In letzter Minute die Säge stoppen

Markierter Tropenholzstamm im Regenwald4.000 der Urwaldriesen wurden schon für die Motorsägen markiert
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„Bitte helft uns, die Holzfäller im Regenwald aufzuhalten!” Diesen Appell richten die Einwohner des Dorfes Santa Rosa del Limón in Kolumbien an uns. Bisher war ihr Urwald von der Holzindustrie verschont geblieben. Nun hat eine große Firma begonnen, die Bäume zu markieren und die Flüsse für den Transport der Stämme auszubaggern.

Appell

An: Die Regierungsstellen und staatlichen Behörden in Kolumbien

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Seit Mitte dieses Jahres ist die Holzfirma Maderas del Darién – Pizano S.A. dabei, die Bäume im Regenwald des Atrato-Flusses zu markieren. Mindestens 4.000 Urwaldriesen sollen gefällt werden. Weil man die Stämme schwimmend abtransportieren will, werden Bäche und Flüsse des Gebietes aufgestaut, begradigt und vertieft. So zerpflügen schwere Maschinen die Erde und zerstören die wertvollen Ökosysteme.

Im Gebiet des Chocó ist die Lage seit Jahrzehnten äußerst angespannt. Das Militär, bewaffnete paramilitärische Gruppen und das Wachpersonal der dort operierenden Holz-, Palmöl-, Bananen- und Bergbaufirmen unterdrücken die Menschen mit Gewalt. Viele wurden aus ihren Dörfern vertrieben oder mussten fliehen. Nun leben sie in speziell eingerichteten humanitären Schutzzonen, während sich auf ihrem Land Plünderer breit machen.

„Die Holzfirma Maderas del Darién - Pizano S.A. zerstört den Regenwald mit der Gewissheit, niemals dafür belangt zu werden“, erklären die Einwohner von Santa Rosa del Limón und Vigía de Curbaradó. „Denn staatliche Funktionäre und Behörden sind ihre Komplizen.“ Maderas del Darién gehört zum Holzkonzern Pizano S.A. Dessen Besitzer, der Milliardär Luis Carlos Sarmiento, ist der reichste Mann Kolumbiens.

Die Regenwälder des Chocó sind besonders artenreich. Im Durchschnitt finden sich 400 Baum- und 700 Wirbeltierarten pro Hektar, ein weltweiter Rekord. Viele der Tiere und Pflanzen gibt es nur dort und an keinem anderen Ort der Erde.

Weitere Infos

Die Bevölkerung am Atrato-Fluss will die Bagger und Motorsägen stoppen und bittet die internationale Gemeinschaft um Unterstützung. Bitte beteiligen Sie sich an unserer Protestaktion und schreiben Sie der kolumbianischen Regierung.

Hinter­gründe

Im September haben UNO und die internationale Polizeiorganisation Interpol ihre neuste Studie über den „Illegalen Holzeinschlag, Geldwäsche und Steuerbetrug in tropischen Wäldern" (auf Englisch, Französisch oder Spanisch) veröffentlicht. Bis zu 90 Prozent der Regenwaldrodung gehen weltweit auf das Konto internationaler Holzmafias. Tief verwickelt in die Plünderung der Urwälder sind auch korrupte Politiker, Staatsbeamte und Militärs. Interpol listet allein 30 verschiedene Praktiken auf, mit deren Hilfe die global organisierten Verbrecher das Holz auf den Markt bringen und die Einnahmen aus dem Geschäft reinwaschen – 25 bis 75 Milliarden Euro jährlich.

Der kolumbianische Holzkonzern Pizano S.A. gibt sich als umweltfreundlich und wirbt mit dem Label der Bonner Firma FSC International Center gGmbH. FSC vergibt ein „Siegel” für angeblich „verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung”. Die Holzindustrie nutzt solche Label, um sich einen grünen Anstrich zu verpassen und die Kunden zu täuschen.

Artikel und Videospot auf Spanisch von Justicia y Paz sowie Reportage "Tropenholz - Reichtum und Misere des Chocó" der Zeitschrift Semana.

An­schreiben

An: Die Regierungsstellen und staatlichen Behörden in Kolumbien

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Holzfirmen Maderas del Darién - Pizano S.A. und verbundene Unternehmen, roden wie allgemein bekannt, seit den 90er Jahren die Regenwälder des Chocó. Sie zerstören den natürlichen Reichtum und einen der kostbarsten Naturschätze unseres Planeten.

Mit dem geplanten Einschlag von Hölzern im Flussgebiet des Atrato verletzten die Holzfirmen Maderas del Darién - Pizano S.A. die Landrechte der Einwohner. Seit dem Jahr 2000 verfügen die Familien der Gemeinde Santa Rosa del Limón über einen kollektiven und von der kolumbianischen Regierung anerkannten Landtitel.

Die Holzfirma eignet sich in diesem Zusammenhang Funktionen an, die eigentlich dem Staat zukommen. Sie rechtfertigt den Holzeinschlag damit, die Gesundheitsversorgung und das Bildungswesen der Dörfer zu finanzieren. Außerdem beeinflusst die Holzfirma die Gemeinderäte und stellt ihre Geschäftsinteressen vor die Belange der Bevölkerung. Zudem wurde beobachtet, dass Paramilitärs im Firmenboot transportiert wurden.

Ich unterstütze daher die folgenden Forderungen der Einwohner:

- Bewahren Sie die Umwelt, die Artenvielfalt, die Einhaltung der Menschenrechte und die Rechte der Gemeinderäte in dem Waldschutzgebiet.
- Verhindern Sie den Zutritt von Holzfällern, die geplanten Rodungen und die Ausdehnung des Holzeinschlag auf weitere Gebiete im Chocó.
- Ordnen Sie den unverzüglichen Rückzug der Baumaschinen aus dem Gebiet an und stoppen Sie die schweren Zerstörungen.
- Annullieren Sie sämtliche möglicherweise bestehenden Genehmigungen des Codechocó oder des Ministeriums für Umwelt für die Aktivitäten.
- Bilden Sie einen Untersuchungsausschuss mit Beteiligung der Ministerien für Umwelt, Inneres, dem Amt des Bürgerbeauftragten und Menschenrechtsorganisationen, um die von Maderas del Darién in dem Gebiet angerichteten Schäden an der Umwelt und den Menschen zu beurteilen.
- Untersuchen Sie die Gesetzesverstöße und ordnen Sie Disziplinarmaßnahmen gegen die Verursacher der Umweltschäden in dem Gebiet an.

Die von den kolumbianischen Gerichten verurteilten Exparamilitärs haben ausgesagt, dass die Holzfirma deren bewaffnete Einheiten finanziert. Ich bin daher sehr besorgt über die Sicherheit der Einwohner im Flussgebiet des Atrato. Ergreifen Sie deshalb bitte alle notwendigen Maßnahmen, um die Bevölkerung vor Gewalt und Übergriffen zu schützen.

Mit freundlichen Grüßen

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