Pressemitteilung zur UN-Konferenz zur Biodiversität COP 15:

Schriftzug COP15 vor dem Kongress-Zentrum in Montréal © Rettet den Regenwald / Mathias Rittgerott

Das Massenaussterben von Tieren und Pflanzen ist eine existentielle Krise

- UN-Weltnaturkonferenz (COP 15) in Montréal (Kanada) beginnt

- Rettet den Regenwald e.V. nimmt teil

- Petition Artenvielfalt schützen – aber richtig! UN muss die Rechte indigener Völker stärken

- Übergabe an Exekutivsekretärin der Biodiversitäts-Konvention, Elizabeth Maruma Mrema

Hamburg/Montréal, 6.12.2022

Die UN-Konferenz zur Biodiversität (COP 15) beginnt am Mittwoch (7.12.) im kanadischen Montréal. 196 Staaten wollen während der Weltnaturkonferenz beschließen, wie das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten gestoppt werden soll. Das Ausmaß des Massensterbens ist dabei alarmierend – bis zu eine Million Arten könnten innerhalb der kommenden Jahrzehnte ausgerottet werden. Die Krise ist ebenso existentiell wie die Klimakatastrophe, doch viele Regierungen scheinen das zu ignorieren.

„Beim Artensterben geht es um mehr als Ikonen der Tierwelt wie Orang-Utans und Eisbären. Es geht darum, dass das Netz des Lebens immer größere Lücken bekommt, bis es zerreißt und ganze Ökosysteme zusammenbrechen“, sagt Marianne Klute, Vorsitzende von Rettet den Regenwald e.V.

„Besonders deutlich sehen wir die Gefahr in den tropischen Regen- und Torfwäldern, die Schwerpunkte der Biodiversität sind und zudem eine entscheidende Rolle im Klimasystem spielen. Artenschutz, Regenwaldschutz und Klimaschutz gehören daher untrennbar zusammen. Wenn uns dieser dreifache Schutz nicht gelingt, zerstören wir unsere Lebensgrundlagen, denn die Natur versorgt uns mit Nahrung, Wasser und sauberer Luft. Sie gibt uns Medizin und Baumaterialien. Wälder sind spirituelle Orte und Heimat für Milliarden Menschen. Die UN-Konferenz ist daher zum Erfolg verurteilt.“

Im Zentrum der COP 15 steht ein zukünftiges Rahmenabkommen für den Arten- und Naturschutz namens „Post-2020 Global Biodiversitiy Framework“. Für scharfe Kritik sorgt der Plan der UN, bis zum Jahr 2030 insgesamt 30 Prozent der Erde unter Schutz zu stellen. Menschenrechtsorganisationen und Umweltschützer:innen sind alarmiert. Der Plan „30 by 30“ könnte zum größten Landraub der Geschichte werden, der zudem wenig zum Artenschutz beitrage.

Rettet den Regenwald e.V. und mehr als ein Dutzend Organisationen aus Afrika und Asien fordern in einer Petition von der UN, Bundeskanzler Olaf Scholz und den UN-Mitgliedsstaaten statt einer Fixierung auf „30 by 30“ die Sicherung der Rechte indigener Völker. Denn die Natur ist dort, wo Indigene Verantwortung tragen, in einem besseren Zustand als anderswo.

Die bisher 64.667 Unterschriften der Petition werden am 8.12. (Donnerstag, 15:00 Uhr Ortszeit) in Montréal an die Exekutivsekretärin der Biodiversitäts-Konvention, Elizabeth Maruma Mrema, übergeben.

Die UN-Konferenz dauert bis zum 19. Dezember.

(Den Wortlaut der Petition finden Sie auch am Ende dieser Pressemitteilung.)

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Interview-Möglichkeiten

Mathias Rittgerott, Campaigner von Rettet den Regenwald e.V. ist während der gesamten Konferenz in Montréal und steht für Interviews zur Verfügung.

Kontakt

in Montréal während der gesamten COP 15

Mathias Rittgerott, Campaigner von Rettet den Regenwald e.V.

mathias.rittgerott@regenwald.org

Tel: +1 514 803 9070

in Hamburg

Marianne Klute, Vorsitzender von Rettet den Regenwald e.V.

marianne.klute@regenwald.org

Tel: +49 40 228 510 831

Für Ihre redaktionelle Planung:

Rettet den Regenwald e.V. wird zur UN-Konferenz zwei weitere Pressemitteilungen veröffentlichen:

- am 9.12. zur Übergabe der Petition an die Exekutivsekretärin der Biodiversitäts-Konvention (CBD) Elizabeth Maruma Mrema in Montréal um 15:00 Ortszeit.

Dazu besteht in Montréal und telefonisch die Möglichkeit für Interviews mit Mathias Rittgerott, Campaigner von Rettet den Regenwald e.V.

- am 19.12. ein Statement von Marianne Klute, Vorsitzende von Rettet den Regenwald e.V., zu den Ergebnissen der COP 15.

Wortlaut der Petition

https://www.regenwald.org/petitionen/1263/artenvielfalt-schuetzen-aber-richtig-un-muss-die-rechte-indigener-voelker-staerken

Sehr geehrte Frau Exekutivsekretärin Elizabeth Maruma Mrema,

sehr geehrter Herr Bundeskanzler Olaf Scholz,

sehr geehrte Vertreter und Vertreterinnen der Mitgliedsstaaten der CBD,

der Einbruch der Biodiversität ist neben der Klimakrise eine der existentiellen Krisen unserer Zeit. Sie fordern von unserer Gesellschaft tiefgreifende Reformen und beherztes Handeln.

Schutzgebiete und „andere wirksame flächenbezogene Erhaltungsmaßnahmen“ (Other effective area-based conservation measures (OECM) spielen bei der Bewahrung der Biodiversität und von Ökosystemen eine bedeutende Rolle, sind jedoch mit erheblichen Risiken behaftet. Das Ziel des post-2020 global biodiversity framework, bis zum Jahr 2030 weltweit 30 Prozent der Erde unter Schutz zu stellen, birgt mehrere Gefahren.

- Viele Schutzgebiete und OECMs sind mit Gewalt, Verarmung und Vertreibung verbunden, insbesondere von Bevölkerungsgruppen, die dort seit Generationen im Einklang mit der Natur leben. Der Schutz der Natur wird dann mit der Verletzung von Menschenrechten erkauft. „30 by 30“ könnte der größte Landraub der Geschichte werden.

- Viele Schutzgebiete und OECMs tragen wenig zur Bewahrung der Natur bei. Die Einrichtung von Schutzgebieten hat dann lediglich die Funktion eines Alibis und lenkt von wirksamen Maßnahmen ab.

- Zielwerte wie 30 oder gar 50 Prozent beruhen offensichtlich auf politischen Erwägungen statt auf wissenschaftlichen Fakten.

- Die Einrichtung und das Management von Schutzgebieten und OECMs verspricht großen, oft westlichen Organisationen und Firmen Profit beziehungsweise hilft letzteren via Flächen beanspruchende „nature-based solutions“, ihr klimaschädliches Geschäftsmodell fortzusetzen.

- Das Management von Schutzgebieten und OECMs berücksichtigt häufig regionale und lokale Besonderheiten nicht.

Zugleich nimmt die von der Wissenschaft untermauerte Erkenntnis zu, dass die Natur insbesondere dort am besten erhalten ist, wo indigene Völker und lokale Gemeinschaften leben und ihre Rechte gewahrt werden.

Wir bitten Sie daher:

- Stärken Sie die Rechte indigener Völker und lokaler Gemeinschaften. Dabei geht es um die Garantie von Wald- und Landrechten, das Recht auf freie, vorherige und informierte Zustimmung, den Schutz vor Gewalt und Vertreibung und die gerechte Teilhabe an wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung.

- Stärken Sie die Rolle indigener Völker und lokaler Gemeinschaften bei nationalen und internationalen Verhandlungen und bei der Umsetzung beziehungsweise Überwachung gefasster Beschlüsse. Traditionelles indigenes Wissen muss darin einfließen.

- Setzen Sie sich dafür ein, dass indigene Völker und lokale Gemeinschaften finanziell besser ausgestattet werden, auch damit sie ihre Rolle als Hüter der Natur uneingeschränkt wahrnehmen können.

- Setzen Sie sich dafür ein, dass die Ursachen der Biodiversitätskrise bekämpft werden, insbesondere Resourcenausbeutung und Überkonsum.

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