500 Jahre gewachsen, in 5 Minuten gefällt

Collage Before After - Rodung in Caycuse Kanada Selbst die mächtigsten Bäume werden gefällt (© TJ Watt - Ancient Forest Alliance) Schwarzbär klettert an einem Baum, Vancouver Island, British Columbia, Kanada Ein Schwarzbär klettert an einem Baum (© TJ Watt - Ancient Forest Alliance) Gefällter Baum in British Columbia, Kanada Immer wieder stoßen Umweltschützer auf gefällte Baumriesen (© TJ Watt - Ancient Forest Alliance) Rodung von Küstenregenwald auf Vancouver Island, British Columbia, Kanada Der Mann auf dem Stumpf lässt die Größe der Bäume erahnen (© TJ Watt - Ancient Forest Alliance) Gefällter Baum im Küstenregenwald auf Vancouver Island, British Columbia, Kanada Gefällter Baum im Küstenregenwald auf Vancouver Island (© TJ Watt - Ancient Forest Alliance)
265.500 Teilnehmer

Obwohl die Urwälder im Westen Kanadas zu den seltensten Ökosystemen der Erde gehören, werden sie rücksichtslos gerodet. Zwar hat die Provinzregierung von British Columbia vor über 6 Monaten versprochen, die Naturzerstörung einzudämmen – und bisher fast nichts getan. Bitte fordern Sie: Versprechen halten, Wälder bewahren.

News und Updates Appell

An: den Premier von British Columbia John Horgan und Forstministerin Katrine Conroy

„Die Regenwälder British Columbias sind in Gefahr. Bitte stoppen Sie die Rodung der uralten Bäume und schützen Sie die Urwälder.“

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Wer an Kanada denkt, hat Bilder von unendlichen Wäldern, klaren Seen und schneebedeckten Bergen im Kopf. Doch ausgerechnet die ältesten Urwälder des Landes sind in Gefahr. Drei Quadratmeter pro Sekunde, über 100.000 Hektar im Jahr – so schnell werden in British Columbia (BC) Urwälder vernichtet.

Selbst mächtige, bis zu 80 Meter hohe Sitkafichten, Douglasien und Riesenlebensbäume – manche älter als 1.000 Jahre - fallen den Motorsägen zum Opfer. 90 Prozent der Baumriesen sind in BC bereits verschwunden. Mit der Rodung der zum Teil seit Jahrtausenden von indigenen Völkern verantwortungsvoll genutzten Wälder werden komplexe Ökosysteme geschädigt. Lachse, Wölfe und Bären verlieren ihren Lebensraum.

„Werden diese Urwälder gerodet, sind sie für immer verloren“, sagt Jens Wieting von der Umweltschutzorganisation Sierra Club BC. Nachwachsende Bäume werden schon nach wenigen Jahrzehnten gefällt, so dass sich die natürliche Vielfalt nicht regeneriert. Hinzu kommen die negativen Auswirkungen des Klimawandels.

Das Ausmaß der Naturzerstörung wurde 2014 deutlich, als Bilder des „Big lonely Doug“ veröffentlicht wurden. Eine mächtige Douglasie, die wie ein Mahnmal in einem Kahlschlag steht.

Im Herbst 2020 hat die Regierung von BC zugesagt, alle Empfehlungen einer Expertenkommission umzusetzen. So sollte innerhalb von 6 Monaten die Fällung besonders gefährdeter Waldgebiete gestoppt werden. Doch Premier John Horgan hat das Versprechen gebrochen. Der Kahlschlag geht weiter wie zuvor. Der Sierra Club BC und weitere Organisationen geben seiner Regierung daher die Noten 5 bis 6.

Der Widerstand lokaler Aktivisten ist groß – so blockieren sie seit August in Fairy Creek die Zufahrt von Holzfällern und riskieren es, festgenommen zu werden.

Bitte fordern Sie, das Fällen der Urwaldriesen sofort zu stoppen.

Hinter­gründe

Kanadas Wälder bedecken mehr als 347 Millionen Hektar Land. Lediglich Russland und Brasilien haben größere Wälder.

Nur 6,9 Prozent von Kanadas Wäldern stehen unter Schutz, darunter 0,1 Prozent als „strict nature reserve“.

Küstenregenwälder der gemäßigten Breiten überziehen weniger als ein Prozent der Erdoberfläche. Sie können mehr als 1.000 Tonnen Kohlenstoff je Hektar speichern, ein Rekordwert.

Als „old-growth forest“ werden üblicherweise Wälder betrachtet, die älter als 250 Jahre oder nie industriell genutzt worden sind und daher viele Urwaldmerkmale, insbesondere strukturelle Vielfalt, aufweisen.

Vancouver Island ist ein Zentrum der Waldvernichtung

Vancouver Island, eine Insel fast so groß wie Nordrhein-Westfalen, ist ein zentrales Glied des größten Regenwaldgebietes der gemäßigten Breiten, das sich über mehrere Hundert Kilometer vom Great Bear Rainforest bis zum Olympic Nationalpark in den USA erstreckt.

Laut einer Studie des Sierra Club BC ist nahezu die Hälfte der ursprünglichen Regenwaldgebiete auf Vancouver Island und an der Südküste British Columbias so stark geschädigt, dass typische Tier- und Pflanzenarten in großer Gefahr sind. Dort ist der Urwaldanteil unter 30 Prozent gesunken. Von einigen Ökosystemen sind weniger als ein Prozent übrig – trotzdem stehen sie häufig nicht unter Schutz. Neben dem Holzeinschlag setzen Trockenperioden, Stürme, Insektenbefall und Feuer, deren Zunahme mit dem Klimawandel in Zusammenhang steht, den Wäldern zu.

Kanadas Holzexporte wachsen

2016 exportierte Kanada Holz und Holzprodukte im Wert von 34,4 Milliarden Kanadischen Dollar, 23,8 Milliarden entfielen auf den Handel mit den USA, 4,8 Milliarden auf China und 1,4 Milliarden auf Japan.

Zwischen 2015 und 2016 haben Kanadas Holzexporte um 5,3 Prozent zugenommen. Der Export von Nadelholz (softwood lumber) legte sogar um 17 Prozent zu, der Export von Bauholz (wood panel) um 21,6 Prozent.

British Columbia exportiert zunehmend unverarbeitetes Rohholz ins Ausland, so dass Sägewerke schließen und die Zahl der Arbeitsplätze in der Forstwirtschaft zurückgeht.

Im Sommer 2017 wurde die industriefreundliche Provinzregierung von British Columbia nach 16 Jahren abgewählt. Die neue Regierung von Premier John Horgan hat versprochen, sich für Natur- und Umweltschutz einzusetzen - und hat bisher enttäuscht.

Links zu weitere Informationen

http://sierraclub.bc.ca/take-action-centre/rainforestisland

http://sierraclub.bc.ca/25-organizations-call-for-action-vancouver-islands-rainforest-communities/

http://sierraclub.bc.ca/old-growth-logging-collapse-vancouver-island/

http://sierraclub.bc.ca/wp-content/uploads/2015/08/South-Coast-Backgrounder_March-2016.pdf

http://sierraclub.bc.ca/new-google-earth-tool/

https://sierraclub.bc.ca/get-copy-vancouver-islands-last-stand-newspaper/

http://www.wieting.org/

http://www.timescolonist.com/news/local/loss-of-old-growth-faster-than-for-tropical-rainforest-sierra-club-of-b-c-1.14871002

http://vancouversun.com/opinion/opinion-remaining-old-growth-forest-must-be-protected

http://vancouversun.com/news/local-news/stephen-hume-sierra-club-calls-for-a-moratorium-on-old-growth-logging

https://www.biv.com/article/2017/3/bc-raw-log-exports-asia-soar/

http://www.nrcan.gc.ca/forests/report/16496

An­schreiben

An: den Premier von British Columbia John Horgan und Forstministerin Katrine Conroy

Sehr geehrter Premier John Horgan,
sehr geehrte Forstministerin Katrine Conroy,

British Columbias Küstenregenwälder prägen das Bild Kanadas in der Welt. Die Urwälder mit ihren bis zu 80 Meter hohen Bäumen gehören zu den seltensten Ökosystemen der Erde und locken naturbegeisterte Touristen an.

Doch die Wälder sind in großer Gefahr. Mehr als 3 Quadratmeter pro Sekunde, über 10.000 Hektar im Jahr – so rasant werden sie allein auf Vancouver Island vernichtet, wo bereits 90 Prozent der Urwaldriesen gefällt wurden.

Bitte lassen Sie nicht zu, dass die Küstenregenwälder und andere Urwaldgebiete gänzlich und für immer zerstört werden.

Bitte verhängen Sie einen sofortigen Einschlagstopp für intakte Wälder in Hotspots wie der Central Walbran und andere wertvolle Gebiete auf Vancouver Island und dem Festland.

Bitte verabschieden Sie so schnell wie möglich ein Urwaldschutzgesetz für British Columbia, angelehnt an die Erfahrungen im Great Bear Rainforest. Stellen Sie möglichst große Waldgebiete unter Schutz.

Respektieren Sie die Rechte der First Nations. Stärken Sie sie darin, die Wälder, Flüsse und Seen zu schützen und alternative Erwerbsquellen zur Forstwirtschaft zu erschließen.

Wenn es gelingt, British Columbias Küstenregenwälder auch im Süden des Great Bear Rainforest zu schützen, wäre das ein umweltpolitischer Meilenstein, der weltweit Beachtung fände.

Mit freundlichen Grüßen

5-Minuten-Info zum Thema: Biodiversität

Die Ausgangslage: Warum ist Biodiversität so wichtig?

 

Biodiversität oder Biologische Vielfalt umfasst drei Bereiche, die sehr eng miteinander verbunden sind: die Artenvielfalt, die genetische Vielfalt innerhalb der Arten und die Vielfalt der Ökosysteme wie z.B. Wälder oder Meere. Jede Art ist Teil eines hoch komplexen Beziehungsgeflechts. Stirbt eine Art aus, wirkt sich das auf viele andere Arten und ganze Ökosysteme aus.

Weltweit sind derzeit fast 2 Millionen Arten beschrieben, Experten schätzen die Anzahl weitaus höher. Tropische Regenwälder und Korallenriffe gehören zu den artenreichsten und am komplexesten organisierten Ökosystemen dieser Erde. Rund die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten lebt in den Tropenwäldern.

Die biologische Vielfalt ist für sich alleine schützenswert und gleichzeitig unsere Lebensgrundlage. Wir nutzen täglich Nahrungsmittel, Trinkwasser, Medizin, Energie, Kleidung oder Baumaterialien. Intakte Ökosysteme sichern die Bestäubung von Pflanzen und die Bodenfruchtbarkeit, schützen uns vor Umweltkatastrophen wie Hochwasser oder Erdrutschen, reinigen Wasser und Luft und speichern das klimaschädliche CO2.

Die Natur ist auch die Heimat und zugleich ein spiritueller Ort vieler indigener Völker. Sie sind die besten Regenwaldschützer, denn besonders intakte Ökosysteme findet man in den Lebensräumen von indigenen Gemeinschaften.

Der Zusammenhang zwischen dem Verlust von Natur und der Ausbreitung von Pandemien ist nicht erst seit Corona bekannt. Eine intakte und vielfältige Natur schützt uns vor Krankheiten und weiteren Pandemien.

Die Auswirkungen: Artenschwund, Hunger und Klimakrise

 

Der Zustand der Natur hat sich weltweit dramatisch verschlechtert. Rund 1 Million Tier- und Pflanzenarten sind in den nächsten Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN sind derzeit 37.400 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht - ein trauriger Rekord! Experten sprechen von einem sechsten Massenaussterben in der Geschichte der Erde - das Tempo des globalen Artensterbens ist durch den Einfluss des Menschen um Hunderte mal höher als in den letzten 10 Mio. Jahren.

Auch zahlreiche Ökosysteme weltweit - 75 % Landfläche und 66 % Meeresfläche - sind gefährdet. Nur 3% sind ökologisch intakt – z.B. Teile des Amazonas und des Kongobeckens. Besonders betroffen sind artenreiche Ökosysteme wie Regenwälder und Korallenriffe. Rund 50% aller Regenwälder wurden in den letzten 30 Jahren zerstört. Das Korallensterben nimmt durch den globalen Temperaturanstieg immer weiter zu.

Hauptursachen für den massiven Rückgang der Biodiversität sind die Zerstörung von Lebensraum, intensive Landwirtschaft, Überfischung, Wilderei und Klimaerwärmung. Rund 500 Milliarden US-Dollar jährlich werden weltweit in die Zerstörung der Natur investiert - in Massentierhaltung, Subventionen für Erdöl und Kohle, Entwaldung und Flächenversiegelung.

Der Verlust an Biodiversität hat weitreichende soziale und ökonomische Folgen, die Ausbeutung der Ressourcen geht zu Lasten von Milliarden Menschen im globalen Süden. Die UN kann die 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung z.B. die Bekämpfung von Hunger und Armut nur erreichen, wenn die Biodiversität weltweit erhalten und für die nächsten Generationen nachhaltig genutzt wird.

Ohne den Erhalt der Biodiversität ist auch der Klimaschutz bedroht. Die Zerstörung von Wäldern und Mooren – als wichtige CO2-Senken - heizt den Klimawandel weiter an.

Die Lösung: Weniger ist mehr!

 

Die natürlichen Ressourcen der Erde stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung. Knapp zwei Erden verbrauchen wir Menschen, bei derzeitigem Ressourcenverbrauch werden es 2050 mindestens drei sein. Um für den Erhalt der biologischen Vielfalt als unserer Lebensgrundlage zu kämpfen, müssen wir den Druck auf die Politik weiter erhöhen.
Und auch in unserem Alltag lässt sich viel bewegen.

Mit diesen Alltags-Tipps schützt man auch die biologische Vielfalt:

  1. Öfter mal pflanzlich: Mehr buntes Gemüse und Tofu auf den Teller oder am besten gar kein Fleisch! Rund 80% der Agrarflächen weltweit werden zur Tierhaltung und zum Anbau von Tierfutter genutzt.
  2. Regional und Bio: Ökologisch erzeugte Lebensmittel verzichten auf den Anbau von riesigen Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden. Der Kauf von regionalen Produkten spart zudem Unmengen an Energie!
  3. Bewusst leben: Brauche ich schon wieder neue Klamotten oder ein Handy? Oder kann ich Alltagsdinge auch gebraucht kaufen? Es gibt gute Alternativen zu Produkten mit Palmöl oder Tropenhölzern! Tropische Haustiere wie z.B. Papageien oder Reptilien sind tabu! Berechne jetzt deinen ökologischen Fußabdruck.
  4. Werde Bienenfreund:in: Auf dem Balkon oder im Garten freuen sich Bienen und andere Insekten über vielfältige, leckere Pflanzen. Aber auch ohne eigenes Grün kann man in einem Naturschutzprojekt in der Region aktiv werden.
  5. Protest unterstützen: Demonstrationen oder Petitionen gegen die Klimaerwärmung oder für eine Agrarwende üben Druck auf Politiker:innen aus, die auch für den Schutz der biologischen Vielfalt verantwortlich sind.

Lesen Sie hier, warum so viele Arten aussterben, bevor sie überhaupt entdeckt werden.

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