Bitte unterschreibt: Millionen Bäume endgültig retten!

Indigene Mundurukú demonstrieren gegen einen Staudamm am Fluss Tapajos Entschiedener Widerstand: Mundurukú demonstrieren für ihren Wald (© Aaron Vincent Elkaim)
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Millionen Bäumen sollen in Amazonien für Staudämme abgeholzt werden. Der Fluss Tapajós und der Wald der Mundurukú werden zerstört. Das Projekt wurde zwar jetzt gestoppt – es kann aber jederzeit weitergehen. Wir kämpfen dafür, den Wald dauerhaft zu schützen.

News und Updates Appell

An: Brasilianische Regierung und an Vertreter der deutschen Wirtschaft

„Brasiliens Regierung soll keine Staudämme in Amazonien bauen. Deutsche Firmen sollen sich nicht um Bauaufträge bemühen.“

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Millionen Bäume sind vom Staudamm São Luiz do Tapajós bedroht, Dörfer sind dem Untergang geweiht. Brasiliens Regierung will rücksichtslos Amazoniens Flüsse zähmen, um die Wirtschaft mit billigem Strom zu versorgen. Die Natur und die Rechte der Einheimischen zählen wenig. Doch die Mundurukú kämpfen mutig wie Jaguare um ihr Land. Ihre Aktivisten nennen sich „Guerreiros“ – Krieger – und machen klar, dass sie nicht klein bei geben werden.

Jetzt feiern die Staudammgegner einen Etappensieg: Brasiliens Umweltbehörde IBAMA hat dem Projekt am 19. April die Genehmigung entzogen. Hintergrund ist offenbar, dass endlich das Land der Indigenen Mundurukú demarkiert werden soll. Das hat die Indianerschutzbehörde FUNAI verfügt.

Jahrelang hatte die Regierung die Rechte der Mundurukú verletzt. Seit Beginn des Projekts mit zahlreichen Dämmen weigerte sie sich, die Indigenen anzuhören, obwohl die Verfassung und internationale Konventionen Mitbestimmungsrechte garantieren. Die Demarkation ihres Territoriums wurde, offenbar auf Druck der Staudammlobby, verschleppt.

Der Wald und das Land der Mundurukú sind aber trotz des Stops noch lange nicht gerettet. Der neue Präsident Michel Temer gilt als enger Freund der Agrar- und Industriekonzerne. Er hat ausgerechnet Blairo Maggie, der als „Soja-König“ einer der größten Regenwaldvernichter des Landes ist, zum Agrarminister ernannt. Mit einem Handstreich könnte Temer das Projekt wieder vorantreiben.

Deshalb forcieren wir unsere Petition, bis Brasiliens Präsident Staudamm-Projekte in Amazonien endgültig aufgibt.

Hinter­gründe

Die Wälder am Tapajós gehören zu den artenreichsten der Welt. Im Nationalpark Amazonia wurden 400 Fischarten und 390 Vogelarten gezählt, seltene Tiere wie Jaguar und Ameisenbär sind hier zu finden. „Sollten die Dämme verwirklicht werden, wäre das der Tod für den Fluss wie er heute existiert“, sagt Maria Lucia Carvalho, die Chefin des Parque Nacional da Amazônia.

Brasiliens Wirtschaft dürstet nach Energie. Laut Prognosen steigt der Strombedarf pro Jahr um 4,5 Prozent. Das Land setzt im großen Stil darauf, Strom aus seinen Strömen zu gewinnen. 2011 stammten rund 80 Prozent der Produktion aus Wasserkraft.

Staudamm São Luiz do Tapajós verschlingt Wald und Dörfer

Allein in Amazonien sollen knapp 60 große Wasserkraftwerke errichtet werden. Keiner der großen Flüsse bleibt unreguliert. Hinzu kommen Tausende Kilometer Hochspannungsleitungen.

Neben Belo Monte, wo trotz anhaltender Proteste bereits gebaut wird, ist das Netz von Dämmen des „Complexo Tapajós“ mit mehr als 14.000 Megawatt Leistung am wichtigsten. Zum Vergleich: Die neun Kernkraftwerke, die in Deutschland noch arbeiten, leisten zusammen 12.700 Megawatt.

Schutzgebiete per Dekret beschnitten

An drei Stellen soll der Tapajós selbst gestaut werden. 198.400 Hektar Land würden geflutet, auch in Schutzgebieten. Die Regierung nimmt die Vernichtung von 11.000 Hektar Wald in den Nationalparks Amazônia und Juruena und von weiteren 23.000 Hektar in den Nationalwäldern Itaituba I und II mit einem Trick in Kauf. Per Dekret wurde den Flächen 2012 kurzerhand der Schutzstatus genommen.

Vier Bauwerke sind am Zufluss Jamanxim geplant. Dort werden 103.700 Hektar Land in Stauseen verschwinden, 33.216 davon im Jamanxim Nationalpark, 25.849 in den Nationalwäldern Jamanxim, Altamira, Itaituba I und II.

Der Damm São Luiz do Tapajós, 50 Kilometer stromaufwärts der Stadt Itaituba an der legendären Transamazônica gelegen, ist mit 8.040 Megawatt das größte Kraftwerk. Das Projekt ist bereits am weitesten vorangeschritten. Deshalb ist der Widerstand hier am größten. Eine Fläche von 730 Quadratkilometern wird nach der Fertigstellung – derzeit terminiert für 2020 – überflutet. Als wäre das nicht genug, sollen weitere Zuflüsse des Tapajós verbaut werden. Drei Dämme am Teles Pires und acht am Juruena.

Indigene nehmen Biologen gefangen

Vor allem das indigene Volk der Mundurukú ist vom Drang des brasilianischen Energiesektors an den Tapajós betroffen. 11.600 von ihnen leben in rund 120 Siedlungen – und verteidigen ihr Land. Als Biologen heimlich Studien für den Bau des Staudamms in São Luiz anstellten, wurden sie von den Indigenen vertrieben. Drei Forscher wurden gefangen genommen und so lange festgehalten, bis die Studien eingestellt wurden.

Die Regierung versprach tatsächlich, die Pläne auf Eis zu legen – schickte jedoch Spezialeinheiten der Força Nacional, die fortan die Wissenschaftler in die Wälder der Mundurukú eskortieren. Tief fliegende Hubschrauber schüchtern die Indigenen ein. Der Theologe und Radiojournalist Edilberto Sena spricht von „Kriegstaktik“.

Am Teles Pires wurden bereits für den Staudamm Stromschnellen gesprengt, obwohl die Indigenen dort den Ursprung der Welt sehen. "Das wäre, als ob man Jerusalem oder den Vatikan sprengt", sagt die Archäologin Bruna Rocha. Kultur und Geschichte der Menschen seien untrennbar mit Orten verbunden.

Gewagte Idee: Arbeiter fliegen per Heli ein

Für ungläubiges Staunen sorgt die Ankündigung der Regierung, Staudämme als „Plattform dams“ zu errichten. Wie bei einer Ölbohrplattform würden Arbeiter und Material per Helikopter eingeflogen. Ein Straßenanschluss entfalle, soziale Probleme durch ungerufene Arbeitssuchende würden vermieden, die Umwelt geschont. Wie das bei 12.000 Arbeitern gelingen soll, ist schleierhaft. Abgesehen davon, dass auch Maschinen, Stahl, Beton auf die Baustelle geschafft werden müssen.

Brasiliens Bauindustrie haftet der Ruf an, besonders eng mit der Politik verflochten zu sein. Eine US-Studie bringt Regierungsaufträge mit Parteispenden in Verbindung.

Hocken deutsche Firmen in den Startlöchern?

Auch europäische Firmen müssen sich unbequemen Fragen stellen, inwieweit sie für die Verletzung von Menschenrechten und die Regenwaldvernichtung Verantwortung tragen. Am umstrittenen Staudamm Belo Monte sind Siemens, Voith, Daimler, Allianz, Munic Re und andere beteiligt. Man darf davon ausgehen, dass sie weiter vom Bauboom in Amazonien profitieren wollen. Manager verschließen dabei häufig ihre Augen vor sozialen und ökologischen Folgen. Es greift zu kurz, sich auf die Angaben brasilianischer Firmen und Politiker zu verlassen, Vergabe und Bau gingen nach Recht und Gesetz zu. Dass dem nicht so ist, zeigt beispielhaft Belo Monte.

Brasilien hat Alternativen zum Bau von Wasserkraftanlagen: Die Stromproduktion ließe sich beträchtlich steigern, wenn bestehende Kraftwerke einer Revision unterzogen würden, bei der Turbinen erneuert und verschlammte Stauseen ausgebaggert werden. Da viele Hochspannungsleitungen alt und marode sind, gehen 20 Prozent des Stroms während des Transports verloren. Nahezu ungenutzt ist das Potential von Wind- und Solarenergie.

Schließlich steht die Grundsatzfrage im Raum: Wofür und für wen wird der Strom produziert?

Dokumentation über Tapajós in Arbeit

Der Filmemacher Martin Kessler arbeitet derzeit an einer Dokumentation über den Tapajós. Eine achtminütige Kurzversion davon ist hier zu sehen. Sein Film "Count-Down am Xingu 2" über den Staudamm Belo Monte ist in unserem Shop zu haben.

An­schreiben

An: Brasilianische Regierung und an Vertreter der deutschen Wirtschaft

Herr Präsident,
geehrte Damen und Herren,

das Volk der Mundurukú wehrt sich gegen den Bau von Staudämmen am Tapajós. Die Indigenen befürchten, dass ihre Heimat dem Wirtschaftswachstum Brasiliens geopfert und ihre Lebensgrundlage zerstört wird.

Seit Jahren werden die Rechte der Mundurukú verletzt. Ihr Territorium wurde nicht demarkiert, Behördenvertreter behaupten gar, in der Region lebe niemand. Die Mundurukú wurden nie konsultiert, ob sie das Projekt des Complexo Tapajós mittragen, obwohl die brasilianische Verfassung und die ILO-Konvention 169 Mitbestimmungsrechte garantieren.

Die Art und Weise, wie der Bau der Kraftwerke am Tapajós vorangetrieben wird, erinnert fatal an das gegen alle Kritik und Warnungen durchgesetzte Projekt Belo Monte. Es besteht die Gefahr, dass sich Menschenrechtsverletzungen und Naturzerstörung wie am Xingú nun am Tapajós wiederholen.

Geehrte Firmenvertreter, bitte beteiligen Sie sich daher nicht an Ausschreibungen für Staudammprojekte.

Bitte beenden Sie Staudamm-Projekte in Amazonien.

Mit freundlichen Grüßen

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