der Hand ist eine wachsende High-Tech-Industrie getreten. Von den zahlreichen Auswirkungen auf die Umwelt und die Bevölkerung hört man wenig. Zementwerke haben einen extrem hohen Energieverbrauch. Pro Tonne Zement werden ca. 110 kWh Strom benötigt, so viel wie ein 3-Personen-Haushalt etwa innerhalb von zwei Wochen verbraucht. Zudem ist der Zement-Industriezweig ein Klimakiller: Sechs bis neun Prozent der globalen Treibhausgasemissionen gehen auf Zementwerke zurück. Das ist viermal so viel wie der gesamte internationale Flugverkehr ausstößt! Neben CO₂ werden auch Staub und giftige Gase wie Stickstoffoxide und Schwefeldioxide im unmittelbaren Umfeld der Zementfabriken in die Luft geblasen.

Direkte Auswirkungen hat der Kalksteinabbau auf die Karstgebiete. Die Wasserspeicherfunktion geht verloren und die Felder und Siedlungen der Bevölkerung werden zerstört. Der Abbau des Karsts hat nicht nur ökologische Konsequenzen, sondern zerstört auch die Lebensgrundlagen der Indigenen und Bauern. Gesetzliche Regelungen zum Erhalt der Biodiversität und zum Mitspracherecht der Indigenen stehen oft nur auf dem Papier, da die Zementlobby einen starken Einfluss auf lokale Politiker hat. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir uns unserer Handlungsmöglichkeiten bewusst werden.

Die Lösung – Zement vermeiden: Gewusst wie!

Die scheinbar unaufhörliche Ausweitung grauer Zementwüsten ist noch nicht in Beton gegossen. Wir alle können dazu beitragen, dass bei uns weniger Oberflächen versiegelt und in Indonesien keine weiteren Landschaften für die Zementherstellung zerstört werden. Zahlreiche Projekte und Initiativen machen vor, wie's geht:

    1. Eigentum verpflichtet: Nutzen oder vermieten Sie Ihre Wohnungen, schützen Sie sie dadurch von Abriss und vermeiden Sie einen Neubau. Die Leipziger „Wächterhäuser“, die von Zwischenmietern bewohnt werden, gehen mit gutem Beispiel voran.
    2. Leerstand füllen: Überzogene Mieten wegen Wohnungsmangel in Großstädten? Unsinn! Was angeblich an Wohnraum fehlt, ist eigentlich schon da. In Frankfurt am Main zum Beispiel stehen 1,5 Millionen Quadratmeter Bürofläche leer. Mit geschickten Architekten, fähigen Technikern und cleveren Finanzexperten könnten daraus schicke Wohnungen entstehen.
    3. Mut zur Nähe: Immer mehr Menschen wohnen allein: 40 Prozent der Haushalte in Deutschland sind Single-Wohnungen. Wenn dieser Trend weitergeht, wird es auch negative Auswirkungen auf unsere Gesellschaft haben. Wir brauchen eine Kultur der Gemeinschaft. Eine geteilte Küche ist ein guter Start, und gemeinsam zu kochen macht Spaß.
    4. Nein zum Abriss: Berliner Historiker und Architekten gehen mit ihrem Protest zum Abriss der Kant-Garagen, einem industriell wirkenden Parkhaus aus den 1930ern, mit gutem Beispiel voran. Obwohl das Gebäude unter Denkmalschutz steht, plante der Besitzer es wegen hohen Sanierungskosten abzureißen. Nicht nur Geschichte würde dadurch verloren gehen, der Neubau hätte auch erhebliche Mengen an Zement verschlungen.
    5. Wissen und Wissen weitergeben: Wirtschaft und Handel sind auf Unternehmensgewinne aus und vernachlässigen die drastischen Auswirkungen auf Klima, Flora und Fauna. Politiker genehmigen Mega-Tagebauprojekte und verkaufen sie als wirtschaftlichen Fortschritt. Regenwald.org informiert über die ökologischen und sozialen Folgen der Zementproduktion und nimmt über Petitionen Einfluss auf die Entscheidungsträger. Der kostenlose Regenwald Report kann an Freunde weitergegeben oder in Schulen, Arztpraxen und Bioläden ausgelegt werden.
    6. Petitionen unterschreiben: Online-Protestaktionen üben Druck auf die europäischen Unternehmen aus, die mehrheitliche Anteile an Tagebauen halten.
    7. Auf Missstände aufmerksam machen: In den vergangenen Jahren hat sich die Bevölkerung Deutschlands nur wenig verändert. Trotzdem werden jährlich neue Wohnungen und Eigenheime gebaut. Das rührt daher, dass sich Investitionen in Immobilien finanziell auszahlen. Banken heizen den Bausektor zusätzlich durch schnelle, einfache Kredite an. Demonstrationen und kreative Straßenaktionen machen auf diesen Missstand aufmerksam. Dadurch wird der Druck auf politische Entscheidungsträger und Banken noch größer.
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