RegenwaldReport 01/1995
Perus Garten Eden - Die Ölbarone blasen zum Angriff
Noch erstreckt sich der Dschungel mit seinen mäandren Flüssen schier endlos durch Madre de Dios. Doch der Kuchen ist schon aufgeteilt - das Paradies wurde in "Blocks" für die Ölförderung zerlegt.
„Mit Mobil Oil begann unser Leidensweg. Sie bauten einen Flughafen und zerstörten dafür unsere Pflanzen. Sie verseuchten unsere Flüsse mit Öl und chemischen Abfällen. Mit Caterpillars zerstörten sie unsere Häuser. Sie jagten unsere Tiere. Sie missbrauchten unsere Frauen und liessen sie mit Kindern zurück. Sie brachten uns viele neue Krankheiten, mit denen wir noch heute zu kämpfen haben." Dies sind die Klagen der Aguaruna und Huambisa Indianer in Nordperu. Seit Mobil hier 1968 Einzug hielt, hat sich das Leben der Ureinwohner dramatisch verändert. Seit den 70er Jahren ist viel passiert, neue Technologien wurden entwickelt, die Ölkonzerne sind vorsichtiger geworden, seit sie unter den kritischen Augen der Öffentlichkeit arbeiten. Doch die Indianer von den Flüssen Maranon und Santiago haben ihre eigenen Lehren aus der Vergangenheit gezogen: „Die Geschichte der Leiden, die uns die Ölkonzerne zufügten, lehrt uns, dass wir weder an das gesprochene noch an das geschriebene Wort dieser Firmen glauben können." Wen wundert's, dass das Misstrauen entsprechend gross ist, wenn Mobil jetzt die grossflächige Erschliessung des Urwald-Departments Madre de Dios in Südperu plant und dabei nicht mit vollmundigen Versprechungen geizt. So behutsam will der Konzern mit der Natur umgehen, dass die Ölproduktion sogar mit einem Nationalpark in Einklang zu bringen ist. In Lima lud Mobil peruanische Umweltschützer zum Gespräch. Mitnehmen konnten sie immerhin die Zusage des Konzerns, dass in Tambopata Candamo keine Strasse gebaut wird. Wir bleiben skeptisch. Sollen Arbeitskräfte und Geräte ausschliesslich mit Booten transportiert werden? Was wird aus den Flussbewohnern, allen voran den empfindlichen Riesenottern, wenn die Flüsse zu Hauptverkehrsstrassen werden? Um ÖI zu transportieren, müssen Pipelines durch den Dschungel gebaut werden. Es müssen Unterkünfte für das Personal gebaut werden. Die Arbeiter wollen versorgt sein mit Lebensmitteln und hygienischem Komfort. Uns ist bisher noch kein einziges Beispiel bekannt, bei dem Ölförderung ohne adäquate Infrastruktur, das heisst Strassenbau, durchgeführt werden konnte. Zur Zeit verhandelt Mobil mit der peruanischen Regierung über die Vergabe von Konzessionen für die Probebohrungen. Eigentlich ein Anzeichen, dass die Voruntersuchungen in Madre de Dios für den Konzern erfolgversprechende Ergebnisse gebracht haben. Herbert Mannchen, Pressesprecher von Mobil in Hamburg, sieht das anders: „Das hat nichts zu sagen. Die Auswertungen der Untersuchungen vom letzten Jahr sind noch gar nicht abgeschlossen." Auch die endgültige Ausschreibung des Nationalparks durch die peruanische Regierung wird immer weiter hinausgeschoben, seit im Schutzgebiet Öl vermutet wird. Nach Angaben von Conservation International in Lima fehlt nur noch eine einzige Unterschrift: die des Präsidenten Fujimori. Der aber hat im Moment ganz andere Sorgen: Am 9. April sind in Peru Wahlen. Die Tambopata Research Society und Royal Botanie Gardens in London haben die Regierung Perus bereits schriftlich aufgefordert, den Nationalpark so schnell wie möglich auszuweisen, um die einmalige Tier- und Pflanzenwelt in dieser Region zu bewahren. Ihre Mitglieder hat die Londoner Umweltorganisation aufgerufen, „Mobil-Tankstellen zu meiden". Herbert Mannchen von Mobil Oil gegenüber Rettet den Regenwald: „Noch ist nichts entschieden." Damit hat er völlig recht. s.b. Rettet den Regenwald bietet Diativorträge zum Thema Ölförderung in tropischen Regenwäldern an. Termin nach telefonischer Vereinbarung.