Trotz gegenteiliger Berichte: Der Raubbau in Malaysia geht weiter
In den letzten Wochen zeigte das Fernsehen einige Berichte über Holzwirtschaft in Malaysia. Angeblich wird in dem pazifischen Inselstaat immer mehr Tropenholz umweltverträglich gewonnen. So war zu sehen, wie dicke Baumstämme schonend mit Seilwinden statt Bulldozern aus dem Wald herausgezogen werden. Leider entstand ein völlig verzerrtes Bild von der Realität in Malaysia, denn bei den gezeigten Projekten handelt es sich nur um kleine Versuchsgebiete. Die Umweltgruppen begrüssen Ansätze zu einer verbesserten Forstwirtschaft, und wenn sich die Zustände tatsächlich verbesserten, wären wir alle sehr froh. Leider ist das Gegenteil der Fall, der Raubbau geht schneller denn je voran, inzwischen plündern malaysische Konzerne auch die Nachbarstaaten, um ihre Sägewerke vollzubekommen.
Malaysia ist kein armes Entwicklungsland. In der Hauptstadt wird gerade das höchste Bürogebäude der Welt gebaut. Erdöl und Computerchips bestimmen die Zukunft. Rücksichtslose Politiker verdienen Millionen an der Zerstörung der Wälder, Menschenrechte haben da keinen Platz. Besonders schlecht geht es dem Penan-Volk auf Borneo, sie kommen in dem jüngst gezeigten Fernsehfilm nicht einmal zu Wort. Rettet den Regenwald dokumentiert die traurige Geschichte des Waldvolkes in Sarawak. Sie haben die Verbraucher der Welt aufgefordert: „Kauft nicht das Holz aus unseren Wäldern und aus den Wäldern anderer Waldvölker. Ihr habt die Welt, lasst uns den Wald."
Die Penan am oberen Baram - eine Chronik
Im Juni 1991 errichteten die Penan eine Blockade gegen die Holzfirmen nahe des Dorfes Long Ajeng. Diese Blockade wurde im Februar 1992 aufgelöst. Im Februar 1993 bauten etwa 1000 Penan aus 20 Dörfern eine neue Blockade am Sebatou Fluss. Während dieser Zeit war das Betreten des gesamten Gebietes polizeilich verboten. Ein japanisches TV-Team schaffte es dennoch, in das abgeriegelte Gebiet zu gelangen.
Am 28. September wurde die Penan Blockade am Sebatu Fluss von der Polizei gewaltsam aufgelöst (Regenwald Report 3/93), die Sicherheitskräfte warfen unter anderem Kanister mit Tränengas in die Menge der Demonstranten. Elf Penan wurden verhaftet, zahlreiche Menschen wurden durch das brutale Vorgehen der Polizei verletzt. Eigentum und Lebensmittel der Penan wurden während des Einsatzes gestohlen oder zerstört. Als Folge des Tränengaseinsatzes wurden viele Penan schwer krank, unter ihnen der kleine Sonny Laot, 4 Jahre alt. Er starb am 15. Oktober 1993 in Long Sait. Dasselbe Schicksal ereilte Geran Ten. Der medizinische Dienst weigerte sich ihn zu behandeln; er starb im September 1994.
Seit Jahren schon ist die Police Field Force in dem Penan Gebiet stationiert. Nach alarmierenden Berichten von Drohungen, Einschüchterung und verwundeten Penan appellierten 18 malaysische Organisationen im Mai 1994 an die Regierung, .eine unabhängige Untersuchung in dem Gebiet durchzuführen. Da sie keine Antwort bekamen, beschlossen sie selbst eine Untersuchung durchzuführen. In einem Bericht vom 30. September 1994 beklagen Penan aus 15 Gemeinschaften die massiven Menschenrechtsverletzungen in ihrer Heimat. Darunter die Vergewaltigung eines 14jährigen Mädchens und die Zerstörung von Ackerland durch die Holzfäller. Kein Penan am oberen Baram kann sich mehr frei bewegen, ohne um seine Sicherheit zu fürchten. Polizei und Holzfäller haben gedroht, jeden umzubringen der etwas gegen den Holzeinschlag unternimmt.
Im März 1995 schickten 4 malaysische Gruppen ein Untersuchungsteam in das Gebiet. Nach dieser Mission gingen 28 Vertretern aus 16 Penandörfern nach Kuching, und forderten die Behörden auf, ihre Wälder zu schützen.
„Habt ein starkes Herz.
Erfolg heißt: ein Stück Urwald zu bewahren!" Sava Megut, Penan.
Marudi Baram, Sarawak, November 1995
Neue Penan-Blockade gegen Holzkonzern
Die Blockade wurde am Samstag den 11. November errichtet. Penan Chief Encik Ajeng Kiew: „Dieses Waldgebiet ist das letzte was uns noch geblieben ist". Die Penan berufen sich auf das überlieferte Gesetz „Adat", wo ihre traditionellen Landrechte verankert sind. Laut „Adat" haben die Holzfäller kein Recht, ohne Einwilligung der Bewohner in die Wälder einzudringen.
Die Penan haben wiederholt an die Firma appelliert, das Gebiet zu verschonen. Die umliegenden Areale sind durch den Holzeinschlag bereits weitgehend zerstört, die Flüsse Savan und Apoh sind verschmutzt . Fische und Wildtiere verschwunden. Die Versorgung der Penan hat sich damit dramatisch verschlechtert.
Die Waldbewohner fordern nun die Regierung Sarawaks auf. sich ihrer Probleme anzunehmen und die Aktivitäten der besagten Firma zu stoppen. Sollte der Appell ungehört verhallen, werden sie den friedlichen Widerstand aufgeben - die Penan Sind entschlossen, ihren letzten intakten Lebensraum zu verteidigen.
Quelle: Sahabat Alam Malaysia
„Wir bitten all unsere „Verwandten", wo immer Ihr seid. Sprecht stark mit unserer Regierung, damit sie die Companies stoppt und unsere Gebiete schützt." Unterzeichnet von 13 Penan Dorfschaften