Geplante Brücke bringt Elefanten den Tod

Ein Elefantenkalb versucht vergeblich mit seinem Rüssel seine am Boden liegende vergiftete Mutter zu wecken Ein Elefantenkalb versucht vergeblich mit seinem Rüssel seine am Boden liegende vergiftete Mutter zu wecken (© Sabah Wildlife Department, Borneo)
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Am Fluss Kinabatangan leben noch mehr als 350 Elefanten. Doch eine geplante Brücke droht die Elefanten auszurotten. Bitte unterstützt den Kampf der Naturschützer in Malaysia gegen die Todesbrücke.

News und Updates Appell

An: Premier Minister Muhyiddin Yassin, Chief Minister Shafie bin Haji Apdal

„Die Zwergelefanten in Sabah sind in Gefahr, falls bei der Stadt Sukau eine Brücke gebaut wird. Zum Schutz der Tiere darf das Projekt nicht verwirklicht werden.“

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Bislang war Elefanten-Wilderei in den artenreichen Regenwäldern Sabahs, wo Nashornvögel, Malaienbären und Orang-Utans leben, nahezu unbekannt. In den vergangenen Jahren haben jedoch Kriminelle den malaysischen Bundesstaat für sich entdeckt. Ihnen geht es mittlerweile nicht nur um Elfenbein, sondern auch um Haut, Nägel und andere Körperteile der Tiere, mit denen sich auf dem chinesischen Markt viel Geld verdienen lässt.

Allein zwischen 2010 und Herbst 2019 wurden von den Wildtierbehörden in Sabah 145 getötete Elefanten registriert. Die Elefanten wurden vergiftet, erschossen oder verfingen sich in Schlingfallen. Geht das so weiter, ist die Art bald ausgerottet.

Doch das blutige Handwerk der Wilderer könnte sogar erleichtert werden, wenn die Regierung den Bau einer Brücke über den Fluss Kinabatangan forciert. Die ist nur der erste Abschnitt einer neuen Straße durch den bislang schwer zugänglichen Wald des Tabin Wildtierreservats. Ein Einfallstor für Wilderer, aber auch für illegale Siedler, Holzdiebe und die Palmölindustrie.

Die Wanderrouten von mehr als 350 Elefanten würden zerschnitten und die Herden in immer kleinere Fragmente ihres ursprünglichen Lebensraumes zusammengedrängt. Die Tiere würden verstärkt in Dörfer und Plantagen einfallen und viele würden beim Überqueren der neuen Straßen getötet.

Das Bauprojekt soll offiziell dem wirtschaftlichen Aufschwung der Region dienen. Zudem versprechen sich einige Politiker offenbar persönliche Vorteile. Unterdessen schädigt es über die Natur hinaus den sich gerade entwickelnden Ökotourismus.

Bitte helfen Sie, die Elefanten und die anderen bedrohten Arten in Sabah zu schützen, und unterschreiben Sie unsere Petition!

Hinter­gründe

Das Lower Kinabatangan Wildlife Sanctuary liegt im Norden der Insel Borneo im malaysischen Bundesstaat Sabah. In dem 26.000 Hektar großen Waldgebiet leben elf Primatenarten, darunter Orang-Utans und Nasenaffen, sowie seltene Zwergelefanten (Elephas maximus borneensis). Das ebenfalls von der geplanten Straße betroffene Tabin Wildtierreservat ist mit über 120.000 Hektar eines der letzten größeren Tieflandregenwaldgebiete Borneos mit einem bislang sehr guten Schutzstatus.

Bis zu 350 Zwergelefanten gibt es am Kinabatangan, über 400 in Tabin. Auf ganz Borneo sind es höchstens noch 1.500 bis 2.000 Exemplare.

Schutzgebiete sind fragmentiert

Die Schutzgebiete sind bereits heute stark fragmentiert und bilden keine kompakte Einheit. An einigen Passagen ist der Fluss Kinabatangan gänzlich schutzlos, da Palmölplantagen bereits bis zum Flussufer vorgedrungen sind.

Die geplante neue Straße soll den Ort Sukau mit der Ortschaft Tambisan an der Ostküste Sabahs verbinden. Dabei würde neben dem Kinabatangan Wildlife Sanctuary auch das Tabin Wildtierreservat zerschnitten und der Ausbeutung durch Wilderer, illegale Holzfäller und Siedler zum Opfer fallen. Schätzungsweise die Hälfte aller verbliebenen Borneo-Elefanten wäre von diesem Projekt betroffen und existenziell gefährdet. Auf der Strecke käme es zudem vermehrt zu gefährlichen Wildtierunfällen, unzählige Tiere würden totgefahren.

Plan für Brücke wiederbelebt

2017 wurde der Plan, eine neue Brücke in Sukau zu bauen und damit die Grundlage für eine neues Straßennetz in Ostsabah zu legen, vorerst verhindert. Nach Protesten zahlreicher NGOs – darunter Rettet den Regenwald - und Wissenschaftlern aus der ganzen Welt stellte die damalige Regierung den zerstörerischen Plan ein.

Nach der Wahl im Mai 2018 haben sich die Machtverhältnisse geändert. Der Lokalpolitiker, der hinter dem Brücken- und Straßenprojekt steckt, hat die Partei gewechselt und will es jetzt durchboxen.

Sabahs neue Regierung plant zudem zahlreiche weitere Infrastrukturprojekte, die den Fortbestand etlicher bedrohter Arten wie Elefanten und Wildrinder gefährden. Dabei hatte die Regierung das offensichtlich begriffen. Die Umweltministerin Datuk Christina Liew sagte: „Wir dürfen (das Aussterben) nicht zulassen. Ich werde es nicht zulassen.“

Lokale NGOs und Wissenschaftler haben bereits deutlich auf die katastrophalen Folgen der neuen Projekte hingewiesen. Ihre Stimme allein reicht zwar möglicherweise nicht aus, doch die Regierung fürchtet um ihre internationale Reputation und das Image der Palmölindustrie, die verstärkt mit der Tötung von Elefanten in Verbindung gebracht wird.

An­schreiben

An: Premier Minister Muhyiddin Yassin, Chief Minister Shafie bin Haji Apdal

Sehr geehrter Premierminister Muhyiddin Yassin,
sehr geehrter Chief Minister Shafie bin Haji Apdal,

im Lower Kinabatangan Wildlife Sanctuary leben bedrohte Orang-Utans, Nasenaffen und zahlreiche andere Primaten. Hunderte Zwergelefanten sind in der Region beheimatet. Unter Biologen genießt der Kinabatangan River Weltruf.

Nun planen Sie, in Sukau eine Brücke über den Kinabatangan zu bauen und die Straße am anderen Ufer zu asphaltieren. Das spitzt die Lage für die Tiere zu, die bereits unter der zunehmenden Fragmentierung ihres Lebensraumes leiden.

Biologen fürchten, dass das Projekt mittelfristig sogar zum Verschwinden der Elefantenpopulation führen kann.

Das Lower Kinabatangan Wildlife Sanctuary birgt immenses Potential für Ökotourismus. Schon heute leben viele Einwohner vom internationalen Tourismus. Bitte bedenken Sie, dass dieser Schatz durch den Straßen- und Brückenbau ruiniert werden könnte.

Bitte stoppen Sie das Projekt, dessen wirtschaftlicher Nutzen zweifelhaft ist und das den Lebensraum seltener Tierarten gefährdet.

Mit freundlichen Grüßen

5-Minuten-Info zum Thema: Biodiversität

Die Ausgangslage: Warum ist Biodiversität so wichtig?

 

Biodiversität oder Biologische Vielfalt umfasst drei Bereiche, die sehr eng miteinander verbunden sind: die Artenvielfalt, die genetische Vielfalt innerhalb der Arten und die Vielfalt der Ökosysteme wie z.B. Wälder oder Meere. Jede Art ist Teil eines hoch komplexen Beziehungsgeflechts. Stirbt eine Art aus, wirkt sich das auf viele andere Arten und ganze Ökosysteme aus.

Weltweit sind derzeit fast 2 Millionen Arten beschrieben, Experten schätzen die Anzahl weitaus höher. Tropische Regenwälder und Korallenriffe gehören zu den artenreichsten und am komplexesten organisierten Ökosystemen dieser Erde. Rund die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten lebt in den Tropenwäldern.

Die biologische Vielfalt ist für sich alleine schützenswert und gleichzeitig unsere Lebensgrundlage. Wir nutzen täglich Nahrungsmittel, Trinkwasser, Medizin, Energie, Kleidung oder Baumaterialien. Intakte Ökosysteme sichern die Bestäubung von Pflanzen und die Bodenfruchtbarkeit, schützen uns vor Umweltkatastrophen wie Hochwasser oder Erdrutschen, reinigen Wasser und Luft und speichern das klimaschädliche CO2.

Die Natur ist auch die Heimat und zugleich ein spiritueller Ort vieler indigener Völker. Sie sind die besten Regenwaldschützer, denn besonders intakte Ökosysteme findet man in den Lebensräumen von indigenen Gemeinschaften.

Der Zusammenhang zwischen dem Verlust von Natur und der Ausbreitung von Pandemien ist nicht erst seit Corona bekannt. Eine intakte und vielfältige Natur schützt uns vor Krankheiten und weiteren Pandemien.

Die Auswirkungen: Artenschwund, Hunger und Klimakrise

 

Der Zustand der Natur hat sich weltweit dramatisch verschlechtert. Rund 1 Million Tier- und Pflanzenarten sind in den nächsten Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN sind derzeit 37.400 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht - ein trauriger Rekord! Experten sprechen von einem sechsten Massenaussterben in der Geschichte der Erde - das Tempo des globalen Artensterbens ist durch den Einfluss des Menschen um Hunderte mal höher als in den letzten 10 Mio. Jahren.

Auch zahlreiche Ökosysteme weltweit - 75 % Landfläche und 66 % Meeresfläche - sind gefährdet. Nur 3% sind ökologisch intakt – z.B. Teile des Amazonas und des Kongobeckens. Besonders betroffen sind artenreiche Ökosysteme wie Regenwälder und Korallenriffe. Rund 50% aller Regenwälder wurden in den letzten 30 Jahren zerstört. Das Korallensterben nimmt durch den globalen Temperaturanstieg immer weiter zu.

Hauptursachen für den massiven Rückgang der Biodiversität sind die Zerstörung von Lebensraum, intensive Landwirtschaft, Überfischung, Wilderei und Klimaerwärmung. Rund 500 Milliarden US-Dollar jährlich werden weltweit in die Zerstörung der Natur investiert - in Massentierhaltung, Subventionen für Erdöl und Kohle, Entwaldung und Flächenversiegelung.

Der Verlust an Biodiversität hat weitreichende soziale und ökonomische Folgen, die Ausbeutung der Ressourcen geht zu Lasten von Milliarden Menschen im globalen Süden. Die UN kann die 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung z.B. die Bekämpfung von Hunger und Armut nur erreichen, wenn die Biodiversität weltweit erhalten und für die nächsten Generationen nachhaltig genutzt wird.

Ohne den Erhalt der Biodiversität ist auch der Klimaschutz bedroht. Die Zerstörung von Wäldern und Mooren – als wichtige CO2-Senken - heizt den Klimawandel weiter an.

Die Lösung: Weniger ist mehr!

 

Die natürlichen Ressourcen der Erde stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung. Knapp zwei Erden verbrauchen wir Menschen, bei derzeitigem Ressourcenverbrauch werden es 2050 mindestens drei sein. Um für den Erhalt der biologischen Vielfalt als unserer Lebensgrundlage zu kämpfen, müssen wir den Druck auf die Politik weiter erhöhen.
Und auch in unserem Alltag lässt sich viel bewegen.

Mit diesen Alltags-Tipps schützt man auch die biologische Vielfalt:

  1. Öfter mal pflanzlich: Mehr buntes Gemüse und Tofu auf den Teller oder am besten gar kein Fleisch! Rund 80% der Agrarflächen weltweit werden zur Tierhaltung und zum Anbau von Tierfutter genutzt.
  2. Regional und Bio: Ökologisch erzeugte Lebensmittel verzichten auf den Anbau von riesigen Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden. Der Kauf von regionalen Produkten spart zudem Unmengen an Energie!
  3. Bewusst leben: Brauche ich schon wieder neue Klamotten oder ein Handy? Oder kann ich Alltagsdinge auch gebraucht kaufen? Es gibt gute Alternativen zu Produkten mit Palmöl oder Tropenhölzern! Tropische Haustiere wie z.B. Papageien oder Reptilien sind tabu! Berechne jetzt deinen ökologischen Fußabdruck.
  4. Werde Bienenfreund:in: Auf dem Balkon oder im Garten freuen sich Bienen und andere Insekten über vielfältige, leckere Pflanzen. Aber auch ohne eigenes Grün kann man in einem Naturschutzprojekt in der Region aktiv werden.
  5. Protest unterstützen: Demonstrationen oder Petitionen gegen die Klimaerwärmung oder für eine Agrarwende üben Druck auf Politiker:innen aus, die auch für den Schutz der biologischen Vielfalt verantwortlich sind.

Lesen Sie hier, warum so viele Arten aussterben, bevor sie überhaupt entdeckt werden.

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