Dringend: 26.000 Humboldt-Pinguine retten!

Ein Pinguin schaut in die Kamera. Hinter ihm erkennt man die Rücken seiner Artgenossen Seltene Vögel: Humboldt-Pinguine leben an der Küste von Chile und Peru (© CC BY 2.0)
227.857 Teilnehmer

Mehr als 220.000 Unterschriften zum Schutz der Humboldt-Pinguine wurden der chilenische Regierung übergeben. Gemeinsam mit der Organisation Sphenisco wird sich Rettet den Regenwald auch weiterhin für den Schutz der Pinguine einsetzen.

Chile will im Lebensraum von Humboldt-Pinguinen zwei Industriehäfen bauen und gefährdet das Überleben von 13.000 Brutpaaren der bedrohten Art. Den ersten Hafen zur Verladung von Eisenerz haben die Behörden bereits genehmigt. Bitte helfen Sie mit Ihrer Unterschrift den örtlichen Umweltschützern, den Bau zu stoppen.

Appell

An: Präsidentin der Republik Chile Michelle Bachelet, Umweltminister Pablo Badenier

„Durch den Bau von zwei Häfen wird der Lebensraum von 13.000 Brutpaaren bedrohter Humboldt-Pinguine gefährdet. Bitte verhindern Sie die Zerstörung.“

Ganzes Anschreiben lesen

Der Pazifik rund um die Insel Chañaral ist einer der Hotspots der Artenvielfalt. Acht Wal- und neun Delfinarten suchen in den Gewässern des kalten Humboldtstroms nach Nahrung, Große Tümmler ziehen hier ihre Jungen auf. Tausende Pinguine tauchen in den Meeresschutzgebieten nach Anchovis und Sardellen.

Die Humboldt-Pinguine stehen auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) und gelten als „gefährdet“ (vulnerable). Die dortige „Reserva Nacional Pingüino de Humboldt“ beheimatet rund 80 Prozent der Freilandpopulation der Erde. Der Bau der Häfen könnte die Spezies somit an den Rand des Aussterbens bringen. Andere Meerestiere würden durch Schiffsverkehr und Wasserverschmutzung empfindlich gestört. Die Küstenbewohner verlören Einkommen aus Fischfang und Tourismus.

Humboldt-Pinguine gelten als gefährdet

Der erste Hafen Cruz Grande der Firma Compañía Minera del Pacífico in Chungungo wurde bereits genehmigt, obwohl laut Umweltschützern selbst die Behörden für Fischerei und für Schutzgebiete schwerwiegende Bedenken geäußert haben. Fischer aus Caleta Hornos und die örtliche Bürgerinitiative Modema klagen vor Gericht gegen die Genehmigung.

Für den zweiten Hafen, der zum Projekt Dominga der Bergbaufirma Andes Iron gehört, geht das Genehmigungsverfahren gerade in die entscheidende Phase. Umweltschützer befürchten, dass die Auswirkungen auf das fragile Ökosystem und die Pinguine abermals nicht beachtet werden.

Dass Widerstand etwas bewirkt, zeigt der Kampf gegen drei Kohlekraftwerke in der Region Coquimbo im Jahr 2010. „Rettet den Regenwald“ sammelte mehr als 18.000 Unterschriften. Nach dem Protest lokaler Aktivisten wurden die Pläne zurückgezogen.

Jetzt kämpfen die Einheimischen erneut für ihre Natur, die Meere und die Humboldt-Pinguine. Bitte helfen Sie mit Ihrer Unterschrift.

Hinter­gründe

Umweltschützer aus Chile und Europa haben diese gemeinsame Deklaration verfasst:

 

La Higuera - Isla Chañaral Erklärung

La Serena 25. Januar 2016.

Aus großer Besorgnis um die Biodiversität in der Küstenregion La Higuera/Insel Chañaral und um das Wohlergehen der Bewohner dieser Region wenden sich Sphenisco e.V., Naturschutz-Organisationen und Naturfreunde aus aller Welt an die Verantwortlichen in Chile sowie die chilenische und internationale Öffentlichkeit. Anlass der Sorge ist die aktuelle Prüfung des Projektes Dominga der Firma Andes Iron durch die SEA (Behörde zur Prüfung der Umweltverträglichkeit) in der Region Coquimbo.

Von August 2012 bis Januar 2015 hat dieselbe SEA den Antrag der Firma CMP (Compañía Minera del Pacífico S.A.), in der Region La Higuera/Insel Chañaral ebenfalls einen Hafen zu bauen, unsachgemäß geprüft und das Projekt genehmigt. Aktuell laufen Klagen gegen diese Entscheidung. Dieser Hafen soll in einer Meeresregion gebaut werden, die zahlreiche bedrohte Tierarten beherbergt. Acht Arten von Walen und neun Arten von Delfinen besuchen regelmäßig diese Zone auf ihren Wanderungen und nutzen sie zur Nahrungsaufnahme von Nahrung. 70 Große Tümmler (Tursiops truncatus) leben hier dauerhaft. Diese Gruppe ist die einzige ganzjährig residente Kolonie dieser Spezies in ganz Chile.

Hier liegen auch zwei Meeresschutzzonen (Reserva Marina Islas Choros y Damas und Reserva Marina Isla Chañaral) und das Nationale Schutzgebiet für Humboldt-Pinguine (Reserva Nacional Pingüino de Humboldt). Diese Schutzzonen bilden gemeinsam das weltweit erste Schutzgebiet für Humboldt-Pinguine überhaupt. Es beherbergt rund 13.000 Brutpaare, das entspricht 80 Prozent der gesamten Freilandpopulation des von der Ausrottung bedrohten Humboldt-Pinguins (spheniscus humboldti).

Obwohl es sich also bei der Meeresregion La Higuera/Isla Chañaral in Nordchile um einen der 35 wichtigsten Hotspots der Biodiversität weltweit handelt, der besonders schutzwürdig ist, musste die Firma CMP im Prüfverfahren nicht zu den realen Bedingungen Stellung nehmen. So durfte die Firma ignorieren, dass der Küstenabschnitt zwischen Caleta Hornos und Isla Chañaral ein einheitliches Ökosystem ist. Sie musste entsprechend auch nicht zu den Auswirkungen auf die nur 14 Seemeilen entfernten staatlichen Schutzzonen und die 15 staatlich geschützten Gebiete zum Abbau von Meeresfrüchten Stellung nehmen.

Die zuständigen staatlichen Behörden hatten auf diese Zusammenhänge von Anfang an hingewiesen und gefordert, dass die Firma zu den Auswirkungen, wie zum Beispiel dem geplanten Schiffsverkehr durch die Hauptnahrungsgebiete bedrohter Tierarten oder den schädlichen Emissionen, die durch die Strömung zu Schutzzonen transportiert werden, Stellung nimmt. Diese Forderungen wurden im Prüfverfahren nicht erfüllt und das Projekt wurde trotzdem genehmigt. Dabei wurde der Firma nicht eine einzige Auflage gemacht, wie Sernapesca (regionale Fischereibehörde) und Subpesca (Fischereiministerium) es gefordert hatten, wie zum Beispiel Regeln für den Schiffsverkehr oder Kontrollmaßnahmen zur Verhinderung invasiver Arten.

Allein der Regionalsekretär für Landwirtschaft sah das Projekt in den realen Zusammenhängen und lehnte es deshalb ab.(...)

Es steht zu befürchten, dass bei der aktuellen Prüfung des Projekts Dominga (Firma Andes Iron) erneut eine gründliche und korrekte Überprüfung der Auswirkungen unterbleibt und die Meeresregion La Higuera/Insel Chañaral irreversibel geschädigt wird. Es darf nicht erneut unberücksichtigt bleiben, dass

  1. auch die geplante Hafenanlage Totoralillo Norte in unmittelbarer Nähe der Hauptnahrungsgebiete bedrohter Arten wie Humboldt-Pinguin (spheniscus humboldti), Pottwal (Physeter macrocephalus) und Garnot-Sturmvogel (Pelecanoides garnotii) liegt und der geplante Schiffsverkehr durch diese Nahrungsgebiete führt.
  2. der Lärm und die Vibrationen des zu erwartenden Schiffsverkehrs in einem Gebiet, in dem 50 Jahre kein großes Schiff gefahren ist, auch die Brutgebiete bedrohter Arten negativ beeinflussen und damit deren Reproduktion gefährden kann.
  3. der Humboldtstrom von Süden nach Norden und damit zu den Schutzzonen fließt und nicht, wie von der Firma behauptet, von Norden nach Süden. Deshalb müssen auch die Auswirkungen der zu erwartenden Emissionen in die Bewertung einbezogen werden. Es sind dies vor allem Öle und Treibstoffe der Schiffe, Eisenerze, die von den Schiffen fallen und das Wasser kontaminieren können, die Einleitung der konzentrierten Salzlake aus der geplanten Entsalzungsanlage in das Meer sowie die Folgen etwaiger Schiffsunfälle. Diese Emissionen belasten die Wasserqualität und gefährden die Schutzgebiete.
  4. die geplante Entsalzungsanlage beim Ansaugen des Wassers viele Organismen vernichtet, die gerade die Basis der Produktivität dieser Meereszone sind.
  5. die Gefährdung der großen Produktivität dieser Meereszone auch die Einnahmen der Bürger bedroht. Diese Produktivität ermöglicht es den Bewohnern, durch Fischerei, durch Ernte von Meeresfrüchten und durch Tourismus bedeutende Einnahmen zu generieren.

Wenn die SEA erneut nach dem Motto „die Firma Andes Iron baut einen Hafen, mit dem Schiffsverkehr und von der Strömung verbreiteten Emissionen hat sie nichts tun“ handelt, verletzt sie ihre Pflichten und lässt zu, dass private Interessen das Gemeinwohl dominieren. Das würde dazu führen, dass die Biodiversität der Meeresregion von La Higuera/Isla Chañaral irreversibel schädigt, die Einkommen der Bewohner gefährdet und Chile seine internationalen Verpflichtungen verletzen würde.

Wir fordern die politisch Verantwortlichen auf, das Projekt Dominga der Firma Andes Iron entsprechend der realen Bedingungen zu bewerten und den Prozess der Genehmigung des Hafens Cruz Grande der Firma CMP auf Irregularitäten zu überprüfen.

Sphenisco e.V. http://www.sphenisco.org

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Der Kampf der Pinguinschützer in Chile wird in folgendem Video aus dem Jahre 2011 gezeigt:

An­schreiben

An: Präsidentin der Republik Chile Michelle Bachelet, Umweltminister Pablo Badenier

Sehr geehrte Präsidentin Michelle Bachelet,
sehr geehrter Minister Pablo Badenier,
sehr geehrte Damen und Herren,


an der Pazifikküste im Norden Ihres Landes leben noch 13.000 Brutpaare des Humboldt-Pinguins. Die „Reserva Nacional Pingüino de Humboldt“ beheimatet rund 80 Prozent der weltweiten Freilandpopulation dieser Tierart, die auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion als „gefährdet“ (vulnerable) geführt wird.

Trotzdem sollen dort zwei Industriehäfen gebaut werden.

Dadurch würden auch Delfine und Wale ihre Jagdgründe verlieren. Auch andere Meerestiere würden durch Schiffsverkehr und Wasserverschmutzung empfindlich gestört. Die Küstenbewohner verlören Einkommen aus Fischfang, Ernte von Meeresfrüchten und Tourismus.

Obwohl die Behörden für Fischerei und für Schutzgebiete schwerwiegende Bedenken geäußert und auf die Auswirkungen auf das marine Ökosystem hingewiesen hatten, wurde in Chungungo bereits ein Hafen genehmigt. Für den Hafen des Projektes Dominga ist das Genehmigungsverfahren zur Zeit in der entscheidenden Phase.

Umweltschützer befürchten, dass die Auswirkungen auf das Ökosystem von Weltrang erneut nicht beachtet werden. Deshalb schließen wir uns der „La Higuera-Isla Chañaral Erklärung vom 25. Jan. 2016“ an.

Bitte werden Sie sich Ihrer Verantwortung für das Überleben der Humboldt-Pinguine bewusst und schützen Sie deren Lebensraum an Chiles Küste.

Mit freundlichen Grüßen


Anhang
La Higuera-Isla Chañaral Erklärung

5-Minuten-Info zum Thema: Biodiversität

Die Ausgangslage: Warum ist Biodiversität so wichtig?

 

Biodiversität oder Biologische Vielfalt umfasst drei Bereiche, die sehr eng miteinander verbunden sind: die Artenvielfalt, die genetische Vielfalt innerhalb der Arten und die Vielfalt der Ökosysteme wie z.B. Wälder oder Meere. Jede Art ist Teil eines hoch komplexen Beziehungsgeflechts. Stirbt eine Art aus, wirkt sich das auf viele andere Arten und ganze Ökosysteme aus.

Weltweit sind derzeit fast 2 Millionen Arten beschrieben, Experten schätzen die Anzahl weitaus höher. Tropische Regenwälder und Korallenriffe gehören zu den artenreichsten und am komplexesten organisierten Ökosystemen dieser Erde. Rund die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten lebt in den Tropenwäldern.

Die biologische Vielfalt ist für sich alleine schützenswert und gleichzeitig unsere Lebensgrundlage. Wir nutzen täglich Nahrungsmittel, Trinkwasser, Medizin, Energie, Kleidung oder Baumaterialien. Intakte Ökosysteme sichern die Bestäubung von Pflanzen und die Bodenfruchtbarkeit, schützen uns vor Umweltkatastrophen wie Hochwasser oder Erdrutschen, reinigen Wasser und Luft und speichern das klimaschädliche CO2.

Die Natur ist auch die Heimat und zugleich ein spiritueller Ort vieler indigener Völker. Sie sind die besten Regenwaldschützer, denn besonders intakte Ökosysteme findet man in den Lebensräumen von indigenen Gemeinschaften.

Der Zusammenhang zwischen dem Verlust von Natur und der Ausbreitung von Pandemien ist nicht erst seit Corona bekannt. Eine intakte und vielfältige Natur schützt uns vor Krankheiten und weiteren Pandemien.

Die Auswirkungen: Artenschwund, Hunger und Klimakrise

 

Der Zustand der Natur hat sich weltweit dramatisch verschlechtert. Rund 1 Million Tier- und Pflanzenarten sind in den nächsten Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN sind derzeit 37.400 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht - ein trauriger Rekord! Experten sprechen von einem sechsten Massenaussterben in der Geschichte der Erde - das Tempo des globalen Artensterbens ist durch den Einfluss des Menschen um Hunderte mal höher als in den letzten 10 Mio. Jahren.

Auch zahlreiche Ökosysteme weltweit - 75 % Landfläche und 66 % Meeresfläche - sind gefährdet. Nur 3% sind ökologisch intakt – z.B. Teile des Amazonas und des Kongobeckens. Besonders betroffen sind artenreiche Ökosysteme wie Regenwälder und Korallenriffe. Rund 50% aller Regenwälder wurden in den letzten 30 Jahren zerstört. Das Korallensterben nimmt durch den globalen Temperaturanstieg immer weiter zu.

Hauptursachen für den massiven Rückgang der Biodiversität sind die Zerstörung von Lebensraum, intensive Landwirtschaft, Überfischung, Wilderei und Klimaerwärmung. Rund 500 Milliarden US-Dollar jährlich werden weltweit in die Zerstörung der Natur investiert - in Massentierhaltung, Subventionen für Erdöl und Kohle, Entwaldung und Flächenversiegelung.

Der Verlust an Biodiversität hat weitreichende soziale und ökonomische Folgen, die Ausbeutung der Ressourcen geht zu Lasten von Milliarden Menschen im globalen Süden. Die UN kann die 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung z.B. die Bekämpfung von Hunger und Armut nur erreichen, wenn die Biodiversität weltweit erhalten und für die nächsten Generationen nachhaltig genutzt wird.

Ohne den Erhalt der Biodiversität ist auch der Klimaschutz bedroht. Die Zerstörung von Wäldern und Mooren – als wichtige CO2-Senken - heizt den Klimawandel weiter an.

Die Lösung: Weniger ist mehr!

 

Die natürlichen Ressourcen der Erde stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung. Knapp zwei Erden verbrauchen wir Menschen, bei derzeitigem Ressourcenverbrauch werden es 2050 mindestens drei sein. Um für den Erhalt der biologischen Vielfalt als unserer Lebensgrundlage zu kämpfen, müssen wir den Druck auf die Politik weiter erhöhen.
Und auch in unserem Alltag lässt sich viel bewegen.

Mit diesen Alltags-Tipps schützt man auch die biologische Vielfalt:

  1. Öfter mal pflanzlich: Mehr buntes Gemüse und Tofu auf den Teller oder am besten gar kein Fleisch! Rund 80% der Agrarflächen weltweit werden zur Tierhaltung und zum Anbau von Tierfutter genutzt.
  2. Regional und Bio: Ökologisch erzeugte Lebensmittel verzichten auf den Anbau von riesigen Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden. Der Kauf von regionalen Produkten spart zudem Unmengen an Energie!
  3. Bewusst leben: Brauche ich schon wieder neue Klamotten oder ein Handy? Oder kann ich Alltagsdinge auch gebraucht kaufen? Es gibt gute Alternativen zu Produkten mit Palmöl oder Tropenhölzern! Tropische Haustiere wie z.B. Papageien oder Reptilien sind tabu! Berechne jetzt deinen ökologischen Fußabdruck.
  4. Werde Bienenfreund:in: Auf dem Balkon oder im Garten freuen sich Bienen und andere Insekten über vielfältige, leckere Pflanzen. Aber auch ohne eigenes Grün kann man in einem Naturschutzprojekt in der Region aktiv werden.
  5. Protest unterstützen: Demonstrationen oder Petitionen gegen die Klimaerwärmung oder für eine Agrarwende üben Druck auf Politiker:innen aus, die auch für den Schutz der biologischen Vielfalt verantwortlich sind.

Lesen Sie hier, warum so viele Arten aussterben, bevor sie überhaupt entdeckt werden.

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