Ecuador: Stoppt die Gewalt im Bergbau

Menschen protestieren gegen den Bergbau mit Bannern und Plakaten Die Einwohner der Gemeinde Buenos Aires lehnen den Bergbau ab (© Bonaerenses Unidos Protectores del Ecosistema - BUPROE)

Im Norden Ecuadors leistet die Gemeinde Buenos Aires friedlich Widerstand gegen ein australisches Minenunternehmen, das in ihren Bergen Gold und Kupfer abbauen will. Die Einwohner fordern die Behörden auf, ihre Menschenrechte zu garantieren und ihr Entscheidung gegen den Bergbau zu respektieren.

News und Updates Appell

An: Umweltministerium; Ministerium für nicht erneuerbare natürliche Ressourcen; Bürgermeister der Gemeinde Urcuquí; Tirone Vega Gaybor; Ministerium der Regierung der Provinz Imbabura, Gouverneurin M.ª Gabriela Jaramillo Puente; Gemeinderat; Nationale Polizei

„Die Menschen- und Naturrechte in Ecuador müssen garantiert, die Menschen konsultiert und die Entscheidung der Einwohner gegen Bergbau respektiert werden.“

Ganzes Anschreiben lesen

Im Norden Ecuadors, im Bezirk Urcuquí in der Provinz Imbabura, hat die Entdeckung von Gold einen Rausch ausgelöst. Tausende Goldschürfer sind in das Gebiet eingefallen – ohne jede Genehmigung. Sie zerstören das friedliche Leben der Einwohner und schädigen durch den Einsatz hochgiftigen Quecksilbers und Zyanids die Landwirtschaft schwer und vergiften Bäche und Flüsse.

Nun hat die Gier nach dem glänzenden Metall offenbar auch Politik, Behörden und Firmen erfasst: Gold und Kupfer sollen zukünftg - angeblich legal - in einem groß angelegten Tagebau gefördert werden.

Seit dem 19. April 2021 ist die Gemeinde von einer neuen Invasion betroffen. Die Einwohner beklagen, dass die Firma HANRINE, eine Tochtergesellschaft des australischen Unternehmens Hancock Prospecting, mit einer Kolonne von Lastwagen in die Gemeinde eingedrungen sei. Die Mitarbeiter würden die Einwohner einschüchtern und behaupten, alle für den Bergbau nötigen Genehmigungen zu haben.

Ecuadorianische Menschenrechtsorganisationen warnen, dass die Bergbaufirma HANRINE keine Erlaubnis habe. Zudem sei die Konzession laut staatlichem Prüfungshof an das Unternehmen vergeben worden, als das Bergbaukataster geschlossen war.

Gleichgültig ob illegaler oder angeblich legaler Bergbau: Die Bewohner von Buenos Aires sind fest entschlossen, keine Gold- und Kupfermine zuzulassen. Mit einem friedlichen Protest haben sie die Durchfahrt des Konvois bisher verhindert (siehe Video).

Bitte unterstützen Sie ihren dringenden Brief an die ecuadorianischen Behörden und das Bergbauunternehmen. Sie sollen wissen, dass die Welt zuschaut und sie die Entscheidung der Gemeinde respektieren müssen.

Hinter­gründe

Einheiten von Polizei und Militär sind in die Gemeinde Buenos Aires eingerückt. Die Präsenz der bewaffneten Einheiten weckt bei den Einwohnern Befürchtungen, dass die Behörden der Bergbaufirma die Durchfahrt ermöglichen wollen.

"Wir werden die Flüsse, die Bäche, die Berge, die Tiere und alles, was in unserer Gemeinde existiert, in jedem Fall verteidigen", bekräftigen die Einwohner ihren friedlichen Protest. Seit 2017 haben sie sich wiederholt gegen den Bergbau ausgesprochen.

Der illegale Bergbau in dem Gebiet hat 5.000 Goldsucher und Mitglieder bewaffneter und krimineller Gruppen angezogen. Deren Akltivitäten und Präsenz hat schwerwiegende negtive Folgen für die Einwohner. Neben der Zerstörung der Umwelt und Lebensgrundlagen herrschen Gewalt, Gesetzlosigkeit, Alkoholismus, Prostitution. Bei Räumung der illegalen Bergleute durch die Behörde findet diese Gesteinsmühlen, Motoren, Chemikalienbecken, Gas- und Brennstoffflaschen und Seilbahnsysteme zum Transport von Gestein.

Die ecuadorianische Presse tendiert dazu, die Bevölkerung des Gebietes mit den illegalen Bergbauaktivitäten in Verbindung zu setzen. Die Einwohner weisen diese Art der Berichterstattung zurück. Sie unterstüatzen die Behörden bei mehreren Einsätzen gegen den illegalen Bergbau. "Aber die illegalen Bergleute kommen immer frei. Es ist ungeheuerlich", erklärt ein Einwohner.

Der nun geplante sogenannte legale Bergbau, der industrielle Abbau von Gold unf Kupfer im großflächigen Tagebau, wird die Probleme noch verschlimmern, befürchten die Menschen. Das Unternehmen Hanrine verfügt über Konzessionen von rund 23.000 Hektar Fläche.

"Der ecuadoriansche Staat hat uns (die Einwohner der Gemeinde) wahlweise als Terroristen, illegale Bergleute oder Anti-Bergleute bezeichnet". "Wir fühlen uns in großer Gefahr", weil ein Kontrollpunkt von Polizei und Armee abgezogen wurde, der das Eindringen von illegalen Bergleuten verhindern sollte. Damit haben sie den Weg für die Lastwagen und Maschinen der Bergbaufirma frei gemacht. Die Lastwagen haben auch Arbeiter mitgebracht, bis zu 120 Personen, die keine Verbindung zu dem Gebiet haben. Hinzukommen zwei Busse mit etwa 50 Polizisten und eine Gruppe von Soldaten. Mitten in der COVID19-Pandemie vervielfacht dieser externe Zustrom das Gesundheitsrisiko in der Gemeinde.

Das Büro des Ombudsmanns hat ebenfalls eine Warnung herausgegeben. Trotz der in den letzten Tagen ergriffenen Maßnahmen und der Polizeipräsenz habe sich "die Situation verschlechtert" , obwohl "die Verantwortung für den Schutz der Rechte von Mensch und Natur sowie für die Kontrolle und Regulierung der Bergbauaktivitäten in Ecuador" beim Staat liegt. "Die Bewältigung des Bergbauproblems in Buenos Aires erfordere eine interinstitutionelle Koordination".

Die Bergleute erklären, dass sie sich nicht zurückziehen werden. Sie haben ihr Personal und ihre Maschinen mitgebracht, um mit der Arbeit zu beginnen. Die Zufahrtsstraße ist mit ihren Lastwagen und Transportern verstopft. Sie haben ein temporäres Lager am Straßenrand errichtet haben, was gesetzlich verboten ist. Die größeren LKWs enthalten mutmaßlich Industriemaschinen, was auf die Absicht hindeutet, Erkundungsbohrungen auf privatem oder staatlichem Land durchzuführen.

Dokumentation:

Alert N°81- Parroquia Buenos Aires, Kanton Urcuquí, Imbabura (Ecuador) prangert neuen Invasionsversuch der Bergbaufirma ILEGAL HANRINE in Begleitung von öffentlicher Gewalt an

Alianza por los Derechos Humanos Wir fordern, dass die Rechte auf Widerstand und Protest in der Gemeinde von Buenos Aires -Imbabura- während des Ausnahmezustands garantiert und respektiert werden.

Das Büro des Bürgerbeauftragten fordert die zuständigen Behörden auf, das Recht auf Widerstand der Bürger von La Merced de Buenos Aires in Imbabura zu respektieren und zu garantieren.

An­schreiben

An: Umweltministerium; Ministerium für nicht erneuerbare natürliche Ressourcen; Bürgermeister der Gemeinde Urcuquí; Tirone Vega Gaybor; Ministerium der Regierung der Provinz Imbabura, Gouverneurin M.ª Gabriela Jaramillo Puente; Gemeinderat; Nationale Polizei

Sehr geehrte Damen und Herren Behördenvertreter,

wir haben erfahren, dass der Gemeindekreis Buenos Aires sowie die Gemeinde Palmira der indigenen Awá im Bezirk Urcuquí, Provinz Imbabura, die Verletzung ihrer Rechte durch eine Invasion des Bergbauunternehmens Hanrine beklagen.

Zur Unterstützung der Einwohner im Bezirk Urcuquí fordern wir Sie auf:

An die Behörden:

- Bitte greifen sie ein, damit alle Einschüchterungsaktionen gegen die Bevölkerung von Buenos Aires aufhören. Untersuchen Sie die Anschuldigungen, ohne die Gemeindeeinwohner als Ganzes zu kriminalisieren, voreingenommen zu beschuldigen oder vorzuverurteilen.
- Geben Sie vollständige Erklärungen über diese ungerechtfertigte und in mehrfacher Hinsicht riskante Bergbauinvasion. ab
- Stellen Sie die Umwelthaftung her, die aus dem bisherigen illegalen Bergbau resultiert und um die sich niemand kümmert: Regulieren und kontrollieren Sie alle Aktivitäten mit Auswirkungen auf die Umwelt, gemäß dem Gesetz und unter Gewährleistung der Menschenrechte und der Rechte der Natur, der Verfassung und internationaler Instrumente wie der ILO-Konvention 169
- Respektieren und garantieren Sie in der Gemeinde Buenos Aires das Recht auf Protest, freie Meinungsäußerung, friedliche Versammlung und politische Beteiligung sowie das Recht auf persönliche Integrität und Gesundheit der Einwohner.
- Richten Sie einen Dialog und einen Arbeitstisch zwischen den Parteien auf der Suche nach einer Lösung dieses sozialen Konflikts ein, die als mögliches Ergebnis eine Befragung der Einwohner per vorheriger, freier und informierter Zustimmung über den Zugang des Bergbauunternehmens enthält.

An die nationale Polizei:
- Bitte führen Sie Ihre Arbeit aus und kontrollieren und behindern Sie - solange die Situation nicht vollständig geklärt ist, den Eintritt von Firmen, Maschinen und Arbeitern in dieses Gebiet als Antwort auf die Besorgnis der Bürger.
- Nehmen Sie eventuelle Beschwerden der Einwohner entgegen.

Was die in dem Gebiet anwesenden Militärstreitkräfte betrifft, so ist gemäß der
- ecuadorianischen Verfassung deren Auftrag nicht die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, weshalb deren Anwesenheit in Buenos Aires einer dringenden Klärung bedarf. Für die öffentliche Ordnung ist die nationale Polizei zuständig.

Die Welt schaut auf das, was in Buenos Aires passiert. Ich freue mich auf Ihre prompten Antworten.

Mit freundlichen Grüßen

5-Minuten-Info zum Thema: Gold

Ausgangslage – Schmutziges Gold

Goldvorkommen gibt es fast überall auf der Erde. 

Das kostbare Metall wird mit 55 Prozent hauptsächlich zu Schmuck verarbeitet, 25 Prozent dienen zu Spekulationszwecken als private finanzielle Wertanlage und 11 Prozent werden von staatlichen Zentralbanken in Tresoren gelagert. Die US-Regierung besitzt mit 8.134 Tonnen mit Abstand den größten Goldbestand. Die Deutsche Bundesbank kommt mit 3.369 Tonnen an zweiter Stelle. Nur etwa 8 Prozent des Goldes gehen in die der Elektronikindustrie für Handys, Laptops und andere elektronische Geräte.

Gold kann als körnerartige Goldseifen (Nuggets), die mechanisch vom Bodensubstrat getrennt werden, vorkommen. Weitaus häufiger findet sich das Edelmetall jedoch in feinsten Spuren in der Gitterstruktur der Gesteinsminerale oder als Goldstaub in den Sedimenten von Flüssen. Um das Gold herauszulösen und zu binden, werden die Gesteine zermahlen und dann mit Chemikalien versetzt. 

Im großindustriellen Goldabbau wird das äußerst umweltschädliche Zyanid-Lauge-Verfahren angewandt. Um eine Tonne Gold zu fördern, müssen durchschnittlich 150 Tonnen Zyanid eingesetzt werden. Bereits wenige Milliliter davon sind tödlich für den Menschen.

Das Quecksilber-Verfahren kommt häufig bei Kleinschürfern zur Anwendung. Die goldhaltigen Erze werden zunächst stundenlang im Wasser gesiebt, bis der Goldstaub im Bodensatz konzentriert ist. Dieser goldhaltige Gesteinsschlamm wird dann mit Quecksilber gemischt, das mit dem Gold eine flüssige Legierung (Amalgam) eingeht. Diese Legierung wird erhitzt, das toxische Schwermetall verdampft und übrig bleibt reines Gold. Schutzanzüge gegen das Nervengift oder Rückgewinnungsvorrichtungen für das verdampfende Quecksilber sucht man beim Goldabbau durch Kleinschürfer oft vergeblich. Lukrative Geschäfte mit dem Edelmetall machen vor allem Kapitalgeber, Transportunternehmen und Chemikalienhändler. Menschen und Natur leiden unter dem Goldabbau.

Auswirkungen –Toxische Wüsten statt artenreicher Regenwälder

Durch Zyanid und Quecksilber werden Böden und das Grundwasser auf ewig verseucht. Selbst wenn Goldminen stillgelegt werden, gibt zyanidbehandeltes Gestein viele Jahrzehnte später giftige Schwefelsäuren ab.

Der industrielle Goldabbau benötigt zudem Unmengen an Wasser. Das kontaminierte Wasser wird zusammen mit den Gesteinsschlämmen in riesige Auffangbecken unter freiem Himmel gepumpt. Permanent versickern dabei große Mengen giftiger Abwässer in die Böden und werden in Bäche geleitet. Durch mangelhafte Konstruktion der Dämme oder nach starken Regenfällen kommt es immer wieder zu Dammbrüchen, bei denen sich innerhalb von Minuten Millionen Tonnen der toxischen Schlämme in die Umwelt und Flüsse ergiessen. Im Jahr 2000 in Rumänien verseuchten schwermetallhaltige Schlämme die Theiss, den größten Zufluss der Donau. Jegliches Leben in den Gewässern wurde ausgerottet. Die Giftbelastung war bis in die mehrere hundert Kilometer entfernte Donau nachzuvollziehen.

Im Regenwald kommt die Abholzung der Urwaldriesen für den Goldabbau hinzu. Bagger wühlen die Erde um, mit Wasserpumpen werden die Böden weggespült und durchsiebt, um goldstaubhaltigen Schlamm anzureichern und dann das Edelmetal mit Quecksilber zu binden. So entstehen entlang der Flüsse verseuchte Mondlandschaften. Um nur 0,24 Gramm Gold zu erhalten, entstehen 1000 Kilo Sondermüll und Abraum. Ein einzelner Goldring produziert demnach 20 Tonnen lebensgefährlichen Giftmüll.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warnt, dass Kinderarbeit in der Goldgewinnung weit verbreitet ist. Kinder können in enge Schächte klettern und waschen mit bloßen Händen die goldhaltigen Erze in Quecksilberlaugen.

Die Lösung – Vier Goldene Regeln zum Schutz von Mensch und Natur

Wurde auch mein Goldschmuck unter diesen menschenunwürdigen und umweltverpestenden Bedingungen hergestellt? Den verschlungenen Goldpfad nachzuverfolgen, ist aufgrund der Vielzahl der Akteure äußerst schwierig. Die Goldraffinerien, die mehrheitlich in der Schweiz sitzen und zusammen 70 Prozent der Weltproduktion ausmachen, geben an, den Rohstoff von zertifizierten Händlern zu beziehen. Auf den zweiten Blick zeigt sich allerdings, dass viele Verkäufer Scheingeschäfte mit falschen Adressen führen (Filmtipp: „Dreckiges Gold - Die glänzenden Geschäfte mit dem edlen Metall“).

Auch wir tragen für die Auswirkungen Verantwortung: Was kann jeder einzelne also tun?

1. Konsum überdenken: Braucht man jedes Jahr ein neues Smartphone? Nutzen Sie Elektronikgeräte wie Handys und Laptops möglichst lange. Wenn die Funktionen versagen, können Sie das Gerät aussortieren – aber dann bitte in einer Recyclingstelle abgeben. Wussten Sie, dass laut einer UNO-Berechnung in nur 49 Handys soviel Gold enthalten ist wie in einer Tonne Golderz?

2. Schmuck umarbeiten: Goldschmuck, der aus der Mode gekommen ist oder einfach nicht mehr gefällt, lässt sich problemlos umarbeiten. Der Regenwald wird es danken.

4. Gold taugt nicht als Investition: Ist Gold wirklich ein sicherer Anker in Finanzkrisen? Experten raten davon ab. Und außerdem: Eine ethische und verantwortungsvolle Finanzanlage ist Gold nicht.

5. Wissen in die Welt transportieren: Machen Sie auf die umweltschädlichen Giftstoffe beim Tagebau, den Raubbau an der Natur und die unmenschlichen Arbeitsbedingungen aufmerksam, indem Sie unseren kostenlosen Regenwald Report mit fundierten Artikeln zu Regenwaldthemen beim Friseur oder Arzt auslegen. Gerne senden wir Ihnen hierfür ausreichend Exemplare zu.

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Fußnoten

HANRINEHanrine Ecuadorian Exploration and Mining SA (HEEM)


laut staatlichem PrüfungshofContraloría General del Estado, Dirección Nacional de Auditorías de Recursos Naturales, Informe-DNA6-0009-2020, Seite 18 oben: https://www.contraloria.gob.ec/WFDescarga.aspx?id=61510&tipo=inf

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