Kohlekraftwerk verhindern – Mangroven und Menschen schützen

Tiger in Mangroven der Sundabarns Der Lebensraum von Tigern würde durch das Kohlekraftwerk zerstört (© CC BY-SA 4.0)
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Bangladesch ist die Heimat der Königstiger. Doch die Mangroven der Sundarbans sind in Gefahr: Die Regierung baut wenige Kilometer entfernt ein Kohlekraftwerk mit unabsehbaren Schäden für die Einheimischen und das Ökosystem der Mangroven. Auch die Unesco ist alarmiert. Bitte fordern Sie ein Ende des Projekts.

Appell

An: die Premierministerin Hasina Wajed und die Regierung von Bangladesch

„Der Bau des Kohlekraftwerks Rampal gefährdet die Einheimischen, das Ökosystem der Mangroven und das Klima. Bitte stellen Sie das Projekt ein.“

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Die Mangrovenwälder der Sundarbans sind die größten und artenreichsten der Welt. Hier leben seltene Königstiger, Axishirsche, Delfine und Batagur-Schildkröten. Außerdem schützen die Wälder die Bewohner des Binnenlandes vor Zyklonen. 1997 hat die Unesco die Mangroven zum Welterbe erklärt.

Trotzdem treibt die Regierung von Bangladesch wenige Kilometer entfernt den Bau eines Kohlekraftwerks voran. 1.320 Megawatt sollen die beiden Blöcke in Rampal liefern. Die Exim Bank of India hat bereits einen Kredit über 1,6 Milliarden US-Dollar vergeben.

Umweltschützer und Menschenrechtler schlagen Alarm: Während des Baus werden Mangroven und damit die Heimat der Tiger zerstört. Während des Betriebs wird das Wasser des Flusses Passur erwärmt und vergiftet. Viele Fische und Delfine werden das nicht überleben. Havariert ein Kohlefrachter, sind die Schäden nicht abzusehen.

Die örtliche Bevölkerung leidet bereits heute unter dem Bau des Kohlekraftwerks. Menschenrechtsorganisationen beklagen, Einheimische würden vertrieben und nur unzureichend entschädigt. Zwei Millionen Menschen, unter ihnen viele Fischer, könnten ihre Lebensgrundlage verlieren.

Die Unesco steht kurz davor, das Gebiet auf die Liste „Welterbe in Gefahr“ zu setzen. Eine deutliche Warnung an Bangladeschs Regierung.

Selbstverständlich muss die Regierung den Lebensstandard der Bevölkerung steigern. Dazu gehört eine zuverlässige Energieversorgung. Ein Milliarden Dollar teures Kohlekraftwerk ist jedoch keine Lösung.

Bitte fordern Sie Ministerpräsidentin Hasina Wajed und ihr Kabinett auf, das schädliche Projekt zu beenden und umwelt- und klimafreundlichere Energiequellen zu erschließen.

Hinter­gründe

Beteiligte Firmen

Hinter dem Projekt Rampal - Maitree Super Thermal Power Plant - steht das Unternehmen Bangladesh-India Friendship Power Company Ltd (BIFPCL), ein Joint-Venture aus der indischen National Thermal Power Company (NTPC) und Bangladeshs Power Development Board (BPDB).

Brief von mehr als 70 Organisationen

Bereits im Mai 2016 haben sich zahlreiche Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen gegen das Projekt ausgesprochen. Hier sind Auszüge aus einem Brief an die Exim Bank of India, der inhaltlich weiterhin aktuell ist:

(....)

Threatens the livelihoods of over two million people

Over two million people living in villages around the forest depend on the Sundarbans forest’s resources to fulfill their basic needs, while others make use of products to earn a living. The vast majority relies on aquatic resources such as shrimp cultivation or fisheries. Wood is collected for the construction of houses and boats but also for export. Acres of land acquired to build the coal plant were previously used for agriculture and farming activities. With increased river erosion, noise pollution, health hazards and a decrease in the groundwater table as a result of the Rampal coal-fired power plant, there will inevitably be a loss of culture fisheries, social forestry and major destruction of agriculture.

Threatens to destroy the unique, extraordinary rich Sundarbans forest

Climate, topography, land use patterns, air and water (both surface and ground) quality, floral and faunal diversity, wetlands and tourism will be permanently affected by the proposed coal fired power plant. The Rampal plant will pollute the air by releasing toxic gases which will impact people, animals, trees, plants and land. The plant will contaminate rivers by discharging used, warm water into the River Passur daily, for at least 25 years. Additionally the rivers of the Sundarbans will be used as shipping routes to carry coal to the Rampal site. The four recent incidents involving sunken vessels which dumped oil, fertilizer and coal in the rivers stand as clear warnings of the accidents that will take place if the Rampal coal plant plans proceed.

Threatens to wipe out the Bengal tiger

Sundarbans is home to some of the last remaining iconic Bengal tigers, as well as the estuarine crocodile, the Irrawaddy and Ganges dolphins, the Indian python, some 260 bird species and around 120 aquatic species. If the coal power plant becomes operational, the toxic discharged water and polluted air, as well as the constant coal transport, will have a destructive effect on all life in the forest. It is not possible to protect high profile animals in the Sundarbans without a true balance between various ecosystems. Tigers will not be there without the deer, and deer will not be there without the keora tree. If the Sundarbans degenerates we will be forever losing the animals which depend on it, with future generations no longer able to enjoy the splendid sight of these animals.

Threatens to add havoc to the global climate system

The Rampal power plant, once in operation, will emit 7.9 million tons of CO2 per year for the next 25 years, therefore adding a further major load to an atmosphere that is already saturated with greenhouse gases. If the world is to have any chance to limit the global temperature rise below the critical 2 degrees Celsius threshold agreed upon by the countries of the world last year in Paris, let alone the 1.5 degrees threshold considered crucial to keep life on earth more or less as we know it, there must be an immediate end to the construction of all coal plants.

Bangladesh, as well as India and other vulnerable countries, have already been suffering the effects of climate change, with strong storms causing devastating flooding. Weakening the Sundarbans would only leave Bangladesh and parts of India defenseless in the face of natural catastrophes that are now likely to rise in frequency and intensity.

There is an urgent need for institutions such as Exim Bank India to put their full weight behind financing the energy transition which the world urgently needs to meet the challenge of rapid climate change, away from the burning of fossil fuels and towards the full realisation of the potential of renewables.

(...)

Chinas Einfluss

Im Juni 2019 entschied die Unesco, die Sundarbans vorerst nicht als „World heritage in danger“ zu führen (Siehe Fußnote 2). Offenbar hat vor allem China dafür gesorgt, dass Rampal ebenso wie die geplanten Kohlekraftwerke Taltoli und Kelapara nicht namentlich im Abschlussdokument genannt werden. Hintergrund ist möglicherweise, dass China an den Kraftwerken Taltoli und Kelapara beteiligt ist und im Rahmen seiner „Belt and Road Initiative“ (Neue Seidenstraße) sieben Milliarden US-Dollar in Bangladeschs Kohlesektor investiert. Wie China haben auch diese Länder gegen eine schärfere Kritik der Unesco an den Kraftwerken gestimmt: Ungarn, Kuba, Australien, Norwegen und Bosnien-Herzegovina.

An­schreiben

An: die Premierministerin Hasina Wajed und die Regierung von Bangladesch

Sehr geehrte Premierministerin Hasina Wajed,
sehr geehrte Ministerinnen und Minister,

Ihre Regierung treibt den Bau des 1.320-Megawatt-Kohlekraftwerks Rampal - Maitree Super Thermal Power Plant - voran.

Umweltschützer und Menschenrechtler schlagen Alarm:

Das Kohlekraftwerk bedroht die nahegelegenen Mangroven der Sundarbans, die zum Unesco-Welterbe zählen. Durch Schadstoffe in Luft und Wasser wird der Lebensraum von Königstigern, Krokodilen, Delfinen und hunderten Vogel- und Fischarten belastet. Das Ökosystem in den größten Mangrovenwäldern der Welt könnte aus dem Gleichgewicht geraten - das Überleben ganzer Tierarten ist gefährdet.

Das Kohlekraftwerk Rampal wäre eine Katastrophe für zwei Millionen Menschen, die in und rund um die Sundarbans leben. Sie sind vom Fisch als Nahrungsmittel und vom Sammeln von Waldprodukten abhängig. Ohne die Mangroven wäre ihre Lebensgrundlage bedroht oder gar vernichtet.

Wegen der immensen Kohlendioxidemissionen von jährlich 7,9 Millionen Tonnen würde das Kraftwerk Rampal die Klimakatastrophe anheizen, unter der Bangladesh und Indien in besonderer Weise leiden.

Wir verstehen, dass Ihre Regierung den Lebensstandard der Bevölkerung steigern will und dazu eine zuverlässige Energieversorgung gehört. Ein Milliarden Dollar teures Kohlekraftwerk steht jedoch einer angesichts der Klimakatastrophe gebotenen zukunftsorientierten Energieversorgung entgegen.

Wir bitten Sie daher, das schädliche Projekt zu beenden und umwelt- und klimafreundlichere Energiequellen zu erschließen.

Mit freundlichen Grüßen

Fußnoten

Exim Bank of IndiaDie Export Import Bank of India führt das Kohlekraftwerk Rampal im Jahresbericht 2018/2019 (Annual Report) auf Seite 37 auf.

https://www.eximbankindia.in/Assets/Dynamic/PDF/Publication-Resources/AnnualReports/27file.pdf


„Welterbe in Gefahr“Im Juni 2019 entschied die Unesco zwar, die Sundarbans vorerst nicht als „World heritage in danger“ zu führen, wohl aber womöglich ab 2020, sollte Bangladesch eine Reihe von Forderungen nicht erfüllen. Die Entscheidung der Unesco finden Sie im Abschlussbericht der Konferenz des Welterbe-Kommittees auf Seite 84 als „Decision: 43 COM 7B.3“

https://whc.unesco.org/archive/2019/whc19-43com-18-en.pdf

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