Plantagen raus aus dem Regenwald!
Die Vereinten Nationen (UN) fördern in Peru mit 100 Millionen Dollar die Produktion von Palmöl, Kakao und Kaffee, um den Kokaanbau einzudämmen. Dazu holten sie Investoren ins Land, die für Industrie-Plantagen großflächig den Amazonasregenwald roden. Auch UN-Mitarbeiter beteiligen sich offenbar an den Geschäften mit den Monokulturen
News und Updates AppellAn: UN, Regierungen von Peru und Deutschland
„Ein Entwicklungsprogramm der UN gegen den Kokaanbau in Peru hat zu massiver Regenwaldrodung für Palmöl- und Kakaoplantagen geführt.“
„Unter dem Deckmantel der Vereinten Nationen ist eine Gruppe von Kriminellen zu uns gekommen. Die UN-Funktionäre erfüllten nicht ihre eigentliche Aufgabe, sondern bereicherten sich persönlich auf unsere Kosten“, erklärt ein Bauer in der WDR-Reportage „Steuergelder für die Kokain-Mafia?“
Zusammen mit dem Journalisten Wilfried Huismann hat Rettet den Regenwald die Vorwürfe von Einwohnern über Abholzungen in Peru untersucht. Sie hängen mit einem UN-Entwicklungsprogramm zusammen. Es soll Kleinbauern dazu animieren, Ölpalmen, Kakao oder Kaffee für den Weltmarkt zu pflanzen – statt Koka für die Drogenmafia. Doch die Bauern klagen über zu niedrige Preise – sie werden ihnen von den Abnehmern diktiert.
Fast 100 Millionen Dollar hat die UN-Behörde zur Drogen-und Verbrechensbekämpfung UNODC in das Programm investiert. Die Bauern wurden in Kooperativen zusammengeschlossen sowie eine weitreichende Infrastruktur aus Verarbeitungsbetrieben und Palmölmühlen geschaffen.
Trotz der Riesensumme - darunter viele Millionen aus Deutschland und von der EU – ist Peru mit Kolumbien zum größten Kokaproduzenten aufgestiegen. Statt den Drogenanbau einzudämmen, werden weitere Regenwälder abgeholzt – für Koka und für Industrieplantagen.
Als Berater haben die UN Investoren nach Peru geholt. Der US-Amerikaner Dennis Melka hat ein Netzwerk von Firmen geschaffen, um 100.000 Hektar Ölpalm- und Kakaoplantagen in Peru anzulegen. Etwa 15.000 Hektar Regenwald soll die Melka-Gruppe schon in Plantagen umgewandelt haben.
Ehemals leitende Angestellte des UN-Programms arbeiten jetzt offenbar für Melka, berichtet Die Zeit. Ihr Insiderwissen und ihre Kontakte sollen eine zentrale Rolle bei seinen Projekten spielen. Während die UN zu den Vorwürfen schweigt, sind die lokalen Behörden anscheinend überfordert.
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HintergründeDer US-Investor Dennis Melka wurde von der UN mit einem Consultingvertrag nach Peru geholt, um das Entwicklungsprogramm zu beraten, berichtet Die Zeit. In Sarawak auf Borneo hatte dieser bereits die Ölpalmfirma Asian Plantations gegründet und aufgebaut.
2011 erklärten Melka und sein Geschäftspartner Bill Randall gegenüber der Presse, nach Lateinamerika expandieren zu wollen. 50 Millionen US-Dollar wolle der Pacific Agriculture Fund in Öpalmplantagen in Peru investieren, wo das UNODC-Programm ehemalige Kokabauern bei deren Anlage unterstütze, so Randall. Und Dennis Melka erklärte, dass Palmöl nach Koka der profitabelste Agrarrohstoff der Welt sei.
Gegenüber der Wirtschaftszeitung The Edge aus Singapur sagte Melka, dass seine Firma United Cacao SEZC das südostasiatische Plantagenmodell in Peru wiederholen wolle. In Peru hätte er sehr viel Unterstützung von der UN erhalten. Die UN hätte viele Leute vor Ort, die Kokabauern davon überzeugen Kakao zu pflanzen, schreibt The Edge: "Wir haben uns mit den UN-Leuten zusammengesetzt und sie haben uns alles erklärt", so Melka.
Mindestens sechs ehemalige UN-Mitarbeiter sollen nun für Melka arbeiten. Der ehemalige UN-Projektdirektor Alfredo Rivera ist jetzt Generalmanager des US-Inverstors. Er arbeitete bereits für Melka, als er noch sein Gehalt von der UN bekam, berichtet die WDR-Reportage „Steuergelder für die Kokain-Mafia? - UN Mitarbeiter unter Verdacht.
Auch der langjährige technische Leiter des Alternativen Entwicklungsprogramms der UN, der Deutsche Hans Jochen Wiese, soll in dubiose Machenschaften verstrickt sein und Melka geholfen haben, so die WDR-Reportage.
Mittlerweile hat die Melka-Gruppe 12.200 Hektar industrielle Ölpalmplantagen und 2.126 Hektar Kakaomonokulturen im Regenwald angelegt, weisen US-Forscher anhand von Satellitenaufnahmen nach. Beim Ort Tamshiyacu am Amazonas entsteht laut Melka die weltweit größte Kakaoplantage. Die Holding-Gesellschaft United Cacao SEZC mit Sitz auf den Kaimaninseln hatte er Ende 2014 an die Londoner Börse gebracht.
Von den Landnahmen und Abholzungen sind auch die indigenen Shipibo aus dem Dorf Santa Clara de Ushunya in Ucayali betroffen. Die Ureinwohner beklagen, dass ihr angestammter Regenwald von der Firma Plantaciones de Pucallpa SAC, einem Ableger der Melka-Gruppe, in Beschlag genommen und abgeholzt wurde. Auf 6.464 Hektar Land sprießen nun statt tropischer Artenvielfalt Ölpalmen.
Die UN schweigt bisher zu den Vorwürfen und hat Interviews abgesagt. Man nehme die Informationen sehr ernst und habe interne Ermittlungen eingeleitet, antwortet sie schriftlich dem Journalisten Wilfried Huismann. Fest steht: Der UN sind die Probleme seit vielen Jahren bekannt. Konsequenzen hat sie soweit bekannt nicht gezogen, und die angerichteten Probleme und Schäden nicht beseitigt.
Der ehemalige Prokjektleiter, der Deutsche Hans Jochen Wiese, arbeitet inzwischen für die UNODC in Myanmar. Dort soll er den Anbau von Schlafmohn bekämpfen - mit Kaffeeplantagen für den Weltmarkt.
Auch die deutsche Bundesregierung muss handeln. Sie finanziert nicht nur das UN-Entwicklungsprogramm, sie hat auch 2014 mit Peru eine internationale Partnerschaft zum Schutz des tropischen Regenwaldes geschlossen. Millionen Euro sollten über die Entwicklungszusammenarbeit in den Erhalt der Wälder des südamerikanischen Landes investiert werden.
Artikel im Regenwald Report
- Peru: Wir brauchen Regenwald ohne Grenzen
Studien und Presseartikel
- Die Zeit: Peru: Der König im Kokaland
- Bloomberg: Asian Agri Funds schaut auf peruanisches Palmöl, da in Malaysia das Land ausgeht
- The Edge Singapur: United Cacao wiederholt das südostasiatische Plantagenmodell in Peru, sagt der CEO Melka
Fernsehbericht
- WDR-Reportage „Steuergelder für die Kokain-Mafia? - UNO Mitarbeiter unter Verdacht" und Sendehinweis vom 7.9.2016
Webseiten des Projekts Monitoring of the Andean Amazon (MAAP) über die Regenwaldabholzung für die Ölpalm- und Kakaoplantagen:
- Large-Scale Oil Palm Causes Deforestation of Primary Forest in the Peruvian Amazon
- Confirming Large-scale Oil Palm Deforestation in the Peruvian Amazon
- Large-scale Forest Clearing for Cacao and Oil Palm in Tamshiyacu, Peru
An: UN, Regierungen von Peru und Deutschland
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Alternative Entwicklungsprogramm der UN gegen den Kokaanbau in Peru ist scheinbar außer Kontrolle geraten. Mitarbeiter des Programms sollen sich auf Kosten der Kleinbauern bereichern, berichten die WDR-Reportage „Steuergelder für die Kokain-Mafia? - UN-Mitarbeiter unter Verdacht“ und der Die Zeit-Artikel "Der König im Kokaland".
Es gibt zudem Hinweise, dass mit UN-Mitteln gegründete Palmölmühlen für die Wäsche von Geldern aus unrechtmäßigen Quellen benutzt werden.
Außerdem fördert das Programm die Regenwaldabholzung in Peru. Der US-Investor Dennis Melka, den die UN als Berater nach Peru geholt hatten, plant 100.000 Hektar Ölpalm- und Kakaoplantagen anzulegen.
Ehemals leitende Mitarbeiter des UN-Programms arbeiten offenbar nun für Melka. Mit ihrem Insiderwissen und Kontakten sollen sie dem Investor helfen, die Landflächen im Regenwald zu erwerben. Auf 15.000 Hektar im Regenwald breiten sich nach Angaben von Wissenschaftlern bereits die industriellen Monokulturen der Melka-Gruppe aus.
Es ist sehr verstörend, dass gegen die UNODC und deren Mitarbeiter, deren Aufgabe es ist, den Drogenhandel, die Geldwäsche, Korruption und das organisierte Verbrechen zu bekämpfen, derartige Vorwürfe erhoben werden.
Bitte ergreifen Sie alle notwendigen Maßnahmen, um die Regenwaldabholzung für Ölpalm- und Kakaoplantagen in Peru unverzüglich zu beenden. Helfen Sie Peru dabei, die Fälle zu untersuchen, gerichtlich zu verfolgen und die angerichteten Schäden zu beheben.
Mit freundlichem Gruß
Die Ausgangslage – Regenwald im Tank und auf dem Teller
Mit 66 Millionen Tonnen pro Jahr ist Palmöl das meist produzierte Pflanzenöl. Inzwischen dehnen sich die Palmölplantagen weltweit auf mehr als 27 Millionen Hektar Land aus. Auf einer Fläche so groß wie Neuseeland mussten die Regenwälder, Mensch und Tier bereits den „grünen Wüsten“ weichen.
Der niedrige Weltmarktpreis und die von der Industrie geschätzten Verarbeitungseigenschaften haben dazu geführt, dass Palmöl inzwischen in jedem zweiten Supermarktprodukt steckt. Neben Fertigpizza, Keksen und Margarine begegnet uns Palmöl auch in Körpercremes, Seifen, Schminke, Kerzen und Waschmitteln.
Was kaum einer weiß: Mittlerweile gehen in der EU 61 % des Palmöls in die Energieerzeugung: 51 % (4,3 Millionen Tonnen) für die Produktion von Biodiesel sowie 10 % (0,8 Millionen Tonnen) in Kraftwerke für die Strom- und Wärmeerzeugung.
Deutschland importiert 1,4 Millionen Tonnen Palmöl und Palmkernöl: 44% der Palmölimporte (618.749 t) wurden für energetische Zwecke eingesetzt, davon 445.319 t (72 %) Palmöl für die Produktion von Biodiesel sowie 173.430 t (28 %) für die Strom- und Wärmeerzeugung.
Die fehlgeleitete erneuerbare Energien Politik von Deutschland und der EU ist damit eine wichtige Ursache der Regenwaldabholzung. Die 2009 von der EU beschlossene Erneuerbare Energien Richtlinie schreibt die Beimischungspflicht von Agrosprit in Benzin und Diesel vor.
Immer wieder forderten Umweltschützer, Menschenrechtler, Wissenschaftler und zuletzt auch die EU-Parlamentarier, Palmöl für Biosprit und Kraftwerke ab 2021 auszuschließen – vergeblich. Am 14. Juni 2018 haben die EU-Mitgliedsländer beschlossen, das tropische Pflanzenöl als „Bioenergie“ weiterhin bis 2030 zuzulassen.
Die Alternativen: Bitte lesen Sie die Inhaltsangaben auf den Verpackungen und lassen Sie palmölhaltige Produkte im Laden stehen. An der Zapfsäule haben Sie keine Wahlmöglichkeit, hier sind das Fahrrad und der öffentliche Transport die Lösung.
Die Auswirkungen – Waldverlust, Artentod, Vertreibung, Erderwärmung
Ölpalmen gedeihen nur in den feucht-warmen Tropen nahe den Äquator. In Südostasien, Lateinamerika und Afrika werden Tag um Tag riesige Regenwaldflächen gerodet und abgebrannt, um Platz für die Plantagen zu schaffen. Der in der Urwaldvegetation und den Böden gespeicherte Kohlenstoff wird dabei freigesetzt. Riesige Mengen klimaschädlicher Gase in die Atmosphäre. CO2- und Methanemissionen sorgen dafür, dass der aus Palmöl produzierte Biosprit drei mal so klimaschädlich ist wie Treibstoff aus Erdöl.
Doch nicht nur das Klima leidet: Mit den Bäumen verschwinden seltene Tierarten wie Orang-Utan, Borneo-Zwergelefant und Sumatra-Tiger. Kleinbauern und Indigene, die den Wald über Generationen bewohnen und beschützen, werden oft brutal von ihrem Land vertrieben. In Indonesien stehen mehr als 700 Landkonflikte in Zusammenhang mit der Palmölindustrie. Auch auf sogenannten „nachhaltig bewirtschafteten“ oder „Bio“-Plantagen kommt es immer wieder zu Menschenrechtsverletzungen.
Wir Verbraucher bekommen von all dem wenig mit. Unser täglicher Palmölkonsum hat jedoch auch für uns persönlich direkte negative Auswirkungen: In raffiniertem Palmöl sind große Mengen gesundheitsschädlicher Fettsäureester enthalten, die das Erbgut schädigen und Krebs verursachen können.
Die Lösung – Tank-und-Teller-Revolution
Nur noch 70.000 Orang-Utans streifen durch die Wälder Südostasiens. Die EU-Biospritpolitik bringt die Menschenaffen immer weiter an den Rand des Aussterbens. Um unseren baumbewohnenden Verwandten zu helfen, müssen wir den Druck auf die Politik erhöhen. Doch auch im Alltag lässt sich viel bewegen.
Diese einfachen Tipps helfen, Palmöl zu erkennen, zu meiden und zu bekämpfen:
- Selbst kochen, selbst entscheiden: Mandel-Kokos-Birnen-Kekse? Kartoffel-Rosmarin-Pizza? Frische Zutaten, gemixt mit ein bisschen Fantasie, stellen jedes (palmölhaltige) Fertigprodukt in den Schatten. Zum Kochen und Backen eignen sich europäische Öle aus Sonnenblumen, Oliven, Raps oder Leinsamen.
- Kleingedrucktes lesen: Auf Lebensmittelpackungen muss seit Dezember 2014 angegeben werden, wenn ein Produkt Palmöl enthält. In Kosmetik-, Putz- und Waschmitteln versteckt sich der Regenwaldfresser hingegen hinter einer Vielzahl chemischer Fachbegriffe. Per Internetrecherche lassen sich leicht palmölfreie Alternativen finden.
- Der Kunde ist König: Welche palmölfreien Produkte bieten Sie an? Wieso verwenden Sie keine heimischen Öle? Nachfragen beim Verkaufspersonal und Briefe an die Produkthersteller lassen Firmen um die Akzeptanz ihrer Produkte bangen. Der öffentliche Druck und das gestiegene Problembewusstsein haben schon einige Produzenten zum Verzicht auf Palmöl bewegt.
- Petitionen und Politikerbefragungen: Online-Protestaktionen üben Druck auf die Politiker aus, die für Biosprit und Palmölimporte verantwortlich sind. Haben Sie bereits alle Petitionen von Rettet den Regenwald unterschrieben? Auf abgeordnetenwatch.de kann jeder die Bundestagsabgeordneten mit den Folgen der Biospritpolitik konfrontieren.
- Laut werden: Demonstrationen und kreative Straßenaktionen machen den Protest für Menschen und Medien sichtbar. Dadurch wird der Druck auf die politischen Entscheidungsträger noch größer.
- Öffentlich statt Auto: Wenn möglich zu Fuß gehen, mit dem Fahrrad fahren oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen.
- Wissen und Wissen weitergeben: Wirtschaft, Handel und Politik wollen uns glauben machen, Biosprit sei klimafreundlich und Palmölplantagen könnten nachhaltig sein. Regenwald.org informiert über die Folgen des Palmölanbaus. Der kostenlose Regenwald Report kann an Freunde weitergegeben oder in Schulen, Arztpraxen und Bioläden ausgelegt werden.
Die Reportage Asimetris
Die Reportage Asimetris zeigt, warum die Menschen zu den Verlierern des Palmölbooms gehören. Sie können den Film in unserem Shop kaufen.
Peru: Notruf der Ureinwohner aus dem Regenwald
Sie rauben unser Land, holzen unseren Regenwald ab und bedrohen uns systematisch: Die peruanischen Ureinwohner machen auf die massive Verletzung ihrer Menschenrechte sowie ihre allgemein schlechte Situation hinsichtlich Bildung, Gesundheitsversorgung und der Anerkennung ihrer Kultur aufmerksam.
Drogenhändler zerstören Regenwälder
Kokain-Händler, die ihr dreckiges Geld waschen, sind einer Studie zufolge für die Zerstörung von Millionen Hektar tropischen Regenwaldes in Mittelamerika verantwortlich.
Palmölfirma Plantaciones de Pucallpa meldet Verkauf ihres Palmölgeschäfts
6.464 Hektar Regenwald soll die Firma Plantaciones de Pucallpa am Amazonas in Peru für Palmölplantagen abgeholzt haben – auf dem angestammten Land der indigenen Bewohner von Santa Clara de Uchunya. Sie haben dagegen beim Palmöl-Verein RSPO Beschwerde eingelegt. Jetzt verkündete die Firma den Verkauf ihres Palmölgeschäfts.
Die Wegbereiter der Abholzung
In Peru sollte der Anbau von Drogen durch Palmöl und Kakao ersetzt werden – so die Idee der Vereinten Nationen. Die Realität sieht anders aus: Palmöl und Kakao verdrängen den Regenwald. Ausführlich dokumentiert ist das Desaster im TV-Report „Steuergelder für die Kokain-Mafia? UN-Mitarbeiter unter Verdacht“ und im Zeit-Artikel „Der König im Kokaland“.