PM : Klimaforscher warnen vor Biotreibstoffen
Pressemitteilung vom 4. Juni 2007 Hamburg/Hong Kong – Klimaexperten aus aller Welt haben auf einer Konferenz in Asien davor gewarnt, dass Biotreibstoffe die globale Erwärmung weiter anheizen werden. Farmer würden durch die boomenden Nachfrage nach Biotreibstoffen ermuntert, tropische Wälder abzubrennen, die bisher große Mengen Treibhausgase gespeichert hätten. Auf den zerstörten Waldflächen werden meist riesige Palmöl-Plantagen angelegt. Vergangene Woche stieg der Preis für malaysisches Palmöl auf ein historisches Rekordhoch, ausgelöst durch eine gestiegenen Nachfrage aus dem Biodiesel-Sektor. In diesem Jahr sind die Preise für Palmöl schon um 25 Prozent gestiegen, 2006 waren es rund 40 Prozent. In Malaysia und Indonesien, den beiden mit Abstand größten Palmöl-Produzenten weltweit, ist es bereits zu einem Investmentboom in Biodiesel-Fabriken gekommen, die aus Palmöl Treibstoffe für Autos produzieren. „Einige der so genannten alternativen Energielösungen wie Biotreibstoffe sind sehr gefährlich“, sagte der Wissenschaftler James Lovelock aus Oxford während der Konferenz in Hong Kong. „Werden sie im großen Stil gefördert, beschleunigen sie unseren Niedergang.“ Der Schutz der tropischen Wälder wird von Klimaexperten als Schlüssel gegen die globale Erwärmung gesehen, weil die Wälder als riesige Kohlenstoff-Speicher fungieren. Die explosionsartige Ausweitung von Palmöl wird zudem in immer mehr Weltregionen zu einem sozialen Sprengsatz. Nach Angaben von Rettet den Regenwald (Hamburg) musste der Kolumbianer Innocence Dias sterben, „weil die westliche Welt auf grüne Treibstoffe umgestellt wird.“ Dias wurde in der Nähe von Llano Rico ermordet, nachdem er sich geweigert hatte, sein Land an Paramilitärs zu verkaufen, die mit der kolumbianischen „Biotreibstoff-Mafia“ zusammen arbeiten. Große Regenwaldflächen sind in dem südamerikanischen Land inzwischen in Palmöl-Plantagen verwandelt worden, angeheizt durch den US-amerikanischen „Durst“ auf so genannte „umweltfreundliche“ Energie. Der Boom hat katastrophale Konsequenzen für Zehntausende kolumbianische Kleinbauern. „Paramilitärische Gruppen gehen auf der Suche nach Land für Palmöl mit brutaler Gewalt vor“, berichtet der britische Entwicklungshelfer Dominic Nutt, der gerade Kolumbien besucht hat. „Sie sagen dem Kleinbauern einfach: Wenn du nicht verkaufst, verhandeln wir morgen mit deiner Witwe.“ Innocence Dias hatte sich trotz solcher Drohungen geweigert, seine Ländereien zu verkaufen. „Er fühlte sich sicher, weil er ein Amt bei der lokalen Regierung hatte“, sagte seine Tochter Milvia Dias. Ihr Vater wurde mit durchschnittener Kehle und sieben Messerstichen tot aufgefunden. Auch in Indonesien ist die Palmöl-Industrie nach Angaben der Umweltorganisation „Sawit Watch“ für Menschenrechtsverletzungen, Gewalt und Zwangsvertreibungen verantwortlich.