Menschen und Natur im Kongo brauchen Frieden

Kinder in Kanya Bayonga Kinder in Kanya Bayonga kennen keine sicheren Zeiten (© RdR/Mathias Rittgerott) Gorilla mit Baby im Virunga Park Gorillas wie hier im Virunga Nationalpark geraten leicht zwischen die Fronten bewaffneter Konflikte (© RdR/Mathias Rittgerott) Minenarbeiter im Congo Für „Blutmineralien" wird die Umwelt zerstört und werden Menschen ausgebeutet - Milizen und Schmuggler profitieren davon (© CCBY-NC-ND20) Holzverladung im Hafen von Kinshasa Legal oder illegal - wo der Staat schwach ist, lässt sich das nur schwer kontrollieren (© RdR/Mathias Rittgerott) UN-Blauhelme der MONUSCO in der Stadt Kanya Bayonga Die Blauhelme der MONUSCO können nicht für Sicherheit sorgen (© RdR/Mathias Rittgerott)

Seit 30 Jahren leiden die Menschen im Osten der Demokratischen Republik Kongo unter Gewalt. Derzeit ist der Konflikt wieder besonders heiß. Rebellen haben die Stadt Goma umstellt, der Virunga-Nationalpark ist betroffen. Unsere Partner der Umweltschutzorganisation RIAO-RDC organisieren Friedens-Märsche und setzen auf Ihre Solidarität.

Appell

An: Präsident der Demokratischen Republik Kongo, Repräsentanten der UN und EU

„Der Osten des Kongo braucht Sicherheit und Frieden. Die Wahrung der Menschenrechte und der Schutz der Natur bleiben sonst illusorisch.“

Ganzes Anschreiben lesen

Selten erscheinen in europäischen Medien Meldungen über die Gewalt im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Selbst als die Rebellen der M23 im Februar 2024 die Provinzhauptstadt Goma umstellt haben, blieb das eine Randnotiz.

Die Lage spitzt sich zu, niemand kann die Grausamkeit der Milizen und die Schwere der Menschenrechtsverletzungen ignorieren“, sagt Jean François Mombia Atuku, Vorsitzender von RIAO-RDC.

Das Ausmaß der Gewalt für die Bevölkerung ist erschreckend: seit 30 Jahren leidet sie unter Massakern, Vergewaltigungen und Plünderungen. Millionen Menschen verloren bereits ihr Leben; Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht; viele leben in Elendsquartieren nahe Goma und in Uganda.

Wo keine Sicherheit herrscht, kann auch der Schutz der Natur nicht gelingen. Dabei ist gerade diese Region mit einer atemberaubenden Artenvielfalt gesegnet. Der Virunga Nationalpark mit seinen Gorillas ist weltberühmt.

Gesetzlosigkeit trägt dazu bei, dass Gold, Kobalt und Koltan unter menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut und vor allem in die Nachbarländer Uganda und Ruanda geschmuggelt werden. Zum Teil profitieren bewaffnete Gruppen vom Abbau und Schmuggel von „Blutmineralien". Menschenrechtsorganisationen beklagen immer stärker diesen Genocost, also den auf wirtschaftlicher Ausbeutung basierenden Genozid. Zudem wurde zahlreichen Dörfern Land für Kohlenstoffzertifikate (Carbon Credits) gewaltsam geraubt, damit westliche Firmen wie Ölkonzerne ihre Klimabilanz schönen können.

Jean François weiß, dass Demos und Petitionen die Gewalt und Ausbeutung nicht beenden.

„Der Marsch und eine Petition mit Tausenden Unterschriften aus aller Welt sind für uns ein starkes Plädoyer, um die Gewalt und Menschenrechtsverletzungen anzuprangern.“

Bitte zeigen Sie Ihre Solidarität und unterschreiben Sie unsere Petition.

Hinter­gründe

Maßgeblicher Grund für die Gewalt im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRK) ist der Völkermord im Nachbarland Ruanda 1994, bei dem bis zu einer Million Menschen ermordet wurden, vor allem Tutsi. 

Weit über 100 bewaffnete Gruppen sind in DRK aktiv. Die wichtigsten sind dabei die M23 und die FDLR. Beide Milizen haben zahlreiche Massaker an der Zivilbevölkerung begangen.

Die Tutsi-Rebellen der M23 (Mouvement du 23 Mars) werden von Ruanda unterstützt. Die M23 gibt vor, Tutsi im Kongo vor weiteren Übergriffen zu schützen.

Die Hutu-Rebellen der FDLR (Forces Démocratiques de Libération du Rwanda) werden dagegen von der DRK unterstützt. Die FDLR wurde von in den Kongo geflohenen Tätern des Völkermords gegründet und hat das Ziel, die Regierung in Kigali zu stürzen.

Mittlerweile ist die bewaffnete Mobilisierung oft zum Selbstzweck geworden. Rebellen verdienen so ihren Lebensunterhalt, bereichern sich oder fühlen sich in einer Gruppe sicherer.

Auch die Ranger des Virunga Nationalparks sind bewaffnet und gelten zuweilen als Konfliktpartei. Über 200 Ranger wurden bereits während ihres Dienstes getötet, den Rangern werden wiederum Übergriffe auf die Bevölkerung vorgeworfen. Auf den Direktor des Parks, Emmanuel de Merode, wurde 2014 ein Mordanschlag verübt.

Regenwälder im Kongobecken

Das Kongobecken beherbergt das zweitgrößte Regenwaldgebiet der Erde und wird allein von Amazonien übertroffen. Mehr als 600 Baumarten wachsen hier, 450 Spezies von Säugetieren haben hier ihren Lebensraum, hinzu kommen 1.000 Arten Schmetterlinge, 1.200 Vogelarten, bei Fischen sind es 700.

Weil der Großteil dieser Regenwälder in der Demokratischen Republik Kongo liegen, kommt dem Land besondere Verantwortung zu. Die Menschenaffen Schimpansen, Gorillas und Bonobos leben dort; Bonobos gibt es nirgends sonst.

Nationalparks Virunga und Kahuzi Biega

Der Virunga Nationalpark ist mit 7.900 Quadratkilometern etwa drei Mal so groß wie das Saarland. An der Grenze zu Ruanda ist ein Viertel aller Berggorillas (Gorilla beringei beringei) zu Hause. Zahlreiche Östliche Flachlandgorillas (Gorilla beringei graueri) leben im Kahuzi-Biega Nationalpark, der sich ebenfalls im Osten der DRK befindet.

Wegen Bedrohungen wie Wilderei und wegen gewalttätigen Konflikten stehen beide Nationalparks auf der Liste "World Heritage in Danger".

Kongo – Armes reiches Land!

Im Regenwald Report 01/2022 haben wir unter der Überschrift "Kongo - Armes reiches Land!" ausführlich über die einzigartige Natur, die Bedrohungen und die mutigen Regenwaldschützer berichtet.

An­schreiben

An: Präsident der Demokratischen Republik Kongo, Repräsentanten der UN und EU

Sehr geehrter Herr Präsident,

sehr geehrte Damen und Herren,

die Menschen der Demokratischen Republik Kongo leiden insbesondere im Osten seit 30 Jahren unter schrecklicher Gewalt. Diese geht von Rebellengruppen und Milizen aus, die Massaker an der Zivilbevölkerung verüben, vergewaltigen, plündern und brandschatzen.

Die Einwohner leiden darüberhinaus unter dem Abbau und Schmuggel von „Blutmineralien“, mit dem sich bewaffnete Gruppen finanzieren und von dem große Firmen in aller Welt profitieren.

Menschenrechtsorganisationen beklagen immer stärker diesen Genocost, also den auf wirtschaftlicher Ausbeutung basierenden Genozid. Dieser verschärft sich, seit insbesondere reiche Länder in Europa und Nordamerika eine „grüne Wirtschaftspolitik“ verfolgen, die einen Boom von bestimmten Rohstoffen wie Koltan, Kupfer und Gold ausgelöst hat. Zahlreichen Dörfern wurde bereits Land für fehlgeleitete Klimaschutzmaßnahmen wie Carbon Credits geraubt. Auch diese Art der Ausbeutung breitet sich weiter aus.

Wegen dieser endlosen Spirale an Krieg, Gewalt und Ausbeutung leben die Menschen in Armut, liegt die Wirtschaft am Boden, ist die Ernährungssicherheit gefährdet, ist das Bildungssystem zerbrochen und die medizinische Versorgung extrem schlecht.

Die Männer, Frauen und Kinder in der Demokratischen Republik Kongo sehnen sich nach Frieden, um ein Leben in Sicherheit und ohne Not führen zu können.

Bitte machen Sie es zu Ihrer Top-Priorität, dass Frieden geschaffen wird, dass die Täter von Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden und dass die verarmte Bevölkerung am natürlichen Reichtum ihres Heimatlandes teilhat.

Ohne Sicherheit und Frieden bleiben die Wahrung der Menschenrechte und der Schutz der Natur illusorisch.

Mit freundlichen Grüßen

Fußnoten

Demokratischen Republik KongoDie Demokratische Republik Kongo (DRK) ist eines der Länder, mit denen wir uns am intensivsten beschäftigen. Weil die Wälder des Landes zu den größten der Welt gehören, sind sie zentral für die Bewahrung der Artenvielfalt und den Schutz des Klimas.

Mit den Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen RIAO-RDC, Réseau CREF, CAMV und Bonobo Alive arbeiten wir eng zusammen.

Diese Petition ist in folgenden Sprachen verfügbar:

15.892 Teilnehmer

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