Stellungnahme zum Cargill-Schreiben „Palmöl aus Indonesien“

Palmöl-Plantage von Cargill betrieben Palmöl-Plantagen sind kein Lebensraum für Orang-Utans

Sehr geehrte Geschäftsführung der Cargill GmbH,

Ihr Antwortschreiben vom 20.4.2012 entkräftet die Vorwürfe gegen Cargill nicht. Cargill verspricht im Wesentlichen lediglich, bis zum Jahr 2020 Palmöl zu kaufen, dass das Industrielabel des „Runden Tischs für Palmöl" (RSPO) trägt. Die Regenwälder werden aber jetzt und heute gerodet und abgebrannt.

Zudem bringt die bloße Mitgliedschaft von 94 Prozent Ihrer aktuellen Palmölflieferanten im RSPO-Verein überhaupt keine Verbesserungen mit sich und ist damit völlig unzureichend. Weiterhin ist RSPO kein Öko-Label. Die Regenwaldrodung für Palmölplantagen wird darin beispielsweise nicht ausgeschlossen. Generell sind die Standards des Label sehr schwach und werden von den Firmen zudem meist nicht eingehalten.

Solange Cargill nicht endlich die Lieferketten des produzierten und gehandelten Palmöls transparent offen legt, sind die Angaben nicht nachprüfbar und mit großen Zweifeln behaftet.

Im Folgenden möchten wir Ihnen darlegen, dass Cargill die RSPO-Kriterien in vielfältiger Weise verfehlt hat. Anschließend möchten wir ausführen, weshalb der RSPO nicht als Garant für umwelt- und sozialverträgliche Produktion angeführt werden kann. Abschließend werden wir darauf eingehen, weshalb der von Ihnen angeführte Flora Fauna International (FFI) die Sumatra Orang-Utans nicht schützt.

Die folgenden Verstöße Cargills gegen die RSPO-Kriterien wurden belegt:

- Cargills Verbindungen zu den Firmen Astra Agro Lestari, Tochterfirma der Astra International, Wilmar und PT Smart. Handelsdaten, die unseren Kollegen vom Rainforest Action Network vorliegen, zeigen dass Cargill 2009 mindestens 4.000 Tonnen des Rohstoffs Palmöl aus Sumatra verschiffte. Dieses Palmöl wurde von der Firma Astra Astro Legari produziert, die mindestens bis 2010 mit Palmöl aus Tripa gehandelt hat.

- Cargill betreibt eine Palmölplantage in Süd-Sumatra über die Tochterfirma PT Hindoli. Diese ist noch im Jahr 2010 durch illegale Rodungen aufgefallen, wie durch das indonesische Forstwirtschafts- und Umweltministerium bestätigt wurde.

- Auf der PT Indo Sawit Kekal Plantage wurde Torfsumpfwald von Cargill aktiv und illegal ausgetrocknet und abgeholzt.

- Bei der PT Harapan Sawit Lestari Plantage hat Cargill bisher nicht seine Verantwortung wahrgenommen, ernste und seit langem existierende Konflikte um Bodenrechte zu beheben. Richten Sie sich bei der Lösung dieser Konflikte nach internationalen Rechtsstandards der ILO 169, die ein gleichberechtigtes Mitspracherecht der lokalen Bevölkerung vorsieht.

- Ihre Tochterfirma CTP Holdings rodete im Falle der Plantage Indo Sawit Kekal (ISK) 10.500 Hektar Wald ohne Genehmigung.

Ein Hinweis auf RSPO ist kein Nachweis für eine umwelt- und sozialverträgliche Ausrichtung Ihres Unternehmens. Bereits 2008 haben mehr als 256 Umwelt-, Sozial- und Menschenrechtsorganisationen rund um den Globus - darunter Rettet den Regenwald - das Industrielabel "Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO)" als "Greenwashing" abgelehnt. Eine ausführliche Erläuterung dazu finden Sie in einer gemeinsamen Erklärung. Industrialisierte Landwirtschaft in sensiblen Ökosystemen kann nicht nachhaltig organisiert werden. Wirklich umweltverträgliche Landwirtschaft garantiert nur eine nachhaltige Kleinbauern- und Familienbewirtschaftung, unterstützt durch echte Agrarreform-Programme.

Zudem werden die Zertifizierungen des Industrielabels RSPO nicht durch unabhängige Institute vorgenommen, sondern durch RSPO-Mitglieder selbst. Das verstößt gegen die Grundsätze der Objektivität. Lassen Sie Ihre Zulieferer durch unabhängige Institute bzw. Organisationen prüfen, die nicht Teil des RSPO-Systems sind. Überprüfen Sie die Praktiken aller Ihrer Zulieferer genauestens vor Ort und ziehen Sie notfalls die Konsequenzen.

Eine komplette Umstellung auf „nachhaltiges“ Palmöl bis 2020 ist zu wenig. Für den Regenwald Sumatras könnte es dann schon längst zu spät sein. Wir fordern Sie weiterhin auf, jetzt verbindliche Schutzklauseln aufzusetzen, die garantieren, dass Cargill kein Palmöl von Firmen und Plantagen kauft und verwendet, die von der Zerstörung in Tripa oder vergleichbaren Gebieten profitieren. Wir bitten Sie, solche Klauseln umgehend zu etablieren und konsequent durchzusetzen.

Wir fordern Sie zudem auf, sofort für absolut transparente und zu jeder Zeit nachvollziehbare Lieferketten zu sorgen.

Zu ihrem Hinweis auf das Orang-Utan-Schutzprogramm durch Ihre Partnerschaft mit Flora Fauna International (FFI) möchten wir anmerken, dass es sich dabei um eine spezifische Region in Borneo und nicht auf Sumatra, handelt. Das FFI Programm wurde eingerichtet als Ausgleich des Schadens, der durch eine firmeneigene Plantage entstanden war. Der Schaden, der durch die Ausweitung der Plantagen der Cargill-Zulieferer in anderen Regionen entsteht, wird hierdurch jedoch nicht kompensiert.

Ein echter Orang-Utan-Schutz besteht darin, ihren Lebensraum unversehrt zu lassen.

Hochachtungsvoll

Rettet den Regenwald e.V., Tel.: 040 – 410 38 04, info@regenwald.org, www.regenwald.org

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