Brasilien: Gentechnisch veränderte Eukalyptus-Bäume stoppen!
Eine staatliche Kommission hat dem Papier- und Zellstoffkonzern Suzano genehmigt, genetisch veränderte Eukalyptus-Bäume auszupflanzen. Deren Erbgut wurde im Labor gegen das Herbizid Glyphosat resistent gemacht. Über 50 Organisationen fordern, die Genehmigung wegen Gefahren für das Leben, die Gesellschaft und die Natur zu annullieren.
News und Updates AppellAn: den Präsidenten der Nationalen Technischen Kommission für biologische Sicherheit (CTNBio) und die Bundesstaatsanwaltschaft Brasiliens
„Die Genehmigung zur Freisetzung von genetisch veränderten, gegen das Totalherbizid Glyphosat resistenten Eukalyptus-Bäumen muss zurückgenommen werden!“
Die Freisetzung des gentechnisch veränderten Eukalyptus stellt eine ernsthafte Bedrohung für das Leben, die Gesellschaft und die Natur dar, warnen über fünfzig Organisationen, darunter Rettet den Regenwald. Sie fordern die sofortige Aufhebung der Genehmigung.
Die Freigabe wurde ohne demokratische Konsultation der brasilianischen Zivilgesellschaft und der Gemeinden in den Gebieten, in denen die Plantagen angelegt werden sollen, erteilt. Sie dient ausschließlich den kommerziellen Interessen von Suzano, was zu Lasten der Bevölkerung geht.
Die staatliche brasilianische Kommission für Biosicherheit (CTNBio) hat bereitsim November 2021 die Genehmigung für den genetisch veränderten (GV) Eukalyptus-Baum erteilt. Das Erbgut des GV-Eukalyptus wurde im Labor so verändert, dass die Bäume gegen das Totalherbizid Glyphosat (Markenname „Roundup“) reistent sind, während alle anderen mit dem Gift besprühten Pflanzen absterben.
Der GV-Eukalyptus mit der Bezeichnung 751K032 kann nun von dem Papier- und Zellstoffkonzern Suzano in Brasilien ausgepflanzt und kommerzialisiert werden. Suzano, der weltweit größte Produzent von Papier- und Zellstoffprodukten aus Eukalyptus-Holz, kann damit auf seinen riesigen Monokulturen noch mehr Gift großflächig versprühen.
Laut Suzano sollen die GV-Bäume den Holzertrag steigern und den Flächenbedarf reduzieren. Dabei dehnen sich Suzanos grüne Wüsten, wie die endlosen Monokulturen von den Einwohnern:innen genannt werden, immer weiter auf Kosten von Mensch und Umwelt aus: 2020 waren es rund 1,3 Millionen Hektar Eukalyptus-Plantagen, eine Fläche fast so groß wie Schleswig-Holstein. Insgesamt verfügt Suzano sogar über 2,4 Mio. ha Land in Brasilien (mehr als Mecklenburg-Vorpommern).
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend eingestuft.
HintergründeSuzano
Der brasilianische Konzern Suzano ist der weltweit größte Produzent von Papier- und Zellstoffprodukten aus Eukalyptus-Holz. Papierprodukte von Suzano werden rund um den Globus verkauft. Zellstoff von Suzano wird u.a. für Hygieneprodukte wie Windeln, Toilettenpapier sowie im medizinischen Bereich und für Textilien wie Viskose eingesetzt. Laut Suzano sind die Produkte des Konzerns „im Leben von weltweit zwei Milliarden Menschen präsent“. Zu den Kunden gehören Konzerne wie Kimberly Clark mit Marken wie Kleenex und Huggies und Procter & Gamble mit Marken wie Pampers und Always.
Glyphosat
Das Totalherbizid Glyphosat ist vor allem unter dem Markennamen „Roundup“ bekannt. Ursprünglich wurde es von dem US-Chemiemulti Monsanto entwickelt, der inzwischen zum deutschen Bayer-Konzern gehört. Glyphosat lässt sich in vielen Nahrungsmitteln sowie in Kleidungsstücken und Verbandsmaterial aus Baumwolle nachweisen, weil das Pestizid in großen Mengen in der Landwirtschaft eingesetzt wird.
Langjährige Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass bei häufigem Glyphosateinsatz viele Wildpflanzen immun gegen das Gift werden, weshalb auf den mit Glyphosat besprühten Flächen immer höhere Giftdosen und ein immer größerer Cocktail aus verschiedenen Pestiziden eingesetzt wird.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend eingestuft.
Klagen gegen Bayer
In den USA haben Tausende Menschen gegen Bayer geklagt. Sie führen ihre Krebserkrankungen auf den Einsatz von Roundup-Produkten zurück, darunter eine bei vielen diagnostizierte seltene Form von Lymphdrüsenkrebs. Sie seien vom Glyphosathersteller nicht ausreichend vor den möglichen Gesundheitsgefahren gewarnt worden, begründen viele der Kläger:innen die Klagen. Bayer hat bereits mehrere solcher Verfahren verloren und wurde zur Zahlung von vielen Millionen-Euro Straf- und Schadensersatzzahlungen verurteilt.
Greenwashing durch FSC-Label
Die Eukalyptus-Plantagen von Suzano sind durch das Siegel des Forest Stewardship Council (FSC) mit Sitz in Bonn als angeblich „nachhaltig und verantwortungsvoll bewirtschaftete Wälder“ zertifiziert. Bei den industriellen Monokulturen handelt es sich aber weder um Wälder noch um eine umweltfreundliche oder sozial verträgliche Anbauform. Auch auf FSC zertifizierten Holzplantagen ist der Einsatz von Pestiziden wie Glyphosat gängige Praxis. Nach Ansicht vieler Umweltorganisationen betreibt FSC daher Greenwashing und Verbrauchertäuschung für die Holzindustrie.
Weitere Informationen
- Artikel im Regenwald Report 3/22: https://www.regenwald.org/regenwaldreport/2022/616/genmanipulierter-eukalyptus-bedroht-mensch-und-natur
Das offenen Schreiben der über fünfzig Umwelt-, Menschenrechts- und Entwicklungsorganisationen sowie Netzwerken können Sie im Original hier lesen:
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Portugiesisch https://alertacontradesertosverdes.org/noticias/carta-publica-de-denuncia-do-eucalipto-transgenico-da-suzano-papel-e-celulose/
Übersetzung ins Deutsche von Rettet den Regenwald: https://www.regenwald.org/files/de/Offenes-Schr-NGOs-an-CTNBio-6-6-22.pdf
Weitere Artikel auf Englisch
https://redd-monitor.org/2022/01/06/suzano-and-cop26-the-glasgow-climate-debacle-part-3/
An: den Präsidenten der Nationalen Technischen Kommission für biologische Sicherheit (CTNBio) und die Bundesstaatsanwaltschaft Brasiliens
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir verurteilen die Entscheidung der brasilianischen Kommission für biologische Sicherheit (CTNBio) vom 16. November 2021, mit der die Freisetzung des neuen gentechnisch veränderten (GV) Eukalyptus in die Umwelt, die kommerzielle Nutzung und alle anderen damit verbundenen Aktivitäten genehmigt wurden.
Der GV-Eukalyptus mit der Bezeichnung 751K032 wurde von dem brasilianischen Papier- und Zellulosekonzern Suzano und dessen Tochterunternehmen FuturaGene entwickelt.
Die von CTNBio erteilte Genehmigung auf brasilianischem Gebiet ist übereilt und fehlgeleitet. Die Freisetzung des GV-Eukalyptus stellt eine ernsthafte Bedrohung für Leben, Gesellschaft und Natur dar und erfordert weitere Vorsicht.
Wir fordern daher den sofortigen Widerruf der Lizenz für die Verwendung des GV-Eukalyptus 751KO32 von Suzano sowie das Einschreiten der Bundesstaatsanwaltschaft, um die Entscheidung der CTNBio zu widerrufen.
Mit freundlichen Grüßen
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Warum setzt Suzano auf gentechnisch veränderten, gegen Glyphosat resistenten Eukalyptus?
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