Brasilien: Natur oder Eukalyptus?

Kein Platz für Mensch und Tier: Holzplantagen sind grüne Einöden (Foto: A. Hofer / I. Gonçalves de Souza) (© Angelika Hofer / Ivonete Gonçalves de Souza)
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Mähnenwolf, Jaguar, Tapir – die brasilianische Savanne ist Lebensraum seltener Tiere und Pflanzen. Der Cerrado, das Ökosystem im Herzen Brasiliens, ist auch Heimat für Indianer und Kleinbauern. Neben Sojaanbau und Viehzucht bedrohen den Cerrado nun auch Eukalyptusplantagen. Bitte schreiben Sie an die zuständigen Behörden

Appell

An: Nationales Institut für Kolonisation und Agrarreform (INCRA) und Institut für Kolonisation und Land des Bundesstaats Maranhão

„Helfen Sie den Cerrado zu schützen, den traditionellen Bauerngemeinden Landtitel zu erteilen und Eukalyptus-Monokulturen zu verhindern“

Ganzes Anschreiben lesen

"Suzano zerstört unsere Lebensgrundlagen: Unsere Obstbäume und Medizinalpflanzen, die Wildtiere, sogar die Schönheit der Natur", beklagt ein Bauernführer.

Etwa zwei Drittel des Cerrado wurden bereits von der Sojaindustrie abgeholzt, von Viehzüchtern niedergebrannt oder als Rohstoffquelle für die Holzkohleherstellung vernichtet. Nun rodet der brasilianische Papier- und Zellstoffkonzern Suzano den Cerrado für Eukalyptus-Monokulturen.

Das Umweltnetzwerk World Rainforest Movement (WRM) hat die Region Baixo Parnaíba im brasilianischen Bundesstaat Maranhão besucht. 30.000 bis 40.000 Hektar hat Suzano dort bereits in Beschlag genommen. Insgesamt plant der Konzern im Nordosten Brasiliens auf 560.000 Hektar Fläche Eukalyptus-Plantagen.

Der Konzern will laut WRM mit dem Holz nicht nur seine Papierfabriken beliefern, sondern auch in den lukrativen Energiemarkt einsteigen. Die zu Holzschnitzeln zerschredderten Bäume sollen an Kraftwerke und Pellethersteller in Europa verkauft werden. Die Erneuerbare Energien-Politik der EU forciert die Nachfrage nach Holz als Brennmaterial.

Für den Cerrado und dessen Bewohner sind die Eukalyptus-Monokulturen eine Katastrophe. Wenige Tiere und Pflanzen können darin leben. Auch die Böden und der Wasserhaushalt werden ruiniert. Der enorme Wasserbedarf führt dazu, dass der Grundwasserspiegel stark sinkt und Gewässer austrocknen.

Die Einwohner müssen ebenso weichen. Suzano macht sich dabei zu nutze, dass viele Bauern und ländliche Gemeinden bisher keine offiziellen Landtitel haben. Der Staat vergibt über die Köpfe der Menschen hinweg Landkonzessionen an die Firma.

Die Einwohner bitten Sie daher an die brasilianischen Landbehörden zu schreiben, indem Sie nebenstehende Petition des WRM unterzeichnen:

Hinter­gründe

Suzano-Konzern

Der brasilianische Papier- und Zellstoffkonzern Suzano bewirtschaftet nach eigenen Angaben über 800.000 Hektar Tropenwälder und Plantagen. Letztere bedecken schon 346.000 Hektar in den Bundesstaaten Bahia, Espírito Santo, São Paulo, Minas Gerais, Maranhão, Tocantins und Piauí.

Suzanos Holzplantagen sind auf maximalen Biomasse-Ertrag ausgerichtet, bis zu 8.000 Eukalyptusbäume proHektar (100 x 100 Meter) sprießen dort, berichtet das World Rainforest Movement. Zudem arbeitet die Firma mit Eukalyptuszüchtungen, deren chemische Eigenschaften verändert wurden. Deren Holz soll energiereicher sein. Im Labor experimentiert Suzano sogar mit gentechnisch manipulierten Bäumen.

Brennholz und Pelletboom in Deutschland und Europa

Deutschland und die EU fördern massiv die Verheizung von Holz. Die so genannte erneuerbare Energie soll das Klima schonen. Mittlerweile wird mehr als die Hälfte des Holzes, das in Deutschland eingeschlagen wird, nicht mehr im Bau eingesetzt oder zu Möbeln verarbeitet, sondern in privaten Heizungen und Holzkraftwerken verbrannt. Tendenz: steigend.

Neben Holzscheiten werden immer mehr Holzpresslinge – so genannte Holzpellets – verfeuert. Im vergangenen Jahr gab es hierzulande bereits 320.000 Pelletöfen. Der Pelletbedarf dafür liegt bei 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr. Aber auch in Kraftwerken werden immer häufiger Holzschnitzel oder Holzpellets verfeuert. Als Rohstoff dienen längst nicht mehr allein Holzabfälle wie Sägespäne, sondern immer öfter Hölzer aus Rodungen und Industrieplantagen.

Die heimischen Wälder decken unseren rasant wachsenden Holzbedarf für energetische Zwecke schon längst nicht mehr. Die Bioenergie wird mittlerweile aus Osteuropa, Kanada und den USA herangeschafft, und bald wohlmöglich auch aus Brasilien. Die Natur für industrielle Holzmonokulturen zu zerstören, wertvolle Stämme und ganze Bäume für Holzpellets zu zerschreddern und den Rohstoff rund um den Globus zu transportieren, ist ökologischer Irrsinn.

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen warnt davor, die hohe Nachfrage der Industrieländer nach Biomasse führe in den Ländern des globalen Südens zur Umwandlung riesiger Landflächen in industrielle Monokulturen:

http://www.unep.org/resourcepanel/Portals/24102/PDFs//Full_Report-Assessing_Global_Land_UseEnglish_%28PDF%29.pdf

Artikel über den Cerrado im Regenwald Report: Brasilien: Der Cerrado braucht Schutz

Originalschreiben an die brasilianischen Landbehörden auf der Webseite des World Rainforest Movement (WRM) auf Englisch, Französisch, Portugiesisch und Spanisch

Weitere Informationen über die Eukalyptusplantagen von Suzano auf Englisch

The Ecologist: Biomass: The chain of destruction

Studie des World Rainforest Movement: Eucaliptus plantations for energy: A case study of Suzano´s plantations for wood pellet exports in the Baixo Parnaíba region, Maranhao, Brazil

An­schreiben

An: Nationales Institut für Kolonisation und Agrarreform (INCRA) und Institut für Kolonisation und Land des Bundesstaats Maranhão

Sehr geehrte Herren Sodré Rodrigues und Fonseca,

bitte unterstützen Sie die Kleinbauern und traditionellen Gemeinden in der Region Baixo Parnaíba, damit ihnen die Landflächen, die sie bewirtschaften, mit Landtiteln versehen legal zugesprochen werden.

Bitte fördern Sie die naturverträgliche Nutzung der Flächen durch die einheimische Bevölkerung und den Erhalt der noch bestehenden natürlichen Ökosysteme.

Bitte verhindern Sie, dass die Ökosysteme des Cerrado durch Monokulturen mit Soja oder den Eukalyptusbäumen des Suzano-Konzerns zerstört werden.

Mit freundlichen Grüßen

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