Wald vernichten für Uniper? Nein Danke!
Uniper bedroht die Wälder Südfrankreichs. Der Stromkonzern will dort ein altes Kohlekraftwerk in ein riesiges Biomassekraftwerk umbauen. Darin würden pro Jahr eine Million Tonnen Holz verbrannt. Mit klimafreundlicher Energie hat das nichts zu tun.
News und Updates AppellAn: Vorstände von Uniper, Frankreichs Umweltminister Nicolas Hulot,
„Uniper will in einem Biomassekraftwerk in der Provence nahezu eine Million Tonnen Holz verbrennen. Das gefährdet Wälder auch in Kanada und den USA.“
Die Hälfte des Holzes für das Kraftwerk Provence-4 in Gardanne bei Marseille soll aus Südfrankreich stammen. Dafür würden für Uniper, vormals E.on, Wälder in der Region kahlgeschlagen und die Artenvielfalt bedroht. Für die andere Hälfte sollen in Kanada und den USA Bäume fallen.
Für das Klima hätte die Umstellung von Kohle auf Biomasse negative Folgen: Bäume für die Stromerzeugung zu verbrennen, verursacht mehr klimaschädliche Gase als Kohlestrom.
Üppige Subventionen für 20 Jahre
Nach französischem Recht hätte so ein großes und ineffizientes Kraftwerk nie genehmigt werden dürfen. Uniper ist es jedoch gelungen, eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen, was dem Unternehmen über 20 Jahre Subventionen von 1,4 Milliarden Euro einbringen kann. Das widerspricht Vorgaben, wonach ein Biomassekraftwerk "effizient" arbeiten muss, um gefördert zu werden.
In Gardanne hat sich eine große Koalition aus Umweltschützern, Bürgerinitiativen und örtlichen Behörden gegen E.on gebildet. Gemeinsam kämpfen sie gegen die Zerstörung der Wälder und für die Gesundheit der Menschen.
Bitte unterschreiben Sie die Petition an Uniper und die französische Regierung.
HintergründeEuropaweit investieren Energiekonzerne zunehmend in Kraftwerke, in denen Holz statt Kohle verbrannt wird. Dazu rüsten sie auch ehemalige Kohlekraftwerke um. Die Unternehmen E.On, RWE, Vattenfall, GDF Suez, Dong Energy und Drax gehören nicht nur zu den Vorreitern im wachsenden Geschäft mit der Stromerzeugung aus Biomasse. Sie sind zudem unter den wichtigsten Händlern von Holzpellets in der Welt.
E.on hat bereits das britische Kohlekraftwerk in Ironbridge umgebaut, so dass dort Holzpellets verfeuert werden. Das Werk wird vermutlich innerhalb der kommenden zwei Jahren stillgelegt, nachdem es sich anscheinend als Misserfolg für den Konzern entpuppt hat. Zudem betreibt E.on in Großbritannien zwei reine Biomassekraftwerke. In den Niederlanden verfeuert der Konzern große Mengen Holz im Mix mit Kohle. In Frankreich wäre das ehemalige Kohlekraftwerk Provence-4 mit 150 Megawatt Leistung das bei weitem größte Biomassekraftwerk des Landes. Es würde nicht nur in Südfrankreich Wälder gefährden, sondern auch in Nordamerika.
Die Organisation Biofuelwatch hat einen umfangreichen Report „Biofuel: The Chain of Destruction“ über die Schattenseiten von Biomassekraftwerken veröffentlicht:
Mit Holz befeuerte Kraftwerke schädlich fürs Klima
Biomassekraftwerke stoßen mehr Kohlendioxid je Megawatt aus als Kohlekraftwerke. Verfechter von Biomasse behaupten zwar, neu heranwachsende Bäume absorbierten das CO2, das bei der Stromerzeugung frei wird. Es dauert jedoch Generationen, bis junge Bäume so viel Kohlendioxid aus der Luft gefiltert haben. Die meisten wissenschaftlichen Studien kommen zum Schluss, dass Biomassekraftwerke zumindest in den ersten Jahrzehnten des Betriebs schädlicher für das Klima sind als Kohle- und Gaskraftwerke. Zum Klimaschutz muss der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen jedoch schnell verringert werden.
Biomassekraftwerke vernichten Wälder
Strom aus Biomasse benötigt mehr Fläche je Megawatt als jede andere Form der Energiegewinnung – viel mehr als Wind- und Sonnenenergie. Energieunternehmen reden zwar davon, Holzreste und Sägemehl zu verwenden. Davon ist es jedoch schlicht zu wenig vorhanden, um große Kraftwerke zu betreiben. Außerdem gibt es eine große Nachfrage danach für andere Zwecke. Energieunternehmen sind daher zunehmend darauf angewiesen, das Holz ganzer Bäume zu verbrennen. Dafür werden Wälder in Europa und Nordamerika durchforstet und abgeholzt. E.on will große Mengen Brennstoff vor allem aus Nordamerika importieren. Dazu hat der Konzern einen Liefervertrag mit dem größten Hersteller von Holzpellets in den USA, Enviva, abgeschlossen. Die Organisation Dogwood Alliance belegt, dass Enviva in North Carolina für Pellets im großen Stil Moorwälder rodet.
Abgase belasten die Bevölkerung
Biomassekraftwerke emittieren ähnlich viele Schadstoffe wie Kohlekraftwerke. E.on will im Kraftwerk Provence-4 offenbar neben dem Holz eigens geschlagener Bäume auch chemisch behandeltes Altholz verbrennen. Dadurch stiege die Luftverschmutzung durch toxische Gase. Abgase von Biomassekraftwerken können mit Erkrankungen von Atemwegen und Kreislauf, Krebs und Geburtsfehlern in Verbindung gebracht werden.
Konzerne wollen keine Kohle sparen
Energiekonzerne investieren nicht in Biomasse, um weniger Kohle zu verbrauchen. E.on hat beispielsweise jüngst ein großes Kohlekraftwerk in der Nähe von Rotterdam gebaut. Hinter der Umrüstung von Kohle auf Biomasse steckt vielmehr die Überlegung, alte Kraftwerke nicht stilllegen zu müssen. So auch bei Provence-4. Nach der Umrüstung kann das Kraftwerk am Netz bleiben und wird mehr Kohle pro Monat verbrennen als in den vergangenen Jahren.
Weitere Informationen auf französisch:
• Bericht „Halte à la biomascarade - Non ! aux mégacentrales d’E.On et d’Inova
• Blog Collectif FORÊTS DU SUD
An: Vorstände von Uniper, Frankreichs Umweltminister Nicolas Hulot,
der deutsche Energiekonzern Uniper will das Kohlekraftwerk Provence-4 in ein Biomassekraftwerk umbauen. Darin würden jährlich fast eine Million Tonnen Holz verbrannt. Das Biomassekraftwerk von Uniper ist daher eine Bedrohung für die Wälder und Artenvielfalt der Region, aber auch für Gebiete in Kanada und den USA, woher die Hälfte des Brennmaterials stammen soll.
Durch die Rodung und Zerstörung der Wälder würden zudem Jobs in der Holzwirtschaft und im Tourismus gefährdet. Dabei wäre die Klimabilanz des Biomassekraftwerks sogar schlechter als die des Kohlekraftwerks.
Sehr geehrte Vorstände von Uniper, stoppen Sie das Projekt.
Sehr geehrter Nicolas Hulot, verhindern Sie Unipers Angriff auf die Wälder!
Die Ausgangslage: Warum ist Biodiversität so wichtig?
Biodiversität oder Biologische Vielfalt umfasst drei Bereiche, die sehr eng miteinander verbunden sind: die Artenvielfalt, die genetische Vielfalt innerhalb der Arten und die Vielfalt der Ökosysteme wie z.B. Wälder oder Meere. Jede Art ist Teil eines hoch komplexen Beziehungsgeflechts. Stirbt eine Art aus, wirkt sich das auf viele andere Arten und ganze Ökosysteme aus.
Weltweit sind derzeit fast 2 Millionen Arten beschrieben, Experten schätzen die Anzahl weitaus höher. Tropische Regenwälder und Korallenriffe gehören zu den artenreichsten und am komplexesten organisierten Ökosystemen dieser Erde. Rund die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten lebt in den Tropenwäldern.
Die biologische Vielfalt ist für sich alleine schützenswert und gleichzeitig unsere Lebensgrundlage. Wir nutzen täglich Nahrungsmittel, Trinkwasser, Medizin, Energie, Kleidung oder Baumaterialien. Intakte Ökosysteme sichern die Bestäubung von Pflanzen und die Bodenfruchtbarkeit, schützen uns vor Umweltkatastrophen wie Hochwasser oder Erdrutschen, reinigen Wasser und Luft und speichern das klimaschädliche CO2.
Die Natur ist auch die Heimat und zugleich ein spiritueller Ort vieler indigener Völker. Sie sind die besten Regenwaldschützer, denn besonders intakte Ökosysteme findet man in den Lebensräumen von indigenen Gemeinschaften.
Der Zusammenhang zwischen dem Verlust von Natur und der Ausbreitung von Pandemien ist nicht erst seit Corona bekannt. Eine intakte und vielfältige Natur schützt uns vor Krankheiten und weiteren Pandemien.
Die Auswirkungen: Artenschwund, Hunger und Klimakrise
Der Zustand der Natur hat sich weltweit dramatisch verschlechtert. Rund 1 Million Tier- und Pflanzenarten sind in den nächsten Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN sind derzeit 37.400 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht - ein trauriger Rekord! Experten sprechen von einem sechsten Massenaussterben in der Geschichte der Erde - das Tempo des globalen Artensterbens ist durch den Einfluss des Menschen um Hunderte mal höher als in den letzten 10 Mio. Jahren.
Auch zahlreiche Ökosysteme weltweit - 75 % Landfläche und 66 % Meeresfläche - sind gefährdet. Nur 3% sind ökologisch intakt – z.B. Teile des Amazonas und des Kongobeckens. Besonders betroffen sind artenreiche Ökosysteme wie Regenwälder und Korallenriffe. Rund 50% aller Regenwälder wurden in den letzten 30 Jahren zerstört. Das Korallensterben nimmt durch den globalen Temperaturanstieg immer weiter zu.
Hauptursachen für den massiven Rückgang der Biodiversität sind die Zerstörung von Lebensraum, intensive Landwirtschaft, Überfischung, Wilderei und Klimaerwärmung. Rund 500 Milliarden US-Dollar jährlich werden weltweit in die Zerstörung der Natur investiert - in Massentierhaltung, Subventionen für Erdöl und Kohle, Entwaldung und Flächenversiegelung.
Der Verlust an Biodiversität hat weitreichende soziale und ökonomische Folgen, die Ausbeutung der Ressourcen geht zu Lasten von Milliarden Menschen im globalen Süden. Die UN kann die 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung z.B. die Bekämpfung von Hunger und Armut nur erreichen, wenn die Biodiversität weltweit erhalten und für die nächsten Generationen nachhaltig genutzt wird.
Ohne den Erhalt der Biodiversität ist auch der Klimaschutz bedroht. Die Zerstörung von Wäldern und Mooren – als wichtige CO2-Senken - heizt den Klimawandel weiter an.
Die Lösung: Weniger ist mehr!
Die natürlichen Ressourcen der Erde stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung. Knapp zwei Erden verbrauchen wir Menschen, bei derzeitigem Ressourcenverbrauch werden es 2050 mindestens drei sein. Um für den Erhalt der biologischen Vielfalt als unserer Lebensgrundlage zu kämpfen, müssen wir den Druck auf die Politik weiter erhöhen.
Und auch in unserem Alltag lässt sich viel bewegen.
Mit diesen Alltags-Tipps schützt man auch die biologische Vielfalt:
- Öfter mal pflanzlich: Mehr buntes Gemüse und Tofu auf den Teller oder am besten gar kein Fleisch! Rund 80% der Agrarflächen weltweit werden zur Tierhaltung und zum Anbau von Tierfutter genutzt.
- Regional und Bio: Ökologisch erzeugte Lebensmittel verzichten auf den Anbau von riesigen Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden. Der Kauf von regionalen Produkten spart zudem Unmengen an Energie!
- Bewusst leben: Brauche ich schon wieder neue Klamotten oder ein Handy? Oder kann ich Alltagsdinge auch gebraucht kaufen? Es gibt gute Alternativen zu Produkten mit Palmöl oder Tropenhölzern! Tropische Haustiere wie z.B. Papageien oder Reptilien sind tabu! Berechne jetzt deinen ökologischen Fußabdruck.
- Werde Bienenfreund:in: Auf dem Balkon oder im Garten freuen sich Bienen und andere Insekten über vielfältige, leckere Pflanzen. Aber auch ohne eigenes Grün kann man in einem Naturschutzprojekt in der Region aktiv werden.
- Protest unterstützen: Demonstrationen oder Petitionen gegen die Klimaerwärmung oder für eine Agrarwende üben Druck auf Politiker:innen aus, die auch für den Schutz der biologischen Vielfalt verantwortlich sind.
Lesen Sie hier, warum so viele Arten aussterben, bevor sie überhaupt entdeckt werden.