Diakonie in Kork: Billig heizen auf Kosten des Regenwaldes?

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"Alle aktuellen Analysen zeigen, dass Agrotreibstoffe die schlechteste aller möglichen energetischen Nutzungen von Biomasse sind. Die Agrotreibstoffe können lediglich einen sehr geringen Anteil am Kraftstoffverbrauch ersetzen, haben aber negative Auswirkungen im großen Maßstab", schreibt das kirchliche Hilfswerk "Brot für die Welt". Das hindert die Diakonie in Kork nicht, Palmöl in ihrem Blockheizkraftwerk zu verbrennen. Dem Vorstand der Diakonie sind die verheerenden Folgen der Palmöl-Produktion für Menschen, Artenvielfalt und Klima bewusst, doch ist ihnen die schnelle Amortisation der Anlage wichtiger. Protestieren Sie gegen das uneinsichtige Verhalten der Diakonie Kork.

Appell

Die Diakonie Kork wurde schon von verschiedenen Stellen darauf aufmerksam gemacht, dass der Einsatz von Palmöl nicht mit den umweltethischen Ansprüchen einer kirchlichen Einrichtung vereinbar ist. Um in Kork elektrischen Strom und Heizenergie aus Palmöl zu gewinnen, werden in Malaysia, Indonesien und Kolumbien Regenwälder gerodet, Menschen entrechtet und vertrieben, Böden und Flüsse mit Pestiziden verseucht.

Dies ist den Verantwortlichen der Diakonie durchaus bewusst. Konsequenzen will der Vorstand daraus jedoch nicht ziehen. Nur mit Palmöl lasse sich eine schnelle Amortisation der Investition erreichen. Der Vorstand beruft sich also auf den von ihm selbst geschaffen Kostendruck, um wider besseres Wissen zu handeln. Was wirft das für ein Licht auf die Bemühungen der kirchlichen Hilfsorganisationen?

Der "Evangelische Entwicklungsdienst" (EED) und "Brot für die Welt" warnen eindrücklich vor den negativen Folgen. In Studien zu Agroenergie beschreiben sie umfassend deren verheerende Auswirkungen für Mensch, Umwelt und Klima: Agroenergie mit Kampagnenblättern und Arbeitsmappen. Sogar zum Protest gegen die Verantwortlichen rufen sie auf. Doch bei der Diakonie in Kork scheint all dies nicht angekommen zu sein, dort hat die Rentabilität der Investitionen Vorrang. Selbst ein Betrieb des BHKWs mit Rapsöl ist keine Alternative. Denn Pflanzenöle sind Lebensmittel und die Konkurrenz zwischen Tank und Teller führt nach „Brot für die Welt“ zu mehr Hunger und dem Anstieg der Nahrungsmittelpreise.

Trotz der riesigen Plantagen können sich immer weniger Menschen in Indonesien Palmöl zum Kochen leisten. Es ist nicht einzusehen, dass Nahrungsmittel in BHKWs des Nordens verfeuert werden, während in den südlichen Regionen bereits über eine Milliarde Menschen Hunger leiden. Bitte fordern Sie den Vorstand der Diakonie Kork dazu auf, die Konsequenzen aus ihrer Fehlentscheidung zu ziehen und den Betrieb des pflanzenölbetriebenen BHKW einzustellen.

Weitere Informationen zu BHKWs finden Sie hier.

Hinter­gründe

In Deutschland wurden 2007 2.726 Blockheizkraftwerke (BHKW) mit Pflanzenöl betrieben, die Mehrheit davon und vor allem die größeren Anlagen mit Palmöl. Etwa 60 Prozent der deutschen Palmölimporte werden mittlerweile schon in BHKWs verbrannt! Allein hierfür sind Ölpalmplantagen von einer Fläche von 180.000 Hektar nötig. Das bedeutet 180.000 Hektar ehemaligen Regenwaldes, ehemaliger Lebensräume indigener Völker, ehemalige Heimat von Tieren und Pflanzen, die einzigartig waren. Der Endbericht "Monitoring zur Wirkung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) auf die Stromerzeugung aus Biomasse“ des Umweltbundesamts (UBA) hält zu den Folgen des Palmöleinsatzes fest: Derzeit ist der Einsatz von Pflanzenöl zur Stromerzeugung durch den Import von Palmöl dominiert und unter den Kriterien der Nachhaltigkeit insbesondere in Hinblick auf die Treibhausgaseffekte durch Landnutzungsänderungen, zu hinterfragen. (...)

Hauptproblemfelder beim kommerziellen Anbau von Ölpalmen sind die großflächige Zerstörung der biologischen Vielfalt und der Ökosystemfunktionen durch Brandrodung und Abholzung. Bei der Brandrodung kommt es zur CO2-Freisetzung in großen Mengen und zu belastenden Rauchentwicklungen mit entsprechenden Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt. Im Vorfeld kann es in den Anbaugebieten außerdem zu Besitzrechtskonflikten und darüber hinaus zur Zerstörung der ökonomischen, sozialen und kulturellen Lebensgrundlagen von vor allem indigenen Bevölkerungsgruppen, Verstößen gegen Gewerkschaftsrechte, Vertreibung von Landarbeitern und der weit verbreiteten Korruption in den Anbauländern kommen.

Beim direkten Anbau werden häufig Düngemittel und Pestizide eingesetzt, welche nicht nur Tier- und Pflanzenarten gefährden können, sondern auch die Plantagenarbeiter. Bei der Weiterverarbeitung der Ölfrüchte in den Ölmühlen entstehen darüber hinaus stark mit organischen Stoffen belastete Abwässer. Durch die natürliche Zersetzung in großen Abwasserteichen kommt es dabei zum Ausstoß des Treibhausgases Methan. Die Regenwaldrodung ist für 20 Prozent der globalen klimaschädlichen Emissionen verantwortlich, die Landwirtschaft trägt mit weiteren 15 Prozent zum Treibhauseffekt bei.

Aus diesen Gründen ist der Betrieb von pflanzenölbetrieben BKHWs insbesondere mit Palmöl abzulehnen. „Brot für die Welt“ schreibt hierzu: „Die ökologischen und sozialen Probleme verdeutlichen, dass wir nicht einfach unseren Energiebedarf grenzenlos durch Bioenergie befriedigen können. […] Bioenergien sind daher nicht die umfassende Lösung für einen nicht-nachhaltigen Lebensstil.

An­schreiben

Diakonie Kork
Prof. Dr. Joachim Walter, Vorstandvorsitzender: jwalter@diakonie-kork.de
Robert Büchel, Kaufmännischer Leiter Vorstand:info@diakonie-kork.de
Landstraße 1, 77694 Kehl-Kork
Tel. 07851 - 84-0; Fax: 07851 - 84-1200

Sehr geehrter Vorstand,

in der Vergangenheit sind Sie bereits mehrfach auf ihr palmölbetriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW) hingewiesen worden. Sie wissen um die vielfältigen negativen Folgen der Palmöl-Produktion: Regenwaldzerstörung, Landkonflikte, Entrechtung, Verlust von sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebensgrundlagen, Umweltverschmutzung, Vergiftungen und massive Anheizung des globalen Treibhauseffekts.

Dennoch halten Sie an dem Einsatz von Palmöl in ihrem BHKW fest. Dies ist für mich angesichts der hohen ethischen Ansprüche ihrer eigenen Arbeit als Diakonie in Kork nicht nachvollziehbar. Sie fegen mit wirtschaftlichen Argumenten ihre Verpflichtung gegenüber allen Menschen dieser Welt vom Tisch.

Welches Licht wirft Ihr Handeln auf die Arbeit der kirchlichen Hilfsdienste wie „Brot für die Welt“ gegen Agroenergie, wenn eigene Einrichtungen die schnelle Amortisation eines BHKWs höher bewerten als die globalen Folgen für Menschen, Tiere und Umwelt? Auch der Einsatz von Rapsöl ist keine Alternative; denn es ist grundsätzlich falsch, Lebensmittel zur Energieerzeugung zu verbrennen. Ist Ihr Energiebedarf wichtiger als der Kampf gegen den Hunger in der Welt?

Bitte handeln Sie glaubwürdig. Sie wissen um Ihre Fehlentscheidung eines mit Pflanzenöl betriebenen BHKWs. Nehmen Sie Ihre Verantwortung an und ziehen Sie die Konsequenzen: Stellen Sie bitte den Betrieb Ihres BHKWs ein. Sicher ist dies finanziell gesehen keine leichte Entscheidung. Die weitere Verbrennung von Palmöl in der Anlage hätte allerdings viel härtere Folgen für die Menschen, die nicht das Glück haben, in Kork zu leben.

Freundliche Grüße

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