Kokosöl – Keine gute Alternative zu Palmöl

Ein Haufen brauner reifer Kokosnüsse auf einer Kokosplantage © matteso/shutterstock.com Kleinbauer mit Kokosnüssen in der Hand © Rettet den Regenwald / Mathias Rittgerott Kokosnüsse auf einer Kokospalme © CC0 Public Domain

Viele Lebensmittel und Kosmetikprodukte enthalten Kokosöl. Das Öl aus den Tropen wird nicht nur als gesund, sondern auch als umweltfreundlich beworben. Oft wird es als nachhaltige Alternative zu Palmöl dargestellt, für dessen Anbau die Regenwälder abgeholzt werden. Stimmen die Angaben?

Die gute Nachricht gleich vorweg: In Europa wachsen genug heimische Ölpflanzen wie beispielsweise Olive, Raps und Sonnenblume - wir sind daher nicht auf Pflanzenöle aus den Tropen angewiesen. Heimischer Anbau erspart uns nicht nur Regenwaldrodung, sondern auch besonders fragwürdige Anbaumethoden, Landraub und sehr schlechte Arbeitsbedingungen in Übersee. Und in jeden Fall sparen sie viele Tausende Kilometer lange Transportwege rund um den Globus.

Von woher kommt Kokosöl?

Kokospalmen am Tropenstrand sind das Symbol für Reiseziele nahe dem Äquator. Doch die im Handel erhältlichen Kokosprodukte stammen nicht von solchen idyllischen Stränden, sondern von Kokosplantagen im Hinterland tropischer Küstengebiete.

Kokospalmen (Cocos nucifera) wachsen wie auch Ölpalmen nur in den feuchtwarmen Tropen. An die Bodenfruchtbarkeit stellen sie geringe Ansprüche, sie brauchen aber ganzjährig hohe Temperaturen und Niederschläge zum Gedeihen. Bedingungen, wie sie in den Gebieten herrschen, in denen natürlicherweise tropische Regenwälder wachsen.

Der größte Teil der weltweit gehandelten Kokosprodukte stammt aus Indonesien und den Philippinen. Zusammen mit Indien, das vor allem für den eigenen Markt produziert, sind die drei Länder die wichtigsten Kokosproduzenten.

Weitere Anbauländer wie Sri Lanka, Vietnam, Papua Neuguinea und Thailand (siehe Tabelle 1 unten) folgen mit großem Abstand. Gemeinsam haben alle diese Länder, dass dort oft Regenwälder abgeholzt, die Menschenrechte häufig missachtet werden und Korruption verbreitet sind.

Für viele kleine tropische Inselstaaten wie Vanuatu, die Salomon Inseln, die Komoren, Kiribati, Französisch Polynesien und Samoa sind Kokosnüsse zum Teil ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, aber am globalen Handel haben sie nur einen minimalen Anteil.

Flächenbedarf für Kokosplantagen

Der Anbau von Kokospalmen beansprucht Land, und für die Produktion großer Mengen Kokosöl und Kosraspeln sind es entsprechend große Flächen. Seit dem Jahr 1961 hat sich laut den Statistiken der Welternährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) die Anbaufläche von 5,2 Millionen Hektar auf etwa 12 Millionen Hektar mehr als verdoppelt, was fast so groß wie Griechenland ist. Auch wissenschaftliche Auswertungen von Satellitenaufnahmen bestätigen diese Größenordnung.

Global gesehen wird der Anbau von Kokosnüssen von Kleinbauern dominiert. In den Hauptanbauländern sind viele Millionen Menschen vom Kokospalmen abhängig. Oft kultivieren sie die Palmen gemischt mit anderen Pflanzen und Nutzungen wie Mango, Bananen, Mais, Trockenreis oder Weideflächen (Agroforstwirtschaft). Wenn solche nur mit wenigen Kokospalmen bepflanzten Flächen mit einbezogen werden, könnte die globale Anbaufläche sogar bei 37 Millionen Hektar liegen.

Globale Trends

Befürchtungen, dass es ähnlich wie bei Palmöl zu einem Kokos-Boom kommen könnte, haben sich bisher nicht bewahrheitet. Für die letzten zehn Jahre sind die von der FAO erfassten Anbauflächen sogar leicht rückläufig. Allerdings wird ein großer Teil der Ernte lokal verzehrt und oft nicht von Handelsstatistiken erfasst.

Stattdessen kommt es offenbar zu Verdrängungseffekten: In Europa und Nordamerika hat die erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit von Umwelt- und Menschenrechtsorganisation über die Auswirkungen des Ölpalmanbaus zu rückläufigem Palmölverbrauch geführt. Nun überschwemmen die Palmölkonzerne die Länder im Globalen Süden mit ihrem billigen Öl.

Traditionell werden Kokos- und Palmöl in den südlichen Ländern vor allem zum Braten und Frittieren verwendet. Da Kokosöl dort meist deutlich teurer als Palmöl ist, nimmt der Palmölkonsum vor Ort offenbar zu. Dafür wird immer mehr Kokosöl für zahlungskräftigere Konsumenten ins Ausland exportiert.

Kokos in Zahlen

 

Die Menge der weltweit geernteten Kokosnüsse liegt bei etwa 63 Millionen Tonnen im Jahr (2022), der Ertrag bei etwa 6.000 – 8.000 Kokosnüssen pro Hektar bzw. knapp 6 t pro Hektar. Eine Kokosnuss enthält durchschnittlich etwa 180-240 ml Kokosöl. Damit lässt sich ein Ertrag von Kokosöl pro Hektar zwischen ca. 1.000 und 2.000 Litern pro Jahr errechnen.

Die Produktion von Kopra, so heißt das getrocknete Fruchtfleisch der Kokosnuss, aus dem Kokosraspeln produziert oder Kokosöl gepresst wird, liegt bei etwa 6,2 Mio. t (zum Vergleich 5 Mio. t 2014).

Die Produktion von Kokosöl beträgt etwa 3 Mio. t pro Jahr (2022). Die größten Importeure von Kokosöl sind die EU-Länder (ca. 0,6 Mio. t), die USA (0,5 Mio. t) und Malaysia (0,36 Mio. t) (2022).

Eine einzelne Kokospalme liefert je nach Alter, Standort und Pflege etwa 10 - 20 kg Kopra pro Jahr. Auf einem Hektar lassen sich mit Kokospalmen etwa 0,7 Tonnen Kokosöl erzeugen. Wobei viele der Plantagen wurden noch zu Kolonialzeiten angelegt wurden, die Kokospalmen als überaltert gelten und niedrige Erträge abwerfen.

Ist Kokosöl besonders gesund?

Die Werbung mit Kokos als angeblichem „Superfood“ und als besonders gesund haben keine wissenschaftliche Grundlage. Ähnlich wie bei Palmöl besteht Kokosöl vor allem aus gesättigten Fettsäuren, bei Kokosöl liegt deren Anteil gar bei 90 %!

Viele Jahre lang wurden gesättigte Fettsäuren als gesundheitsschädlich gebrandmarkt, weil sie zu erhöhten LDL-Cholesterol-Werten führen und sie mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht wurden. Inzwischen wird das in der Wissenschaft differenzierter betrachtet. Grundsätzlich gilt aber: Zu viele gesättigte Fettsäuren können der Gesundheit schaden, weshalb eine ausgewogene Ernährung wohl die beste Wahl ist.

Sind Kokospalmen besser als Ölpalmen?

 

Öl- oder Kokospalmen sind weder schlecht noch gut. Das Problem liegt in der enormen Nachfrage nach pflanzlichen Ölen und Fetten auf dem Weltmarkt. Die von der Industrie benötigten riesigen Mengen lassen sich besonders kostengünstig auf industriellen Monokulturen und unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen erzeugen. Die Ausweitung der Plantagen hat oft Gewalt, Landraub, Regenwaldrodung, die Vernichtung der Artenvielfalt, den massiven Einsatz von Pestiziden, Wasserverschmutzung und Bodenerosion zur Folge.

Die Preise für Kokosnüsse und Kokosprodukte sind vom Weltmarkt abhängig, den die großen Handelskonzerne und ihre Abnehmer bestimmen. Die Bauern haben das Nachsehen. Mit dem Anbau von Kokospalmen können sie nicht der Armut entrinnen. Und auf firmeneigenen Kokosplantagen verrichten vielfach Tagelöhner die Arbeit unter oft menschenunwürdigen Bedingungen.

Ein Artikel, wonach Kokosöl viel schlechter für die Biodiversität sei als Palmöl, hat in wissenschaftlichen Kreisen eine heftige Debatte ausgelöst. Kritiker haben den Autoren vorgeworfen, zweifelhafte Statistiken zu veröffentlichen und zu versuchen, Palmöl zu beschönigen, schreibt Science.

Fakt ist: Bisher hat es keine derart rasche und massive Expansion wie bei Ölpalmen gegeben. In den letzten zehn Jahren stagnierten offenbar sogar die Anbauflächen von Kokospalmen. Bei Kokos gibt es auch nicht so große Plantagen und internationale Riesenkonzerne wie beim Palmöl.

Im Gegensatz zu Ölpalmen sind Kokospalmen sehr vielseitig nutzbar. Alle Pflanzenteile können verwendet werden: Das Fruchtwasser, das Fruchtfleisch (Kopra) und sogar die Kokosschalen, Kokosfasern, Palmwedel und Palmenstämme (siehe weiter unten). Allerdings bedeutet das nicht, dass das auch immer geschieht. Auf Plantagen fallen enorme Mengen an Kokosresten an, die oft weder genutzt noch angemessen kompostiert werden.

Unsere Empfehlungen

Was können Sie tun?

  • Verwenden Sie europäische Pflanzenöle - am besten kaltgepresst - wie beispielsweise aus Färberdistel, Maiskeim, Olive, Raps, Sonnenblume usw.

  • Kochen Sie wann immer es geht selbst aus bekannten, frischen Zutaten aus regionaler Produktion.

  • Vermeiden Sie soweit möglich all die industriellen Fertigprodukte mit billigen und minderwertigen Zutaten aus dem Supermarkt.

Vielfältige Nutzungen von Kokospalmen

Im Gegensatz zur Ölpalme, bei der nur das Palmöl und die Pressrückstände verwendet werden, haben Kokospalmen sehr vielfältige Nutzungen. Nachfolgend ein Überblick:

Frische Kokosnüsse enthalten bis zu einen Liter Kokoswasser, das in den Tropenländern ein wichtiges Erfrischunggetränk ist.

Außen sind Kokosnüsse von einer dicken Faserschicht (Exokarp) umhüllt, aus denen sich Kokosfasern gewinnen lassen. Die Fasern finden beispielsweise für Matratzenfüllungen, Fußmatten und als Isoliermaterial Verwendung.

Aus den etwa 5 mm dicken Kokosschalen lassen sich Trinkgefässe, Löffel und Kunsthandwerk herstellen, sie können aber auch als Grillkohle dienen.

Das getrocknete Fruchtfleisch, die Kopra, wird zu Kokosraspeln verarbeitet, die zahllose Verwendungen und eine hohe Nachfrage zum Kochen, für Süßwaren, Müsli und vieles mehr haben.

Aus der Kopra mit einem Fettgehalt von 65-70 % wird zudem Kokosfett (Kokosöl) gepresst, wobei durch rein mechanisches Auspressen ohne Erhitzen natives Kokosöl gewonnen wird. Der größte Teil des Kokosfetts wird allerdings erzeugt, in dem die Kopra in Ölmühlen erhitzt und unter großem Druck in Schraubenpressen entölt wird. In einer zweiten Phase kann mit Lösungsmitteln noch etwas mehr Öl herausgelöst werden.

Die Pressrückstände enthalten noch viel Zucker, Eiweiß und Mineralien und ergeben ein wertvolles Viehfutter.

Kokosöl ist weiß und bei Raumtemperatur fest oder cremig (Kokosfett). Erst ab etwa 23 Grad Celsius schmilzt es und wird flüssig. Kokosöl wird zum Backen, Braten und Frittieren verwendet und ist in einer großen Zahl von Fertigprodukten enthalten, darunter sehr oft auch Speiseeis.

Schneidet man den jungen weiblichen Blütenstand weg, strömt viel süßer Palmsaft aus der Wunde. Er wird mit Köchern aufgefangen und frisch als Palmsaft getrunken, meist aber zu Palmwein vergoren und zu Palmschnaps destilliert.

Außerdem kann daraus durch Einkochen Kokosblütenzucker produziert werden, wozu allerdings sehr viel Energie - in der Regel Brennholz - notwendig ist. Artikel und Händler, die diesen Zucker als besonders gesund anpreisen, sind als Werbestrategien anzusehen. Angebliche heilende Wirkungen durch die Einnahme von Palm- oder Kokoszucker sind nicht nachgewiesen.

Die Palmwedel werden häufig als Material zum Dachdecken verwendet, für Häuser, Unterstände, Sonnenschirme an den Stränden. Und das Holz der Stämme wird vielfach im Bau und für die Innenausstattung und Möbel verwendet.

Autor: Klaus Schenck

Tabelle 1: Wichtigste Anbauländer von Kokospalmen im Jahr 2022: Anbaufläche (Mio. Hektar), Produktion von Kokosnüssen, Kopra und Kokosöl (jeweils in Mio. Tonnen pro Jahr) (Quelle: FAOStat https://www.fao.org/faostat/en/#data/QCL und für Kopra OECD-FAO (2017), “OECD-FAO Agricultural Outlook”, OECD Agriculture statistics https://www.oecd-ilibrary.org/docserver/agr_outlook-2017-en.pdf?expires=1720635046&id=id&accname=guest&checksum=039CB6B2C67E97F73DA219EAB7252A9C)

Land Anbaufläche in Mio. ha.                      Produktion von Kokosnüssen in Mio. t/a Produktion von Kopra in Mio. t/a Produktion Kokosöl in Mio. t/a
Philippinen 3,60 14,93 2,76 0,88
Indonesien 2,79 17,19 1,70 1,31
Indien 2,15 13,32 0,75 0,36
Sri Lanka 0,46 2,20 0,13 0,07
Vietnam 0,17 1,93 0,45 0,04
Papua Neuguinea 0,20 1,26 0,30 0,04
Thailand 0,13 0,68 0,11 0,03
Übrige Länder 2,5 10,5 0,1 0,46
Weltweit 12 62 6,3 3,19

Tabelle 2: Kokosanbau nach Ländern: Anbaufläche (größer als 10.000 ha) und Erntemenge von Kokosfrüchten für das Jahr 2014 sowie Produktion von Kokosöl im Jahr 2016

Grafik 1: Entwicklung der weltweiten Anbauflächen von Kokospalmen

Quelle: Welternährungsorganisation FAO http://www.fao.org/faostat/en/#data/QC


  1. laut den Statistiken der Welternährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) FAOstat Datenbasis, besucht am 10. Juli 2024: https://www.fao.org/faostat/en/#data/QCL)

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