Deutscher Beamter auf Elefantenjagd
Afrikas Elefanten sind bedroht. Wilderer schießen sie jährlich zu Tausenden für den Elfenbeinhandel. Udo Wedekind, Spitzenbeamter in Thüringen, tötet einen Elefanten als Freizeitvergnügen und brüstet sich mit seiner Jagdtrophäe. Bitte protestieren Sie.
News und Updates AppellAn: Umweltminister Jürgen Reinholz, Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz; Postfach 90 03 65; 99106 Erfurt; Tel. 0361-37 900; Fax: 0361-37 98 800; poststelle@tmlfun.thueringen.de
„Elefantenjäger Udo Wedekind aus dem thüringischen Umweltministerium muss sofort zurücktreten“
Stolz posiert Udo Wedekind neben dem von ihm erlegten Elefanten. Das Foto und weitere Aufnahmen sollen von einer Jagdsafari in Botswana vom 6. Dezember stammen.
Udo Wedekind ist einer der höchsten Beamten im Umweltministerium Thüringens, das auch für Artenschutz zuständig ist. Doch für seine Vorgesetzten ist es offenbar kein Problem und eine Privatangelegenheit, wenn die Mitarbeiter aus Spaß bedrohte Elefanten in Afrika schießen.
Ein Sprecher von Umweltminister Jürgen Reinholz erklärte nach Angaben der Thüringer Allgemeinen, dass es nicht von Interesse sei, was Beamte in ihrer Freizeit täten - so lange sie sich an Recht und Gesetz hielten.
Bis Dezember vergangenen Jahres konnten betuchte Großwildjäger aus aller Welt in Botswana Elefanten und andere bedrohte Tiere abknallen. Auf Jagdsafaris spezialisierte Firmen boten die Elefantenjagd für ca. 37.000 bis 45.000 Euro an.
Aufgeflogen ist der Skandal, weil Wedekind seinen Kollegen im Umweltministerium über sein Jagdglück in Afrika berichtete, und seine E-Mail an die Medien weitergeleitet wurde. „Anbei vier Bilder von „meinem" Elefanten", schrieb der Spitzenbeamte darin nach Informationen des Spiegel.
Nach Angaben der Thüringer Allgemeine ist Wedekind allerdings kein Einzeltäter im Umweltministerium, es herrscht "Trophäen-Neid im Ministerium: Beamte streiten, wer jagen darf".
Als Udo Wedekind Anfang Dezember in Botswana jagte, fand dort gerade mit Finanzierung Deutschlands ein Gipfeltreffen gegen Elfenbeinhandel statt.
Höchstens 470.000 Elefanten leben noch in Afrika, pro Jahr fallen etwa 30.000 der Tiere Wilderern zum Opfer. Ende der siebziger Jahre wurde die Zahl der afrikanischen Elefanten noch auf bis zu drei Millionen geschätzt.
Bitte schreiben Sie an den Umweltminister von Thüringen. Siehe auch News und Updates.
HintergründeNach Medienangaben war der von Udo Wedekind geschossene Elefant drei Tonnen schwer und hat von der Rüssel- bis zur Schwanzspitze 7,24 Meter gemessen; die Schulterhöhe betrug drei Meter. Der Todeskampf des Elefanten dauerte dabei wohl sehr lang. Das von Wedekind angeschossene Tier soll demnach noch längere Zeit versucht haben zu flüchten. Erst nach mehr als 20 Schüssen sei das Tier endlich erlegt gewesen.
„Die Jagd war bei 37 Grad Celsius im Schatten und relativ hoher Luftfeuchte im Dickbusch körperlich sehr anstrengend und eine tatsächliche Herausforderung. Ich bin wirklich froh, dass alles erfolgreich und mit den notwendigen Jagdglück geendet hat“, zitiert die FAZ den Umweltbeamten Udo Wedekind.
Seit diesem Jahr vergibt die Regierung von Botswana keine Jagdlizenzen mehr für schießwütige Großwildjäger. Ausnahmen können in privaten Gehegen mit Wildbestand bestehen. In anderen Ländern Afrikas wie Namibia, Südafrika und Tansania können Menschen, die Spass am Töten bedrohter Tiere haben, allerdings mit "Ausnahmeregelungen" weiter auf Elefanten, Nashörner, Büffel, Löwen und Leoparden (big five) schiessen.
Die österreichische Firma Jagd Royal bietet beispielsweise exklusive Jagdsafaris in zahlreichen afrikanischen Ländern an, auf denen die Kunden die "big five" abknallen können.
Auch das Washingtoner Artenschutzabkommen ermöglicht in diesen Fällen, dass die Trophäen heimgebracht werden können (Arten auf dem Anhang I). Und bei Arten, die auf dem Anhang II gelistet sind, ist keine Importgenehmigung notwendig. Viele Jäger schmücken mit den erlegten Tierkadavern ihre Wohnzimmer und prahlen damit gegenüber anderen Sinnesgenossen.
Im April 2012 sorgte schon die Elefantenjagd des spanischen Staatsoberhauptes und damaligen WWF-Ehrenpräsidenten, König Juan Carlos, weltweit für Entsetzen und Unverständnis. Auch der Monarch hatte in Botswana einen Elefanten erlegt und posierte auf Fotos vor dem Tierkadaver.
Die US-Journalistin Melissa Bachman sorgte Ende vergangenen Jahres für große Empörung. Sie betreibt die Fernsehshow Winchester Deadly Passion für Jäger und Waffenfans und brüstete sich u.a. damit, in Südafrika einen Elefanten geschossen zu haben.
Vom 2. bis 4. Dezember fand in Botswana eine internationale Konferenz zum Schutz der Elefanten statt. Vertreter aus 30 Ländern nahmen an der Veranstaltung teil, Deutschland war mit sechs Fachleuten vertreten. Es wurden zahlreiche Sofortmaßnahmen zum Schutz der bedrohten Elefanten beschlossen, viele weitere müssen dringend verabschiedet und umgesetzt werden, vor allem gegen den Elfenbeinhandel.
Weitere Aktion von Rettet den Regenwald: Rettet die Elefanten Tansanias
Artikel von ProWildlife: Elefanten: Schützen oder töten? Elfenbeinhandel und Abschusspläne gefährden Elefanten
UN Bericht auf Englisch: Elephants in the dust – The African Elephant crisis
An: Umweltminister Jürgen Reinholz, Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz; Postfach 90 03 65; 99106 Erfurt; Tel. 0361-37 900; Fax: 0361-37 98 800; poststelle@tmlfun.thueringen.de
Sehr geehrter Herr Umweltminister Reinholz,
es bestürzt mich sehr, dass der Spitzenbeamte des thüringischen Umweltministeriums, Udo Wedekind, in Afrika einen Elefanten geschossen hat, wie etliche Medien berichteten.
Ein noch größerer Skandal ist es, dass Ihre Regierung offenbar die Trophäenjagd auf bedrohte Tiere in Afrika als Privatangelegenheit ansieht. Der Sprecher des thüringischen Umweltministeriums wird in der Presse mit den Worten zitiert, „dass es nicht von Interesse sei, was Beamte in ihrer Freizeit täten - so lange sie sich an Recht und Gesetz hielten.“
Jagdsafaris in Afrika und das Töten bedrohter Elefanten als Freizeitspaß sind auf keinen Fall mit der Arbeit deutscher Ministerien vereinbar. Das Umweltministerium ist sogar für den Artenschutz zuständig.
Ich fordere Sie daher auf, Herrn Udo Wedekind sofort seines Amtes zu entheben. Großwildjäger gehören nicht in deutsche Ministerien oder Behörden.
Mit freundlichem Gruß
Die Ausgangslage: Warum ist Biodiversität so wichtig?
Biodiversität oder Biologische Vielfalt umfasst drei Bereiche, die sehr eng miteinander verbunden sind: die Artenvielfalt, die genetische Vielfalt innerhalb der Arten und die Vielfalt der Ökosysteme wie z.B. Wälder oder Meere. Jede Art ist Teil eines hoch komplexen Beziehungsgeflechts. Stirbt eine Art aus, wirkt sich das auf viele andere Arten und ganze Ökosysteme aus.
Weltweit sind derzeit fast 2 Millionen Arten beschrieben, Experten schätzen die Anzahl weitaus höher. Tropische Regenwälder und Korallenriffe gehören zu den artenreichsten und am komplexesten organisierten Ökosystemen dieser Erde. Rund die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten lebt in den Tropenwäldern.
Die biologische Vielfalt ist für sich alleine schützenswert und gleichzeitig unsere Lebensgrundlage. Wir nutzen täglich Nahrungsmittel, Trinkwasser, Medizin, Energie, Kleidung oder Baumaterialien. Intakte Ökosysteme sichern die Bestäubung von Pflanzen und die Bodenfruchtbarkeit, schützen uns vor Umweltkatastrophen wie Hochwasser oder Erdrutschen, reinigen Wasser und Luft und speichern das klimaschädliche CO2.
Die Natur ist auch die Heimat und zugleich ein spiritueller Ort vieler indigener Völker. Sie sind die besten Regenwaldschützer, denn besonders intakte Ökosysteme findet man in den Lebensräumen von indigenen Gemeinschaften.
Der Zusammenhang zwischen dem Verlust von Natur und der Ausbreitung von Pandemien ist nicht erst seit Corona bekannt. Eine intakte und vielfältige Natur schützt uns vor Krankheiten und weiteren Pandemien.
Die Auswirkungen: Artenschwund, Hunger und Klimakrise
Der Zustand der Natur hat sich weltweit dramatisch verschlechtert. Rund 1 Million Tier- und Pflanzenarten sind in den nächsten Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN sind derzeit 37.400 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht - ein trauriger Rekord! Experten sprechen von einem sechsten Massenaussterben in der Geschichte der Erde - das Tempo des globalen Artensterbens ist durch den Einfluss des Menschen um Hunderte mal höher als in den letzten 10 Mio. Jahren.
Auch zahlreiche Ökosysteme weltweit - 75 % Landfläche und 66 % Meeresfläche - sind gefährdet. Nur 3% sind ökologisch intakt – z.B. Teile des Amazonas und des Kongobeckens. Besonders betroffen sind artenreiche Ökosysteme wie Regenwälder und Korallenriffe. Rund 50% aller Regenwälder wurden in den letzten 30 Jahren zerstört. Das Korallensterben nimmt durch den globalen Temperaturanstieg immer weiter zu.
Hauptursachen für den massiven Rückgang der Biodiversität sind die Zerstörung von Lebensraum, intensive Landwirtschaft, Überfischung, Wilderei und Klimaerwärmung. Rund 500 Milliarden US-Dollar jährlich werden weltweit in die Zerstörung der Natur investiert - in Massentierhaltung, Subventionen für Erdöl und Kohle, Entwaldung und Flächenversiegelung.
Der Verlust an Biodiversität hat weitreichende soziale und ökonomische Folgen, die Ausbeutung der Ressourcen geht zu Lasten von Milliarden Menschen im globalen Süden. Die UN kann die 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung z.B. die Bekämpfung von Hunger und Armut nur erreichen, wenn die Biodiversität weltweit erhalten und für die nächsten Generationen nachhaltig genutzt wird.
Ohne den Erhalt der Biodiversität ist auch der Klimaschutz bedroht. Die Zerstörung von Wäldern und Mooren – als wichtige CO2-Senken - heizt den Klimawandel weiter an.
Die Lösung: Weniger ist mehr!
Die natürlichen Ressourcen der Erde stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung. Knapp zwei Erden verbrauchen wir Menschen, bei derzeitigem Ressourcenverbrauch werden es 2050 mindestens drei sein. Um für den Erhalt der biologischen Vielfalt als unserer Lebensgrundlage zu kämpfen, müssen wir den Druck auf die Politik weiter erhöhen.
Und auch in unserem Alltag lässt sich viel bewegen.
Mit diesen Alltags-Tipps schützt man auch die biologische Vielfalt:
- Öfter mal pflanzlich: Mehr buntes Gemüse und Tofu auf den Teller oder am besten gar kein Fleisch! Rund 80% der Agrarflächen weltweit werden zur Tierhaltung und zum Anbau von Tierfutter genutzt.
- Regional und Bio: Ökologisch erzeugte Lebensmittel verzichten auf den Anbau von riesigen Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden. Der Kauf von regionalen Produkten spart zudem Unmengen an Energie!
- Bewusst leben: Brauche ich schon wieder neue Klamotten oder ein Handy? Oder kann ich Alltagsdinge auch gebraucht kaufen? Es gibt gute Alternativen zu Produkten mit Palmöl oder Tropenhölzern! Tropische Haustiere wie z.B. Papageien oder Reptilien sind tabu! Berechne jetzt deinen ökologischen Fußabdruck.
- Werde Bienenfreund:in: Auf dem Balkon oder im Garten freuen sich Bienen und andere Insekten über vielfältige, leckere Pflanzen. Aber auch ohne eigenes Grün kann man in einem Naturschutzprojekt in der Region aktiv werden.
- Protest unterstützen: Demonstrationen oder Petitionen gegen die Klimaerwärmung oder für eine Agrarwende üben Druck auf Politiker:innen aus, die auch für den Schutz der biologischen Vielfalt verantwortlich sind.
Lesen Sie hier, warum so viele Arten aussterben, bevor sie überhaupt entdeckt werden.