Klingt nicht gut: Tropenholz für Edelgitarren

Illegale Holzfäller bei der Arbeit auf MadagaskarIllegale Edelhölzer nahe des Masoala Nationalparks auf Madagaskar
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John Lennon, Paul McCartney oder Frank Zappa – viele Musikstars haben den Ruhm von Gibson-Gitarren befördert. Bei der Ausstattung der Instrumente gehören tropische Edelhölzer zum guten Ton. Mehrere Tausend Euro müssen Musiker für so ein gutes Stück hinblättern.

News und Updates Appell

Am 24. August hat die US-amerikanische Bundesbehörde U.S. Fish & Wildlife Service den Gitarrenhersteller Gibson in Nashville und Memphis durchsucht – bereits zum zweiten Mal in knapp zwei Jahren. Die Beamten beschlagnahmten Tropenholzgitarren, zertifizierte Hölzer und Dokumente. Zwölf Lieferungen von Eben- und Palisanderholz soll Gibson über den Zeitraum von zwei Jahren illegal aus Indien importiert haben, so der Vorwurf. Schon im November 2009 waren die staatlichen Ordnungshüter bei Gibson vorstellig und fündig geworden. Damals hatte Gibson illegal geschlagenes Rosenholz aus Madagaskar importiert (lesen Sie dazu unseren Artikel im Regenwald Report und Bericht im GEO Magazin sowie hier).

Weitere Informationen

Neben seinen Werken in den USA fertigt Gibson auch in China Gitarren. Der größte Teil des auf Madagaskar illegal geschlagenen Holzes geht in das asiatische Land.

Bitte schreiben Sie an Gibson, indem Sie untenstehenden Protestbrief unterschreiben. Die Firma soll importierte Tropenhölzer durch heimische Arten ersetzen.

Hinter­gründe

Grundlage für die Durchsuchungen bildet der sogenannte Lacey Act. Das amerikanische Gesetz kontrolliert den Handel mit Wildtieren, Pflanzen und Hölzern. Diese müssen aus legalen Quellen stammen. Unterstützung erhielten die Ermittlungsbehörden von den Menschenrechtsorganisationen Global Witness und Environmental Investigation Agency (EIA). Sie haben im Auftrag der madegassischen Nationalparkverwaltung und mit Geldern der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die undurchsichtigen Lieferbeziehungen für illegale Tropenhölzer aufgedeckt. Die Ergebnisse sind in der Studie zum internationalen Handel mit Eben- und Palisanderholz zusammengefasst.

Eine Mafia skrupelloser Tropenholzhändler, darunter die Société Thunam Roger, lässt seit Jahren die Wälder der Insel gesetzwidrig plündern. Selbst Schutzgebiete wie der Masoala Nationalpark bleiben nicht verschont. Hunderte von Containern stapeln sich in Lagerhallen und Häfen, gefüllt mit vom Aussterben bedrohtem Eben- und Palisanderholz für den Export. Mit von der Partie ist demnach auch der Hamburger Holzhändler Theodor Nagel. Über Nagel, bei dem Gibson bereits jahrelang tonnenweise Ebenholz aus Madagaskar gekauft haben soll, wurde das geraubte Holz in die USA verschifft. Am 7. September 2011 hat das Amtsgericht Hamburg ein vorläufiges Insolvenzverfahren über das Holzhandelsunternehmen Theodor Nagel eröffnet.

Ins Kreuzfeuer der Kritik gerät dabei auch der Forest Stewardship Council (FSC). Der Bonner Verein vergibt sein Label für Holz aus „verantwortlicher Waldwirtschaft“. Doch in der Praxis wird FSC von der Holzindustrie dominiert. Lasche Standards, häufige Betrugsfälle und skandalöse Zertifikate sind das Ergebnis. Auch die Gibson-Gruppe hat wohl ihre fünf FSC-Siegel vor allem ihrer engen Verbindung zum FSC und der Rainforest Alliance zu verdanken. Firmenchef Henry Juszkiewicz war jahrelang Mitglied im Direktorium der New Yorker Organisation, deren Zertifizierungsabteilung Smartwood – zu deutsch intelligentes Holz – das FSC-Label vergibt. In der Pressemitteilung von Gibson-Chef Juszkiewicz steht jedenfalls zu lesen: „Die Beamten haben vom FSC kontrolliertes Holz beschlagnahmt. Das am 24. August beschlagnahmte Holz erfüllte die FSC- Standards“. Rettet den Regenwald wirft FSC schon seit langem Etikettenschwindel vor.

An­schreiben

Gibson Guitar Corp.
Herr Henry Juszkiewicz, CEO
309 Plus Park Blvd.
Nashville, TN 37217, USA
Tel.: 1-800-444-2766
henry.juszkiewicz@gibson.com


Sehr geehrter Herr Juszkiewicz,

wir sind empört darüber, dass Ihre Firma nun schon zum zweiten Mal im Verdacht steht, Tropenhölzer aus illegalen Quellen importiert zu haben.

Im November 2009 und nun erneut im August 2011 haben Beamte der US-amerikanischen Bundesbehörde U.S. Fish & Wildlife Service tropische Edelhölzer, Gitarren und Lieferdokumente bei Gibson beschlagnahmt. Der Vorwurf: Der rechtswidrige Import von wertvollem Palisander- und Ebenholz aus Madagaskar und Indien.

Inakzeptabel finden wir auch, dass Sie die indischen Holzexportgesetze nicht nur ignorieren, sondern nun auch noch öffentlich kritisieren, weil sie ihren Geschäften im Wege stehen.

Der illegale Tropenholzhandel ist Hauptursache der Regenwaldzerstörung. Die dadurch angerichteten Schäden an Mensch und Natur sind immens. Geradezu dramatisch ist die Situation auf Madagaskar. Dort werden sogar die Schutzgebiete wie der Masoala Nationalpark geplündert, um Eben- und Palisanderholz für den Export zu beschaffen.

Seit Jahrzehnten haben alle Umweltorganisationen rund um den Globus dafür gekämpft, dass der Import von illegalen Hölzern endlich verboten wird. Dies ist mit dem Lacey Act 2008 in den USA geschehen. Der Lacey Act verbietet den Handel mit Tieren, Pflanzen und Hölzern aus illegalen Quellen. Auch die Europäische Union hat 2010 ein Importverbot für illegale Hölzer beschlossen (Holzverordnung (EU) Nr. 995/2010 des Europäischen Parlaments).

Die Gesetze sind ein sehr wichtiger Schritt, um die Waldzerstörung einzudämmen. Wir sind sicher, dass kein Musiker eine Gibson-Gitarre kaufen oder darauf spielen will, die aus Regenwaldrodung, illegalen Quellen oder gesetzwidrigen Importen stammt.

Tropenhölzer sind für den Klang der elektrische Gitarren nicht notwendig. Bitte verwenden Sie heimische Hölzer aus umweltfreundlicher Waldbewirtschaftung. In Nordamerika gedeihen mehr als 240 verschiedene Baumarten. Beenden Sie die Tropenholzimporte aus Madagaskar, Indien und anderen Ländern.

Mit freundlichen Grüßen

Rettet den Regenwald e.V.

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