Spiegel-Artikel über blutiges Palmöl

Polizeibrigade in Indonesien auf einer Palmöl-Plantage Die Polizei riegelte den Zugang zur Palmölplantage von Asiatic Persada ab (© Feri)

In der Provinz Jambi auf Sumatra spitzt sich der Konflikt um das Land der Bevölkerung zu. Nach dem brutalen Mord an Puji, dem Dorfvorsteher von Bungku Anfang März 2014 durch Soldaten und Sicherheitskräfte der Palmölfirma Asiatic Persada mussten die Hauptzeugen untertauchen und die Bedrohung geht weiter.

Verantwortlich für die seit Jahren andauernde Gewalt und Folter auf der riesigen  Palmöl-Plantage in Jambi sind Asiens größter Agrarhändler Wilmar International, seine Kunden wie Unilever und der finnische Staatskonzern Neste Oil sowie die Weltbank, die Wilmar mit öffentlich finanzierten Krediten unterstützt hat. Das alles geschieht unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit – doch die Realität sieht anders aus.

Rettet den Regenwald war kurz nach dem Mord für Reportagen und Berichte in Jambi. Wir haben mit den Opfern der Gewalt und Augenzeugen gesprochen und sind der Spur des blutigen Palmöls gefolgt. Unter dem Titel „Landraub für Margarine“ berichtet auch der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe vom 28.4. über die Landkonflikte für die Palmölproduktion und den Palmölmord in Jambi, in den auch die Recherchen von Rettet den Regenwald eingeflossen sind. Der Spiegel-Artikel ist in der gedruckten Ausgabe und in der Bezahlausgabe im Internet verfügbar

Palmöl steckt nicht nur in jedem zweiten Supermarktartikel, sondern in wachsenden Mengen auch in unseren Autotanks. Vor allem die Biospritpolitik der Bundesrepublik und der EU hat die Regenwald-Abholzung in Indonesien für Palmöl kräftig angeheizt und macht den Anbau dieses weltweit billigsten Pflanzenöls zu einem Milliardengeschäft. Obwohl die Opfer der Gewalt auf Asiatics Palmölplantage in Jambi schon im Dezember 2011 vor der deutschen  Unilever-Zentrale in Hamburg demonstrierten, weigern sich die Konzerne bis heute, ihren Anspruch auf ihr Land anzuerkennen.

Die Skrupellosigkeit der Palmölkonzerne, ihrer Lieferanten und Käufer kann Verbrauchern in Deutschland nicht egal sein. Denn Konzerne wie Wilmar versuchen, sich in der Öffentlichkeit mit weißer Weste zu präsentieren, indem sie zum Beispiel angeben, kein Palmöl aus Regenwaldabholzung auf den Markt zu bringen und sich mit dem Siegel des „Runden Tisches für nachhaltiges Palmöl“ (RSPO) schmücken. Das gilt laut RSPO allerdings nur für Flächen, die nach 2008 abgeholzt wurden. Alles, was davor für Palmölplantagen gerodet wurde, kann nun als nachhaltig zertifiziert werden. Wilmar-Töchter und -Zulieferer machen weiter die schmutzige Arbeit für den weltgrößten Palmöl-Händler und holzten erst kürzlich auf Borneo Torfregenwald und Orang-Utan-Habitat ab. Das haben wir auf unserer Recherchereise im März auf Borneo dokumentiert.

Außerdem: Wilmar „entsorgt“ auch schon mal eine Skandal-Tochter: Asiatic Persada, seit 2006 Wilmar-Tochter und verantwortlich für illegale Abholzung, Gewalt und Vertreibung der indigenen Bevölkerung in Jambi, wurde heimlich an die Ganda-Gruppe verkauft – mitten in den Schlichtungsverhandlungen zwischen der Weltbank, Wilmar und der Bevölkerung. Es war ein Verkauf innerhalb der Familie: Die Ganda-Gruppe gehört Ganda Sitorus, dem jüngeren Bruder des Wilmar-Mitbegründers Martua Sitorus.

Wilmar behauptet, kein Palmöl mehr von Asiatic Persada mehr zu vertreiben. Doch nach unseren  Rercherchen fließt offenbar weiter schmutziges Palmöl in die Tanks von Wilmar.

Unilever und Neste Oil behaupten weiter, nur sauberes Öl zu benutzen. Trotzdem machen sie weiter mit Wilmar Geschäfte, einem Konzern, der in Totschlag und Vertreibung verwickelt ist.

Für weitere Recherchen stellen wir zur Verfügung:

* Aktuelle Reportage über Lage vor Ort im März 2014

* Weitere Informationen, Hintergründe und Reportagen aus Indonesien

* Porträt über unseren langjährigen Partner Feri Irawan auf Sumatra (Bürgerbewegung Perkumpulan Hijau und Vertreter im Walhi-Vortand für Sumatra. Walhi ist der indonesische Zweig von Friends of the Earth). Feri Irawan ist der Kopf der Bewegung der Landlosen und Entrechteten und der Menschen, die in Jambi durch die Palmölindustrie vertrieben werden. Er selbst ist seit dem Mord auf der Flucht, denn er hat nicht nur den Leichnam des Ermordeten aus dem Krankenhaus geborgen und den Mord bei der Polizei angezeigt (5 Sicherheitskräfte von Asiatic Persada und 6 Soldaten sitzen in U-Haft). Feri Irawan hat auch sämtliche Foto- und Videobeweise über die Täter sowie die Polizeiakte an alle entscheidenden Stellen in Indonesien verteilt und in Sicherheit gebracht. Sein Leben ist in akuter Gefahr.

* Chronik der Palmölfirma Asiatic Persada

* Interview zu unserer Recherchereise nach Sumatra und Borneo im März 2014. Ansprechpartnerin Christiane Zander, Telefon: 040 420 87 49, christiane.zander@regenwald.org

* Chronic der Gewalt von Asiatic Persada als PDF herunterladen

Alle Berichte in Deutsch finden Sie auf unserer Webseite.

Hier ist der Spiegel Artikel Landraub für Margarine

A Tangle of Conflicts: The Dirty Business of Palm Oil

Palm oil can be found in many of the products we consume each day. Much of it comes from Indonesia, where brutal methods are deployed against locals. One of the main suppliers says it is cleaning up its act, but has it really changed?
http://www.spiegel.de/international/world/indonesian-villagers-driven-from-villages-in-palm-oil-land-theft-a-967198.html

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