Kahlschlagdiesel: Mit 7 Siegeln wird der Regenwald nachhaltig vernichtet
Pressemitteilung
des Vereins Rettet den Regenwald e. V.
Hamburg, 20. Juli 2011
Mit 7 Siegeln wird der Regenwald nachhaltig vernichtet
EU erkennt Zertifizierungen für Agrosprit an
Die EU hat sich auf die Fahnen geschrieben, dem Klimawandel und der Energieverknappung mit sogenanntem „Biosprit“ beizukommen. Doch die Energie vom Acker ist alles andere als grün und klimafreundlich. Immer mehr Palm- und Sojaöl wird nach Europa importiert, um die Beimischungsquoten in der EU zu erfüllen. Nun hat die Europäische Kommission sieben weltweit geltende Zertifizierungssysteme anerkannt, die zumindest auf dem Papier genau das nachweisen sollen.
„Kein Siegel der Welt kann einer industriellen Monokultur ,Nachhaltigkeit' bescheinigen. Das ist reine Grünwäscherei und Betrug am Verbraucher“, erklärt Reinhard Behrend, Vereinsvorsitzender von Rettet den Regenwald. „Wir haben zum Beispiel Wilmar International, den weltweit größten Palmölkonzern, beim Roden in Indonesien gefilmt. Dennoch besitzt Wilmar seit März 2011 das von der Bundesregierung finanzierte ISCC-Label. Auch der Cargill-Konzern vernichtet ,nachhaltig' den Regenwald. ISCC ist völlig intransparent, denn die Prüfberichte sind auch auf Anfrage nicht einsehbar.“
Ebenso ist das Soja-Label RTRS reiner Schwindel. Am 6. Juni 2011 wurde das erste Siegel an den berüchtigten Maggi-Konzern in Brasilien verliehen. Es schließt Gensoja mit ein. Schon auf den im Zertifizierungsbericht enthaltenen Luftaufnahmen kann man erkennen, wie die Sojafelder mitten in den Wald hineingeschlagen wurden.
Laboranalysen von Umweltschützern in neun EU-Ländern zeigen, dass der Biodiesel bereits aus bis zu 38 Prozent Palmöl und 28 Prozent Sojaöl besteht. Auch die von der EU in Auftrag gegebenen Expertenstudien und die internen Analysen der EU-Kommission ergeben längst, dass Ethanol und Agrardiesel alles andere als klimaneutral sind. Nach den internen Berechnungen der EU setzt Palmöl 105 Gramm CO2 pro Megajoule Energie frei, Soja 103 Gramm und Raps 95 Gramm. Fossiler Diesel dagegen nur 84 Gramm. Deshalb hält der verantwortliche EU-Energiekommissar Günther Oettinger die Studien zurück oder lässt sie umschreiben.
„Agrosprit ist nichts weiter als ein Trick, um unseren übermäßigen Energieverbrauch fortführen zu können“, erklärt Reinhard Behrend. „Der Industrie sichern die Agrarenergien aufgrund üppiger Subventionen und verbindlicher Beimischungsquoten einträgliche Geschäfte. Und die Automobilindustrie hat sich damit vom Zwang befreit, sparsamere Fahrzeuge zu produzieren. Der Kundenstreik an den Tankstellen gegen den neuen Agrosprit E10 zeigt, dass die Bürger da nicht mitmachen wollen.“
Noch im Juli will die EU-Kommission darüber entscheiden, ob und wie die sogenannten indirekten Landnutzungsänderungen in der CO2-Bilanz von Agrosprit berücksichtigt werden sollen. Auch wenn Agrosprit nur noch auf bereits bestehenden Ackerflächen angebaut wird, bleibt dessen Bilanz fatal. Denn für das Land, das die Bauern zum Anbau von Lebensmitteln dringend benötigen, müssen sie den Wald an anderer Stelle roden.
Rettet den Regenwald fordert:
• Streichung der Beimischungsquoten und Subventionen für Agrosprit
• Stopp der Importe von Palm- und Sojaöl sowie von Ethanol aus Übersee
• Förderung von energiesparenden Transportsystemen und Verkehrskonzepten
Weitere Informationen und Kontakt unter:
Rettet den Regenwald e.V.Jupiterweg 15 22391 Hamburg Tel. +49- 40 – 4103804 ; Fax:+49- 40 - 4500144info@regenwald.org; www.regenwald.org