Gorillas im Virunga Nationalpark Berggorillas im Virunga Nationalpark (© RdR/Mathias Rittgerott) Fischer im Dorf Vitshumbi im Virunga Nationalpark Wenn Öl den Edwardsee verschmutzt, verlieren Fischer im Dorf Vitshumbi ihre Lebensgrundlage (© RdR/Mathias Rittgerott) Kinder in Kanya Bayonga Kinder in der Kleinstadt Kanyabayonga (© RdR/Mathias Rittgerott) Theateraufführung in der Kleinstadt Kanyabayonga am Virunga Nationalpark Eine Theatergruppe klärt über die Gefahren auf (© Réseau CREF)

Im Einsatz für Menschen und Gorillas zugleich

Vergiftet die Erdöl-Industrie bald das Kongo-Becken? Geht der Plan der Regierung in Kinshasa auf, zahlreiche Konzessionen zu vergeben, sind Regenwälder und der Virunga Nationalpark mit seinen Gorillas in Gefahr. Unsere Partnerorganisation Réseau CREF mobilisiert die Bevölkerung dagegen.

Projektübersicht

ProjektthemaTiere

Projektziel Bewahrung des Kongo-Beckens vor Öl- und Gasprojekten

Aktivitäten Aufklärung in Dörfern mittels Workshops und Theater

In der Kleinstadt Kanyabayonga spielt sich ein Drama ab: Die Förderung von Erdöl bringt Unheil und Not über die Region. Gewässer werden vergiftet, die Lebensgrundlagen von Menschen und Tieren werden zerstört... Zum Glück ist das bislang nur das Szenario eines Theaterstücks, mit dem eine Schauspieltruppe unterwegs ist.

Es könnte Wirklichkeit werden, wenn es der Regierung der Demokratischen Republik Kongo tatsächlich gelingt, Ölfirmen ins Land zu locken. Im Juli 2022 hat sie 27 Öl- und 3 Gasfelder zur Versteigerung ausgeschrieben. Mehrere davon befanden sich im sensiblen Ökosystem der Cuvette Centrale, dem größten Torfkomplex der Tropen. Neun überlappten mit Schutzgebieten – darunter der weltberühmte Virunga Nationalpark.

Die letzten Berggorillas

Dort leben, an den Hängen mehrerer Vulkane, einige der vom Aussterben bedrohten Berggorillas. Einige Gruppen sind an den Besuch von Menschen gewöhnt. In friedlichen Zeiten zieht das zahlungskräftige Touristen an. Für sie gibt es luxuriöse Unterkünfte – während die Bevölkerung in den umliegenden Dörfern in Armut leben. Vom Geld, das die Reisenden für das Naturerlebnis ausgeben, kommt bei den Einheimischen wenig an. Sie erleben den Nationalpark häufig als Einschränkung, weil sie beispielsweise dort kein Feuerholz sammeln dürfen. Die falschen Versprechen des Erdöl-Business von wirtschaftlichem Aufschwung könnten daher auf fruchtbaren Boden fallen.

Dabei ist der Nationalpark beladen mit gewaltsamen Konflikten. Im Schutzgebiet sind Milizen und Wilderer aktiv, regelmäßig kommt es zu Schießereien mit schwer bewaffneten Rangern. Darüber hinaus beklagt die Bevölkerung Übergriffe und Menschenrechtsverletzungen durch Parkwächter. Jetzt kommt die ökologische Bedrohung hinzu.

Unser Partner Réseau CREF

Im Oktober 2024 hat die Regierung die Versteigerung der Ölfelder zwar plötzlich abgebrochen. Doch Umweltschützer ließen sich davon nicht blenden. Die zwischenzeitliche Aufgabe der Vergabe sei lediglich ein „Etappensieg in einem langen Kampf“, sagte der Präsident der Umweltschutzorganisation Réseau CREF, François Biloko. Die Regierung werde ihr Ziel hartnäckig weiterverfolgen, Profit aus dem Öl und Gas zu ziehen. Und tatsächlich: kurze Zeit nach dem Abbruch hat sie die Vergabe der Lizenzen erneut gestartet.

Doch Réseau CREF ist für den Kampf gewappnet. Die Aktivistinnen und Aktivisten sind seit dem Jahr 2018 ein Partner von Rettet den Regenwald und haben reichlich Erfahrung darin, der Bevölkerung die Gefahren durch das Erdöl-Business vor Augen zu führen. Insbesondere rund um die Ölfelder in den Provinzen Nord-Kivu und Ituri. Die Umweltschützer waren bereits 2014 daran beteiligt, die Ölfirma SOCO aus dem Virunga-Gebiet in die Flucht zu schlagen.

Um die Menschen für die Gefahren des Öl-Business zu sensibilisieren, organisiert Réseau CREF regelmäßig Workshops. Während einer Reise in den Kongo Ende 2021 haben wir das Team in der Kleinstadt Kanyabayonga begleitet. Im ersten Stock eines Hauses hatten sich damals rund 25 Vertreter kleiner Organisationen versammelt. Einige unterstützten beispielsweise Fischer am Eduardsee, andere machten sich für Jugendliche oder Kleinbauern stark.

Clarice Butsapu, Mitarbeiterin von Réseau CREF, warnt eindringlich vor den falschen Versprechen der Erdölindustrie. „Arme Leute sehen wenig Grund, sich für den Schutz der Natur und des Nationalparks einzusetzen, wenn sie das Gefühl haben, der Park zementiere ihre Armut.“

Um die Bevölkerung direkt zu erreichen, ist zudem eine Schauspielgruppe im Auftrag von Réseau CREF in der Provinz Nord-Kivu unterwegs. „Das Theaterstück motiviert die Leute, sich aktiv für den Schutz der Umwelt und ihrer Rechte einzusetzen“, sagt Biloko. Filmvorführungen und Radiosendungen gehören ebenso zum Repertoire der Organisation. Die in der Region bekannten Musiker Mulyaboss und DJ Shukra haben eigens ein Lied für die Kampagne geschrieben. „Mit klarer Sprache für eine komplexe Thematik“, sagt Clarice Butsapu.

Arbeit unter schwierigen Bedingungen

Erschwert wird das Leben der Menschen und die Arbeit des Réseau CREF durch die verheerende Sicherheitslage im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Mehr als 100 bewaffnete Gruppen treiben dort ihr Unwesen, auch im Virunga Nationalpark. Als wäre das nicht genug, bedroht der Vulkan Nyiragongo insbesondere die Einwohner von Goma. Als er am 22. Mai 2021 zuletzt ausbrach und Teile der Millionenstadt zerstörte, stand Rettet den Regenwald mit finanzieller Notfallhilfe an der Seite der Aktivisten des Réseau CREF.

Ob das Erdöl-Business eines Tages im Kongo-Becken einfällt und das Drama des Theaterstücks wahr wird, ist nicht vorherzusagen. Die Aktivisten von Réseau CREF werden daher unermüdlich in Orte wie Kanyabayonga fahren, die Bevölkerung informieren und ihre Warnung wiederholen. Den Filmprojektor im Gepäck, die Schauspieltruppe im Schlepp.

Bestellen Sie jetzt unseren Newsletter

Bleiben Sie mit unserem Newsletter am Ball – für den Schutz des Regenwaldes!