Peru: Rettet den Regenwald von Alto Purús
Im Südosten Perus soll eine Straße durch den Regenwald gebaut werden. Mitten durch einen der größten Nationalparks des Landes - Alto Purús. Weil das Regenwaldgebiet bisher noch weitgehend unzugänglich ist, konnte es seine reiche Artenvielfalt bewahren. Es ist zudem Heimat von mindestens zwei unkontaktierten Indianerstämmen. Umweltschützer und indigene Organisationen stellen sich gegen den Bau, denn sie wissen - die Straße wäre das Ende des Regenwaldes und seiner Einwohner. Bitte helfen Sie dem Nationalpark Alto Purús mit Ihrer Unterschrift
AppellPeru hat den zweitgrößten Flächenanteil am südamerikanischen Amazonasregenwald. Doch der Druck auf die Natur wächst. Vor allem Bergbau, Ölförderung und Infrastrukturprojekte gefährden die sensiblen Ökosysteme. Selbst geschützte Urwälder sollen wirtschaftlichen Interessen geopfert werden. Die geplante Straße soll Brasilien mit Peru verbinden und den Zugriff auf Rohstoffe und deren Abtransport ermöglichen.
Der Abschnitt zwischen den Städten Puerto Esperanza und Iñapari führt direkt durch den besonders artenreichen Nationalpark Alto Purús. Von den bisher dort entdeckten 86 Säugetierarten stehen 21 auf der roten Liste bedrohter Arten. Zudem ist er Heimat zweier in freiwilliger Isolation lebender Indianerstämme. Die Ureinwohner haben keine Abwehrkräfte gegen von außerhalb eingeschleppte Krankheiten und drohen daran zu sterben. Die Einwohner des Gebiets sind sich mit Wissenschaftlern und Umweltgruppen einig - eine Straße durch den Nationalpark wäre das Ende seiner natürlichen und kulturellen Vielfalt.
Mehr Informationen und Originaltext des Anschreibens
Bitte unterstützen Sie die Parkleitung und indigenen Organisationen bei ihrem Kampf um den Erhalt des Regenwalds von Alto Purús. Schreiben Sie an den peruanischen Präsidenten sowie an den Premierminister. Die Straße soll nicht gebaut werden. Die Rechte der Einwohner müssen eingehalten werden, ganz besonders die der unkontaktierten Indianergruppen, so wie es nationale und internationale Gesetze vorschreiben.
HintergründeEine Straße für die wirtschaftlichen Interessen weniger
"Besonders der Reichtum der Region, durch die die Straße führt, sei erwähnt. Vor allem der Regenwald als Quelle der Holzproduktion sowie die Möglichkeit der großräumigen Viehzucht, [...].", heißt es euphorisch im Projektbericht. Das Ziel des Straßenbaus ist eindeutig. Unzugängliche Amazonasgebiete sollen wirtschaftlich erschlossen werden. Die geplante Straße soll die peruanischen Städte Puerto Esperanza (Region Madre de Dios) und Iñapari (Region Ucayali) verbinden und ist Teil des südamerikanischen Infrastrukturprojektes IIRSA. IIRSA ist ein Programm, um die Verkehrs- und Transportwege der lateinamerikanischen Staaten miteinander zu vernetzen. Allerdings stoßen die Pläne oft auf breiten Widerstand in der Bevölkerung. Die Straßen wurden meist ohne seriöse Umweltprüfungen und Konsultation der lokalen Gemeinden geplant. Diese fühlen sich daher von den im fernen Lima bestimmten Maßnahmen mehr bedroht als unterstützt.
Alto Purús - Grenzübergreifender Naturschatz
Wenn die Straße gebaut würde, würde sie einen der größten geschützten Nationalparks Perus durchschneiden. Das Gebiet erhielt 2004 den Schutzstatus und umfasst 2,74 Millionen Hektar. Alto Purús ist mit anderen Parks in Peru, Brasilien und Bolivien verbunden und somit Teil eines der größten Netzwerke an Schutzgebieten im gesamten Amazonas. Große Teile von Alto Purús sind nur aus der Luft zu erreichen. Deshalb zeichnet sich der Park durch ein weitgehend intaktes Ökosystem aus, das von einer immensen Artenvielfalt geprägt ist. Besonders seltene und vom Aussterben bedrohte Arten wie der Riesenotter, der Jaguar und der Rotgesichtsklammeraffe leben dort. Bisher entdeckten Forscher 86 Säugetier- und 510 Vogelarten. Wissenschaftler warnen vor einem Straßenbau durch Alto Purús, denn das würde unweigerlich große Teile des Parks für Holzfäller und Wilderer öffnen. Studien zeigen, dass bei Straßenbauten im Amazonas der Wald mindestens 50 Kilometer auf beiden Streckenseiten großflächig abgeholzt wird. Für das Ökosystem des Alto Purús wäre das eine katastrophale Entwicklung.
Kulturelle Vielfalt im Alto Purús Nationalpark
Mehr als 85 Prozent der Bevölkerung in der Provinz Purús sind indigene Ureinwohner der Stämme Juni kuin, Sharanahua, Culina und anderer. Sie lehnen den Straßenbau mehrheitlich ab. "Wir glauben nicht an die Fortschrittsversprechen der Regierung. Die Straße bringt nur mehr Armut, mehr Siedler und die Zerstörung der Natur mit sich." schreibt Flora von der regionalen indigenen Dachorganisation FECONAPU. Zudem bedrohe sie die Existenz der Mashco Piros y Curanjeños. Die bisher in freiwilliger Isolation lebenden Stämme kämen in Konflikt mit Holzfällern und Wilderern oder wären eingeschleppten "Zivilisationskrankheiten" ausgeliefert. Die Bevölkerung hat eigentlich das Gesetz auf ihrer Seite. Denn im September 2011 goss die neue Regierung Perus die internationale Rechtsnorm ILO 169 in nationale Gesetzesform. Nach dem sogenannten Konsultationsgesetz muss die von Wirtschaftsprojekten betroffene Bevölkerung diesen zustimmen. Außerdem unterliegt der Nationalpark strengen Schutzauflagen. Flora erklärt es so: "Für uns liegt der Keim für Entwicklung in unserer Kreativität. In konstruktiver Arbeit für unsere nachfolgenden Generationen und nach einem Plan des verantwortlichen Umgangs mit der Pflanzen- und Tierwelt sowie der Biodiversität. Der Wald ist das Leben."
Hier finden Sie das Original der Erklärung von FECONAPU.
An den
Präsidenten der Republik Peru, Herrn Ollanta Humala
Premierminister, Herrn Oscar Valdés
Kopien an:
Kongresspräsident, Herrn Daniel Fernando Abugattás Majluf
Sehr geehrter Herr Präsident Humala, sehr geehrter Herr Premierminister Valdés,
ich schreibe Ihnen aus Sorge um den Erhalt des Regenwaldes und der Einwohner im Nationalpark Alto Purús. Die geplante Landstraße bedroht besonders im Abschnitt zwischen den Städten Puerto Esperanza und Iñapari die Natur und deren Einwohner auf Schwerste. Mit diesem Anschreiben unterstütze ich die Forderungen der indigenen Bevölkerung der Provinz Purús, vertreten durch ihre Dachorganisation FECONAPU.
Mit Ihrer wegweisenden Entscheidung, das UN-Übereinkommen Nummer 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO 169) über eingeborene und in Stämmen lebende Völker in die nationale Gesetzgebung umzusetzen, zeigten Sie Respekt vor den Kulturen der Ureinwohner Perus und erkannten auch deren Recht auf Selbst- und Mitbestimmung an.
Bitte wenden Sie nun dieses Gesetz auch in der Praxis an. Bitte verhindern Sie den Bau der Straße durch den Nationalpark. Schützen und erhalten Sie die Ökosysteme von Alto Purús sowie die Rechte der indigenen Gemeinden.
Mit freundlichen Grüßen
Erklärung der FECONAPU
Die indigenen Gemeinden der Provinz Purús, organisiert in der Federacion de Comunidades de la Provincia de Purus (FECONAPU), beschließen die Verteidigung ihres Territoriums, des Reservats der Mashco Piro, und lehnen den Bau einer Straße ab!
1. Die Stämme der Cashinahua, Sharanahua, Culina, Chaninahua, Mastanahua und Amahuaca leben seit Urzeiten auf dem Territorium der Provinz Purús, und wir betrachten uns als Hüter des Amazonaswaldes in dieser Zone der großen biologischen und kulturellen Vielfalt.
2. Dieses Territorium ist auch Heimat unserer Brüder "Mashco Piro", die sich entschieden haben, in freiwilliger Isolation als autonomer Stamm zu leben.
3. 2005 richtete der Staat unter Beteiligung und direkter Konsultation der indigenen Bevölkerung den Nationalpark Alto Purús und das Schutzgebiet der "Maschco Piro" ein. Seitdem kämpfen wir für den Erhalt unserer Rechte und für den Schutz des Landes.
4. Zudem existiert ein permanenter Druck durch den Pfarrer der lokalen Kirche, diese Straße zu bauen, um die angeblich "problematische Situation der isolierten Provinz Purús in der Region Ucayali zu lösen".
5. FECONAPU hat auf seiner 3. und 4. Vollversammlung in den Jahren 2005 und 2007 beschlossen, die indigenen Territorien und das Reservat der "Maschco Piro" zu verteidigen und sich daher gegen den Bau der geplanten Straße ausgesprochen. Diese Beschlüsse gelten als Mandat der indigenen Bevölkerung der Provinz Purús und deren Vertreter sind diesem verpflichtet.
6. Aus folgenden Gründen sprechen wir uns gegen den Bau der Straße aus. Denn er bedeutet:
- den Verlust der Umweltdienstleistungen, wie sauberes Wasser und des natürlichen Mikroklimas
- den Verlust der Ernährungssicherheit (Fleisch, Fisch, Früchte etc.), vor allem für die in freiwilliger Isolation lebenden Stämme
- den Verlust der territorialen Schutzgebiete der in Isolation lebenden Stämme, deren Existenz festgestellt wurde und deren Kultur und Entscheidung wir respektieren müssen
- den Verlust der Biodiversität, was auch bedeutet, die Möglichkeit zu verlieren, mehr wissenschaftliche Erkenntnisse in der Medizin und anderer Disziplinen durch die Erforschung dieses Ökosystems zu erlangen
- die mögliche unkontrollierte Kolonisierung durch Neusiedler
7. Wir fordern unsere Brüder und Schwestern dazu auf, uns zu unterstützen und bei geplanten Wirtschaftsprojekten auf ihre Rechte zu bestehen. Jetzt erst recht, da mit dem Konsultationsgesetz die öffentlichen Autoritäten gesetzlich dazu verpflichtet sind, uns auf allen Entscheidungsebenen mit einzubeziehen.
Puerto Esperanza, Purús, 15.11.2011
Gezeichnet von Vertretern von ECOPURÚS und FECONAPU sowie dem Komiteepräsidenten der Nationalparkverwaltung.