Kein Kanal durch den Regenwald!

Ein Containerfrachter walzt den Regenwald platt Nicaragua-Kanal: Der globale Rohstoffabbau vernichtet die Natur und bedroht die Menschen (© Glyn Lowe & Stéphane Bidouze / Montage: Rettet den Regenwald)
217.034 Teilnehmer

Unsere Partner aus Nicaragua haben an der nicaraguanischen Botschaft in Madrid mehr als 150.000 Unterschriften gegen den Kanalbau übergeben. Rettet den Regenwald unterstützt die Umweltschützer auch weiterhin.

In Mittelamerika soll ein neuer Kanal Containerfrachtern und Öltankern den Weg bahnen. Die Wasserstraße soll die Rohstoffströme nach China erleichtern. Für die Menschen und Natur wäre das Projekt katastrophal: Es drohen Massenumsiedlungen, Regenwaldabholzung und die Zerstörung des Nicaraguasees. Bitte unterzeichnen Sie die Petition

News und Updates Appell

An: Regierung von Nicaragua

„In Nicaragua dürfen die Lebensgrundlagen der Menschen und die Natur nicht für einen neuen Kanal für Öltanker und Containerfrachter geopfert werden.“

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Während Nicaraguas Präsident den Aufbruch des Landes in ein neues Zeitalter feiert, protestieren die Einwohner zu Tausenden. Nein zum Kanal, fordern sie. 280 Kilometer lang, bis zu 520 Meter breit und fast 30 Meter tief – viel größer als der Panamakanal soll die neue Wasserstraße zwischen Pazifik und Karibischem Meer werden. Gewaltige Schleusen, zwei Häfen, eine Freihandelszone und eine Ölpipeline gehören außerdem dazu.

Die geschätzten Baukosten sind mit 50 Milliarden US-Dollar gewaltig, die Auswirkungen für die Menschen und ihre Natur unabsehbar: Mindestens 100.000 Einwohnern drohen Enteignung und Zwangsumsiedlung. Milliarden Tonnen Erdreich müssen bewegt, 400.000 Hektar Regenwälder könnten abgeholzt werden. Sie sind der Lebensraum von Jaguaren, Mittelamerikanischen Tapiren und Geoffroy-Klammeraffen.

Der Nicaraguasee, das Süßwasserreservoir Mittelamerikas, soll auf 90 Kilometern ausgebaggert werden, um eine Fahrrinne für Öltanker und Containerriesen zu schaffen. Die einzigartige Tierwelt des Sees, darunter Buntbarsche und Haie, ist in Gefahr.

"Die Konzession wurde vergeben, ohne unabhängige sozioambientale und technische Studien zu dem Projekt durchzuführen. Als Entscheidungsgrundlage wurde stattdessen eine völlig unzureichende, von der Firma durchgeführte Studie genutzt", erklärt Monica López, Anwältin für Umweltrecht.

Weitgehend ohne öffentliche Diskussion und Ausschreibung hat die Regierung dem chinesischen Geschäftsmann Wang Jing eine Konzession über mehr als 100 Jahre für Bau und Betrieb des Kanals übertragen. Wie dessen unter anderem auf den Kaimaninseln registriertes Firmenkonglomerat HKND (Hong Kong Nicaragua Development) die Baukosten aufbringen will, ist unklar. Fest steht: Der Kanal soll den Abtransport von Rohstoffen vor allem nach China erleichtern.

Bitte unterzeichnen Sie die Petition

Hinter­gründe

Die geplante Kanaltrasse verläuft von dem kleinen Fischerdorf Brito am Pazifik mitten durch den nahegelegenen Nicaraguasee (Lago Cocibolca) und quer durch die Regenwälder im Osten des Landes, darunter die Cerro Silva Natural Reserve, um bei Punta Gorda in das Karibische Meer zu münden. Weitere nahe gelegene Schutzgebiete wie die Bosawás Biosphere Reserve oder die Indio Maíz Biological Reserve sind ebenfalls durch das Kanalprojekt bedroht.

Für die Kanalstrecke durch den Nicaraguasee (zum Vergleich: mit 8.000 km² ist dieser 16-mal größer als der Bodensee) muss eine Fahrrinne in dem durchschnittlich nur 10 Meter tiefen See ausgebaggert werden. Millionen Tonnen Schlamm würden aufgewirbelt und müssten an anderer Stelle im See oder an Land abgelagert werden.

Nicht nur die Bauarbeiten, auch der Betrieb des Kanals gefährdet das größte Trinkwasser-Reservoir Mittelamerikas. Dazu gehört der Eintrag von Salz und Öl durch die Schiffe sowie das Einschleppen invasiver Arten und Krankheiten, die die im See vorkommenden Arten verdrängen und bedrohen können.

Um ausreichend Wasser für die Schleusensysteme zu haben, soll zudem der Rio San Juan, der natürliche Abfluss des Nicaraguasees, mit Stauwehren versehen werden. Der Fluss bildet die Grenze zum benachbarten Costa Rica und fließt durch geschützte Feuchtgebiete (RAMSAR-Abkommen) zum Karibischen Meer.

Inzwischen sind allein von Seiten indigener Bevölkerungsgruppen 30 Klagen gegen den Regierungsbeschluss eingegangen. Beschwerdegegenstand ist unter anderem die ausgebliebene Konsultation bezüglich des Bauvorhabens.

Die neue Wasserstraße in Nicaragua soll dem von den USA kontrollierten Panamakanal Konkurrenz machen, der gerade für mehrere Milliarden US-Dollar von einem Firmenkonsortium um den spanischen Baukonzern Sacyr für mehr und größere Schiffe erweitertet wird.

Viele vermuten daher hinter dem Kanalprojekt in Nicaragua die chinesische Regierung. Sie wolle sich damit den Zugriff auf die Rohstoffe Lateinamerikas sichern, besonders die weltweit größten Ölvorräte in Venezuela sowie die Eisenerz- und Bauxitvorkommen in Brasilien. Mit der Baukonzession wurden auch umfangreiche Rechte zum Abbau von Rohstoffen sowie zur Landnutzung übertragen. Der Betreiberfirma Hong Kong Nicaragua Development (HKND) wurde beiderseits des Kanals ein jeweils 10 Kilometer breiter Landstreifen zur Verfügung gestellt, um dort Rohstoffe abzubauen, Straßen und Infrastrukturen anzulegen usw. Von allen ökonomischen und ökologischen Folgekosten wurde die Betreiberfirma hingegen freigestellt.

Film

- Arte-Bericht vom 13.5.2015: Nicaragua: Das verkaufte Land

- ARD-Fernsehbericht im Weltspiegel, 11.1.2015: Nicaragua - der Kanalbau

- ZDF 3-Sat, 5.6.2015: Chinas macht auf dem Meer

Presse

- Taz, 19.1.2015: Bau des Nicaragua-Kanal: Herr Wang und sein Kanal

- FAZ, 25.12.2014: Großprojekt in Nicaragua: Der Kanal von China

Englisch

- Nature Magazine, 19.2.2014: Conservation: Nicaragua Canal could wreak environmental ruin

- BBC, 8.7.2014: Nicaragua canal route: Atlantic-Pacific link unveiled

Sammlung von Dutzenden von Dokumenten zum Kanalprojekt auf der Webseite Evolutionsbiologie der Universität Konstanz

An­schreiben

An: Regierung von Nicaragua

Sehr geehrter Herr Präsident Ortega, sehr geehrte Damen und Herren Politiker,

das Projekt zum Bau des Nicaraguakanals verstößt gegen die Verfassung Ihres Landes, zahlreiche nationale Gesetze und mehr als zehn von Nicaragua unterzeichnete internationale Umweltverträge.

Die Kanaltrasse beeinträchtigt sieben Schutzgebiete und bedeutet die Zerstörung von 193.000 bis 400.000 Hektar Regenwald und Naturschätzen. Der Kanal bedroht die Wassersysteme und die Biodiversität des Landes. Er teilt das Land geografisch in zwei Hälften, in Nord- und Südnicaragua, und bedeutet, dass Tausende Einwohner umgesiedelt werden müssten.

Der ökologisch und ökonomisch sehr wichtige Nicaraguasee – das größte Süßwasserreservoir Zentralamerikas - würde durch Erdöl, Meersalz, Sedimente, Wassereintrübung und das Eindringen gebietsfremder Tier- und Pflanzenarten verseucht werden, mit katastrophalen Folgen, wie Wissenschaftler warnen.

Organisationen aus Nicaragua führen zudem natürliche Bedrohungen an wie das hohe Risiko von Erdbeben, Wirbelstürmen und Dürreperioden, die die Regierung nicht berücksichtigt hat.

Der Bau des Kanals hat auf die Menschen und deren Rechte gravierende Auswirkungen, unter denen schon jetzt die Einwohner leiden, einschließlich der Indigenen. Dazu gehören Polizeiattacken, Bedrohungen durch das Militär und illegale Verhaftungen von Personen, die gegen das Projekt protestieren.

Auf internationaler Ebene ist die Beschränkung der Rechte nicht akzeptabel. Und derartige Investitionsprojekte sind ohne vorherige, wissenschaftlich fundierte Umweltstudien als unverantwortlich anzusehen.

Ihre Regierung sollte daher das Projekt als undurchführbar erklären und es unverzüglich streichen.

Mit freundlichem Gruß

Die spanische Version des Schreibens finden Sie hier:
https://www.salvalaselva.org/mailalert/989/el-pueblo-de-nicaragua-dice-no-al-gran-canal

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