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Naturschützer Bob Baribye (3.v.LI) mit Aktivisten, Uganda
Elf Kritiker der Ölpipeline EACOP saßen 85 Tage unschuldig im Gefängnis (© StopEACOP)

„Wir fordern Klimagerechtigkeit“

09.09.2025Der Umweltschützer Bob Baribye kämpft in Uganda für das Klima und gegen die Ölpipeline EACOP. Für friedlichen Protest saß er 85 Tage im Gefängnis.


Bob Baribye und zehn weitere Aktivisten wurden am 23. April in Kampala verhaftet. Sie wurden in die Filiale der Kenya Commercial Bank (KCB) – einem potentiellen Finanzier der Pipeline - eingelassen und dort Berichten zufolge in den Keller gelockt. Sie nahmen offenbar an, dort mit Vertretern der Bank über ihre Bedenken gegen die East African Crude Oil Pipeline (EACOP) sprechen zu können. Stattdessen warteten Polizisten auf sie. Der Vorwurf lautet Hausfriedensbruch. Nach 85 Tagen kamen sie auf Kaution frei.

Die Freigelassenen gehören zum Bündnis #StopEACOP, in dem sich lokale Gruppen, Gemeinden sowie afrikanische und internationale Organisationen zusammengeschlossen haben, darunter auch Rettet den Regenwald.

Dieses Interview wurde auf Englisch per Email geführt. Eine gekürzte Version finden Sie im Regenwald Report 3/2025 auf Seite 10.

Ist Uganda bereits von der Klimakrise betroffen?

Ja, Uganda spürt bereits die harten Auswirkungen der Klimakrise, weshalb ich mich als StopEACOP-Aktivist dringend darum bemühe, dieses Problem zu bekämpfen.

Gemeinden im ganzen Land sind mit steigenden Temperaturen, unberechenbaren Niederschlägen, anhaltenden Dürren, Überschwemmungen und Erdrutschen konfrontiert, die Menschenleben kosten, Ernten zerstören, Familien vertreiben und die Armut verschärfen. Diese Klimaauswirkungen bedrohen die Ernährungssicherheit, den Zugang zu Wasser und die Lebensgrundlagen insbesondere für ländliche und benachteiligte Bevölkerungsgruppen.

Indem wir uns gegen die EACOP und andere Ölprojekte aussprechen, setzen wir uns nicht nur gegen Umweltzerstörung ein, sondern auch für Klimagerechtigkeit und den Schutz der Gemeinden, die bereits unter den Folgen eines sich aufheizenden Planeten leiden.

Wir stellen uns gegen die Profit-Gier, die die Klima-Ungerechtigkeit befeuert.

Was sind die größten Bedrohungen für das Klima in Uganda?

Die größten Bedrohungen für das Klima Ugandas sind insbesondere die EACOP und andere Ölprojekte und die Beschleunigung der Treibhausgasemissionen, die direkt zur Verschärfung der Klimakrise beitragen, die das Land bereits betrifft.

Sie verursachen großflächige Abholzung, die Zerstörung von Feuchtgebieten und die Bedrohung wichtiger Ökosysteme wie dem Murchison Falls National Park und die Region um den Albertsee. Die Ölpipeline selbst wird durch sensible Gebiete verlaufen, wodurch das Risiko von Ölunfällen, Wasserverschmutzung und langfristigen Schäden für die biologische Vielfalt steigt.

Das gefährdet nicht nur die Umwelt, sondern untergräbt auch die Fähigkeit Ugandas, seine Klimaziele zu erreichen und künftige Generationen vor den eskalierenden Auswirkungen des Klimawandels zu schützen.

Tut Ugandas Regierung etwas, um das Klima und die Menschen zu schützen?

Es ist offensichtlich, dass die ugandische Regierung zwar behauptet, Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung zu unterstützen, ihre Taten erzählen jedoch eine andere Geschichte. Durch die Unterstützung von Projekten wie EACOP und die Ausweitung der Ölförderung in ökologisch sensiblen Gebieten stellt die Regierung kurzfristige Gewinne über das langfristige Wohlergehen der Umwelt und der Menschen.

Diese Entscheidungen verschärfen die Klimakrise, bedrohen Gemeinden mit Vertreibung, verschmutzen lebenswichtige Wasserquellen und zerstören Wälder und Tierwelt.

Anstatt in erneuerbare Energien und die Widerstandsfähigkeit der Gemeinden zu investieren, unterstützt die Regierung weiterhin Projekte im Bereich fossiler Brennstoffe, die sowohl die Menschen als auch den Planeten einem größeren Risiko aussetzen.

Welche Verantwortung hat der Globale Norden?

Ich glaube, dass die internationale Gemeinschaft, insbesondere die Länder des Globalen Nordens, eine große Verantwortung dafür tragen, schädliche Projekte wie EACOP zu stoppen und echte Klimagerechtigkeit zu unterstützen. Viele dieser Länder und ihre Banken, Versicherungen und Investoren haben historisch am meisten zur Klimakrise beigetragen, finanzieren aber weiterhin schädliche Projekte im Globalen Süden wie in Uganda.

Das ist nicht nur heuchlerisch, sondern eine Form von Umwelt-Ungerechtigkeit.

Der globale Norden muss aufhören, Ölprojekte zu finanzieren und davon zu profitieren, die afrikanische Ökosysteme zerstören und Gemeinschaften vertreiben. Stattdessen sollte er erneuerbare Energien und Klimafinanzierungen für Anpassungsmaßnahmen unterstützen und den Gemeinden, die an vorderster Front für einen lebenswerten Planeten kämpfen, mehr Gehör verschaffen.

Was halten Sie von „Lösungen“ wie Emissionszertifikate und CO2-Ausgleichszahlungen?

Ich beschäftige mich nicht viel mit diesen sogenannten Lösungen wie Kohlenstoffzertifikate und CO2-Ausgleichszahlungen, die natürlich sehr oft von Ländern und Unternehmen des Globalen Nordens beworben werden, aber ich betrachte sie als Ablenkung von echten Klimaschutzaktionen. Sie ermöglichen es den Verursachern in Realität, weiterhin Treibhausgase auszustoßen und dies durch die Finanzierung von Projekten wie Baumpflanzungen oder Naturschutzmaßnahmen zu kompensieren.

In Wirklichkeit kommen diese Programme selten den lokalen Gemeinschaften zugute und tragen nichts dazu bei, die eigentliche Ursache der Krise zu bekämpfen, nämlich die fortgesetzte Förderung fossiler Brennstoffe und die damit verbundenen Emissionen.

Schlimmer noch, sie werden dazu benutzt, um zerstörerische Projekte wie EACOP grünzuwaschen und Umweltschäden unter dem falschen Versprechen der Kompensation zu rechtfertigen.

Wahre Klimagerechtigkeit bedeutet ein Ende fossiler Brennstoffe und nicht, Umweltverschmutzung für Profit zu handeln.

Trotz Gefängnis kämpfen Sie weiter für das Klima. Was gibt Ihnen die Kraft?

Nach drei Monaten im Gefängnis, weil ich friedlich gegen die Finanzierung der EACOP protestiert habe, ist mein Engagement nur noch stärker geworden.

Das Gefängnis sollte meinen Willen brechen, aber stattdessen hat es mich daran erinnert, warum dieser Kampf so wichtig ist.

Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Gemeinden vertrieben werden, wie Wildtiere und Ökosysteme bedroht werden und wie unsere Politiker und Investoren weiterhin Profit über Menschen stellen.

Was mir Hoffnung gibt, ist der wachsende Widerstand von Studenten, betroffenen Gemeinden, Jugendlichen und anderen Netzwerken auf der ganzen Welt, die sich gemeinsam gegen fossile Brennstoffe und für Klimagerechtigkeit einsetzen.

Unsere Stimmen sind mächtig, und keine Einschüchterung kann die Wahrheit zum Schweigen bringen. Wir verändern Ansichten, das ist sichtbar.

Wie können Rettet den Regenwald und Menschen im Globalen Norden Sie unterstützen?

Wenn ich mir anschaue, wie wir unsere Freiheit zurückgewonnen haben, weiß ich, wie wichtig globale Solidarität in diesem Kampf ist.

Organisationen wie Rettet den Regenwald und ihre Partner können eine wichtige Rolle spielen, indem sie unserer Stimme Gehör verschaffen, Menschenrechtsverletzungen aufdecken und den internationalen Druck auf Finanziers und Unternehmen, die das Pipeline-Projekt unterstützen, erhöhen.

Sie können Basisbewegungen durch Workshops zu Rechtsbeistand und Klimabewusstsein, Schutz für gefährdete Aktivisten und die Finanzierung von Aufklärungs- und Organisationsmaßnahmen in den Gemeinden unterstützen.

Am wichtigsten: Sie können dazu beitragen, die Debatte weltweit zu verändern und deutlich zu machen, dass EACOP nicht nur ein lokales Problem ist, sondern eine globale Klima- und Gerechtigkeitskrise.

Ihre Solidarität gibt uns Kraft, und ihr Handeln hilft uns, unsere Hoffnung in echte Resultate umzusetzen.

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